Thor Heyerdahl

Thor Heyerdahl
Thor Heyerdahl

Thor Heyerdahl (* 6. Oktober 1914 in Larvik, Norwegen; † 18. April 2002 in Colla Micheri, Andora, Italien) war ein norwegischer Anthropologe, Zoologe, Geologe, Ethnologe, Botaniker und Abenteurer. Er gilt als ein Praktiker der experimentellen Archäologie.

Inhaltsverzeichnis

Leben

„Wenn Sie mir als 17-Jährigem gesagt hätten, ich würde auf einem Floß über das Meer segeln, hätte ich vollständig geleugnet, dass das in Frage kommt. Zu dieser Zeit war ich wasserscheu.“

Thor Heyerdahl studierte in Oslo Zoologie und Geographie und bildete sich in Anthropologie weiter.

Während er sich 1940 im Rahmen einer Expedition in Bella Coola (British Columbia, Kanada) aufhielt, wurde Norwegen von Deutschland besetzt. Dadurch war es ihm nicht möglich, nach Norwegen zurückzukehren. Nach längerer Arbeitslosigkeit, in der er lediglich einige Hilfsarbeitertätigkeiten annehmen konnte, gelang es ihm mit Hilfe eines norwegischen Landsmannes, eine Anstellung in einer Werft zu erlangen, in der die Liberty-Frachter gebaut wurden. Heyerdahl entschloss sich, am Kampf für die Befreiung Norwegens teilzunehmen und meldete sich daher freiwillig im norwegischen Rekrutierungsbüro. Nach einer Ausbildung zum Luftwaffen-, Heeres- und Marinefunker sowie einer Fallschirmspringerausbildung wurde er in Nordostnorwegen in der Finnmark eingesetzt.

Heyerdahl bewies als erster und unwiderlegbar die Verfügbarkeit von hochseetüchtigen Schilfbooten und Balsaflößen für interkontinentale Kontakte von vorkolumbischen Völkern.

Er beteiligte sich an vielen Expeditionen (u. a. zur Osterinsel) und archäologischen Projekten. Seine letzten Lebensjahre verbrachte er überwiegend auf Teneriffa, deren Pyramiden von Güímar er überregional bekannt machte.

Heyerdahl wurde mit zahlreichen Medaillen und Preisen ausgezeichnet. Universitäten in Europa, Nord- und Südamerika verliehen ihm insgesamt elf Ehrendoktortitel.

Einer der Navigatoren (Detlef Soitzek) der Tigris-Expedition benannte 1982 ein dreimastiges Traditionssegelschiff, das er mit einem anderen Segelbootliebhaber gekauft hatte und instandsetzte, nach Heyerdahl (siehe Thor Heyerdahl (Schiff)).

Die originalen Schiffe Kon-Tiki und Ra II sowie Nachbauten weiterer Fahrzeuge kann man heute im Kon-Tiki-Museum besichtigen, das Teil des Norwegischen Seefahrtsmuseums in Oslo ist. Im Park Piramides de Güimar (in Güimar, Teneriffa) befindet sich ein weiteres, kleines Museum mit dem Nachbau eines Schiffes.

Thor Heyerdahl starb 2002 im Alter von 87 Jahren in Italien an einem Gehirntumor.

Expeditionen

Fatu Hiva

Seit seiner Kindheit träumte Heyerdahl von einem Leben auf einer einsamen Insel. Mit seiner ersten Frau Liv verwirklichte er diesen Traum 1937–38 auf Fatu Hiva, Marquesas-Gruppe. Dort lebten sie, abgeschieden von der Zivilisation, rund ein Jahr lang und verzichteten im Alltag auf alle technischen Hilfsmittel.

Neben der Verwirklichung des Traums von der Rückkehr zu einem natürlichen Leben standen für Heyerdahl erst zoologische und dann zunehmend ethnologische und archäologische Untersuchungen im Mittelpunkt seines Aufenthalts. Er fand steinerne Statuen, die Ähnlichkeiten mit Statuen in Südamerika haben. Außerdem erzählte ihm ein alter Einheimischer von der mythischen Herkunft seines Volkes aus dem Osten. Diese Hinweise motivierten Heyerdahl die These einer Besiedelung Polynesiens von Südamerika zu vertreten.

