Treschklingen

Treschklingen
Treschklingen
Wappen von Treschklingen
Koordinaten: 49° 14′ N, 9° 3′ O49.2261111111119.0558333333333225Koordinaten: 49° 13′ 34″ N, 9° 3′ 21″ O
Höhe: 225 m ü. NN
Fläche: 5,05 km²
Einwohner: 848 (2009)
Eingemeindung: 1. Jan. 1971
Postleitzahl: 74906
Vorwahl: 07268

Treschklingen ist ein Dorf im Landkreis Heilbronn, das seit 1. Januar 1971 zur Stadt Bad Rappenau gehört.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Schloss und Kirche von Treschklingen im 19. Jahrhundert
Ortsmitte von Treschklingen mit altem Rathaus und Pfarrhaus

Archäologische Untersuchungen brachten auf der Gemarkung von Treschklingen Funde aus der Zeit der Bandkeramiker am Südhang des Galgenbergs sowie Grabhügel aus der Eisenzeit und eine Villa rustica aus der Römerzeit an der Gemarkungsgrenze zu Fürfeld zu Tage.

Der Zeitpunkt und Ursprung der neuzeitlichen Besiedlung des Ortes ist unbekannt, kann gemäß den bisherigen Bodenfunden aber in einer mittelalterlichen Burg im Bereich des späteren Treschklinger Gutshofs verortet werden. Der Ortsname leitet sich vom Laubbaum Esche und von der Geländeform Klinge ab und erscheint in alten Urkunden in unterschiedlichen Formen: Eßklingen, Dressklingen usw.

Ein Adelsgeschlecht der Frey von Treschklingen wird im späten Mittelalter mehrfach erwähnt, vermutlich handelte es sich um Verwandte oder Nachfahren der edelfreien Herren von Bonfeld, wo die Frey auch begütert waren. Mit einem Degenhart Frie von Dresklingen, der 1368 erwähnt wird, taucht auch erstmals der Name des Ortes in Urkunden auf. 1412 wird ein Peter Münch von Rosenberg als Schwiegersohn des Eberhard Frey genannt. Über ihn kam der Ort an die Herren Münch von Rosenberg, während der Zehnte und das Patronatsrecht an das Stift Wimpfen gelangten. Ein Hans Münch von Rosenberg bekannte 1446 den Empfang der Güter in Treschklingen und Bonfeld vom Bistum Worms. 1459 wurde Wilhelm von Neideck mit dem Ort belehnt, 1470 seine Erben Eberhard und Dieter von Neideck. 1516 kaufte Bastian von Helmstatt den Ort von den Herren von Neideck. Nach den Herren von Helmstatt erwarb 1538 Eberhard von Gemmingen zu Bürg (um 1500–1572) das wormsische Lehen über den Ort, zusammen mit der hohen und niederen Gerichtsbarkeit. Die Freiherren von Gemmingen hatten dann bis zum Ende der Reichsritterschaft 1806 die Ortsherrschaft.

Im Ort standen zeitweise zwei Burgen. 1470 werden eine alte und eine neue Burg in einer Urkunde erwähnt. Die beiden Herrensitze finden noch bis ins späte 18. Jahrhundert in Lehensbeschreibungen Erwähnung. Die einstige Neue Burg wurde auf einem alten Burgstall der Frey von Treschklingen durch Bastian von Helmstatt um 1520 aus Holz gebaut, war aber schon vor dem Dreißigjährigen Krieg sehr baufällig und ist während dieses Krieges völlig verfallen. Die Alte Burg wurde 1588 durch Reinhard von Gemmingen (1532–1598) durch eine „ganz neue steinerne Behausung“ ersetzt, die im Pfälzischen Erbfolgekrieg zerstört wurde und als Ruine noch bis 1744 bestand. Reinhard ließ 1582 auch die Treschklinger Kirche erneuern und begründete die Linie Treschklingen der Freiherren von Gemmingen, die ihren Wohnsitz jedoch zumeist an anderen Orten hatte und den Gutshof in Treschklingen durch einen Meier verwalten ließ.

Allianzwappen von Reinhard von Gemmingen (1532–1598) und seiner Frau Helene von Massenbach (1534–1601) an der Kirche von Treschklingen

Kirchlich war Treschklingen zunächst eine Filialgemeinde von Bonfeld, nach der Reformation eine selbstständige Pfarrei, von 1626 bis 1738 Filiale von Rappenau, anschließend wieder eigene Pfarrei, die ab 1753 eine Filiale in Babstadt unterhielt.

