Ubi caritas

Ubi caritas

Ubi caritas (lat. ‚Wo die Herzensgüte‘) ist eine Antiphon, ursprünglich aus der Liturgie zu Gründonnerstag. Der Text eines unbekannten Autors lehnt sich an den 1. Johannesbrief an und ist in einer Handschrift aus St. Gallen aus dem 8. Jahrhundert überliefert.

Die Antiphon wurde zusammen mit dem dazugehörigen Hymnus Congregavit nos, als dessen Verfasser man Paulinus von Aquileia († 802/04) vermutet, im Mittelalter während der Fußwaschung gesungen. Heute werden die Antiphon und einige Verse des Hymnus in der römisch-katholischen Gründonnerstags-Liturgie zur Gabenbereitung gesungen.[1]

Die erste Zeile lautet entweder Ubi caritas et amor (‚wo Güte und Liebe‘) oder Ubi caritas est vera (‚wo wahre Güte ist‘). Die letztere Fassung wird dabei vom gegenwärtigen Missale Romanum bevorzugt.

Durch Vertonungen aus Taizé ist Ubi caritas auch jenseits der liturgischen Verwendung populär geworden. Es gibt zwei Fassungen aus Taizé, von denen diejenige von Jacques Berthier sowohl in vielen Diözesanteilen des Gotteslobs als auch in vielen Regionalteilen des evangelischen Gesangbuchs zu finden ist. Die andere ist von Joseph Gelineau und heißt zur Unterscheidung Ubi caritas Deus ibi est. Einige Gotteslob-Diözesanteile enthalten auch eine ältere Verdeutschung durch Johannes von Acken (1937) mit einer Melodie von Heinrich Rohr (1940).

Ubi caritas ist aber auch sonst häufig vertont worden; am bekanntesten sind dabei die Motette von Maurice Duruflé aus seinen Vier Motetten op. 10, sowie aus neuester Zeit eine Fassung von Morten Lauridsen. Der walisische Komponist Paul Mealor komponierte einen Chorsatz als Auftragskomposition für die Trauung von Prinz William und Kate Middleton am 29. April 2011.[2][3]

Der Text lautet:

lateinisch deutsch

Ubi caritas et amor
Deus ibi est.

Wo Güte ist und Liebe,
da ist Gott

Von den 12 Versen wird meist nur der erste verwendet:

lateinisch deutsch

Congregavit nos in unum Christi amor
exsultemus et in ipso iucundemur.
timeamus et amemus Deum vivum
et ex corde diligamus nos sincero.

Zusammengebracht in eins hat uns die Liebe Christi
lasset uns jauchzen und uns in ihm freuen
lasset uns fürchten und lieben den lebendigen Gott
und von Herzen uns einander lieb haben.

Literatur

  • Adolf Adam (Hrsg.): Te Deum laudamus. Große Gebete der Kirche Lateinisch-Deutsch. Herder, Freiburg i. Br. 1987, ISBN 3-451-20900-4, S. 114ff.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Schott-Messbuch für die Sonn- und Festtage des Lesejahres A. Herder, Freiburg i. Br. 1983, ISBN 3-451-19231-4, S. 171 f. (online).
  2. Melissa Lesnie (29. April 2011): New British compositions a gift for the Royal Wedding (englisch). Limelight Magazine. Australian Broadcasting Company / Haymarket Media. Abgerufen am 29. April 2011.
  3. Paul Mealor: Ubi Caritas et Amor. University of York Music Press (Katalogeintrag)

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