Bankhaus Delbrück

Bankhaus Delbrück

Delbrück & Co., ab 1857 Delbrück Leo & Co., ist eine der ältesten Privatbanken Deutschlands. Sie wurde im Jahre 1712 gegründet.

Inhaltsverzeichnis

Unternehmensgeschichte

David Splitgerber und Gottfried Adolph Daum gründen 1712 in Berlin ein Handelsunternehmen, welches als Finanzierungsstelle für Waffen und Munition des preußischen Staates fungierte. Die Gebrüder Johann Jacob und David Schickler, Verwandte der Gründer, übernehmen 1764 das Handelshaus und erweitern das Geschäftsgebiet durch die Finanzierung von Unternehmensgründungen; die Umbenennung erfolgt 1795 in „Gebrüder Schickler“.[1] Im Jahre 1857 kommt es dann zur Gründung des Hauses „Delbrück Leo & Co.“ durch Adelbert Delbrück in Berlin, nachdem die Gebrüder Schickler ein eigenes Bankhaus gegründet hatten. Das Haus wird zum finanziellen Begleiter junger Großunternehmen wie Siemens, Krupp u. a. Sein neuer Inhaber Adelbert Delbrück ist 1870 Gründungsmitglied mit weiteren Gesellschaftern der Deutschen Bank AG, wo er von 1871 bis zu seinem Tod 1890 als Vorsitzender des Aufsichtsrats fungiert. Felix Koenigs, ein jüngerer Bruder von Ernst Friedrich Wilhelm Koenigs, begann im Jahre 1866 eine Ausbildung bei dem Bankhaus, wo er zum Prokurist und ab 1878 bis 1901 zum Teilhaber aufstieg. Nach ihm sind in Berlin-Grunewald der „Koenigssee“ und die „Koenigsallee“ benannt. Im Jahre 1910 erfolgt die Fusion der „Gebrüder Schickler & Co.“ mit „Delbrück Leo & Co.“ zum Bankhaus „Delbrück Schickler & Co.“ durch Ludwig Delbrück. 1919 kommt es zur Gründung der Schwestergesellschaft „Delbrück von der Heydt & Co.“ durch Eintritt des Gesellschafters Karl von der Heydt in Köln. Diese Bank bildet vom September 1921 bis Februar 1923 einen 20-jährigen jungen Mann aus, der sein Studium der Wirtschaftswissenschaften nach einem Semester abbrach: Hermann Josef Abs. Dieser kommt nach einem Auslandsaufenthalt 1929 zurück zum Berliner Stammhaus „Delbrück Schickler & Co.“, bevor er 1937 in den Vorstand der Deutschen Bank wechselt.[2] Eine weitere Fusion folgt 1968 durch den Zusammenschluss der Schwestergesellschaften „Delbrück Schickler & Co.“, „Delbrück & Co.“ und 1970 durch Eintritt des Gesellschafters Peter von der Heydt Freiherr von Massenbach zur Firma „Delbrück von der Heydt & Co“.

Beim Bankhaus Delbrück wurden vom seinerzeitigen Chef der Reichskanzlei Hans Heinrich Lammers erhebliche Teile des Vermögens Hitlers angelegt.

Krise

Seit August 2001 litt die kleine Privatbank an einer Krise, weil risikobehaftete Kredite zu Wertberichtigungen in Höhe von 80,9 Mio. Euro (bei einem Kommandit-Kapital von 60 Mio. Euro) zwangen. In der Krisenphase wurde auch die Rückzahlung einer Einlage von 17 Mio. Euro an den Stadtplan-Verlags-Erben Alexander Falk fällig, die die Bank durch Verpfändung von Aktien der Berliner Aktiengesellschaft für Industriebeteiligungen (Beag) besichert hatte. Mit dieser Einlage wollte sich Falk unternehmerischen Zugang zur Bank verschaffen, denn zuvor hatte er sich bereits mit 68 Prozent am Berliner Bankhaus „Oswald Kruber KG“ beteiligt.[3] Kurz darauf stieg er bei „Hornblower Fischer“ ein, zu denen die Kruber-Bank gehörte. Die Kölner Privatbankiers hatten jedoch kein Interesse an einem unternehmerischen Engagement von Falk. Die Krise der Bank zwang jedoch zur Aufnahme neuer Gesellschafter.[4] Im September 2002 schließlich verliert die Bank ihre Selbständigkeit und wird von der ABN AMRO N.V. übernommen.

Gründung der Deutschen Bank AG

Bereits seit dem Frühjahr 1869 hatte Adelbert Delbrück die Idee, „eine große Bank zu schaffen, hauptsächlich für den überseeischen Handel, die uns unabhängig machen sollte von England und den Kreditgewährungen, die der deutsche Kaufmann nur in London fand und suchen konnte“.[5] Das Gründungskomittee bestand aus 6 Mitgliedern, nämlich neben Delbrück noch Victor Freiherr von Magnus, Hermann Zwicker, Adolph vom Rath, Gustav Kutter und Gustav Müller. Das Statut wurde am 10. März 1870 durch das preußische Handelsministerium genehmigt. Es war erst die zweite Konzession für eine Aktienbank nach dem A. Schaaffhausen’schen Bankverein im Jahre 1848.

Einzelnachweise

  1. Nadja Stulz-Herrnstadt: Berliner Bürgertum im 18. und 19. Jahrhundert: Unternehmerkarrieren un Migration, Familien und Verkehrskreise in der Hauptstadt Brandenburg-Preussens, die ältesten der Korporation der Kaufmannschaft zu Berlin. 2002, S. 122, ISBN 3-11-016560-0. "Google-Buchsuche" mit Genealogie
  2. Nachlassdatenbank über Hermann Josef Abs
  3. Investorengespräche beim Bankhaus Delbrück liegen im Zeitplan. In: Die Welt, 26. August 2002
  4. Traditionsbank Delbrück & Co. gerät in Turbulenzen. In: Handelsblatt, 17. Januar 2002
  5. Carsten Burhop: Die Kreditbanken in der Gründerzeit. 2004, ISBN 3-515-08413-4, S. 92. "Google-Buchsuche"

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