Umlaufmittel

Umlaufmittel

Zum Umlaufvermögen (oder Betriebskapital) eines Unternehmens gehören Vermögensgegenstände, die umlaufen beziehungsweise umgesetzt werden sollen, deren Bestand sich also durch Zu- und Abgänge häufig ändert. Sie befinden sich nur kurze Zeit im Unternehmen und dienen nicht, wie das Anlagevermögen, dauerhaft dem Geschäftsbetrieb. Das Umlaufvermögen kann zum Teil mit kurzfristigem Fremdkapital und Lieferantenkrediten finanziert werden und muss nicht vollständig von den langfristigen Kapitalgebern aufgebracht werden.

Inhaltsverzeichnis

Zuordnung

Das Umlaufvermögen wird durch seinen Zweck bestimmt. Gegenstände, welche die Betriebsprozesse der Beschaffung, der Fertigung und des Absatzes durchlaufen sollen, werden ihm zugeordnet. Aus beschafften Werkstoffen werden durch die Produktion fertige Erzeugnisse, die verkauften Erzeugnisse werden zu Forderungen gegenüber dem Kunden und nach Zahlung zu Geld in der Kasse oder auf dem Bankkonto.

Die Entscheidung darüber, welchen Zweck ein Gegenstand erfüllen soll und welcher Vermögensart er somit zuzurechnen ist, trifft die Unternehmensleitung. Eine selbst produzierte Maschine, die verkauft werden soll, wird zum Umlaufvermögen gerechnet. Verbleibt sie dauerhaft im Betrieb, ist sie ein Anlagegegenstand.

Gliederung

In der Bilanz ist das Umlaufvermögen nach § 266 HGB Abs. 2 B auf der Aktiv-Seite ausgewiesen und wie unten angeführt zu gliedern. Im Vorfeld der Bilanzerstellung ist eine Bestandsaufnahme der Warenbestände notwendig.

I. Vorräte/Vorratsvermögen

  1. Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe
  2. unfertige Erzeugnisse, unfertige Leistungen
  3. fertige Erzeugnisse und Waren
  4. geleistete Anzahlungen

II. Forderungen und sonstige Vermögensgegenstände

Gesondert ausgewiesen werden bei allen vier Punkten Forderungen und Vermögensgegenstände mit einer Restlaufzeit von mehr als einem Jahr

  1. Forderungen aus Lieferungen und Leistungen
  2. Forderungen gegen verbundene Unternehmen
  3. Forderungen gegen Unternehmen, mit denen ein Beteiligungsverhältnis besteht
  4. sonstige Vermögensgegenstände

III. Wertpapiere

  1. Anteile an verbundenen Unternehmen
  2. eigene Anteile
  3. sonstige Wertpapiere

IV. Liquide Mittel

  1. Schecks, Kassenbestände, Bundesbank- und Postgiroguthaben, Guthaben bei Kreditinstituten

Das Umlaufvermögen in der Bilanzanalyse

Für die Ermittlung aussagefähiger Kennzahlen zur Beurteilung der Vermögens-, Finanz- und Ertragslage eines Unternehmens ist die Gliederung des HGB nur bedingt geeignet. In der Bilanzanalyse werden daher abweichende Definitionen verwendet und das Umlaufvermögen mit den Werten der Passivseite, also den Finanzierungsquellen, in Beziehung gesetzt.

Working Capital

Ist die Differenz der kurzfristig (innerhalb eines Jahres) liquidierbaren Aktiva eines Unternehmens über die kurzfristigen Passiva. Es ist also der Teil des Umlaufvermögens, der nicht zur Deckung der kurzfristigen Verbindlichkeiten gebunden ist, und deshalb im Beschaffungs-, Produktions- und Absatzprozess arbeiten kann. Das Working Capital stellt ferner ein Maß für die Liquidität (insb. Liquidität 3. Grades) des Unternehmens dar, da es den Überhang der langfristigen Mittel über die Teile des Anlagevermögens misst, die innerhalb eines Jahres liquidierbar sind.

Das Working Capital zeigt ebenfalls das nicht ausgenutzte langfristige Finanzierungsvolumen an, da sich erkennen lässt, in welchem Umfang Teile des kurzfristig freisetzbaren Umlaufvermögens mittel- bis langfristig finanziert sind. Somit ist dies ein Hinweis für die Expansionskraft des Unternehmens, denn das Working Capital stellt einen Fonds langfristig finanzierter Aktiva dar, die innerhalb eines Jahres liquidiert werden können. Diese Manövriermasse könnte daher zur Finanzierung des langfristigen Kapitalbedarfs eingesetzt werden.

