Thilo Weichert

Thilo Weichert
Thilo Weichert auf der Demonstration "Freiheit statt Angst"

Thilo Weichert (* 30. Oktober 1955 in Marbach am Neckar) ist ein deutscher Jurist und Datenschutzexperte.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Weichert studierte Rechts- und Politikwissenschaften an den Universitäten Freiburg und Genf. Weichert promovierte mit einer Arbeit zum Datenschutz im strafrechtlichen Ermittlungsverfahren. Von 1984 bis 1986 war er Mitglied des Landtags von Baden-Württemberg in der Fraktion der Grünen. Sein Mandat nahm dann Klaus-Dieter Käser ein. Es folgten ausgedehnte Auslandsaufenthalte in Frankreich, den USA und der Dominikanischen Republik. Beruflich war Weichert als Rechtsanwalt in Freiburg, parlamentarischer Berater in Stuttgart und Dresden, Publizist sowie als Hochschuldozent in Freiburg und Hannover tätig. 1991/1992 war er zudem juristischer Berater der Bürgerkomitees zur Auflösung der Staatssicherheit und von 1992 bis 1998 Referent beim Landesbeauftragten für den Datenschutz Niedersachsen. 1998 wurde Weichert stellvertretender Landesbeauftragter für den Datenschutz Schleswig-Holstein; 2000 wurde er zudem stellvertretender Leiter des Unabhängigen Landeszentrums für Datenschutz Schleswig-Holstein (ULD).

Seit dem 1. September 2004 ist er der Datenschutzbeauftragte des Landes Schleswig-Holstein und Leiter des ULD, am 17. September 2009 wählte der schleswig-holsteinische Landtag Weichert einstimmig für weitere fünf Jahre zum Leiter des ULD. Bis 2004 war Weichert Vorsitzender der Deutschen Vereinigung für Datenschutz.

2003 war Weichert als Nachfolger für den damaligen Bundesdatenschutzbeauftragten Joachim Jacob im Gespräch. Nicht zuletzt wegen seines persönlichen Engagements für mehr Bürgerrechte und gegen einen starken Staat wurde Weichert jedoch als nicht mehrheitsfähig angesehen. Stattdessen wählte der Deutsche Bundestag Peter Schaar zum Nachfolger Jacobs.

Im Oktober 2008 wurde er vom Bund Deutscher Kriminalbeamter als Nachfolger des derzeitigen Bundesdatenschutzbeauftragten Peter Schaar vorgeschlagen.

Facebook

Thilo Weichert kämpft in seiner Funktion als oberster Datenschutzbeauftragter Schleswig-Holsteins seit geraumer Zeit dafür, dass Facebook keine Profile von Benutzern des Bundeslands in den Vereinigten Staaten speichert. Viele Datenschützer anderer Bundesländer haben Weichert in seiner Kritik unterstützt.[1] Zeitweilig drohte Weichert den Betreibern von Webseiten mit einer Facebook-Anbindung Ordnungsgelder von bis zu 50.000 Euro öffentlich an. Im Oktober 2011 kam Bewegung in den Streit, da Facebook eine Prüfung der technischen Notwendigkeit angekündigt hat.[2] Thilo Weichert zeigte sich zuversichtlich, den Konflikt mit den angekündigten Maßnahmen beenden zu können.

Werk (Auswahl)

  • Informationelle Selbstbestimmung und strafrechtliche Ermittlung – Zum verfassungskonformen Technikeinsatz im Strafverfahren. Diss. jur., Centaurus-Verlag, Pfaffenweiler 1990, ISBN 3-890-85515-6
  • Kommentar zum Ausländerzentralregistergesetz. Luchterhand-Verlag, Neuwied 2001, ISBN 3-472-03534-X
  • Kriminalitätsbekämpfung oder lückenlose Überwachung? – Die Vorratsdatenspeicherungs-Debatte. 2002. Download als PDF-Datei (80 KByte) von der Website der Deutschen Vereinigung für Datenschutz
  • Sicherheit, Kriminalität und Grundrechte in der informatisierten Risikogesellschaft. In: Humanistische Union e. V. (Hrsg.): Innere Sicherheit als Gefahr. 1. Auflage, Berlin 2003, S. 19–31, ISBN 3-930416-23-9
  • Sicherheitsbehördliche Datenverarbeitung – Bestand und Perspektiven. In: Humanistische Union e. V. (Hrsg.): Innere Sicherheit als Gefahr. 1. Auflage, Berlin 2003, S. 303–314, ISBN 3-930416-23-9
  • Von der Notwendigkeit der Reform der deutschen Geheimdienste nach dem 11. September; 2003. Download als PDF-Datei von der Website der Deutschen Vereinigung für Datenschutz
  • Die elektronische Gesundheitskarte. In: Datenschutz und Datensicherheit 2004, S. 391–403. Download als PDF-Datei (136 KByte).

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Facebook: Kritik von Datenschützern wird lauter, 25. August 2011
  2. Facebook: Bewegung im Datenschutzstreit mit Schleswig-Holstein, 21. Oktober 2011

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