Ugolino de Vivaldo

Ugolino de Vivaldo
Portugiesische Galeere auf dem Weg zur Malabarküste (Indien), nach Jan Huygen van Linschoten

Ugolino de Vivaldo (ital. auch Ugolino Vivaldi; † nach 1291) war ein genuesischer Entdecker, der gemeinsam mit seinem Bruder Guido oder Vadino de Vivaldo das Kommando bei der ersten bekannten Expedition auf der Suche nach einem Seeweg von Europa nach Indien führte.

Leben

Für die Expedition statteten die Brüder de Vivaldo mit Hilfe von Tedisio Doria zwei Galeeren (Allegranza und Sant'Antonio) aus. Im Mai 1291 verließen sie mit 300 Mann den Hafen von Genua mit dem Ziel, Indien über den Atlantik zu erreichen und nützliche Handelsgüter heimzubringen. Das Unternehmen war ursprünglich zwar nur zu Handelszwecken angelegt, sollte aber offensichtlich auch der christlichen Mission dienen, denn Ugolino begleiteten zwei Franziskaner. Die gut bewaffneten Galeeren segelten entlang der marokkanischen Küste an einen Ort namens Gozora (Kap Nun), bei 28° 47' N. Danach gab es keine weiteren Lebenszeichen von der Expedition.

Im frühen 14. Jahrhundert unternahm Ugolinos Sohn Sorleone de Vivaldo († ca. 1315) mehrere Fernreisen auf der Suche nach seinem Vater. Dabei soll er angeblich bis an die somalische Küste nach Mogadischu vorgedrungen sein. Im Jahre 1455 berichtete Antoniotto Usodimare – ein weiterer genuesischer Seefahrer, der mit Alvise Cadamosto im Dienst des portugiesischen Infanten Heinrich des Seefahrers reiste –, er habe in der Nähe der Mündung des Gambia-Flusses den letzten Nachkommen von Überlebenden der Vivaldo-Expedition getroffen. Nach dessen Aussagen waren die beiden Galeeren bis in den Golf von Guinea gelangt, wo eine von ihnen strandete, während die andere weitersegelte und an einem Ort der Küste von Aethiopia-Mena oder Amenuan landete, nahe dem Gihon (womit wahrscheinlich der Senegal-Fluss gemeint ist).[1] Dort wurden die Genuesen festgenommen und gefangengehalten.

Anmerkungen

  1. Die von der Encyclopædia Britannica angefügte Vermutung, es handele sich bei Gihon um den westafrikanischen Senegal, steht hier im Widerspruch zu den anderen geografischen Angaben, die auf Ostafrika hinweisen. Bei einigen Chronisten steht der Fluss Gihon dagegen für den Nil (vgl. Gihon (Gichon). In: Meyers Konversations-Lexikon 1885–1892, 7. Band, Seite 343). Tatsächlich kursierte die Legende, die letzte der beiden Galeeren habe – wie angeblich später auch Sorleone de Vivaldo – die Südspitze Afrikas umsegelt und sei nach Äthiopien gelangt, wo die Genuesen von dem ebenso legendären Priesterkönig Johannes festgenommen worden seien (vgl. G. Airaldi: Guerrieri e mercanti. Storie del Medioevo genovese. Aragno, Turin 2004).

Quellen und Literatur

  • Encyclopædia Britannica. Eleventh Edition (1910–1911)
  • Charles Raymond Beazley: Dawn of Modern Geography. Oxford 1906, iii., S. 413–419, 551
  • Wilhelm Heyd: Histoire du commerce du Levant. Verbesserte französische Ausgabe der Geschichte des Levantehandels. Paris 1886, ii., S. 140–143
  • L. T. Belgrano: Annali Genovesi di Caffaro e de' suoi continuatori. In: Archiv. Stor. Ital. 3. Reihe, ii., S. 124 ff und in: Atti della Soc. Lig. di Storia Patria. 1881, xv., S. 320
  • Marcos Jimenez de la Espada (Hrsg.): Conocimiento de todos los Reinos. In: Boletin of the Geographical Society of Madrid. Bd. II., Nr. 2, pp. III, Februar 1877, S.113, 117–118
  • Jacopo Doria: Annales. (vor 1291 n. Chr.) In: Georg Heinrich Pertz: Monumenta Germaniae Historica. Scriptores. 1863, xviii., S. 335
  • Georg Heinrich Pertz: Der Älteste Versuch zur Entdeckung des Seeweges nach Ostindien. Berlin 1859
  • Giovanni Antonio Canal: Degli antichi navigatori scopritori Genovesi. Genua 1846
  • Jacob Gråberg: Annali di Geografia e di Statistica composti. da Giacomo Gråberg. Genua 1802

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