Thromboplastinzeit

Thromboplastinzeit

Der Quick-Wert, auch Thromboplastinzeit (TPZ) oder engl. prothrombin time (PT) genannt, wurde als labormedizinischer Parameter vom US-amerikanischen Arzt Armand James Quick erstmals beschrieben. Er ist ein Maß der Funktionsleistung des extrinsischen Systems der Blutgerinnung. Er steht damit im Gegensatz zur Partial Thromboplastin Time (PTT), die Aufschluss über die Funktionsleistung des intrinsischen Systems gibt.

Inhaltsverzeichnis

Bestimmung des Quick-Werts (Quick-Test)

Eine Blutprobe wird, um eine sofortige Gerinnung zu vermeiden, mit Citrat versetzt, wodurch das für die Gerinnung benötigte Calcium gebunden wird. Im Labor wird dieses Citratblut zentrifugiert, die Untersuchung erfolgt aus dem überstehenden Blutplasma.

Zum Plasma wird Calcium im Überschuss zugegeben, die Probe auf 37 °C erwärmt und Gewebethrombokinase (= Tissue-Faktor = Thromboplastin) zugesetzt, womit der exogene Weg der Blutgerinnung aktiviert wird. Dann misst man die Zeit bis zum Auftreten von Fibrinfäden. Bei normaler Blutgerinnung dauert das 11 bis 16 Sekunden.

In der Praxis kann der Test folgendermaßen durchgeführt werden: Das Plasma wird in einen fingerhutgroßen Becher gegeben, zusammen mit einer kleinen Stahlkugel. Der Becher steht etwas schief und rotiert, sodass die Stahlkugel durch die Flüssigkeit rollt und sich immer am tiefsten Punkt des Bechers befindet. Dann werden Thromboplastin und Calcium hinzugegeben und es wird die Zeit genommen. Es bilden sich langsam Fibrinfäden, welche die Viskosität der Flüssigkeit verändern: Die Stahlkugel rollt immer schlechter durch die Flüssigkeit, bleibt irgendwann in ihr stecken und dreht sich dann mit dem Becher mit. Eine Lichtschranke am obersten Punkt des Becherbodens registriert dies und stoppt die Zeit.

Interpretation

Man misst die Thromboplastinzeit in Sekunden, der Quick-Wert ist aber eine Prozentangabe. James Quick hat nämlich versucht, eine Beziehung zwischen der Thromboplastinzeit und der Menge vorhandener Gerinnungsfaktoren zu finden. Zur Erstellung einer Kalibrierkurve nahm er Norm-Plasma (Blutplasma-Mix von vielen Personen mit normaler Gerinnung) und maß die Thromboplastinzeit dieses Norm-Plasmas in verschiedenen Verdünnungen. Der Quick-Wert (in Prozent) des Blutes des Untersuchten entspricht also der Verdünnung des Norm-Plasmas, die man herstellen müsste, um die gleiche Thromboplastinzeit zu erhalten. Untenstehende Tabelle verdeutlicht das anhand einiger Beispielzahlen:

Thromboplastinzeit [s] Verdünnung des Norm-Plasmas Quickwert [%]
14 unverdünnt 100
20 1:1 50 (1/2)
28 1:2 33 (1/3)
35 1:3 25 (1/4)

Ein Quickwert von 50 % bedeutet somit, dass das Blut der untersuchten Person gleich schnell gerinnt wie das der Norm-Person, deren Blutplasma 1:1 verdünnt wurde (1 Teil Blut und 1 Teil Verdünnungslösung).

Das Problem der Vergleichbarkeit

Weltweit gibt es viele verschiedene Anbieter von Gerinnungstest (z. B.: Hepatoquick®, Thromborel® usw.) die alle nach den oben genannten Prinzip funktionieren. Diese setzen jedoch unterschiedliche Gewebethromboplastine ein, was sich in unterschiedlichen Testergebnissen niederschlägt, sowohl in den Sekunden als auch in den Prozentangaben. Die Ergebnisse der einzelnen Tests weichen zum Teil sehr stark voneinander ab. Deshalb sind Quick-Werte von verschiedenen Labors nicht miteinander vergleichbar. Um eine bessere Vergleichbarkeit bei der Messung der Blutgerinnungszeit zu erreichen wurde daher von der WHO der INR-Wert (International Normalized Ratio) entwickelt. Jeder Anbieter von einem Quick-Gerinnungtest liefert eine passende Umrechnungsformel mit, anhand derer die Ergebnisse vom Quick-Wert in die INR umgerechnet werden können. Der Quick-Wert ist daher obsolet, wird aber im klinischen Alltag immer noch häufig verwendet.

Verwendung der Testergebnisse

Dieser Test erfasst nicht das intrinsische (endogene) System der Blutgerinnung. Beispielsweise weist das Blut von Menschen, die an Hämophilie (Bluterkrankheit) leiden, einen normalen Quick-Wert auf. Bei vielen Patienten wird allerdings medikamentös die Produktion verschiedener Gerinnungsfaktoren in der Leber gehemmt, siehe Orale Antikoagulation, Cumarine (Medizin). Weiterhin kann ein niedriger Quick-Wert eine Synthesestörung der Gerinnungsfaktoren aufgrund eines Leberschadens (Leberversagen, Leberzirrhose) anzeigen.

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