Tiermalerei

Tiermalerei
Edwin Landseer: Low life, 1829

Die Tiermalerei ist neben der Landschaftsmalerei, dem Historienbild, dem Porträt, dem Genrebild und dem Stillleben eine Gattung der gegenständlichen Malerei.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Albrecht Dürer: Feldhase, 1502
George Stubbs: Gesattelter Bayhunter, 1786

Im 16. Jahrhundert entwickelte sich das „Tierstück“ zu einem Bereich des Stilllebens; als eines der bekanntesten Beispiele wurde der Feldhase überliefert, ein Aquarell von Albrecht Dürer. Der Niederländer Roelant Savery, Frans Snyders und Paulus Potter staffierten im 17. Jahrhundert Landschaftsbilder mit Tiergruppen aus.

Im Zeitalter der Aufklärung verstärkte sich das Interesse an den morphologischen Eigenheiten der Natur, insbesondere auch der Faunen; die Künstler suchten die Anschauung des lebenden Objekts. Der französische Hofmaler Jean-Baptiste Oudry machte Zeichnungen und Farbstudien in der Menagerie des Königs Ludwig XV. in Versailles, um die Tiere dann im Atelier in Lebensgröße darstellen zu können. George Stubbs wurde einer der bekanntesten Pferdeporträtisten des 18. Jahrhunderts in England.

Im 19. Jahrhundert wurde die Tiermalerei in der Genremalerei populär; ausschlaggebend war eine durch naturkundliche Bildung erhöhte Nachfrage eines breiten Publikums nach Tierdarstellungen.

Tierdarstellung „nach dem Leben“

Die Gründung Zoologischer Gärten und die Darbietungen wandernder Tierschauen weckten zunehmend das Interesse der Menschen an Tieren und ihren Gewohnheiten. Die Tierdarstellung wurde zu einem einträglichen Metier für die Maler, die zudem dem erhöhten Bedarf an naturalistischen Zeichnungen nachkamen, um die Journale und Magazine, aber auch die naturkundliche Lehrbücher mit Tierillustrationen nach dem Leben auszustatten. Die gewohnten Tiere der Umgebung und die Haustiere wurden ebenfalls zum verkaufsträchtigen Sujet für die Künstler.

Anton Braith: Kühe auf der Weide

Edwin Landseer, dessen lebensechte Gemälde von Tieren im Titel auf menschliche soziale Gepflogenheiten anspielten, wurde der bekannteste Tiermaler in England zur Zeit Queen Victorias und für seine Kunst geadelt. Paul Friedrich Meyerheim stellte in zahlreichen Gemälden Szenen aus wandernden Tierschauen dar, die auch als Fotogravuren Absatz fanden. Heinrich Leutemann widmete sich der Darstellung von Carl Hagenbecks Tier- und Völkerschauen und arbeitete als Tier-Illustrator für die Gartenlaube und die Münchener Bilderbogen. Das bevorzugte Sujet Anton Braiths waren Schafe und Kühe, die er gelegentlich als der Fotografie entsprechende momentane Aufnahmen ins gemalte Bild setzte.

Mit dem Einsetzen fotografischer Reprotechniken Ende des 19. Jahrhunderts übernahm im Laufe des 20. Jahrhunderts die Fotografie die Aufgabe der gemalten und gezeichneten Darstellungen von Tieren nach dem Leben.

Literatur

  • Schlagwort Tierdarstellungen in: Lexikon der Kunst. Bd. 5. Berlin, 1981; S. 138ff.
  • John Berger: Warum sehen wir Tiere an?. In: ders.: Das Leben der Bilder oder die Kunst des Sehens. Berlin 1989, ISBN 3-8031-1114-5, S. 12-35.

Weblinks

 Commons: Tiergemälde – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем решить контрольную работу

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Tiermalerei — Tiermalerei, Zweig der Malerei, der sich mit der Darstellung einzelner oder zu Gruppen vereinigter lebender Tiere in der Freiheit und in Gefangenschaft, in Ruhe und Bewegung beschäftigt. Isolierte Darstellungen einzelner Tiere und Tierstücke… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Tiermalerei — Tiermalerei, diejenige Gattung der Malerei, welche sich mit der Darstellung der Tiere (Haustiere, jagdbare Tiere, wilde Tiere) beschäftigt; das Bild heißt Tierstück. Berühmte Tiermaler des 17. Jahrh.: Snyders, Potter, Hondecoeter; des 19. Jahrh …   Kleines Konversations-Lexikon

  • Malerei — Malerei, die Kunst, mit Farben auf einer Fläche Gegenstände des menschlichen und des Naturlebens in dem Schein körperlichen Daseins zur Darstellung und Anschauung zu bringen. Es ist hierbei die ideelle, die praktische und die historische Seite zu …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Tiermaler — Dieser Artikel oder Abschnitt wurde wegen inhaltlicher Mängel auf der Qualitätssicherungsseite des Projekts Bildende Kunst eingetragen. Dies geschieht, um die Qualität der Artikel aus dem Themengebiet Kunst auf ein akzeptables Niveau zu bringen.… …   Deutsch Wikipedia

  • Tierschau — Paul Friedrich Meyerheim: In der Tierbude, 1894; Gemäldegalerie, Dresden Wandermenagerien waren Sammlungen lebender exotischer Tiere auf Tournee. Sie wurden seit dem ausgehenden 18. Jahrhundert zunehmend in ganz Europa und in den USA zu einem… …   Deutsch Wikipedia

  • Begehungsscheininhaber — Der November, Joachim von Sandrart, Öl auf Leinwand, 1643 Traditionelle Jäger in Kenia Jagd bezeichnet das Aufsuchen, Nachstellen, Fangen, Erlegen und Aneigne …   Deutsch Wikipedia

  • Bejagen — Der November, Joachim von Sandrart, Öl auf Leinwand, 1643 Traditionelle Jäger in Kenia Jagd bezeichnet das Aufsuchen, Nachstellen, Fangen, Erlegen und Aneigne …   Deutsch Wikipedia

  • Carl Jutz — Carl Jutz: Buntes Federvieh, 1901 Carl Jutz (auch Carl Jutz der Ältere); * 22. September 1838 in Windschläg, heute Stadt Offenburg; † 31. August 1916 in Pfaffendorf, heute Stadt Koblenz) war ein deutscher Tiermaler …   Deutsch Wikipedia

  • Charles Jacque — Charles Emile Jacque (* 23. Mai 1813 in Paris, Frankreich; † 7. Mai 1894 ebenda), war ein französischer Maler und Grafiker der Schule von Barbizon. Inhaltsverzeic …   Deutsch Wikipedia

  • Charles Émile Jacque — Charles Emile Jacque (* 23. Mai 1813 in Paris, Frankreich; † 7. Mai 1894 ebenda), war ein französischer Maler und Grafiker der Schule von Barbizon. Inhaltsverzeic …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”