British Columbia

Auf einer Expedition im Nordwesten Amerikas (1940–1941) wurden Heyerdahl Fotos gezeigt, auf denen Menschen, Felszeichnungen, Steinäxte und Götterfiguren zu sehen sind. Die Fotos erinnerten ihn an Fatu Hiva, stammten aber aus dem Bella-Coola-Tal (British Columbia) an Nordamerikas Westküste. Heyerdahl stellte fest, dass der Philippinenstrom (Japanstrom) von Asien Richtung Nordwestamerika geht und dann nach Hawaii und Polynesien abbiegt. Auch der Passatwind verläuft von Nordwestamerika nach Polynesien. Heyerdahl stellte die These auf, dass es möglich sei, auf einem Boot, unterstützt durch den Philippinenstrom und den Passatwind, von Nordwestamerika nach Polynesien zu gelangen.

Von Entdeckern und Forschern wurde bereits öfter auf die Ähnlichkeiten zwischen Polynesien und der Nordwestküste Amerikas hingewiesen, niemand hatte aber bislang eine Erklärung dafür. Eine Verbreitung von Polynesien nach Nordwestamerika hielten die Forscher für ausgeschlossen. An eine Wanderung in umgekehrter Richtung war bis dahin noch gar nicht gedacht worden.

Weitere Übereinstimmungen von Polynesien und der Nordwestküste Amerikas waren das Fehlen von Keramik und Webarbeiten, Erdöfen zur Speisenbereitung, Kleidung aus Rinde, die in Wasser eingeweicht und dann mit Schlegeln weichgeklopft wurde, Steinäxte, Ähnlichkeiten bei Angelhaken, Streitkeulen, Musikinstrumenten und anderen Gebrauchsgegenständen, seetüchtige Doppelkanus sowie ähnliche Gebräuche.

Im Herbst 1949 fand in New York der XXIX. Internationale Amerikanistenkongress statt, auf dem die Archäologen Ekholm und Robert von Heine-Geldern eine Ausstellung arrangierten. Sie bewiesen unter anderem, dass die eigentümlichen Angelhaken der Polynesier aus Knochen, Muscheln und Stein mit solchen, die an der Pazifikküste Nord- und Südamerikas ausgegraben wurden, nahezu identisch waren.

Kon-Tiki

Bekannt wurde Heyerdahl durch seine Kon-Tiki-Expedition im Jahre 1947. Diese Expedition zeigte, dass es keine technischen Gründe gab, die die Einwohner Südamerikas von der Besiedelung Polynesiens abhielten. Heyerdahl hielt eine Besiedlung Polynesiens von Asien aus nicht für unmöglich, aber für schwierig, da sie gegen die Richtung des Humboldtstromes und des Passatwindes verläuft. Heyerdahls Theorie geht von zwei Hauptbesiedlungswellen aus:

  • Die erste von Südamerika mit der Strömung des Humboldtstroms und des Passatwindes westwärts nach Polynesien.
  • Die zweite von Südostasien, dem Japanstrom folgend, über British Columbia nach Hawaii und von dort weiter nach Polynesien.
Kon-Tiki Museum Oslo
Kon-Tiki im Kon-Tiki-Museum

Für die Expedition gingen Heyerdahl und sein Team nach Südamerika, um dort aus Baumstämmen aus Balsa-Holz und anderem dort heimischem Material ein Floß zu bauen, mit dem sie den Pazifischen Ozean nach Polynesien überquerten. Die einzige moderne Ausrüstung an Bord waren Funkgeräte. Als Nahrung hatten sie Kokosnüsse und Ananaskonserven an Bord. Außerdem fingen sie einen Teil ihrer Nahrung im Meer. Der Dokumentarfilm über die Expedition wurde mit einem Oscar ausgezeichnet.

