Trajekt Worms–Rosengarten

Trajekt Worms–Rosengarten
Trajekt Worms-Rosengarten
Streckenlänge: 11 km
Trajektlänge: ca. 320 m
Trajektbetrieb: 1870 - 1901
Verlauf bis 1900
Legende
Strecke – geradeaus
von Frankfurt
Bahnhof, Station
52,8 Biblis
Abzweig – in Fahrtrichtung: nach links
nach Mannheim (Riedbahn)
Abzweig – in Gegenrichtung: nach rechts
von Bensheim (Nibelungenbahn)
Bahnhof, Station
57,2 Hofheim
   
von Lampertheim
   
60,9 Rosengarten
   
Trajekt 320 m
   
61,4 Worms-Hafen
Bahnhof, Station
63,8 Worms

Das Trajekt Worms–Rosengarten war als Eisenbahnfähre von 1870 bis 1900 zwischen dem Bahnhof Rosengarten, dem damaligen rechtsrheinischen Bahnhof von Worms und der linksrheinisch gelegenen Stadt Worms in Betrieb.

Inhaltsverzeichnis

Vorgeschichte

Die Main-Neckar-Eisenbahn eröffnete 1846 auf der rechten Rheinseite ihre Bahnstrecke von Heidelberg über Darmstadt nach Frankfurt. Auf der linken Rheinseite eröffnete die Hessische Ludwigsbahn bis 1853 ihre Bahnstrecke von Mainz nach Worms, die noch im gleichen Jahr Anschluss an die Pfälzische Ludwigsbahn nach Ludwigshafen erhielt. Zwischen den beiden Rheinseiten entstand 1858 eine erste Eisenbahnverbindung in Mainz durch die Rhein-Main-Bahn in die Landeshauptstadt Darmstadt des Großherzogtums Hessen-Darmstadt. Das geschah zunächst durch ein Trajekt, das 1862 durch die Südbrücke in Mainz ersetzt wurde. Im Süden von Worms wurden die Bahnhöfe Ludwigshafen und Mannheim 1863 durch ein Trajekt und 1867 durch eine feste Brücke verbunden.

Bau des Trajekts

Um die rund 66 Kilometer große Lücke zwischen diesen Rheinübergängen zu schließen, erhielt die Hessische Ludwigsbahn am 28. Februar 1868 eine Konzession für den Bau der Riedbahn, einer Bahnstrecke zunächst von Darmstadt, später auch von Frankfurt am Main, über Gernsheim, Biblis, Hofheim und Rosengarten nach Worms. Die Baukosten der Strecke waren mit 1 Million Taler veranschlagt. Während die Bahnstrecke bis August 1871 fertig gestellt sein sollte, wurde für den Bau der Rheinbrücke kein Termin festgesetzt, da der Bahn für deren Finanzierung die Mittel fehlten. Daher wurde zur Verbindung über den Rhein hinweg zunächst ein Trajekt vorgesehen.

Die rechtsrheinische Strecke von Darmstadt bis Rosengarten konnte am 1. Juni 1869 eröffnet werden. Am 1. November desselben Jahres folgte die Nibelungenbahn von Bensheim bis Hofheim an der Riedbahn. Das linksrheinische Streckenstück vom Rheinufer bis zum Wormser Hauptbahnhof wurde am 12. August 1870 zusammen mit dem Trajekt dem Betrieb übergeben. Am 15. Oktober 1877 folgte dann noch die Strecke Weinheim-Rosengarten.

Der Trajektverkehr

Beladen einer Ponte


Anfangs stand nur der Raddampfer Ludwigsbahn I und drei Schalden zur Verfügung. Ludwigsbahn I war 1869 speziell für den Trajektverkehr auf der Schiffswerft in Duisburg-Ruhrort gebaut worden. Während die Fahrgäste dieses Schiff als Fähre benutzten und am anderen Ufer wieder in einen dort stehenden Zug stiegen, wurden Güterwagen auf die Schalden verladen. Diese hatten am Bug eine Vorrichtung, um das Schiffsgleis am Ufergleis anzudocken. Sie konnten jeweils drei Güterwagen aufnehmen. Die Schalden wurden für die Überfahrt längsseits des Dampfschiffes gekoppelt. Durch den Übergang vom Ufergleis zur Schalde ohne Landebrücken konnten wegen des starken Knicks in der Gleisführung nur zweiachsige Waggons befördert werden, was damals aber die übliche Bauart für Güterwagen war. Bei extremem Niedrigwasser musste der Trajektverkehr eingestellt werden.

Im Güterverkehr war das Trajekt sehr bedeutend. 1886 wurden 39.537 Wagen übergesetzt. Im Schnitt waren das 108 Wagen pro Tag. Die Höchstleistung lag bei 150 Wagen pro Tag. Dafür standen drei Dampfboote und 3 Schalden zur Verfügung.[1]

Auch die Auslastung des Trajekts im Personenverkehr war hoch. 1880 fuhren täglich 12 Zugpaare bis Rosengarten, 1897 waren es 15. Die Zeit zwischen der Zugankunft an einem Ufer und der Abfahrt am anderen Ufer wird mit 7 Minuten angegeben. Den aufwändigen Trajektbetrieb ließ sich die Hessische Ludwigsbahn mit einem Tarifzuschlag von 8,4 Kilometern bezahlen. Damit hatte ein Fahrgast, der von Worms nach Bensheim wollte, für die 24,1 Kilometer lange Strecke den Tarif für 32,5 Kilometer zu entrichten. Vergleichbare Regelungen gab es damals auch in einigen anderen Fällen, z.B. für die Schiffbrücke Speyer und für die Eisenbahnbrücke Wesel.

Im Zuge der Rheinbegradigung und aufgrund militärischer Überlegungen wurde ab 1890 die Überbrückung des Rheins bei Worms planerisch angegangen. Es entstand eine zweigleisige Eisenbahnbrücke nahe Hofheim. Die rechtsrheinischen Strecken nach Worms wurden auf dieser neuen Rheinbrücke Worms zusammengeführt, die am 1. Dezember 1900 eröffnet wurde. Das ermöglichte nun den durchgehenden Zugverkehr und machte das Trajekt überflüssig, das auch sofort eingestellt wurde.

Literatur

  • Ralph Häussler: Von der Ludwigsbahn zum Rheinland-Pfalz-Takt. In: Eisenbahn Magazin, Nr. 9/2003, Düsseldorf.
  • Ralph Häussler: Eisenbahnen in Worms. Hamm/Rheinhessen, 2003.
  • Magistrat der Stadt Lampertheim (Hrsg.): Rosengarten. Beiträge zur Geschichte der Gemeinde Rosengarten - Zum 40jährigen Bestehen der Gemeinde Rosengarten. Lampertheim 1977.
  • Fritz Paetz: Datensammlung zur Geschichte der Eisenbahnen an Main, Rhein und Neckar. Bensheim-Auerbach 1985, S. 47ff.
  • H.W. Scharf: Eisenbahn–Rheinbrücken in Deutschland. Freiburg, 2003.
  • Hans Schlieper: Eisenbahntrajekte über Rhein und Bodensee. Düsseldorf, 2009, S. 86-94. ISBN 978-3-87094-369-1

Einzelnachweise

  1. Magistrat der Stadt Lampertheim (s. Lit-Verz.), S. 92.

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