Trutnov

Trutnov
Trutnov
Wappen von Trutnov
Trutnov (Tschechien)
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Basisdaten
Staat: Tschechien
Region: Královéhradecký kraj
Bezirk: Trutnov
Fläche: 10336 ha
Geographische Lage: 50° 34′ N, 15° 54′ O50.56416666666715.906666666667414Koordinaten: 50° 33′ 51″ N, 15° 54′ 24″ O
Höhe: 414 m n.m.
Einwohner: 30.819 (1. Jan. 2011) [1]
Postleitzahl: 541 01
Verkehr
Bahnanschluss: Velký Osek–Trutnov
Jaroměř–Lubawka
Trutnov–Svoboda nad Úpou
Trutnov–Teplice nad Metují
Struktur
Status: Stadt
Ortsteile: 21
Verwaltung
Bürgermeister: Ivan Adamec (Stand: 2007)
Adresse: Slovanské náměstí 165
541 16 Trutnov
Gemeindenummer: 579025
Website: www.trutnov.cz
Ringplatz

Trutnov (deutsch Trautenau) ist eine Stadt im Královéhradecký kraj in Nordostböhmen. Sie ist Sitz des gleichnamigen Bezirks Trutnov.

Inhaltsverzeichnis

Geografie

Trutnov liegt auf einer Höhe von 414 m im südöstlichen Riesengebirge im Tal der Úpa (Aupa) und wird als „Tor zum Riesengebirge“ bezeichnet.

Südlich der Stadtmitte erheben sich der Šibeník (Gablenzberg, früher auch Galgenberg, 509 m), der Janský vrch (Kapellenberg , auch Johannisberg, 508 m) und der Chmelnice (Knebelsberg, 510 m). Weitere Berge sind im Westen der Pekelský vrch (Seplberg, 583 m), im Norden der Lány (Scharlaberg, 512 m), Zamecký vrch und Bucina sowie im Osten der Ziegenberg.

Nachbarorte sind Zlatá Olešnice und Libeč im Norden, Bezděkov und Petřikovice im Nordosten, Markoušovice im Osten, Bohuslavice nad Úpou und Velké Svatoňovice im Südosten, Střítez im Süden, Pilníkov und Vlčice im Südwesten und Mladé Buky im Nordwesten.

Geschichte

Mittelalter

Trutnov entstand vermutlich in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts im Rahmen der Kolonisationstätigkeit der mährischen Herren von Schwabenitz. Es wurde zunächst als „Aupa“ bezeichnet und erstmals 1260 als Besitz des Egidius de Upa urkundlich erwähnt. Dieser gründete in diesem Jahr auf einem weiter südlich gelegenen, günstigeren Areal eine neue Siedlung, die zunächst als „Aupa secunda“ bezeichnet wurde. Ebenfalls 1260 wurde die Kirche von Aupa zur Pfarrkirche erhoben und das Hospital der Kreuzherren mit dem Roten Stern, das dem Kloster in Neisse unterstand, erstmals erwähnt. 1286 gehörten die Besitzungen dem Witico (Vitek) de Vppa.[2] Nach 1297 gelangte Trutnov an König Wenzel II. Die für das Jahr 1301 urkundlich nachgewiesene Ortsbezeichnung „Trautenau“ soll auf die aus Schlesien stammenden Kolonisten zurückgehen. Nach dem Aussterben der Přemysliden 1306 wurde das Land an Johann von Wartenberg verpfändet, dem 1316 Botho von Turgov folgte. Am 3. Mai 1329 tauschte König Johann von Luxemburg Trautenau gegen das Gebiet um Görlitz mit seinem Schwager Herzog Heinrich I. von Schweidnitz-Jauer auf dessen Lebenszeit ein.[3] 1340 erhob König Johann Trutnov zur Stadt. Für das Jahr 1344 ist Peter von Rosenberg als Pfandherr von Trutnov nachgewiesen, der 1347 starb. Nach weiteren adeligen Pfandherren verschrieb Kaiser Karl IV. Trutnov sowie Dvůr Králové nad Labem und die Schloss Žacléř 1365 dem Herzog Bolko II. und seiner Gemahlin Agnes. Nach dem Tod der Herzogin Agnes 1392 fiel die Stadt an König Wenzel IV., der Trutnov zum königlichen Leibgedinge seiner Gemahlin Sophie von Bayern erklärte.

