Umlaufvermögen

Umlaufvermögen

Zum Umlaufvermögen (englisch: Current Assets) eines Unternehmens gehören Vermögensgegenstände, die im Rahmen des Betriebsprozesses umgesetzt werden sollen, deren Bestand sich also durch Zu- und Abgänge häufig ändert. Sie befinden sich nur kurze Zeit im Unternehmen und dienen nicht, wie das Anlagevermögen, dauerhaft dem Geschäftsbetrieb. Das Umlaufvermögen kann zum Teil mit kurzfristigem Fremdkapital und Lieferantenkrediten finanziert werden und muss nicht vollständig von den langfristigen Kapitalgebern aufgebracht werden.

Inhaltsverzeichnis

Zuordnung

Das Umlaufvermögen wird durch seinen Zweck bestimmt. Nach der indirekten Definition des § 247 HGB ist es die Summe der Werte derjenigen Vermögensgegenstände eines Unternehmens, die nicht dazu bestimmt sind, dauerhaft im Unternehmen zu verbleiben. Damit handelt es sich folglich um die Vermögensgegenstände, die im Rahmen der Produktion verarbeitet werden (Siehe auch: Umlaufbestand). Gegenstände also, welche die Betriebsprozesse der Beschaffung, der Fertigung und des Absatzes durchlaufen sollen, werden ihm zugeordnet. Aus beschafften Werkstoffen werden durch die Produktion fertige Erzeugnisse, die verkauften Erzeugnisse werden zu Forderungen gegenüber dem Kunden und nach Zahlung zu Geld in der Kasse oder auf dem Bankkonto. Grundsätzlich werden auch die Forderungen aus Lieferungen und Leistungen zum Umlaufvermögen gezählt.

Die Entscheidung darüber, welchen Zweck ein Gegenstand erfüllen soll und welcher Vermögensart er somit zuzurechnen ist, trifft die Unternehmensleitung. Eine selbst produzierte Maschine, die verkauft werden soll, wird zum Umlaufvermögen gerechnet. Verbleibt sie dauerhaft im Betrieb, ist sie ein Anlagegegenstand.

Etwas anders ist die Definition von „Current Assets“ nach US-GAAP, wonach nur solche Vermögensgegenstände dazuzurechnen sind, welche innerhalb des normalen Geschäftszyklus in Geld umgewandelt, sprich verkauft oder verbraucht werden. Ist der Geschäftszyklus kürzer als ein Jahr, wird das Jahr zugrunde gelegt. Ähnlich ist es in den International Financial Reporting Standards abgegrenzt, wobei ein Wahlrecht verbleibt, überhaupt zwischen Anlage- und Umlaufvermögen zu unterscheiden.[1]

Gliederung

In der Bilanz ist das Umlaufvermögen nach § 266 HGB Abs. 2 B auf der Aktiv-Seite ausgewiesen und wie unten angeführt zu gliedern. Im Vorfeld der Bilanzerstellung ist eine Bestandsaufnahme der Warenbestände notwendig.

I. Vorräte/Vorratsvermögen

  1. Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe
  2. unfertige Erzeugnisse, unfertige Leistungen
  3. fertige Erzeugnisse und Waren
  4. geleistete Anzahlungen

II. Forderungen und sonstige Vermögensgegenstände

Gesondert ausgewiesen werden bei allen vier Punkten Forderungen und Vermögensgegenstände mit einer Restlaufzeit von mehr als einem Jahr

  1. Forderungen aus Lieferungen und Leistungen
  2. Forderungen gegen verbundene Unternehmen
  3. Forderungen gegen Unternehmen, mit denen ein Beteiligungsverhältnis besteht
  4. sonstige Vermögensgegenstände

III. Wertpapiere

  1. Anteile an verbundenen Unternehmen
  2. eigene Anteile
  3. sonstige Wertpapiere

IV. Liquide Mittel

  1. Schecks, Kassenbestände, Bundesbank- und Postgiroguthaben, Guthaben bei Kreditinstituten

Das Umlaufvermögen in der Bilanzanalyse

Für die Ermittlung aussagefähiger Kennzahlen zur Beurteilung der Vermögens-, Finanz- und Ertragslage eines Unternehmens ist die Gliederung des HGB nur bedingt geeignet. In der Bilanzanalyse werden daher abweichende Definitionen verwendet und das Umlaufvermögen mit den Werten der Passivseite, also den Finanzierungsquellen, in Beziehung gesetzt.

