United States Holocaust Memorial Museum

United States Holocaust Memorial Museum
United States Holocaust Memorial Museum
Logo des Museums

Das United States Holocaust Memorial Museum ist eine US-amerikanische, bundesstaatliche Museums-Einrichtung in Washington, D.C.. Abkürzung dafür ist USHMM. Es dient als nationale Gedenkstätte für die Opfer sowie zur Dokumentation und Interpretation der Geschichte des Holocaust und befindet sich auf der National Mall zwischen Washington Monument und Jefferson Memorial, am Raoul Wallenberg Platz. Von 22 weiteren Holocaustmuseen in den USA befinden sich je vier in den Bundesstaaten Texas, New York, Kalifornien und Florida.

Inhaltsverzeichnis

Entstehungsgeschichte

Das Museum beruht auf einer von Jimmy Carter 1978 einberufenen Kommission (President’s Commission on the Holocaust, später: "U.S. Holocaust Memorial Commission"), deren erster Vorsitzender Elie Wiesel war. Die Vorlage wurde 1980 vom US-Kongress einstimmig, zusammen mit den Days of Remembrance, beschlossen (Public Law 96-388). Auf dieser Entschliessung beruht auch die Förderung aus öffentlichen Mitteln.

Konzeptstreit

Mit Jimmy Carters Initiative für das Museum 1978 begann ein Streit um dessen Konzept. Auslöser war sein Auftrag, eine nationale Gedenkstätte für „die sechs Millionen, die in dem Holocaust ermordet wurden“, zu entwerfen: Damit begrenzte er den Begriff auf die Judenvernichtung. Daraufhin beanspruchten Vertreter verschiedener nichtjüdischer NS-Opfergruppen einen analogen Opferstatus und Aufnahme in das Museumskonzept. Carter erweiterte die Holocaustdefinition 1979 darum auf „elf Millionen unschuldige Opfer, von denen sechs Millionen Juden waren“. Dagegen betonte Elie Wiesel, der damals der Gründungskommission vorstand, das vom NS-Staat angestrebte Ziel der Ausrottung aller Juden als analogielose Besonderheit. Er fasste es später mit dem oft zitierten Satz zusammen: „Nicht alle Opfer waren Juden, aber alle Juden waren Opfer.“[1] Die von Carter berufene, mehrheitlich von Vertretern jüdischer NS-Opfer besetzte Gründungskommission definierte „Holocaust“ in ihrem Museumsentwurf als „systematische, bürokratische Vernichtung von sechs Millionen Juden durch die Nazis und ihre Kollaborateure als zentralen Staatsakt während des Zweiten Weltkriegs“. Darum verlangte sie einen Vorrang für das Gedenken dieses Ereignisses, aber keinen Ausschluss anderer Opfergruppen. Die US-Regierung lehnte diesen Vorrang ab und vermied eine klare Begriffsdefinition, gebrauchte den Holocaustbegriff offiziell aber weiterhin als Synonym für die NS-Judenvernichtung.[2]

Gebäudeentwurf

1983 präsentierte George H. W. Bush der Kommission den ersten Gebäudeentwurf. Die Verhandlungen über die architektonische Gestaltung und die Inhalte (schwarze US-Amerikaner sowie Indianer und Revisionisten sahen ihre Interessen nicht berücksichtigt) führten dazu, dass es erst 14 Jahre später, im April 1993, als "public-private enterprise" eröffnet wurde. Das Gebäude wurde vom Architekten James Freed mit 200 Mio $ aus Privatspenden auf öffentlichem Boden errichtet. Zu diesem Zweck wurde der Kommission der historische "Auditor's Building Complex" 1987 von der General Services Administration übertragen. Bedenken von Bürgern und innerhalb der Kommission verhinderten den ursprünglich geplanten, kompletten Abbruch.

Ausstellungen

Die Ausstellungsräume beinhalten 26.000 authentische Artefakte sowie zahlreiche Ausstellungen und Veröffentlichungen mit Bezug zum Holocaust. Gebäudezentrum ist eine hexagonale Halle des früheren Gebäudes (heute "Hall of Remembrance"). Den Startpunkt des Rundgangs bilden in der "Hall of Flags" die Fahnen verschiedener US-Divisionen, die am Sieg beteiligt waren. Das Museum sammelt und bewahrt Beweisstücke, verbreitet Lernmaterialien und produziert Radio- und Fernsehprogramme. Es finden jährliche Gedenkfeiern statt.