In den Hussitenkriegen wurde Trutnov 1421 erobert und niedergebrannt, und eine hussitische Besatzung beherrschte die Burg. Dadurch gelangte Trutnov an die ostböhmische Hussitenbruderschaft der Waisen. Später wurde die Stadt sowie das ebenfalls zerstörte Spital der Kreuzherren zusammen mit der Kirche St. Peter und Paul wieder aufgebaut. 1437 bestimmte König Sigismunds Trutnov als Wittum seiner Gemahlin Barbara von Cilli. Diese verpfändete es 1441 an den nordböhmischen Ritter und späteren Landeshauptmann der Grafschaft Glatz, Hans von Warnsdorf. Er übertrug 1472 das Pfandrecht für die Stadt und die Burg seinem Schwiegersohn Friedrich von Schumburg (Schönburg), von dem sie dessen Söhne erbten. Wegen Überschuldung wurden Stadt und Herrschaft Trutnov 1521 an die Brüder Johann und Wilhelm Kruschina von Lichtenburg verkauft. Nachdem Johann Kruschina von Lichtenburg zum Verlust von Leib und Leben verurteilt worden war und es wiederum zu Besitzstreitigkeiten kam, zog der römisch-deutsche König und spätere Kaiser Ferdinand I. 1532 die Herrschaften Trutnov und Schatzlar ein. 1534 verschrieb er die Herrschaft Trutnov dem Grafen Johann von Hardegg als Abschlagzahlung auf die Grafschaft Glatz, die Hardegg zuvor an die Krone Böhmen abgetreten hatte. Hardegg übergab seinen Anspruch noch im selben Jahre dem königlichen Oberberghauptmann Christoph von Gendorf, dem seit 1533 auch die Herrschaft Hohenelbe gehörte. Wegen Besitzstreitigkeiten zog 1541 Königin Anna Stadt und Herrschaft Trutnov an sich.

Nach dem böhmischen Ständeaufstand von 1547 verpfändete König Ferdinand I. die Herrschaft Trutnov wiederum an Christoph von Gendorf, der auch das Amt des Burggrafen ausübte und die Trautenauer Burg zu einem Stadtschloss ausbaute. Streitigkeiten mit den Bürgern führten dazu, dass Gendorfer 1562 die Herrschaft Trautenau seiner Tochter Eustachie überschrieb. Sie übereignete Trutnov 1563 ihrem Schwiegersohn Wilhelm Miřkovský von Stropčice, der Trutnov acht Jahre später mit der Begründung verlor, es gehöre der böhmischen Königin. Dadurch stieg Trutnov zur königlichen Stadt auf. Ende des 16. Jahrhunderts verkaufte die königliche Kammer die Herrschaft Trutnov, zu der neben dem Schloss, Mühlen und der Papiermühle 24 Dörfer gehörten, an die Stadt Trutnov. Sie verlor wegen ihrer Beteiligung am böhmischen Ständeaufstand von 1618 zahlreiche Güter. Das Schloss wurde zwar 1628 an die Stadt restituiert, jedoch im Dreißigjährigen Krieg zerstört. Während der Schlesischen Kriege wurde Trutnov 1745 in Brand gesteckt.

Neuzeit

Im Deutschen Krieg fand am 27. und 28. Juni 1866 die Schlacht bei Trautenau statt. Nach der Verwaltungsreform von 1849 war Trautenau Sitz der gleichnamigen Bezirkshauptmannschaft. Seit der Mitte des 19. Jahrhunderts kam es zu Konflikten zwischen Deutschen und Tschechen. 1900 wurde ein Nationalhaus für die tschechische Minderheit eröffnet.

Von wirtschaftlicher Bedeutung waren neben der Landwirtschaft die von Johann Faltis 1823 errichtete Leinenmanufaktur und Baumwollweberei und weitere Textilbetriebe sowie die holzverarbeitende und die elektrotechnische Industrie. Ab Ende des 19. Jahrhunderts entwickelte sich der Tourismus. Nach der Gründung der Tschechoslowakei 1918 wurde Trutnov durch tschechische Soldaten besetzt. 1920 wurden eine tschechische Bürgerschule und ein tschechisches Realgymnasium errichtet. 1930 lebten in Trutnov 15.923 Einwohner, 1939 waren es 14.811.

In Folge des Münchner Abkommens wurde Trautenau, das überwiegend deutsch besiedelt war, 1938 dem Deutschen Reich angeschlossen und war bis 1945 Sitz des Landkreises Trautenau.

Nach 1945

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die deutschen Bewohner vertrieben. Die Zahl der Einwohner ging dadurch zunächst stark zurück.

Sehenswürdigkeiten

Rübezahlbrunnen
  • Ringplatz mit Laubengängen
  • Das Rathaus befand sich ursprünglich mitten auf dem Ringplatz. Nach einem Brand 1583 wurde es 1591 nach Plänen von Carlo Valmadi im Renaissancestil an der Marktseite neu aufgebaut. Nach einem weiteren Brand 1861 wurde es im Stil der Neugotik neu errichtet.
  • Die Kirche Johannes des Täufers von 1712 wurde 1811–1818 erneuert
  • Barocke Dreifaltigkeitssäule von 1704
  • Die Nepomuk-Statue schufen 1728 Schüler des Matthias Bernhard Braun
  • Reste der ehemaligen Stadtbefestigung
  • Neugotische Heilige-Peter und Paul-Kirche (Parschitz)
  • Volkshaus (Národní dům) aus dem Jahre 1900 (im böhmischen Viertel)

Ortsgliederung

Die Stadt Trutnov besteht aus 21 Ortsteilen:

