Train (militärisch)

Train (militärisch)
Deutsche Nachschublager im besetzten Belgien, vermutlich 1914

Der Train (gleichbedeutend mit Wagenzug, Tross oder Fuhrwesen) umfasst historisch die Beförderungsmittel für einzelne Truppenteile oder auch größere Heeresteile. Darunter fielen die für den Nachschub von Material und Munition zuständigen Abteilungen. Da Verluste im Train die Einsatzfähigkeit einer ganzen Streitkraft beeinflussen konnte, war der Train immer in der Nachhut einer Truppenkolonne angeordnet. Da heute die meisten Truppengattungen motorisiert sind und deshalb einer besonderen Beförderungsmöglichkeit im Allgemeinen nicht bedürfen, hat die Bedeutung des Trainwesens seit Beginn des 20. Jahrhunderts stark abgenommen.

In der schweizerischen und österreichischen Armee finden sich heute noch „Train“ genannte Einheiten. Darunter versteht man heute ausschließlich Einheiten, die Transportdienste mit Tieren, insbesondere Pferden und Maultieren, zur Verfügung stellen.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Der Train der Heere hat erst im 19. Jahrhundert eine festere Gestalt angenommen. Es bestanden bereits in Friedenszeiten Traincadres, die den Namen Trainbataillon (Deutsches Reich), Trainregiment (Österreich-Ungarn) und Trainescadron (Frankreich) führten.

Deutsches Reich

Deutsche Nachschubkolonne an der Ostfront des Ersten Weltkriegs

Das deutsche Heer hatte im Frieden bei jeder Armee ein Trainbataillon zu 3 (das 3. bayerische Trainbataillon zu 2) Kompanien. Beim 1. und 2. bayerischen Trainbataillon war die 3. Kompanie jeweils eine Sanitätskompanie. Die Traincadres waren zuständig für Aus- und Heranbildung des Personals, das in Kriegszeiten den Train der Truppenteile und größeren Heeresabteilungen zu besetzen hatte; außerdem verwaltete es das in den Traindepots untergebrachte Material, mit Ausnahme der Pferde. Zu jedem Trainbataillon gehörte ein Traindepot mit zwei Offizieren. Die Gemeinen des Trains hießen Trainsoldaten, Trainfahrer, Fuhrwesensoldaten (in vormaligen Zeiten auch Trainknechte und Troßbuben) und hatten eine kürzere aktive Dienstzeit (im deutschen Heere ein halbes Jahr) als die übrigen Truppen.

Man unterschied im Kriege zwischen Bagage, Munitionskolonnen und Train. Die Fahrzeuge der Feldartillerie wurden in der Regel nicht zum Train gezählt. Die Bespannungsabteilungen für die preußischen Telegraphen- oder Fußartilleriebataillone dagegen wurden von den Trainbataillonen gestellt. Die preußischen Trainbataillone unterstanden seit 1902 zu je vier bis fünf einer der vier Traindirektionen, deren Sitz sich in Danzig, Berlin, Kassel und Straßburg befand. Die Traindirektionen unterstanden einem Oberst oder Oberstleutnant als Direktor, der gegenüber den Bataillonen sowie dem Personal des Traindepots die Disziplinargewalt eines Regimentskommandeurs hatte. Zu jeder Traindirektion gehörte außer dem Adjutanten des Direktors ein Major oder Hauptmann. Die Traindirektionen waren der Traininspektion mit Sitz in Berlin unterstellt, an deren Spitze als Inspektor ein Generalmajor mit dem Range eines Brigadekommandanten stand. Neben dem Adjutanten des Inspekteurs gehörten ebenfalls ein Major und ein Hauptmann zur Traininspektion.

Die bayerischen, sächsischen und württembergischen Trainbataillone unterstanden den Feldartilleriebrigaden, die bayerischen Traindepots der Artillerie- und Traindepotdirektion in München, die sächsischen und württembergischen Traindepots dem Trainbataillon.

Schweiz

Die Train-Einheiten der Schweizer Armee werden zumeist zum Materialtransport per Pferd eingesetzt und gliedern sich in vier aktive und zwei inaktive Train Kolonnen (Abkürzung: Tr Kol, inaktiv: sogenannte Reserve). Die Bezeichnung Kolonne ist dem Begriff Kompanie/Batterie in etwa gleichzusetzen.

Als Trainpferde werden in der Schweiz fast ausschließlich Freiberger Pferde eingesetzt, einzige Ausnahme sind die Maultiere. Reitpferde der Trainoffiziere sind meist Schweizer Warmblutpferde. Als zusätzliche Möglichkeit können von Traineinheiten speziell geschulte berittene Patrouillensoldaten eingesetzt werden. Damit können zum Beispiel Grenzpatroullien in unwegsamem Gelände durchgeführt werden.

Entweder wird der Bastsattel (zum Säumen) oder der Infanteriekarren verwendet (kleiner einachsiger Wagen mit starrer Schere).

Einsatzgebiete des Train heute

Der Train kann in allen Gebieten eingesetzt werden, die mit motorisierten Transportmitteln nicht oder schwer erreichbar sind. Dies ist vor allem im Gebirge der Fall. Auch kann er zur Unterstützung ziviler Organisationen bei Notlagen eingesetzt werden, etwa wenn Transportwege durch Katastrophen unpassierbar geworden sind. Der Train ist witterungs- und tageszeitunabhängig, was seinen Vorteil gegenüber dem Helikopter ausmacht. Eine häufige Aufgabe des Train besteht außerdem im sogenannten Holzrücken in Gebirgswäldern, das ist das Schleppen von geschlagenem Holz in steilem Gelände bis zu fahrbaren Straßen.

Ausrüstung des Trainpferdes

Die normale Ausrüstung für ein Trainpferd besteht entweder aus:

  • Bastsattel mit 3 Lastgestellen, eine Oberlast und 2 Seitenlasten (für das Säumen) oder
  • Geschirr mit Brustblatt und Zugstrangen und
  • Trainzaum mit Olivtrense und
  • Infanteriekarren oder
  • Englisch Kumet oder Bündnergeschirr (zum Holzrücken) oder
  • Ordonnanzsattel (für Unteroffiziere und Offiziere sowie Patrouillenreiter) mit Gewehrhalfter

Trainsoldat

Der Trainsoldat ist der Pferdeführer und in dieser Funktion für das Pferd verantwortlich. Zu den Grundsätzen der Ausbildung gehört der Leitsatz "zuerst das Pferd, dann der Soldat".

In der Armee XXI dauert die Rekrutenschule 18 Wochen. Die Schule befindet sich im Sand in Schönbühl bei Bern. Dabei handelt es sich um das Kompetenzzentrum Veterinärdienst und Armeetiere und ist dem Lehrverband Logistik unterstellt. Bis zum Jahr 2003 (Armee 95) gehörte der Train noch zu den Gebirgstruppen der Infanterie und die Ausbildung erfolgte in der Kaserne Luzisteig bei Maienfeld.

Siehe auch

Weblinks


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