Net Working Capital

Das Nettoumlaufvermögen (engl. net working capital) erlaubt es, den Nettofinanzbedarf zur Finanzierung kurzfristiger Aktiva zu ermitteln; Es ist definiert als das Kapital, das für ein Unternehmen Umsatz generiert, ohne Kapitalkosten im engeren Sinne zu verursachen. Es berechnet sich aus dem Umlaufvermögen abzüglich der liquiden Mittel abzüglich der Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen. Ein negatives net working capital bedeutet, dass Lieferanten Umsätze vorfinanzieren.

Nettofinanzumlaufvermögen

Nettofinanzumlaufvermögen = Finanzumlaufvermögen (Liquide Mittel + Forderungen) - Kurzfristiges Fremdkapital (Verbindlichkeiten, etc.)

Literatur

  • Meyer, Christian A.: "Working Capital und Unternehmenswert", Gabler, Wiesbaden 2007, ISBN 978-3835008625.
  • Coenenberg, A.G. u.a.: Jahresabschluss und Jahresabschlussanalyse, 20. Aufl., Landsberg am Lech 2005, ISBN 3-7910-2378-0, S. 129-131.

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужно решить контрольную?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Umlaufmittel — Ụm|lauf|mit|tel 〈n. 13; DDR〉 einem volkseigenen Betrieb für die Produktionsaufgaben zur Verfügung gestellte Zahlungsmittel …   Universal-Lexikon

  • Österreichische Grenznutzenschule — Carl Menger (1840–1921) – Begründer der Österreichischen Schule Die Österreichische Schule, Wiener Schule, Österreichische Grenznutzenschule[1] oder psychologische Schule ist eine Richtung der Volkswirtschaftslehre. Zu erster Bekanntheit gelangte …   Deutsch Wikipedia

  • Österreichische Schule — Als Österreichische Schule, Wiener Schule, Österreichische Grenznutzenschule[1] oder (selten) psychologische Schule wird eine Gruppe von Theoretikern bezeichnet, die eine bestimmte Lehrmeinung in der Volkswirtschaftslehre vertreten. Zentral ist… …   Deutsch Wikipedia

  • Österreichische Schule der Ökonomie — Carl Menger (1840–1921) – Begründer der Österreichischen Schule Die Österreichische Schule, Wiener Schule, Österreichische Grenznutzenschule[1] oder psychologische Schule ist eine Richtung der Volkswirtschaftslehre. Zu erster Bekanntheit gelangte …   Deutsch Wikipedia

  • Inventarbeitrag (DDR) — Der Inventarbeitrag war in der DDR eine Vorleistung beim Eintritt in die LPG von den Mitgliedern, die Boden und/oder Grund und Umlaufmittel (in der Regel Vieh, Maschinen, Futtermittel und Saatgut) einbrachten, die zum Beginn und zur Fortführung… …   Deutsch Wikipedia

  • Kritik der Politischen Ökonomie — Die marxistische Wirtschaftstheorie bildet sowohl ihrem Umfang als auch ihrem Inhalt nach den Hauptteil der Marx’schen Theorie. Sie untersucht die ökonomische Funktionsweise der „bürgerlichen“, „kapitalistischen“ Gesellschaft und folgt… …   Deutsch Wikipedia

  • Marxistische Wirtschaftstheorie — Die marxistische Wirtschaftstheorie – die politische Ökonomie auf der Grundlage von Das Kapital von Marx – bildet sowohl ihrem Umfang als auch ihrem Inhalt nach den Hauptteil der marxistischen Gesellschaftstheorie (Historischer Materialismus).… …   Deutsch Wikipedia

  • Marxistische Ökonomie — Die marxistische Wirtschaftstheorie bildet sowohl ihrem Umfang als auch ihrem Inhalt nach den Hauptteil der Marx’schen Theorie. Sie untersucht die ökonomische Funktionsweise der „bürgerlichen“, „kapitalistischen“ Gesellschaft und folgt… …   Deutsch Wikipedia

  • Inventarbeitrag — Der Inventarbeitrag war in der DDR eine Vorleistung beim Eintritt in die LPG von den Mitgliedern, die Boden und/oder Grund und Umlaufmittel (in der Regel Vieh, Maschinen, Futtermittel und Saatgut) einbrachten, die zum Beginn und zur Fortführung… …   Deutsch Wikipedia

  • Goldpreis — Gold Staat: global Unterteilung: 1 Feinunze = 31,1034768 Gramm ISO 4217 Code: XAU Abkürzung: keine Wechselkurs: (18. November 2011) 1 XAU = 1.719 USD 10.000 USD = 5,817 …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”