Uhrmacher-Analogie

Uhrmacher-Analogie

Die Uhrmacher-Analogie ist ein teleologisches Argument zur Unterstützung der Ansicht, dass das Universum, oder Teile davon, durch das Wirken intelligenten Bewusstseins entstanden sind.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Cicero (106 - 33 v. Chr.) schließt in De natura deorum (Vom Wesen der Götter; Buch II, Absatz 34) aus dem planvollen Funktionieren einer Uhr, dass auch das Weltall nicht sinn- und planlos sein könne.

Robert Hooke vergleicht in Micrographia (1664) die von ihm mit dem Mikroskop erforschten Kleinlebewesen mit den Uhrwerkmechanismen (mit deren Konstruktion er sich ebenfalls befasste). Seine Einschätzung ist, dass Konstruktionen von Menschenhand neben der „Allmacht und Vollkommenheit des großen Schöpfers“ verblassen müssen.

Voltaire schließt im 2. Kapitel seiner Traité de métaphysique (1734) aus dem Wachsen und Funktionieren des menschlichen Körpers, dass er wie eine Uhr von einem intelligenten Wesen geplant worden sein müsse. Weitergehende Schlussfolgerungen hieraus über die Natur dieses Wesens, seine Ewigkeit, Unendlichkeit usw. hält Voltaire allerdings nicht für logisch gerechtfertigt.

William Paley argumentiert in seiner Natural Theology (1802), dass man eine auf dem Feld gefundene Taschenuhr als intelligent konstruiertes Objekt erkenne, und dass folglich auch die lebenden Organismen als Werke eines intelligenten Konstrukteurs anzusehen seien.

Die Uhrmacher-Analogie wird heute von Vertretern des Kreationismus und des Intelligent Designs in ähnlicher Weise gebraucht.

Kritik und Gegenkritik

Die Analogie wird meist durch den Hinweis kritisiert, dass sie ein Vorwissen über die Entstehung von Artefakten voraussetzt, das bei lebenden Organismen jedoch nicht vorliegt. So wird eine Uhr als von Menschen geschaffen erkannt, da der Betrachter bereits durch Bildung und Prägung weiß, dass Uhren künstlich hergestellt werden. Das Erkennen von Ordnung und Komplexität sei dafür nicht ausschlaggebend.

Vertreter des Intelligent Design (z. B. Rammerstorfer, S. 93 ff.) wenden dagegen ein, dass die Kritik nicht zutreffend ist. Die Unterschiede zwischen Artefakten und Organismen seien nicht Ausschlag gebend, um den Analogieschluß zurückzuweisen. Vorwissen über die Entstehung sei nicht nötig, da das Erkennen intelligent geschaffener Strukturen an bestimmten Mustern festgemacht wird, die auf intelligentes Eingreifen hinweisen. Als Beispiel wird das SETI-Programm angeführt. Auch hier könne nach Meinung der ID-Vertreter nicht auf Erfahrungswissen zurückgegriffen werden, die Suche nach Signalen orientiert sich vielmehr an auffälligen Mustern.

Der Astronom Seth Shostak vom SETI Institut weist diesen Vergleich als fehlerhaft zurück; komplexe Muster allein würden noch nicht Intelligenz nachweisen[1]. Wesley R Elsberry betont, dass SETI nur Signale detektieren würde, welche bestimmte Eigenschaften der menschlichen Kommunikation aufweisen, so wie sie auf Grund der Erfahrung mit menschlicher Kommunikation festgestellt wurden. Unter anderem z.B. die Benutzung von elektromagnetischen Signalen im Radiowellenlängenbereich und bestimmte Arten der Codierung. Auch beansprucht SETI explizit nicht, unspezifische Intelligenz nachweisen zu können. Nur solche Signale von intelligenten Wesen, welche hinreichend ähnlich zur menschlichen Intelligenz sind, so dass unsere Erfahrung mit letztere auch auf diese intelligenten Wesen zutrifft, können mit SETI nachgewiesen werden [2].

Literatur

  • Paley, William: Natural Theology, mit einer Einführung von M. D. Eddy und D. M. Knight (Hrsg.), Oxford University Press, 2005. ISBN 0-19-280584-3
  • Rammerstorfer, Markus: Nur eine Illusion?, Tectum Verlag, 2006. ISBN 3-8288-9117-9

Quellen

  1. [1] Seth Shostak: Why SETI isn't like "intelligent design"
  2. [2] Review von Wesley R Elsberry über The Design Inference von William A Dembski"

Weblinks


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