Todesmarsch (Stephen King)

Todesmarsch (Stephen King)

Todesmarsch (im Original: The Long Walk) ist ein Roman des US-amerikanischen Autors Stephen King, der als zweiter Roman unter Kings Pseudonym „Richard Bachman“ herausgegeben wurde. Veröffentlicht wurde er durch den NAL-Verlag im Jahre 1979. Die deutsche Übersetzung von Nora Jensen wurde durch den Heyne-Verlag erstmals im Jahre 1987 verlegt.

Inhaltsverzeichnis

Inhalt

Der Roman spielt in der – zum Zeitpunkt der Veröffentlichung – nahen Zukunft. Die Menschen dieser Zukunft sind verarmt, das Militär, an dessen Spitze der sogenannte „Major“ steht, hat nach dem in der Geschichte anders verlaufenden 2. Weltkrieg (es wird angedeutet, dass Deutschland Atommacht war oder ist und Amerika direkt angriff und zumindest zeitweise auch Teile Südamerikas besetzt hielt) die Macht übernommen. Dieser „Major“ organisiert jährlich einen „Todesmarsch“, bei dem aus 100 ausgewählten Kandidaten nur einer überlebt.

An dem weltweit übertragenen Wettkampf nehmen nur männliche Jugendliche im Alter zwischen 14 und 17 Jahren teil. Die Regeln sind einfach: Jeder Läufer, der viermal (drei Warnungen) in Folge unter vier Meilen pro Stunde Schrittgeschwindigkeit läuft, wird erschossen. Dem Sieger des Todesmarschs winkt ein Leben lang Luxus bei einer Gewinnchance von 1:100.

Protagonist des Romans ist der 16-jährige Jugendliche Raymond Davis Garraty aus Pownal, Maine. Schnell freundet dieser sich mit einer kleinen Gruppe von anderen Jugendlichen an, auf die Stephen King seinen Fokus richtet. Garraty verliert im Laufe des Wettkampfs alle seine Freunde und Mitstreiter und kann den Wettbewerb nur mit großer Not in letzter Sekunde gewinnen. Im Laufe dieser Anstrengung und Verluste ist Garraty um seinen Verstand gekommen; als der Major ihm zum Sieg gratulieren will, reißt sich Garraty los. Mit letzter Kraft beginnt er, in Richtung einer „schwarzen Gestalt“, die ihn zu sich winkt, zu laufen.

Orte

Der Marsch beginnt in Van Buren, Maine, nahe der kanadischen Grenze und führt die Geher in den Süden bis nach Boston. Der Ort spielt zwar für die Geschichte keine wesentliche Rolle, verdeutlicht jedoch die extreme Länge des Marsches. Im Buch jubeln so die Geher freudig, als sie Freeport erreichen, nicht jedoch, weil es sich hier um eine touristisch interessante oder schöne Stadt handelt, sondern lediglich, weil es ihnen zeigt, welchen Weg sie bereits zurückgelegt haben.

Erzählstil

Das Buch wird von einer dritten, neutralen Person erzählt. Es handelt sich hier jedoch nicht um einen allwissenden Erzähler, der zukünftige Ereignisse oder versteckte Emotionen der anderen Geher offenbart, sondern lediglich um einen, der sämtliche Gefühle und Gedanken des Protagonisten, Garraty, erzählt.

Die Handlung wird fast ausschließlich chronologisch erzählt, vom Start bis zum Ende des Marsches. Die Geschichte spielt in einem Rahmen von 105 Stunden, von einer Stunde vor Beginn des Marsches bis zu seinem Ende. Gelegentlich werden kurze Rückblenden benützt, diese jedoch nur in Form von direkten Reden oder anhand von Garratys Gedanken. Es gibt keine gegenwärtigen Handlungsstränge, die abseits des Todesmarsches spielen.

Der zentrale Konflikt des Buches, abgesehen davon, dass die Ausgangslage, nämlich das Gehen um nicht zu sterben, schon einem gewaltigen Konflikt gleichkommt, ist ganz klar der zwischen Garraty und Stebbins. Stebbins gibt Garraty von Anfang an Grund zum Rätseln, und von Bewunderung, Mitleid bis hin zu Hass empfindet er alles für ihn. Nebensächlich sind viele Konflikte, die entweder die anderen Geher oder Garraty mit den anderen Gehern betreffen. Lediglich das Auftreten von Barkovitch, der durch seine beleidigende und verletzende Art für das Ausscheiden eines Gehers verantwortlich ist, ist noch von Bedeutung.

Das Ende des Buches ist klar, Garraty überlebt als einziger, jedoch bleibt eine Frage offen: Der Tod des vorletzten Marschierers, Stebbins, durch den Garraty zum Sieger wird. Kurz nachdem der vorvorletzte, Peter McVries, stirbt, hält sich Stebbins an Garraty fest und fällt dann tot um. Die Todesursache Stebbins', der kurz zuvor noch relativ fit wirkte, bleibt unklar.