Heyerdahl wies nach, dass ein Floß aus frisch geschlagenem Balsaholz ca. zwei Jahre schwimmfähig ist. Heyerdahl ist Wiederentdecker der vergessenen Kunst, ein Floß perfekt steuern zu können. Mit Hilfe von Segeln und Guaras (Steckschwertern) ist es möglich, sämtliche Richtungs- und Wendemanöver auszuführen und auch gegen den Wind zu kreuzen (vor Ecuador 1953).

Im August 1952 wurde in Cambridge der XXX. Internationale Amerikanistenkongress eröffnet. Heyerdahl wurde eingeladen, da man den jungen Aufrührer mit Argumenten durchlöchern wollte. Die meisten Wissenschaftler waren skeptisch und gingen davon aus, dass dies seine erste und letzte Begegnung mit der internationalen Fachwelt sein würde. Die meisten Gelehrten waren erstaunt, dass ein primitiver Floßfahrer sich wie ein Akademiker ausdrücken konnte, und er beendete unter Beifall seinen ersten Vortrag. Nach dem dritten Vortrag erklärte der kanadische Anthropologe Professor Reginald Ruggles Gates, dass die letzten Ergebnisse der Blutforschung für die Richtigkeit der Auffassung Heyerdahls sprachen. Der Diskussionsleiter der Vorträge, der dänische Wissenschaftler Professor Kaj Birket-Smith, eigentlich kein Freund von Heyerdahls Theorien, dankte ihm und hob die ungewöhnliche Bedeutung seiner Forschung hervor.

Galápagosinseln

Hier führte Heyerdahl von 1952 bis 1953 eine archäologische Expedition durch. Die Galápagos-Inseln liegen 950 bis 1300 km vom Festland entfernt. Dort wurden zahlreiche Keramikscherben aus unterschiedlichen Gegenden und Kulturepochen von Nordperu und Ecuador gefunden. Die ältesten Funde entstammen der Mochica-Kultur (300–800 n. Chr.) und der Tiahuanaco-Kultur (540–900 n. Chr.). Die Ursprungsgebiete der Keramiken erstrecken sich auf einen 1500 km langen Küstenstreifen.

Die Inseln mussten demnach über einen Zeitraum von mehr als 1000 Jahren als Stützpunkt für Floßfahrten benutzt worden sein.

Mehrere amerikanische Gelehrte begannen zu zweifeln, dass die großen Indianerkulturen wirklich so isoliert gewesen waren, wie man bisher geglaubt hatte. Es gibt Hinweise auf eine direkte Seeverbindung zwischen Mexiko und Peru/Ecuador, belegt durch archäologische Funde von S. K. Lothrop, Dr. Michael D. Coe und anderen.

Peru, Bolivien, Kolumbien

Feldstudien (1954) von vor-inkaischen Ruinenstädten vom Titicacasee (Peru) ausgehend über Bolivien bis hinauf nach Kolumbien.

Osterinsel

Archäologische Expedition (1955–1956). Heyerdahl nahm an, dass es mindestens zwei Einwanderungswellen gab. Eine erste kleinere aus Südamerika und eine zweite größere aus Polynesien. Diese Theorie stützte er darauf, dass das Schilf, das man am Titicacasee (im heutigen Peru) für die Boote verwendete (Scirpus totora), mit dem Schilf, das das Osterinselvolk im Kratersee anpflanzte, identisch ist. Ebenfalls aus Südamerika stammt der Toromiro-Baum, Lycium carolinianum (Busch mit essbaren Beeren), Cyperus vegetus (Frischgrünes Zypergras, essbare Wurzeln) und Polygonum acuminatum (Vogelknöterich-Art, eine Süßwasserpflanze, die in Peru und auf der Osterinsel medizinisch verwendet wird). Auch war die wichtigste Pflanze der Osterinsel die Süßkartoffel, von den Insulanern Kumara genannt. Botaniker haben bewiesen, dass die Pflanze südamerikanischer Herkunft ist. Der Name Kumara wurde auch von den Indianern Perus verwendet. Flaschenkürbis, Gemüse- und scharfe Paprika sind weitere südamerikanische Pflanzen, die auf der Osterinsel angebaut wurden.