Das Deutsche Hygiene-Museum in Dresden zeigte eine Ausstellung des Holocaust Memorial Museums: Tödliche Medizin: Rassenwahn im Nationalsozialismus vom 12. Oktober 2006 bis 24. Juni 2007.

Verwaltung

Das Museum wird von einem 55-köpfigen "United States Holocaust Memorial Council" geleitet, der um 10 Kongressabgeordnete und drei ex officio Vertreter jeweils des Bildungs-, Innen- und Außenministeriums ergänzt wird. Präsident des Rates ist Fred S. Zeidman. 2006 berief George W. Bush den konservativen Kolumnisten Dennis Prager ins Konzil.[3]

Das Museum hat etwa 1,7 Mio Besucher pro Jahr. Seit der Gründung 1993 besuchten es 23 Mio Menschen, davon 8 Mio Schulkinder.

Bei Einnahmen von 70 Mio $ im Jahr (davon 42 Mio $ staatliche Zuschüsse; zum Vergleich: British Museum 56 Mio $; Louvre 118 Mio $) hat es im Geschäftsjahr 2005 Überschüsse in Höhe von 15,3 Mio $ erwirtschaftet. Im Vergleich zu anderen Museen, die zudem nicht eine einzelne Ethnie thematisieren, hat das USHMM erhebliche Rücklagen in Aktien (63 Mio $), Investmentfonds (58 Mio $), israelischen Staatsanleihen (4,2 Mio $) und anderen Anlageformen, insgesamt 147,5 Mio $ (2005[4]). Zur Konsolidierung strebt es künftig einen Kapitalstock von 300 Mio $ an.

Kritik

Die Teilnahme des Widerstands und der sowjetischen Armee wird zugunsten der US-Streitkräfte stark marginalisiert. Kritiker wie Rochelle Saidel meinen zudem, dass die restriktive Einwanderungspolitik der USA in dieser Zeit sowie die Weigerung der Alliierten, Auschwitz im Luftkrieg anzugreifen, nicht thematisiert seien, wodurch die "Geschichte neugeschrieben" werde.

Schießerei

Am 10. Juni 2009 kam es in dem Museum zu einem tödlichen Zwischenfall, als ein Mann, bei dem es sich nach Medienberichten um den als rechtsextrem bekannten 88-Jährigen James von Brunn[5] handelte, nach Betreten des Gebäudes zu schießen begann. Wachleute erwiderten das Feuer. Ein Wachmann wurde getötet, der Tatverdächtige erlitt schwere Verletzungen.[6]

Siehe auch

Literatur

  • Jeshajahu Weinberg, Rina Elieli: The Holocaust Museum in Washington. Rizzoli International, New York NY 1995, ISBN 0-8478-1906-X
  • Edward Tabor Linenthal: Preserving memory: the struggle to create America's Holocaust Museum. Viking, 1995, ISBN 0670860670
  • Stefan Krankenhagen: Auschwitz darstellen. Böhlau, Wien 2001, ISBN 3412047015 (Kapitel: The Americanization of the Holocaust, S. 163-220; Buchauszug online)
  • Matthias Haß: Gestaltetes Gedenken: Yad Vashem, das U.S. Holocaust Memorial Museum und die Stiftung Topographie des Terrors. Campus Verlag, 2002, ISBN 3593371154
  • Katrin Pieper: Die Musealisierung des Holocaust. Böhlau, Wien 2006, ISBN 341231305X
  • Brenda Haugen, Harold Marcuse, Alexa Sandmann: The Holocaust Museum. Compass Point Books, 2007, ISBN 0756533570
  • Jan Eckel, Claudia Moisel: Universalisierung des Holocaust? Erinnerungskultur und Geschichtspolitik in internationaler Perspektive. Wallstein, 2008, ISBN 3835303104

Weblinks

Quellen

  1. Jewish Virtual Library: Congressional Gold Medal Awarded to Elie Wiesel (April 19, 1985)
  2. Katrin Pieper: Musealisierung des Holocaust. Böhlau, Wien 2006, ISBN 341231305X, S. 68-78 (Buchauszug online)
  3. http://www.ushmm.org/museum/press/archives/detail.php?category=07-general&content=2006-09-06 USHMM-Pressemeldung vom 6. September 2006
  4. http://www.ushmm.org/notices/performance/?content=2005
  5. Neonazi tötet Wachmann in Holocaust-Museum, ZDF.de abgerufen am 11. Juni 2009
  6. Tödliche Schüsse im Holocaust-Museum, Bericht der der Deutschen Welle vom 11. Juni 2009 in ihrem Webauftritt, abgerufen am 11. Juni 2009
38.887777777778-77.033611111111

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