Toletum

Toletum
Toledo
Toledo Toledo
Basisdaten
Staat: Spanien Spanien
Region: Kastilien-La Mancha Kastilien-La Mancha
Provinz: Toledo
Einwohner: 77.601 (2006)
Fläche: 232,1 km²
Höhe: 454 m ü. NN
Geografische Lage: 39° 52′ N, 4° 2′ W39.866666666667-4.03333333333337Koordinaten: 39° 52′ N, 4° 2′ W
Postleitzahl: 45001-45009
Blick auf Toledo mit dem Alcázar und der Kathedrale
Website der Stadt Toledo

Toledo ist die Hauptstadt der spanischen Provinz Toledo sowie der autonomen Region Kastilien-La Mancha und liegt südwestlich von Madrid am Fluss Tajo. Die Stadt hat rund 77.000 Einwohner und ist Sitz eines Erzbistums. Zusammen mit Segovia und Ávila gehört sie zu den drei historischen Metropolen in der Umgebung der spanischen Hauptstadt.

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Toledo liegt ca. 100 m über dem Ufer des Flusses Tajo, der sich in Mäandern tief in den Felsen der Hochebene der Südmeseta eingeschnitten hat und beherrscht die Flussquerung, die heute durch eine mittelalterliche Brücke repräsentiert wird.

Sehenswürdigkeiten

Die Kathedrale von Toledo
Seitengang der Kathedrale

Die Altstadt mit der Kathedrale Santa María aus dem 13. Jahrhundert - 15. Jahrhundert und dem Alcázar aus dem 16. Jahrhundert sowie zahlreichen weiteren Kirchen, einem Kloster und Museen wurde im Dezember 1986 in die Liste des UNESCO-Weltkulturerbe aufgenommen. Sehenswert sind auch zwei der ganz selten erhaltenen mittelalterlichen Synagogen, El Transito und Santa Maria la Blanca, die nach der Vertreibung der Juden 1492 als Kirche genutzt wurden. An der Kirche San Juan de los Reyes lassen sich noch heute die Ketten derer bewundern, die aus der Sklaverei, in die sie durch die Berberesken geraten waren, ausgelöst wurden. Erwähnenswert ist auch die kleine Kirche El Cristo de la Luz aus dem ausgehenden 10. Jahrhundert.

Die Puente de Alcántara über den Tajo diente seit der Römerzeit als Hauptzugang zu der Stadt und wurde im Spätmittelalter durch die Puente de San Martín ergänzt, deren fünf Spitzbögen Spannweiten bis zu 40 m erreichen.

Geschichte

Die erste dauerhafte Besiedlung im Stadtgebiet stellte eine Reihe von Burgen aus der Zeit der Keltiberer dar. Am Cerro del Bú wurde eine Reihe namhafter archäologischer Funde des von einer Stadtmauer umgebenen Toledo gemacht, die im Museo de Santa Cruz in Toledo präsentiert werden. Im Jahre 192 v. Chr. unterwarf der Römer Marco Fulbio Nobilior die Siedlung gegen heftigen Widerstand des hier siedelnden Hirtenstamms der Karpetaner und gründete den Vorposten Toletum. Durch seine Eisenerzvorkommen entwickelte sich Toledo zu einer bedeutenden Siedlung, die eigene Münzen prägte. Zahlreiche Villen, deren Reste ausgegraben wurden, bezeugen eine durchgreifende Romanisierung der Siedlung, die von einem Aquädukt gekrönt wurde, das heute vollständig zerstört ist.

Seit den ersten Barbareneinfällen wurden die antiken Mauern zu defensiven Zwecken verstärkt. 411 eroberten die Alanen kurzfristig die Stadt. Im späteren 5. Jahrhundert wechselte sie zu den Westgoten. Toledo war von ca. 531 bis 711 Hauptstadt des Reiches der Westgoten, die die Stadt zum Sitz eines arianischen Erzbistums machten. 589 konvertierte ihr König zum Katholizismus. Während dieser Zeit der ausgehenden Spätantike erlebte die Stadt eine Nachblüte. Ihre zivile und religiöse Bedeutung unterstreicht die Tatsache, dass hier zwischen 400 und 702 insgesamt 18 Konzilien tagten, darunter das vierte von 633 unter der Leitung des berühmten Enzyklopädisten Isidor von Sevilla.