Es ist belegt, dass der spanische Kapitän de Cadres im 16. Jahrhundert von einem Indianer die genaue Segelanweisung zu der Osterinsel bekam. Genannt werden die am besten geeigneten Häfen für den Start, Arica und Ilo, weiter die Dauer bis zu dem unbewohnten Vogeleiland Sala y Gómez, zwei Monate. Dann muss diese Insel links liegen gelassen werden. Die Reise wird vom Passatwind und vom südlichen Bogen des äußeren Peru-Stromes begünstigt.

Zwar bestehen aus den genannten Gründen keine Zweifel an indianischen Kontakten zur Osterinsel. Neuere archäologische, genetische und sprachwissenschaftliche Erkenntnisse haben aber die Theorie der erstmaligen Besiedelung der Insel von Südamerika aus widerlegt.

Heyerdahl führte auch einige praktische Experimente mit den Moais durch. Diese waren bei seiner Ankunft größtenteils umgestürzt und halb vergraben bzw. unvollendet. Er ließ eine Gruppe von Insulanern mit den in den Steinbrüchen gefundenen Faustkeilen an den unvollendeten Steinfiguren arbeiten und einige vollendete Statuen an der Küste aufrichten.

Pitcairn, Raivavae, Hiva Oa, Nuku Hiva

Auf dem Rückweg von der Osterinsel (1956) wurden von der Expedition noch die Inseln Pitcairn, Raivavae, Hiva Oa, Nuku Hiva besucht. Diese sind weitere Inseln, auf denen Monumentalstatuen existieren.

Ra I und II

Model Ra II Museum Pyramids of Güímar
Ra II im Park Piramides de Güimar auf Teneriffa

1969 versuchte Heyerdahl mit einer internationalen Besatzung, mit dem nach ägyptisch-phönizischem Vorbild entworfenen Papyrusboot Ra I von Safi in Marokko aus auf einer Meeresströmung Amerika zu erreichen. Er ließ das Boot von afrikanischen Fischern vom Tschadsee bauen, die seine Befürchtungen beim Bau nicht beachteten. Sie entfernten ein Haltetau, welches das Heck stabil hielt, weil sie es lediglich für eine Verzierung hielten. Dadurch sackte das Heck der Ra I während der Überfahrt ab, wodurch das Boot 960 Kilometer vor dem Ziel, der Karibikinsel Barbados,[1] auseinanderfiel. Doch Heyerdahl gab nicht auf: Mit der authentischeren und drei Meter kürzeren Ra II stach er am 17. Mai 1970 erneut in See und erreichte am 12. Juli 1970 Barbados. Diesmal ließ er das Schiff von Anden-Indianern vom Titicacasee bauen.

Während der Expeditionen dokumentierte Heyerdahl die starke Verschmutzung des Atlantiks.

Tigris

1977 folgte die Reise mit dem Schilfboot Tigris von Al Qurnah (Irak) über die Indusmündung (Pakistan) nach Dschibuti. Dort musste er die Reise wegen der aktuellen kriegerischen Lage abbrechen. Aus Protest verbrannte er die Tigris am Strand.