An dem Stil und der Schreibart ist die ungewöhnliche Vollständigkeit, in der King erzählt, herauszuheben. Jedes Ereignis, jede wichtige Handlung und jeder Dialog scheint niedergeschrieben.

Personen

Raymond Davis Garraty

Garraty ist der Protagonist der Geschichte. Er kommt aus Portland, Maine, wiegt 72 Kilo und ist 16 Jahre alt. Er ist groß, gut gebaut und bis zum Ende wird nicht klar, welche Motivation er hatte, um an dem Marsch teilzunehmen. Sein Vater wurde von den Soldaten (sie haben die absolute Macht in Kings Dystopie) abgeholt. Während des Marsches wird ihm klar, dass er seine Freundin Janice über alles liebt und nur wegen ihr weitergehen kann. Er ist gutmütig, nett und lässt sich schwer aus der Ruhe bringen. Er freundet sich mit vielen anderen an und wird auch von den anderen gemocht. Garraty wird als einzige Person vom Erzähler direkt charakterisiert, seine Gefühle und Empfindungen werden dem Leser zuteil. Er überlebt als einziger und gewinnt so schließlich den Marsch.

Peter McVries

Obwohl Garraty Peter erst eine halbe Stunde vor Beginn des Marsches kennen lernt, ist er für ihn der beste Freund, den er je hatte. Er ist ein bisschen kleiner als er, wiegt 75 Kilo und hat eine Narbe an der Wange, die ihm seine Exfreundin verpasst hat. Er ist sarkastisch, ironisch, witzig und macht sich gern auf nette Art über andere lustig. Jedoch ist er dem Marsch gegenüber kritisch, er sagt, es würde keinen Gewinner geben, nachdem der vorletzte stirbt, würden die Soldaten den „Gewinner“ in ein Zelt zerren und auch töten. Peter ist intelligent, intellektuell und lässt das auch oft erkennen. Seine Motivation, weiterzugehen, ist, Gary Barkovitch zu überleben. Peter stirbt als vorvorletzter und belegt damit den dritten Platz.

Hank Olson

Hank ist ein blonder, großer und schlaksiger Kerl, der alles und jeden in den Dreck zieht. Da seine Witze jedoch nur der Unterhaltung dienen und keinen tief verletzen, ist er für die anderen Hauptpersonen ein Sympathieträger. Er ist schlagfertig, obszön und vulgär. Er ist die erste Hauptperson, die schon sehr früh von ihren Kräften verlassen wird, doch trotzdem trottet er noch viele Stunden lang weiter ohne wirklich anwesend zu sein. Er wird am zweiten Tag des Marsches erschossen.

Stebbins

Die mysteriöseste, unheimlichste und rätselhafteste Figur. Er ist blond, dürr und groß. Er bildet stets das Schlusslicht der Geher, die Augen auf den Boden fixiert und keine Emotion zeigend. Stebbins ist von Anfang an überzeugt, dass er gewinnen wird. Seiner Theorie nach nimmt man an dem Marsch teil, weil man sterben will. Garraty ist zunächst beeindruckt von ihm, er blickt fast zu ihm auf, doch im Laufe der Geschichte sieht er Stebbins mehr als starken Feind und als unbezwingbar. Wie ein Paukenschlag wirkt es, als Stebbins sagt, er sei der Sohn des Majors, des Veranstalters des Marsches. Er sagt, sein Vater hätte ihn gezwungen mitzumachen, um die anderen Geher zu Höchstleistungen zu treiben und zu motivieren, schließlich geht es dem Major nur darum, einen neuen Rekord an Meilen aufzustellen. Stebbins stirbt unter mysteriösen Umständen als vorletzter.

Der Major

Der Major ist der Veranstalter des Marsches, Befehlshaber über das Militär und mächtigster Mann der Vereinigten Staaten, wenn nicht der ganzen Welt. Zu Beginn haben die Geher Respekt vor ihm, als er die Ansprache am Start des Marsches hält, wird er von den Teilnehmern mit Gott gleichgesetzt, doch in der weiteren Handlung wandelt sich diese Bewunderung in Hass, Zorn und Verachtung um. Die Geher machen ihn verantwortlich für sämtliches Leid, das ihnen widerfährt und sie wünschen sich nichts mehr, als ihn zu töten. Später stellt sich heraus, dass er der Vater von Stebbins ist. Er fährt stets mit einem Jeep und lässt sich sporadisch an der Seitenlinie der Marschroute blicken. Er ist groß, muskulös und hat einen Schnurrbart.

Arthur Baker

Arthur Baker ist ein guter Freund von Garraty, McVries und Olson. Er ist gesellig, lustig und kommunikativ. Er wird meist nur „Art“ oder „Südstaatler“ genannt. Er erzählt, dass sein Onkel Bestatter war und dass es sein einziger Wunsch sei, in einem Zinksarg begraben zu werden, durch den sich die Würmer nicht fressen können. Im Laufe der Geschichte macht er sich sehr viele Gedanken über das Sterben und über das Leben nach dem Tod. Er stößt sich schließlich den Kopf am Asphalt auf und verblutet dann im Weitergehen. Er stirbt als 97. und ist damit Vierter des Marsches.

