Tiefenerosion

Tiefenerosion
Ausspülungen am Antelope Canyon
Erosion durch Wasserwirbel
Abtragung an der Westküste der Insel Poel
Typische Erosionserscheinung von Sedimentschichten unterschiedlicher Härte an der Soiernspitze im deutschen Teil der Alpen.

Als Erosion (v. lat.: erodere = abnagen) bezeichnet man die Zerstörung der Formen der Erdoberfläche durch linienhafte oder flächenhafte Abtragung. Die linienhafte Vertiefung der Erdoberfläche geschieht durch Fließgewässer oder Gletscher. Wind, Meeresbrandung und auch Niederschläge erzeugen flächenhafte Erosionserscheinungen. Die großflächige Abtragung und Einebnung ganzer Landoberflächen wird als Denudation bezeichnet.

Inhaltsverzeichnis

Typen der Erosion

Nach erzeugender Kraft unterscheidet man:

  • Flusserosion / fluviatile Erosion (linear) die einschneidende Tätigkeit von Fließgewässern (Bäche, Flüsse); das Ausmaß ihrer Wirkung ist abhängig von:
    • Wassermenge des Fließgewässers
    • Wasserturbulenz und mitgeführtem Material
    • Geländemorphologie (Gefälle)
    • Gesteinsart im Untergrund

Der durch Verwitterung chemisch und physikalisch zerkleinerte Untergrund (Gestein, Boden) wird weggeschwemmt , was im Laufe von Jahrtausenden zur Bildung von Tälern (Tal) führt.

Die damit einhergehende Vertiefung des Flußbettes wird als Tiefenerosion, seine Verbreiterung nach der Seite als Seitenerosion bezeichnet.

Da das Gefälle von Flüssen in Richtung Mündung abnimmt, wird auch ihre Fähigkeit zum Materialtransport immer geringer. Werden anfangs noch Kiesel und Sand mitgeführt, sind es im Mündungsbereich oft nur noch Schwebeteilchen. Alles Material, für das die Transportkraft nicht mehr ausreicht, wird abgelagert (Sedimentation). Die Erosionsbasis ist das Höhenniveau, unterhalb dessen keine Erosionskräfte mehr wirken können - in der Regel ist dies der Meeresspiegel. Im Flusslauf liegende Ebenen und Seen können jedoch lokale Erosionsbasen mit erhöhter Sedimentationsrate darstellen.

Durch die Materialabführung schneidet sich der Fluss beständig weiter in Richtung zu seiner Quelle hin in den Untergrund ein. Dieser Vorgang heißt rückschreitende Erosion und kann in besonderen Fällen zur Flussanzapfung führen.

Über längere geologische Zeiträume hinweg kann es in einem Gebiet zu mehrfachem Wechsel zwischen Erosions- und Sedimentationserscheinungen kommen, meist verursacht durch tektonische Hebungs- und Senkungsvorgänge der Erdkruste und deren Auswirkung auf das Flussgefälle. Diese Wechsel aus Sedimentations- und Erosionsphasen zeigen sich im verbleibenden Sedimentgestein als typische Strukturen, den Erosionsdiskordanzen (Diskordanz).

  • Gletschererosion / glaziale Erosion (linear)
In Gebieten mit entsprechend kaltem Klima (Hochgebirge, Polargebiete) bilden sich Gletscher. Diese bewegen sich ebenso talwärts wie das Wasser der Flüsse, jedoch nur mit einigen Metern im Jahr, was aber zu ebenso deutlichen Erosionserscheinungen führt. Im Unterschied zu den meist V-förmigen Flusstälern (Kerbtäler) erzeugen die Gletscher U-förmige Talquerschnitte (Trogtäler), deren typische Form auch nach dem Abschmelzen noch auf ihre glaziale Entstehung schließen lässt.
  • Abrasion / marine Erosion (flächig)
Die Brandungswellen des Meeres erodieren das Gestein der Küstenregion. Diese Erosionsform greift das Festland auf breiter Front an und führt zu Brandungshohlkehlen sowie kleineren und größeren Hohlräumen im Gestein, die mit der Zeit einstürzen. Im Küstenverlauf entsteht eine Steilwand, das Kliff, auf Meeresniveau eine immer breiter werdende Fläche, die Abrasionsplatte (auch: Schorre).
  • Äolische Erosion / Winderosion (flächig)
Wind wirkt vor allem dann erosiv, wenn er viel Material (Staub, Sand) mit sich führt (Äolischer Transport), das dann ähnlich einem Sandstrahlgebläse am anstehenden Gestein des Untergrundes nagt. Dies tritt bevorzugt in ariden Gebieten (Wüste) bei geringer Vegetation und starker physikalischer Verwitterung auf.
  • Bodenerosion (flächig)
Hauptartikel: Bodenerosion
Die Bodenerosion vermindert die Bodendecke durch Wind und Wasser, in seinem Umfang abhängig von Bodenart, Geländerelief, Klima und Pflanzendecke. Von besonderem Interesse ist hier die Regenerosion.
Die Wirkung der Bodenerosion wird durch menschliche Einflüsse verstärkt. Mögliche Faktoren sind die Waldrodung, die Verringerung der bodenbindenden Vegetationsdecke, wie zum Beispiel durch die Flurbereinigung, die Veränderung der Grundwassergegebenheiten und die Versiegelung des Oberbodens. In Hanglagen kann es in Folge zu Erdrutschen kommen, in Ebenen verringert sich die Dicke der fruchtbaren Humusschicht. Fortschreitende Erosion führt zur Versteppung und Desertifikation.

Unterbegriffe

  • Abspülung - auch Denudation - ist flächenhafte Erosion durch Regenwasser.
  • Piping (Röhrenbildung) ist eine Form der inneren Erosion, bei der röhrenartige Kanäle entstehen.
  • Efforation ist Erosion unter hohem Wasserdruck.

Siehe auch

Auswaschung, Ablation (Meteorologie), Korrasion, Monokultur, Bewässerung, Dürre, Düne, Hecke, Permakultur, Vetiver, Deich, Gumpe

Weblinks

Literatur

  • Brinkmann, R.: Abriss der Geologie - erster Band - Allgemeine Geologie. Spektrum Akademischer Verlag, 1990, ISBN 3-432-80594-2
  • Bork, H.-R., H. Bork, C. Dalschow: Landschaftsentwicklung in Mitteleuropa. Klett, 1998, ISBN 3-623-00849-4
  • Richter, G. [Hrsg.]: Bodenerosion. – Analyse und Bilanz eines Umweltproblems. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2001, ISBN 3-534-12574-6

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