  • Adamov (Adamsthal)
  • Babí (Trautenbach)
  • Bohuslavice (Bausnitz)
  • Bojiště (Hohenbruck)
  • Dolní Předměstí (Niedere Vorstadt)
  • Dolní Staré Město (Nieder-Altstadt)
  • Horní Předměstí (Obere Vorstadt)
  • Horní Staré Město (Ober-Altstadt)
  • Kryblice (Krieblitz)
  • Lhota (Welhotta)
  • Libeč (Gabersdorf)
  • Nový Rokytník (Neurognitz)
  • Oblanov (Kaltenhof)
  • Poříčí (Parschnitz)
  • Starý Rokytník (Altrognitz)
  • Střední Předměstí
  • Střítež (Burkersdorf)
  • Studenec (Staudenz)
  • Vnitřní Město
  • Volanov (Weigelsdorf)
  • Voletiny (Wolta)

Weiterhin gibt es folgende Siedlungen und Ortslagen:

  • Bezděkov (Bösig)
  • Debrné (Döberle)
  • Dolce (Dreyhäuser)
  • Dolníky (Grabenhäuser)
  • Kacíř (
  • Kalná Voda (Trübwasser)
  • Kouty
  • Luční Domky
  • Nové Dvory (Neuhof)
  • Nové Voletiny (Neu Wolta)
  • Peklo (Höllenhäuser)
  • Rubínovice (Rudersdorf)
  • Zelená Louka

Wirtschaft

Trutnov ist eine Industriestadt und ein Zentrum der Elektroindustrie mit Betrieben der Unternehmen ZPA Trutnov, ABB, Tyco, Siemens, Continental und Brose. In der Nahrungsmittelindustrie sind ZZN Trutnov und die Brauerei Pivovar Krakonoš tätig. In Parschitz befindet sich das Kraftwerk des Energieunternehmens EPO. Kara Trutnov ist ein Unternehmen der Lederindustrie. Lange Zeit war die Stadt ein Standort der Textilindustrie. Nach dem Konkurs vieler Betriebe produziert hier heute noch die Firma GRUND.

Verkehr

Trutnov erhielt bereits 1871 einen Eisenbahnanschluss und ist heute ein Eisenbahnknotenpunkt der Strecken 032 Jaroměř - Trutnov, 047 Trutnov – Teplice nad Metují, 045 Trutnov – Svoboda nad Úpou, 040 Trutnov – Stará PakaChlumec nad Cidlinou und 043 Trutnov – Žacléř. Im Sommer verkehren am Wochenende auch einige Züge nach Hirschberg (Jelenia Gora). Neben dem Hauptbahnhof (Trutnov hlavni nadrazi) gibt es weitere Bahnstationen.

Von Trutnov zweigt eine Bahnlinie ab, die über Horní Staré Město, Kálna Voda und Mladé Buky nach Svoboda nad Úpou verläuft und von dem Unternehmen Viamont betrieben wird.

Der lokale Autobusverkehr wird von dem Unternehmen OSNADO betrieben.

Durch den Ort führen die Fernstraßen I/14 (Liberec-Třebovice), I/16 (Řevničov-Královec) und die I/37 (Trutnov-Velká Bíteš). Eine Verlängerung der Autobahn Dálnice 11 über Trutnov nach Königshan ist geplant.

Sport

Der Sport in Trutnov hat eine große Tradition. Die Basketballmannschaften des BK KARA Trutnov spielen in der 1. Tschechischen Liga. Die Eishockeymannschaft des HC Trutnov tritt in der 2. Tschechischen Liga an. Weiterhin gibt es auch Fußball und Tennis.

Städtepartnerschaften

Söhne und Töchter der Stadt

Literatur

  • Joachim Bahlcke u. a.: Handbuch der historischen Stätten Böhmen und Mähren, Kröner-Verlag, Stuttgart 1998, ISBN 3-520-32901-8, S. 618–621
  • Karl Prätorius: Vergleichende Zeittafel Böhmen–Trautenau–Schatzlar. In: Schatzlar und seine Bezirksgemeinden. Marburg/Lahn 1993, S. 617–653
  • Theodor Fontane: Der Feldzug in Böhmen und Mähren, Nymphenburger Verlagshandlung 1870, S. 355-391
  • Justus Wilhelm Christian Fischer: Reisen durch Oesterreich, Ungarn, Steyermark, Venedig, Böhmen und Mähren in den Jahren 1801 und 1802, Band 3, Wien 1803, S. 21-30

Einzelnachweise

  1. Český statistický úřad – Die Einwohnerzahlen der tschechischen Gemeinden vom 1. Januar 2011 (XLS, 1,3 MB)
  2. http://www.riesengebirgler.de/gebirge/orte/Ortschaften_1.htm
  3. Ludwig Petry u. a.: Geschichte Schlesiens. Bd. 1, Sigmaringen 1988, ISBN 3-7995-6341-5, S. 162

Weblinks

 Commons: Trutnov – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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