Malediven

Die archäologische Expedition zu den Malediven im Jahr 1983 brachte Monumente zum Vorschein, die den ansässigen Maledivern schon lange bekannt gewesen waren. Es existiert ein einheimischer Bericht über die Islamisierung des Landes im 11. Jahrhundert. Durch die Ausgrabungen Heyerdahls wurde nun offenkundig, dass die Inseln schon seit der Spätantike besiedelt sein mussten. Arne Skjölsvold datierte die Erbauung der Tempelanlage von Nilandu um 500 n. Chr. wobei ältere Baufragmente in dem Schutt gefunden wurden. Rötliche Kalksteinblöcke wurden in der Füllung der Hawitta, einer Art Pyramide, gefunden, die auf eine ältere Bauphase hinweisen. Ein daneben gefundenes Holzkohlestück diente der Radiokarbondatierung. Postuliert wurde die erste Besiedelung der Malediven von der Harappa-Kultur im Industal, insbesondere von Lothal aus. Auch auf dem Gaaf-Atoll auf der Insel Gan (es gibt mehrere Inseln dieses Namens) wurde eine Hawitta ausgegraben. Insbesondere verwiesen Phallusskulpturen auf diese Kulturepoche, solche wurden bei den Ausgrabungen zahlreich gefunden. Außerdem wurden bei vielen Gräbern in Lothal Kaurimuscheln (Cypraea Moneta) als Grabbeigaben entdeckt. Der Archäologe Öystein Johansen entdeckte bei einem Aufenthalt auf der Insel Vadu auf dem Lagunengrund Topfscherben mit jungsteinzeitlichen Töpferwaren, die eine frühe Besiedelung der Malediven nahelegen. Auf der Insel Toddu, an der Nordspitze des Alifu Atolls, westlich von Male, wurde der Kopf einer monumentalen Buddhastatue gefunden. Dieser Fund war der wesentliche Grund für die archäologische Besichtigung durch Heyerdahl im Jahr 1983. Islamische Fanatiker zerstörten solche Spuren früher Besiedelung. Die Statue war im Innern einer kleinen Stupa gefunden worden, die von den Einheimischen „Bodu Gafusi“ (alter Steinhaufen) benannt wurde. Dort wurden auch Münzen gefunden, die aus dem Mittelmeerraum stammten und von Denaren von Caius Vibius Pansa, 90 v. Chr. geprägt worden waren. Weitere Kultureinflüsse wurden aus Dilmun, einer Ruinenstadt in Bahrein, nachgewiesen.

Tucumé, Peru

Archäologisches Projekt (1988–1993), Ausgrabungen an 26 Pyramiden der Vor-Inka-Hochkulturen der Moche (200 v. Chr. bis 750 n. Chr.), Lambayeque und Chimu, größte Pyramidenansammlung Südamerikas.

Die Küstenbewohner Perus waren hervorragende Seefahrer. 1527 wurde von den Spaniern ein Floß gekapert, das 20 Personen an Bord und ein Fassungsvermögen von 36 Tonnen brutto hatte. Es gab aber auch einen sehr großen Floßtyp, der 60–70 Tonnen befördern konnte. Mindestens 1000 Jahre vor Ankunft der Spanier wurden durch Flöße Waren aus Ecuador, Panama und Chile nach Peru transportiert.

Güímar, Teneriffa

„Pyramiden“ auf Teneriffa (1990–2002)

Eine der Pyramiden in Güímar, Teneriffa

Im Jahr 1990 gründete Heyerdahl ein spanisch-norwegisches archäologisches Projekt auf den Kanarischen Inseln, mit dessen Hilfe er die Stufenpyramiden von Güímar (Tenerife) weltweit bekannt machte. Er hielt den Vorsitz des Internationalen Wissenschaftlichen Komitees der 1992 gegründeten Stiftung FERCO (Foundation for Exploration and Research on Cultural Origins) inne.

Durch archäologische Ausgrabungen der Universität La Laguna auf Teneriffa konnte die Entstehungszeit der „Pyramiden“ eindeutig in das 19. Jahrhundert datiert werden.[2][3][4] Nach Abschluss der Grabungen wurde 1998 das 65.000 Quadratmeter große Areal der Pyramiden für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Finanzielle Unterstützung erhielt Heyerdahl dabei von seinem Freund, dem kanarischen Geschäftsmann Fred Olsen, dem die größte Fährgesellschaft der Kanaren gehört und dessen Vorfahren um 1900 aus Norwegen auf die Kanaren gekommen sind. Ein Informationszentrum macht die Besucher mit Heyerdahls Forschungsreisen und seinen Hypothesen über die Pyramiden vertraut. Zwei Pavillons zeigen Ausstellungen über Heyerdahl sowie Modelle seiner Boote, unter anderem einen Nachbau der Ra II in Originalgröße.