Der Erzbischof von Toledo ist bis heute Primas der katholischen Kirche Spaniens und war lange Zeit einer der mächtigsten Fürstbischöfe Spaniens, der im Mittelalter über eigene Truppen verfügte und sich an der Reconquista, aber auch anderen Kriegszügen der spanischen Könige (z.B. in Nordafrika) mit eigenen Soldaten beteiligte.

Die Mauren eroberten die Hauptstadt des Westgotenreiches im Jahr 712. Seine Blütezeit erlebte Toledo zur Zeit der Maurenherrschaft als Tolaitola während des Kalifats von Córdoba und als Hauptstadt der Taifa der Dhun-Nuniden bis zur Eroberung durch Alfons VI. am 25. Mai 1085 (siehe auch Reconquista).

Toledo galt als Hochburg der Waffenschmiede (Toledostahl), von Toledo aus wurden schon die römischen Truppen mit Schwertern versorgt und auch Kaiser Karl V. (1500-1558) ließ dort seine Schwerter fertigen. Während der Maurenherrschaft entwickelten die Schmiede eine besondere Technik der Klingenverzierung, indem auf vorher aufgeraute Stahlflächen feine Golddrähte und ausgeschnittene Ornamentteile aus dünnem Stahlblech aufgehämmert und nachher mit feinen Punzen ziseliert wurden.

Begünstigt durch das Nebeneinander verschiedener Hochsprachen (Hocharabisch, Hebräisch, Lateinisch) und Volkssprachen (Arabisch-Andalusisch, Romanisch-Kastilisch) und die Mehrsprachigkeit besonders der mozarabischen und jüdischen Bevölkerung wurde Toledo im 12. Jahrhundert und 13. Jahrhundert ein bedeutendes Zentrum für die Übersetzung arabischer Schriften ins Lateinische und Romanische und spielte dadurch eine entscheidende Rolle bei der Verbreitung arabischer Philosophie und Wissenschaft und ihrer griechisch-antiken Quellen in Europa.

Nach der Eroberung durch die christlichen Truppen unter Alfonso VI. wurde Toledo 1087 Residenz des Königreichs Kastilien und blieb bis 1561 Hauptstadt Spaniens. Philipp II. verlegte seine Residenz in das 71 km entfernte Madrid, das geographisch ziemlich exakt im Zentrum der iberischen Halbinsel und zu allen entfernteren Hafenstädten annähernd in gleicher Entfernung liegt.

Wasserspeier in Form eines Dudelsackpfeifers, Claustro de San Juan de los Reyes

Im Spanischen Bürgerkrieg war Toledo Schauplatz der Belagerung des Alcázars.


Bevölkerungsentwicklung von Toledo zwischen 1991 und 2004
1991 1996 2001 2004
59 000 66 006 68 382 73 485

Berühmte Persönlichkeiten

El Greco: Ansicht von Toledo, um 1608
  • El Greco lebte von 1577 bis zu seinem Tod 1614 in Toledo und schuf dort zahlreiche Werke, darunter "Das Begräbnis des Grafen Orgaz" in der Kirche Santo Tomé.
  • Gherardo da Cremona wirkte im 12. Jahrhundert in Toledo als Gelehrter und bedeutender Übersetzer arabischer Schriften ins Lateinische. Schon früh in seinem Leben hat es ihn „aus Liebe zum Almagest“ dorthin gezogen.
  • Pedro Machuca (* um 1490 in Toledo), Maler und Architekt der Renaissance
  • Diego de Covarrubias y Leyva (* 1512 in Toledo; † 1577 in Segovia), Kirchenjurist und Humanist.
  • Antonio Covarrubias y Leyva (* 1514 in Toledo; † 1602) Jurist und Humanist.
  • Luis García Conde (* 1979) Fußballspieler
  • Federico Martín Bahamontes (* 1928) ehemaliger spanischer Profi-Radsportler und erster Spanier, der die Tour de France gewann

Städtepartnerschaften

Siehe auch

Weblinks


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