Working Capital

Working Capital ist der Überschuss der kurzfristig (innerhalb eines Jahres) liquidierbaren Aktiva eines Unternehmens über die kurzfristigen Passiva. Es ist also der Teil des Umlaufvermögens, der nicht zur Deckung der kurzfristigen Verbindlichkeiten gebunden ist, und deshalb im Beschaffungs-, Produktions- und Absatzprozess arbeiten kann. Das Working Capital stellt ferner ein Maß für die Liquidität (insb. Liquidität 3. Grades) des Unternehmens dar, da es den Überhang der langfristigen Mittel über die Teile des Anlagevermögens misst, die innerhalb eines Jahres liquidierbar sind.

Das Working Capital zeigt ebenfalls das nicht ausgenutzte langfristige Finanzierungsvolumen an, da sich erkennen lässt, in welchem Umfang Teile des kurzfristig freisetzbaren Umlaufvermögens mittel- bis langfristig finanziert sind. Somit ist dies ein Hinweis für die Expansionskraft des Unternehmens, denn das Working Capital stellt einen Fonds langfristig finanzierter Aktiva dar, die innerhalb eines Jahres liquidiert werden können. Diese Manövriermasse könnte daher zur Finanzierung des langfristigen Kapitalbedarfs eingesetzt werden.

Net Working Capital

Das Nettoumlaufvermögen (engl. net working capital) erlaubt es, den Nettofinanzbedarf zur Finanzierung kurzfristiger Aktiva zu ermitteln; Es ist definiert als das Kapital, das für ein Unternehmen Umsatz generiert, ohne Kapitalkosten im engeren Sinne zu verursachen. Es berechnet sich aus dem Umlaufvermögen abzüglich der liquiden Mittel abzüglich der Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen. Ein negatives net working capital bedeutet, dass Lieferanten Umsätze vorfinanzieren.

Nettofinanzumlaufvermögen

Nettofinanzumlaufvermögen = Finanzumlaufvermögen (Liquide Mittel + Forderungen) - Kurzfristiges Fremdkapital (Verbindlichkeiten, etc.)

Siehe auch

Literatur

  • Adolf Coenenberg, u.a.: Jahresabschluss und Jahresabschlussanalyse, 21. Auflage, Schäffer-Poeschel Verlag, Stuttgart 2009, ISBN 3791027700
  • Michael Griga, Raymund Krauleidis: Bilanzen erstellen und lesen für Dummies, 2. Auflage, Wiley-VCH Verlag 2010, ISBN 978-3527705986
  • Christian A. Meyer : "Working Capital und Unternehmenswert", Gabler, Wiesbaden 2007, ISBN 978-3-8350-0862-5.
  • Gerhard Scherrer: Rechnungslegung nach neuem HGB, 3. Auflage, Vahlen 2010, ISBN 978-3800637874
  • Harald Wedell, Achim A. Dilling: Grundlagen des Rechnungswesens: Buchführung und Jahresabschluss. Kosten- und Leistungsrechnung, 13. Auflage, NWB-Verlag 2010, ISBN 978-3482547836

Einzelnachweise

  1. Küting, Karlheinz; Weber, Claus-Peter: Die Bilanzanalyse : Lehrbuch zur Beurteilung von Einzel- und Konzernabschlüssen. 7. erw. und aktual. Aufl. Stuttgart: Schäffer-Poeschel, 2004. - ISBN 3-7910-2260-1. S. 538 f.

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