Trotz der vorgelegten eindeutigen Grabungsergebnisse glaubte Heyerdahl weiterhin „an eine mögliche Beziehung zwischen der Existenz der Pyramiden und den vorspanischen Zivilisationen von Teneriffa“.[5]

Pietraperzia, Sizilien

Archäologische Erforschung einer möglichen Pyramidenstruktur (2000–2002)

Asow, Russland

Archäologisches Projekt (2001–2002). Die Suche nach Odin.

Kritik

In einer neuen Biographie des norwegischen Schriftstellers Ragnar Kvam wird Heyerdahl eine Zusammenarbeit mit den Nationalsozialisten vorgeworfen. So soll er 1938 mit einem der führenden Rasseforscher, dem deutschen Nationalsozialisten Prof. Hans F. K. Günther, kooperiert und sich begeistert über die „charakterfeste deutsche Rasse“ geäußert haben.[6] Unbestritten ist, dass Heyerdahl freiwillig nach Norwegen zurückkehrte, um gegen die deutsche Besatzung zu kämpfen, und 1942–1945 als Funker und Fallschirmspringer des norwegischen Widerstands im Einsatz war.[7]

Auszeichnungen

  • Die schwedische Gesellschaft für Anthropologie und Geographie verlieh Heyerdahl mit einstimmigem Beschluss die Retzius-Medaille 1950 für die Organisation und Durchführung der wissenschaftlichen Zwecken dienenden Kon-Tiki Expedition. Das war die erste und vielleicht wichtigste Auszeichnung in Heyerdahls wissenschaftlicher Laufbahn, da seine Gegner nun nicht mehr behaupten konnten, dass die Floßfahrt eine rein sportliche Leistung gewesen sei.
  • Goldmedaille der Royal Scottish Geographical Society, 1951
  • Prix Bonaparte-Wyse der Société de Géopgraphie in Paris, 1951
  • Im Namen Seiner Majestät des Königs von Norwegen Ernennung zum Kommandeur des St.-Olav-Ordens, 1951
  • Elisha Kent Kane Goldmedaille der Gesellschaft für Geographie von Philadelphia, 1952
  • Wahl zum Ehrenmitglied der Norwegischen Geographischen Gesellschaft, 1953
  • Ehrenmitglied der Gesellschaft für Geographie von Peru, 1953
  • Offizier des Ordens für Besondere Verdienste, Peru 1953
  • Ehrenmitglied der Gesellschaft für Geographie von Brasilien, 1954
  • Mitglied der Norwegischen Akademie der Wissenschaften, 1958
  • Mitglied der Akademie der Wissenschaften von New York, 1960
  • Doctor Honoris Causa der Universität von Oslo, 1961
  • Vega Goldmedaille der Schwedischen Gesellschaft für Anthropologie und Geographie., 1962
  • Lomonosov Medaille der Universität von Moskau, 1962
  • Goldmedaille der Königlichen Gesellschaft für Geographie von London, 1964
  • Mitglied des Amerikanischen Verbands für Anthropologie, 1966
  • Großoffizier des Ordens zum Verdienste der Italienischen Republik, 1968
  • Kommandant der Ritter von Malta von Amerika, 1970
  • Verdienstorden, Ägypten 1971
  • Großoffizier des königlichen Ordens der Alauiten, Marokko 1971
  • Kiril Metodi Preis der Gesellschaft für Geographie von Bulgarien, 1972
  • Ehrenprofessor des Polytechnischen Instituts der Nationalen Universität von Mexiko, 1972
  • Internationaler Pahlavi Environment Preis der Vereinten Nationen, 1978
  • Offizier des Ordens El Sol von Peru, 1975
  • Golden Ark Orden, Holland, 1980
  • Doctor Honoris Causa der Russischen Akademie der Wissenschaften, 1980
  • Bradford Washburn Preis, Museum der Wissenschaften von Boston, USA, 1982
  • Detlef Soitzek, der von 1977 bis 1978 im Indischen Ozean als Navigator auf der Schilfbootexpedition „Tigris“ mitsegelte, baut sein ehemaliges Schiff zum Toppsegelschoner Thor Heyerdahl für die Segel- und Lebensausbildung für Jugendliche um. Der Namenspatron übernimmt begeistert die Patenschaft, 1983
  • Doctor Honoris Causa Universität San Martín, Lima, 1991
  • Ernennung zum internationalen Berater des World Wildlife Fund (WWF)
  • Persönlicher Berater von Michael Gorbatschow bei der Gründung von Green Cross International auf der Umweltkonferenz in Kyoto 1992
  • Doctor Honoris Causa der Universität von Havanna, 1992
  • Doctor Honoris Causa der Universität von Kiev, Ukraine, 1993
  • Internationaler Preis der Geographischen Gesellschaft von Spanien, 1998
  • Doctor Honoris Causa der D. Mendeleyev Universität für Chemische Technologie von Russland, 1999
  • Österreichische Ehrenauszeichnung für Wissenschaft und Kunst, 2000
  • Doctor Honoris Causa der Rostov State Universität, Russland, 2000
  • Kieler Gymnasium wird nach ihm benannt, 2004

