Universität Fulda

Universität Fulda
Die Alte Universität Fulda
Das barocke Gebäude des fuldisch-fürstäbtlichen Hofarchitekten Andreas Gallasini entstand von 1731 bis 1734[1]

Die Adolphs-Universität Fulda (auch: Alma Mater Adolphiana)[2] wurde 1734 durch Fürstabt Adolph von Dalberg gegründet und existierte bis 1805.

Während nach den Ausgangsstatuten Fürstabt Adolphs nicht-katholische Studenten keine Zugangsberechtigung für ein Studium an der Universität Fulda bekamen, ermöglichte eine Statutenreform im Jahre 1777 unter Fürstbischof Heinrich VIII. von Bibra Protestanten in der gleichen Weise ein Studium aufzunehmen und den Erwerb akademischer Grade an allen Einrichtungen der Universität – außer der Theologischen Fakultät – zu erlangen.[3]

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Der junge Rabanus Maurus (links), sein Lehrer Alkuin (Mitte), überreicht Martin von Tours (rechts) sein Werk, um 830/40

Vorgeschichte

Mit der personellen und baulichen Entwicklung ging der Aufstieg Fuldas zu einem kulturellen Zentrum einher, mit dem sich "keine andere Schule Germaniens" vergleichen lässt. Am 15. Juni 822 wurde Rabanus Maurus für zwanzig Jahre Abt des Klosters Fulda, das damals über 600 Mönche beherbergte. Er vergrößerte die Klosterbibliothek und baute die Klosterschule zu einer der renommiertesten im Fränkischen Reich aus. Durch Rabanus Maurus wurde Fulda zur führenden Bildungsstätte, mit der die Namen wie Otfried von Weißenburg, Walafried Strabo oder Rudolf von Fulda verbunden sind.[4] Während der Amtszeit Fürstabts Balthasar von Dernbach wurde 1571/1572 ein Gymnasium von den Jesuiten in Fulda eröffnet, an dem im Laufe des 17. Jahrhunderts philosophische und theologische Lehrstühle errichtet wurden. Das Jesuitenkolleg[5] zählte bald 400 Schüler.[6] Der Bildungsbetrieb der Jesuiten wurde in Fulda durch Papst Gregor XIII. gestärkt, indem er 1584 ein Päpstliches Seminar[7] errichten ließ. Die Stiftung sicherte einen geographisch weiten Einzugsbereich der Studenten.

Gründung

Adolphs-Universität Fulda, 1840
Der Gründer: Fürstabt Adolph von Dalberg, um 1730

Am 13. März 1733 bestätigte Kaiser Karl VI. die Stiftung einer Universität durch Fürstabt Adolph von Fulda und verleiht ihr Privilegien.[8] Auch Papst Clemens XII. sicherte der Fuldae Academia universalis bereits in einer päpstlichen Bulle vom 1. Juli 1732[9] Privilegien zu.[10] Um die Pflege der Wissenschaften weiter zu fördern, hatte Karl VI. auf Bitten von Adolph von Dalberg, Abt von Fulda, dessen Gründung einer Universität in Fulda bestätigt. Adolph von Dalberg hatte belegen können, dass in Fulda seit der Zeit Abt Baugulfs und der Privilegierung der Klosterschule durch Kaiser Karl den Großen die Pflege der Wissenschaften betrieben worden ist. Es sollte nun eine neue Universität auf den Ruinen der alten Klosterschule von Fulda errichtet werden. Karl VI. hatte dem Abt und dessen Nachfolgern die Herrschaft über die Universität und ihre Professoren, Doktoren, Schüler sowie die Lehrinhalte zugesichert; ebenso hatte er der Universität Fulda alle jene Privilegien zukommen lassen, wie sie auch die anderen deutschen Universitäten[11] besaßen.[12]

Das barocke Gebäude wurde von 1731 bis 1734 nach den Plänen des Hofarchitekten Andreas Gallasini entworfen.[13]

1734-1805

Am 19. September 1734 wurde die Adolphsuniversität unter persönlicher Beteiligung des Bischofs, der gesamten Geistlichkeit und der weltlichen Behörden feierlich eröffnet.[14] Zum Rector Magnificentissimus wurde Bischof Adolph von den Professoren erwählt. Prorektor wurde Propst Freiherr von Kötschan. Anlässlich der Inauguration stiftete Adolph ein Medaillon, welches in Gold-, Silber-, und Bronzeabschlägen unter den Anwesenden verteilt wurde.[15] Während der 71 Jahre ihres Bestehens hatte die Universität etwa 4100 Studenten. Von diesen kamen 935 aus der Stadt Fulda und circa 400 aus dem Gebiet der späteren Kreise Fulda und Hünfeld.[16] Die meisten ausländischen Studenten stammten vor allem aus Franken, Nassau und Westfalen oder aus den mainzischen Enklaven in Hessen und Thüringen. Die Durchschnittszahl der jährlichen Neueinschreibungen dürfte bei 65 und die Durchschnittshörerzahl bei 143 gelegen haben.[17] Nach den Bekundungen von Kaiser Karl VI. sollten die Doktoren und Professoren die Studierenden gemäß der von den Äbten erlassenen Statuten vor den Kollegien der Fakultäten examinieren. Nach erfolgreicher Prüfung erhielten sie die Titel von Bakkalaureaten, Magistern, Lizentiaten oder Doktoren; als Zeichen ihrer akademischen Würde wurde ihnen ein Birett verliehen, und sie wurden in ihren Ornat eingekleidet. Die an der Universität Fulda Promovierten besaßen das Recht, überall im Reich als Professoren zu lehren und zu examinieren.[18] In der Zeit des Siebenjährigen Krieges wurden die Universitätsgebäude nacheinander von Franzosen, Reichstruppen, Hannoveranern und Preußen besetzt, und zu Magazinen, Pferdeställen oder Lazaretten verwendet. Nach dem Hubertusburger Frieden (1763) unternahm Bischof Heinrich VIII. von Bibra die Wiederherstellung des Lehrbetriebes der Adolphiana. Allerdings blieb fortan die erwünschte Entwicklung ohne Erfolg.[19]