Harkness

Harkness ist eine lebensfrohe, glückliche und gut gelaunte Figur, die sich mit allen gut versteht. Zu Beginn des Marsches ist Harkness stets mit Block und Stift unterwegs, um die anderen Geher zu interviewen. Er will, sofern er als Sieger hervorgeht, ein Buch über den Marsch schreiben. Es kommt jedoch nicht soweit, da er nach eineinhalb Tagen zusammenbricht und erschossen wird.

Scramm

Scramm ist die tragische Gestalt des Romans. Er ist groß, bullig, muskulös und durchtrainiert. Laut seinen Aussagen soll er schon öfter 100 Meilen ohne Probleme gegangen sein. Er ist von Beginn an siegessicher und seine Konkurrenten sehen kaum einen Grund, das zu bezweifeln. Der naive, einfach gestrickte und sogar ein bisschen dümmliche Scramm ist verheiratet, seine Frau Cathy ist schwanger. Auf die Frage, warum er bei dem Marsch mitmache, wenn er doch Frau und bald Kind zuhause habe, antwortet er: „Weil ich gewinnen werde!“ Er wirkt jedoch nicht arrogant, sondern zuvorkommend, höflich und anständig. Jedoch erkrankt er während des Marsches an einer schweren Grippe und stirbt schließlich als 85. zusammen mit Mike, dem Hopi-Indianer. Keiner hatte einen Zweifel daran, dass Scramm sonst gewonnen hätte.

Gary Barkovitch

Er ist der Antagonist und der am meisten gehasste Charakter in der Geschichte. Er ist frech, provozierend, grob und aggressiv. Durch seine ständigen, zumeist sehr persönlichen und sehr verletzenden Beleidigungen sterben einige Geher, da sie die Regel durchbrechen, die besagt, dass kein Geher am Gehen gehindert werden darf. Ebenso verrückt wie sein Auftreten im Marsch ist auch sein Tod. Nachdem es ihm körperlich schlecht geht und er merkt, dass sich jeder darüber freut, reißt er sich selbst die Kehle auf.

Abraham

Abraham ist ein groß gewachsener, tollpatschiger Kerl, der mit den anderen gut befreundet ist. Er wirkt etwas traurig und ist stets sachlich und direkt. Seine Anmeldung zum Marsch war ursprünglich nur als Scherz gedacht, als er jedoch genommen wurde und er die positiven Reaktionen seiner Mitmenschen wahrnahm, wollte er nicht mehr absagen. Er stirbt später, genau wie Scramm, an Fieber und Husten. Er wird Achter.

Collie Parker

Collie hat eine harte Schale, aber einen weichen Kern. Er ähnelt Barkovitch, ist roh, grob und beleidigend, doch im Laufe des Marsches stellt sich heraus, dass er ein netter, wenn auch ein bisschen gefühlskalter Mensch ist. Verhasst ist ihm vor allem der Staat Maine, durch den sie marschieren, und das lässt er auch oft genug an dem in Maine geborenen Garraty aus. Er stirbt, als er versucht, einen der Soldaten, die die Geher bewachen, zu ermorden.

Pearson

Ein sensibler Typ, der schnell verzweifelt und stets vor sich her philosophiert. Auf makabere Weise zählt er anhand von Münzen mit, wie viele Geher sterben. Er kommt in der zweiten Nacht um.

„Die Musketiere“

Die Musketiere nennt sich der kleine Freundeskreis, der sich während des Marsches bildet. Ihm gehören an: Garraty, McVries, Art Baker, Olson und Abraham. Sie versprechen, sich gegenseitig zu helfen, wann immer es möglich ist, obwohl sie eigentlich Konkurrenten sind. Das macht die Besonderheit dieser Freundschaft aus. Sie wissen zwar alle, dass nur einer überlebt, und je mehr sterben desto besser für einen selbst, doch trotzdem versuchen sie, einander am Leben zu halten. Im Laufe der Handlung retten sich McVries und Garraty gegenseitig dreimal das Leben.

Wissenswertes

Ähnlich wie in dem vierten unter dem Pseudonym „Richard Bachman“ veröffentlichten Roman „Menschenjagd“ vermittelt der Roman eine depressive und kritische Grundstimmung. Auch eine mehr oder weniger deutliche Kritik an der Dominanz gewalttätiger Sportarten (in Menschenjagd-Spielshows) bringt der Autor an.

Obwohl der Plot dem Schriftsteller Stephen King die Möglichkeit einer gesellschaftskritischen Betrachtungsweise bietet, verzichtet der Autor größtenteils auf kritische Seitenhiebe. Vielmehr fokussiert King die Beziehungen der Hauptpersonen untereinander.

Das Buch enthält auch Fehler: King erwähnt den 31. April und gibt die Ortschaft, aus der Garraty kommt, einmal mit Porterville, einmal mit Pownal an.

Literatur und Weblinks


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