Werke

  • American Indians in the Pacific. The theory behind the Kon-Tiki expedition. Allen & Unwin, London 1952.
  • Archaeological evidence of Pre-Spanish visits to the Galápagos Islands. University Press, Oslo 1990, ISBN 82-00-02879-8 (englisch-spanisch).
  • Auf Adams Spuren. Das Abenteuer meines Lebens. Ullstein, München 2001, ISBN 3-548-36276-1.
  • Easter Island. The mystery solved. Souvenir-Press, London 1989, ISBN 0-285-62946-8.
  • Expedition Ra. Mit dem Sonnenboot in die Vergangenheit. Goldmann, München 1988, ISBN 3-442-08926-3.
  • Fatu Hiva. Zurück zur Natur. Goldmann, Heyne, 1988, ISBN 3-442-08943-3.
  • Fua Mulaku. Reise zu den vergessenen Kulturen der Malediven. Goldmann, München 1989, ISBN 3-442-11475-6.
  • Great Norwegian Expeditions. Dreyer, Oslo 1956 (englisch).
  • Aku-Aku. Das Geheimnis der Osterinsel. Ullstein A.G. Berlin 1957
  • Green was the earth on the seventh day. Little Brown, London 1997, ISBN 0-316-88227-5.
  • Das große Thor-Heyerdahl-Buch. Ullstein, Frankfurt/M. 1980, ISBN 3-550-06081-5 (beinhaltet „Kon-Tiki“ und „Aku-Aku“).
  • Indianer und Alt-Asiaten im Pazifik. Das Abenteuer einer Theorie. Wollzeilen, Wien 1966.
  • Ingen Grenser. Stenersen, Oslo 1999, ISBN 82-7201-270-7 (zusammen mit Per Lillieström).
  • Jakten på Odin. Stenersen, Oslo 2000, ISBN 82-7201-316-9 (zusammen mit Per Lillieström).
  • Kon-Tiki. Ein Floß treibt über den Pazifik. Ullstein, Frankfurt/M. 2000, ISBN 3-548-36261-3.
  • Die Kunst der Osterinsel. Geheimnisse und Rätsel. Bertelsmann, München 1975, ISBN 3-570-00038-9.
  • Laßt sie endlich sprechen. Die amerikanischen Ureinwohner erzählen ihre Geschichte. Langen Müller, München 2000, ISBN 3-7844-2609-3.
  • La navegación maritima en el antiguo Perú con éfasis en Tucumé y el valle de Lambayeque. University Press, Lima 1996 (englisch-spanisch)
  • Die Pyramiden von Tucumé. Langen Müller, München 1995, ISBN 3-7844-2535-6.
  • Reports of the Norwegian archaeological expedition to Easter Island and the East Pacific. Allen & Unwin, London 1962-1965
  1. Archaeology of Easter Island. 1962.
  2. Miscellaneous papers. 1965.
  • Tigris. Auf der Suche nach unserem Ursprung. Ullstein, Frankfurt/M. 1987, ISBN 3-548-32039-2.
  • Wege übers Meer. Völkerwanderungen in der Frühzeit. Goldmann, München 1990, ISBN 3-442-08977-8.
  • Zwischen den Kontinenten. Archäologische Abenteuer. Heyne, München 1978, ISBN 3-453-00892-8.