Erst Sigmund Johann Nepomuk von Gemmingen (1777–1843) bewirtschaftete von 1803 bis 1813 den Gutshof wieder selbst und bezog das 1802 erbaute Amtshaus als Herrensitz, woraufhin er bereits 1806 ein neues Amtshaus und 1839 die Gruftkapelle der Freiherren von Gemmingen erbauen ließ. Sein Sohn Sigmund Reinhard von Gemmingen bewirtschaftete das Schlossgut ab 1844 ebenfalls und machte sich vor allem um den Anbau von Zuckerrüben verdient. Von 1896 bis 1952 war der Gutshof an die Zuckerfabrik in Waghäusel bzw. die Südzucker verpachtet. Der Gutshof hat lange Zeit und bis in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts das Bild und das Leben des Dorfes bestimmt. Industrie hat sich in Treschklingen keine angesiedelt, so dass abgesehen von Handwerksberufen und bäuerlichen Familienbetrieben die Arbeit als Tagelöhner auf dem Gutshof die einzige Erwerbsquelle im Ort war.

1806 kam Treschklingen als selbstständiges Dorf an das Großherzogtum Baden und war zunächst dem Oberamt Waibstadt, ab 1814 dem Bezirksamt Neckarbischofsheim und ab 1864 dem Bezirksamt und nachmaligen Landkreis Sinsheim unterstellt. 1825 wurden 360 Einwohner gezählt, und 1852 wurde mit über 500 Einwohnern ein Höchststand erreicht, worauf wegen Auswanderung und Abwanderung in die Stadt die Einwohnerschaft bis 1939 auf etwa 290 Personen zurückging. Ende 1945 wurden 340 Einwohner gezählt.[1]

1954 wurde Gustav Freiherr von Gemmingen-Hornberg (1925–2005), der den Gutshof ab 1952 wieder selbst bewirtschaftete, zum Bürgermeister der Gemeinde gewählt. Er blieb bis zur Eingemeindung des damals etwa 470 Einwohner zählende Ortes nach Bad Rappenau am 1. Januar 1971 im Amt. Treschklingen kam mit Bad Rappenau bei der Kreisreform 1973 schließlich zum Landkreis Heilbronn. Auf Gustav von Gemmingen geht im Wesentlichen die Ausprägung des heutigen Ortsbildes zurück. Unter seiner Leitung wurden in den 1950er und 1960er Jahren die Neubaugebiete Hinterm Schafhaus, Gumpäcker, Brunnenberg, Stolzeneck, Steige und Klinge ausgewiesen, auf von ihm geschenkten Grundstücken entstanden die Schule und der Sportplatz des Ortes und auf der Fläche der auf seine Veranlassung hin 1990 abgerissenen Wirtschaftsgebäude des Gutshofs entstand Mitte der 1990er Jahre die neue Ortsmitte mit Bürgerzentrum und moderner Wohnbebauung. Der Ort ist mangels Gewerbeansiedlung insbesondere Wohnort für Pendler der umliegenden Ortschaften.

Wappen von Treschklingen

Wappen

Das Wappen von Treschklingen zeigt ein naturfarbenes Fass und gekreuzte weiße Kornfruchtstände auf rotem Schild. Das Wappen entstand 1956 aus der Kombination verschiedener Symbole, die Treschklingen im 19. Jahrhundert in Siegeln geführt hatte. Zuvor wurde ein grün-weiß geteilter Schild mit den Buchstaben „TK“ verwendet.

Sehenswürdigkeiten

Evangelische Kirche
  • Das Schloss Treschklingen wurde 1802 als Amtshaus erbaut und bildete das Hauptgebäude des einstigen Gutshofs. Da es ab 1803 zeitweise von der Familie von Gemmingen selbst bewohnt wurde, stand es als Amtshaus nicht mehr zur Verfügung, weswegen 1806 das in der Nähe des Schlossguts befindliche neue Amtshaus erstellt wurde.
  • Die Evangelische Kirche wurde 1582 anstelle einer älteren Kapelle errichtet. Im Inneren des Gebäudes sind mehrere historische Grabplatten erhalten.
  • Beim Treschklinger Friedhof wurde 1839 die Gruftkapelle der Freiherren von Gemmingen als Privatkapelle und Grablege der 1764 wieder katholisch gewordenen Grundherrenfamilie errichtet.
Das Bürgerbüro in Treschklingen wurde im Bereich des einstigen Gutshofs erbaut
  • In der Ortsmitte befinden sich das ehemalige Rathaus von 1809 sowie das Pfarrhaus von 1854.
  • Die auf dem Friedhof aufgestellten Kriegerdenkmale für die Gefallenen von 1870/71 und 1914/18 waren einst am Rathaus angebracht.

Persönlichkeiten

Einzelnachweise

  1. Mitteilungen des Württ. und Bad. Statistischen Landesamtes Nr. 2: Ergebnisse der Einwohnerzählung am 31. Dezember 1945 in Nordbaden

Literatur

  • Gustav Neuwirth: Geschichte der Stadt Bad Rappenau. Stadt Bad Rappenau, Bad Rappenau 1978
  • Anne und Helmut Schüßler: Treschklingen – Vom ritterschaftlichen Kraichgaudorf zum Stadtteil von Bad Rappenau. Stadt Bad Rappenau, Bad Rappenau 2004, ISBN 3-936866-02-3

Weblinks


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