Timotheus von Bock

Timotheus von Bock

Timotheus Eberhard von Bock (* 24. November 1787 in Tartu[1]; † 23. oder 24. April 1836[2] in Võisiku, heute Landgemeinde Põltsamaa/Estland) war ein deutschbaltiger Adliger und Dissident. Wegen seiner Kritik am zaristischen Herrschaftssystem verbrachte er neun Jahre in Haft.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Timotheus Eberhard von Bock wurde als Sohn des späteren Landmarschalls von Pärnu, Georg Carl Heinrich von Bock (1759–1812), und dessen Ehefrau Katharina Berens von Rentenfeld (Rautenfeld) († 1795) geboren. Timotheus wurde zunächst von dem Hauslehrer Aron Lehrberg († 1813) erzogen. Wahrscheinlich studierte er von 1810 bis 1812 zumindest zeitweise Geschichte an der Universität Tartu.

Timotheus Eberhard von Bock schlug wie sein Vater eine militärische Karriere ein. Er nahm zwischen 1805 bis 1812 auf russischer Seite an zahlreichen Feldzügen, vor allem gegen das Osmanische Reich teil, ab 1812 auch am sogenannten Vaterländischen Krieg gegen Napoléon Bonaparte. 1809 wurde er bei den Husaren Mitglied im Leibregiment des Zaren, 1812 Rittmeister der russischen Gardehusaren und 1813 Oberst. Aus den Kriegen kam er hochdekoriert zurück. Als Flügeladjutant des Zaren verband ihn eine Freundschaft mit dem russischen Herrscher.

Ab 1816 ließ er sich auf dem Hof Võisiku (deutsch Woiseck) in Livland nieder. 1818 trat er mit einer 54 Punkte umfassenden Schrift und einem Verfassungsprojekt an Zar Alexander I. heran. Bereits 1810 hatte er sich mit einer ersten Denkschrift an den Zaren gewandt. Von Bocks Mémoire von 1818 prangerte in eindrücklicher Form den monarchischen Absolutismus und die Leibeigenschaft im Russland der damaligen Zeit an.

Von Bock wurde daraufhin wegen Majestätsbeleidigung verhaftet. Die Jahre bis 1827 verbrachte er in Festungshaft in der Schlüsselburg, bevor er unter Zar Nikolaus I. nach Livland zurückkehren konnte. Im April 1836 nahm er sich – seelisch gebrochen – auf seinem Gutshof das Leben.

Privatleben

Timotheus Eberhard von Bock war mit Ewa Catharina Mättik, einer Kutschertochter estnischer Herkunft, verheiratet. Die nicht standesgemäße Hochzeit der beiden geriet zum Skandal. Beide liegen heute auf dem Kundrussaare-Friedhof bei Võisiku begraben. Das Paar hatte den Sohn Georg von Bock (1818–1876), der später Vizeadmiral in der russischen Marine wurde.

Werke

  • Mémoire qui doit étre reunis et lu à la diète de la noblesse de Livonie en 1818. Võisiku 1818

Nachwirken

Timotheus Eberhard von Bock ist die Hauptfigur im Roman "Der Verrückte des Zaren" (estnisch Keisri hull) des Schriftstellers Jaan Kross.

Literatur

  • Wilhelm Lenz: Deutschbaltisches biographisches Lexikon 1710-1960. Köln 1970, S. 79. ISBN 3-412-42670-9

Einzelnachweise

  1. nach gregorianischem Kalender
  2. nach gregorianischem Kalender

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