Filme

  • Heyerdahl, Thor: RA Expeditions, VHS, englisch
  • Heyerdahl, Thor: Kon Tiki, 1997. 1951. DVD, NTSC, englisch, Oscar bester Dokumentarfilm 1951
  • Heyerdahl, Thor: The Adventures - Across the sea of time, 1997. ISBN 0780620666, VHS, englisch
  • Heyerdahl, Thor: Explorer & Scientist, 1997. ISBN 1568390378, VHS, englisch
  • Daneben entstanden in den 1990er Jahren 3 Dokumentarfilme beim NDR.

Hörspiel

Literatur

  • C. C. Bergius: Thor Heyerdahl. In: Ders.: Die großen Entdecker. Präsentverlag Peter, Gütersloh 1974, ISBN 3-87644-040-8.
  • Snorre Evensberget: Thor Heyerdahl. The explorer. Stenersen, Oslo 2002, ISBN 82-7201-189-1.
  • Arnold Jacoby: Señor Kon-Tiki. Das abenteuerliche Forscherleben Thor Heyerdahls. Ullstein, Berlin 1966.
  • Christopher Ralling: The Kon-Tiki man. Thor Heyerdahl. ISIS Books, Oxford 1990, ISBN 1-85089-297-0.
  • Berndt Schulz: Thor Heyerdahl. Wissenschaft und Abenteuer. Rasch & Röhring, Hamburg 1998. ISBN 3-89136-655-8.
  • Bernt Schulz: Thor Heyerdahl. Expeditionen mit der Kon-Tiki, der Ra und der Tigris (National Geographic; Bd. 234). 2. Auflage, Frederking & Thaler, München 2007. ISBN 978-3-89405-234-8.
  • Juri Senkewitsch: На „Ра“ через Атлантику; deutsch Mit dem Papyrusboot über den Atlantik (1973)

Weblinks

 Commons: Thor Heyerdahl – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. vgl. Thor Heyerdahl. In: Internationales Biographisches Archiv (aufgerufen am 18. Juli 2009 via Munzinger Online)
  2. Juan Francisco Navarro Mederos/Maria Cruz Jiménez Gómez: El difusionismo atlántico y las pirámides de Chacona, in: Miguel Ángel Molinero Polo y Domingo Sola Antequera: Arte y Sociedad del Egipto antiguo. Madrid 2000, ISBN 978-84-7490-604-2, S. 241-253; hier: S. 246-249
  3. Juan Francisco Navarro Mederos: Arqueología de las Islas Canarias“, in: Espacio, Tiempo y Forma, Serie I, Prehistoria y Arqueología, Bd. 10, 1997, S. 447-478; hier: 467
  4. Antonio Aparicio Juan/César Esteban López: Las Pirámides de Güímar: mito y realidad. Centro de la Cultura Popular Canaria, La Laguna 2005, ISBN 978-84-7926-510-6
  5. Flyer aus dem „Pyramidenpark“ in Güímar, erworben am 16. Februar 2008 an der Eintrittskasse: Pirámides de Güímar. Parque Etnográfico. DEUTSCH ohne Jahr, ohne Ort
  6. Die Welt: Heyerdahl arbeitete mit NS-Forscher zusammen, 24. November 2005
  7. Who is Who: Thor Heyerdahl, 24. November 2007

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