- Trabrennbahn Mariendorf
-
Die Trabrennbahn Mariendorf ist eine im Jahr 1913 gegründete Pferdesportanlage im Berliner Ortsteil Mariendorf des Bezirks Tempelhof-Schöneberg. In den 1920er-Jahren entwickelte sie sich zu einer der größten und meistbesuchten Trabrennbahnen von Deutschland.
Inhaltsverzeichnis
Lage und Architektur
Der Architekt der Trabrennbahn war August Endell. Der Haupteingang zum Gelände liegt an der Kreuzung Kruckenbergstraße/Hirzerweg, die Postadresse lautet Mariendorfer Damm 222. Die Anlage besteht aus einem verglasten Haupttribünenhaus mit fünf Etagen, der verglasten Robinsontribüne, der offenen Kaiserlich-Endell'schen Tribüne, dem Champions Teehaus sowie dem Stallkasino. Sie ist neben der Trabrennbahn Karlshorst und jener in Gelsenkirchen eine der wenigen Kurse Deutschlands, bei denen das Rennen fast ausschließlich im Uhrzeigersinn (Rechtskurs) verläuft.
Geschichte
Entwicklung
Nach der Gründung 1913 rettete der jüdische Verleger Bruno Cassirer die Trabrennbahn gleich im ersten Betriebsjahr vor dem Konkurs und investierte in der Folgezeit in erheblichem Umfang in die Anlage. Er blieb bis 1933 Vorsitzender des Trabrennvereins Mariendorf, Vorstandsmitglied im Traberbesitzerverein und im Züchterverein sowie Vorsitzender der Obersten Behörde für Traberzucht (OBT).[1] Die Trabrennbahn Mariendorf entwickelte sich bis 1933 zu einem der zentralen Schauplätze im damaligen Bezirk Tempelhof (heutiger Ortsteil Mariendorf). Auch nach 1933, in der Zeit des Nationalsozialismus, lief der Betrieb der Trabrennbahn weiter und selbst während des Zweiten Weltkrieges, bei dem mehrere Tribünen zu Schaden kamen, wurden hier noch Rennen veranstaltet, vermutlich bis 1945.[2] Das erste Nachkriegs-Trabrennen in Berlin fand auf Weisung der Sowjetischen Militäradministration (SMA) am 1. Juli 1945 auf der Bahn in Karlshorst statt. In Mariendorf wurde der Rennbetrieb nach der Wiederherstellung der Anlage im Jahr 1946 wieder aufgenommen. Die Trabrennbahn erlebte in den Nachkriegsjahren eine zweite Blüte. In den 1960er-Jahren starteten viele prominente Reiter wie z. B. Eddy Freundt und Gerhard Krüger auf der Mariendorfer Anlage.
Die Anlage heute
In den 1990er Jahren gingen die Einnahmen der Trabrennbahn Mariendorf sehr stark zurück. Als Ursache wurde die Verlagerung auf Internetwetten genannt, außerdem konnten nach der Wende viele Rennpferdhalter aus dem Westteil Berlins ihre Pferde im Berliner Umland einstellen. Die finanzielle Situation des Trabrennbahnbetreibers verschlechterte sich zunehmend, dabei geriet das Management des Betreibers in die öffentliche Kritik. Der Betreiber forderte, Flächen des Trabrennbahngeländes veräußern zu können, um den Rennbahnbetrieb aufrecht halten zu können. Zunächst wurde im Norden des Geländes die Seniorenresidenz 'Rosenhof' gebaut. Zwischenzeitlich war sogar ein vollständiger Verkauf des Trabrennbahngrundstückes und ein Umzug nach Karlshorst geplant, der aber in den politischen Gremien sehr kontrovers diskutiert und abgelehnt wurde. Schließlich blieb das Kerngrundstück in seiner Funktion erhalten und es wurden nur noch im Süden weitere Flächen abgetrennt, auf denen ein Einkaufszentrum und Wohngebäude entstanden. Dabei konnte ein Teil der alten Stallgebäude erhalten bleiben und umgebaut werden.
Die aktuelle Geschäftsführung um den Industriellen und Vorstandsvorsitzenden Ulrich Mommert ist derzeit sehr bemüht, die Trabrennbahn Mariendorf im Besonderen und den deutschen Trabrennsport an sich wieder von Grund auf zu sanieren.
Derby-Woche
Der Höhepunkt einer jeden Rennsaison ist die sogenannte ‚Derby-Woche‘, die alljährlich am ersten Sonntag im August mit dem Deutschen Traber Derby zu Ende geht und aus sechs Veranstaltungstagen besteht[3]
Verkehrsanbindung
Die Rennbahn ist derzeit mit den öffentlichen Verkehrsmitteln über den U-Bahnhof Alt-Mariendorf (Linie U6) und Weiterfahrt mit den Buslinien M76 bzw. 179 bis zur Haltestelle Trabrennbahn am Mariendorfer Damm zu erreichen.
Bei größeren Veranstaltungen werden auch Zusatzbusfahrten vom U-Bahnhof Alt-Mariendorf bis direkt vor den Besuchereingang am Hirzer Weg angeboten. Dort befand sich bis in die 1960er Jahre eine größere Straßenbahnwendeschleife. Nach Einstellung des Straßenbahnbetriebes wurde die Wendeschleife für den Busverkehr umgebaut. Die Busendhaltestelle wurde um 1998/1999 mit dem Bau des Seniorenwohnheims ‚Rosenhof‘ verkleinert.
Weblinks
-
Commons: Trabrennbahn Mariendorf – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
- Offizielle Webseite der Trabrennbahn
- Information des Bezirksamtes Schöneberg-Tempelhof
- Artikel in Welt.de
- Ralf Klee: "Heile Welt im Hippodrom" in einestages: Zeitgeschichten auf Spiegel-Online, 27. Februar 2009
- Eintrag in der Berliner Landesdenkmalliste
Einzelnachweise
- ↑ Infos zu Bruno Cassirer
- ↑ EINESTAGES Zeitgeschichten von Spiegel online
- ↑ Rennveranstaltungen 2010
52.42883333333313.3905Koordinaten: 52° 25′ 44″ N, 13° 23′ 26″ OKategorien:- Sportstätte in Berlin
- Pferderennbahn in Deutschland
- Berlin-Mariendorf
- Baudenkmal (Berlin)
-
Wikimedia Foundation.