Aufhebung und Nachfolgeinstitutionen

Wilhelm Friedrich Prinz von Oranien-Nassau löste die Universität Fulda 1805 auf

1773 entstand ein hochfürstliches Gymnasium. Nach der Säkularisation wurden die Lehranstalten 1805 durch Wilhelm Friedrich Prinz von Oranien-Nassau aufgelöst und stattdessen ein akademisches Lyzeum und Gymnasium gegründet, das ab 1835 ein humanistisches Gymnasium war. Als Nachfolgeorganisationen sind die Theologische Lehranstalt des Bischöflichen Priesterseminars und die Theologische Fakultät Fulda, ein Lyzeum (am 22. September 1804 gegründet) [20], DomgymnasiumRabanus-Maurus-Schule zu nennen. Das Bischöfliche Priesterseminar, die heutige Theologische Fakultät Fulda, führt die wissenschaftliche Ausbildung der werdenden Fuldaer Diözesanpriester fort.

Gegenwart

Das ehemalige Universitätsgebäude beherbergt heute die Adolf-von-Dalberg-Grundschule. Die Aula der Alten Universität, die 1803-1902 als evangelische Kirche diente, wird heute für festliche Veranstaltungen genutzt.

Fakultäten

Die Adolphs-Universität Fulda war in vier Fakultäten (Fachbereiche) gegliedert:

  1. Katholische Theologie
  2. Philosophie
  3. Medizin
  4. Rechtswissenschaften (Jura)

Im Fach Theologie sind die Lehrstühle anfangs sowohl von Jesuiten - bis zur Aufhebung des Jesuitenordens im Jahre 1773 - als auch von Gelehrten des Benediktinerordens besetzt worden.

Bekannte Persönlichkeiten

Alma Mater Adolphiana zu Fulda (Universität Fulda), 1887
Ansicht von Priesterseminar und Bibliothek nahe dem Dom in Fulda, 1850

An der Universität Fulda lehrten oder studierten unter anderem folgende Personen

in chronologischer Sortierung:

  • Amand von Buseck (1685-1756), Fürstabt und erster Fürstbischof von Fulda, Direktor der Universität Fulda (1736)
  • Anselm Erb (1688-1767), Prof. Dr. jur. can., bis 1740 Professor für kanonisches Recht in Fulda, 53. Abt der Reichsabtei Ottobeuren
  • Heinrich von Bibra (1711-1788), Fürstbischof und Abt von Fulda, Jurastudium an der Universität Fulda
  • Isidorus Keppler (1715-1792), römisch-katholischer Theologieprofessor
  • Karl von Piesport (1716-1800), Prof. Dr. theol., Theologe und Philosoph, Benediktiner
  • Sturmius Bruns (1749-1779), Prof. Dr. theol., Professor linguarum orientalium (1773) und Professor und Doktor für Theologie (1774)
  • Siegmund von Bibra (1750-1803), Theologe und Schriftsteller
  • Benedikt Balthasar Herrlein (1750-1809), Prof. Dr. phil., katholischer Priester und Dichter
  • Johann von Reibelt (* 1752), Dr. theol., Kanoniker
  • Thomas Christian Tychsen (1758-1834), evangelisch-lutherischer Orientalist und Theologe
  • Friedrich Münter (1761-1830), Prof. Dr. theol., Theologe, Philologe und Bischof
  • Ferdinand August von Spiegel (1764-1835), war von 1824 bis 1835 Erzbischof von Köln, Studium der Theologie, Philosophie und Rechtswissenschaft in Fulda
  • Giovanni Antonio Marcacci (1769-1854), Dr. jur, stammte aus Locarno (Kanton Tessin, Schweiz), studierte ab 1789[21] Rechtswissenschaften in Fulda, wurde schweizerischer Politiker und Diplomat[22]

Literatur

  • Leinweber, Josef: Verzeichnis der Studierenden in Fulda: von 1574 bis 1805. Festgabe der Theologischen Fakultät Fulda für Bischof Dr. Eduard Schick zu seinem 85. Geburtstag]. Frankfurt am Main: Knecht, 1991. Fuldaer Studien 3.
  • Mühl, Werner August: Die Aufklaerung an der Universität Fulda mit besonderer Berücksichtigung der philosophischen und juristischen Fakultät 1734 - 1805. Fulda: Parzeller 1961 = Quellen und Abhandlungen zur Geschichte der Abtei und Diözese Fulda 20.
  • Polley, Rainer: Die Adolphsuniversitaet Fulda 1734 - 1805. Ausstellung des Hessischen Staatsarchivs Marburg, Marburg 6. September-12. Oktober 1984, Fulda 22. Oktober-30. November 1984. Marburg: Hess. Staatsarchiv 1984. Schriften des Hessischen Staatsarchivs Marburg 2.
  • Richter, Gregor: Studentenmatrikel der Adolphs-Universität zu Fulda (1734-1805). Veröffentlichungen des Fuldaer Geschichts-Vereins; 15. Fulda: Aktiendruckerei 1936.

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise und Anmerkungen

  1. Vgl. Lara Calderari: Galassini, Andrea, in: Historisches Lexikon der Schweiz, abgerufen am 11. August 2010.
  2. Werner August Mühl: Die Aufklärung an der Universität Fulda mit besonderer Berücksichtigung der philosophischen und juristischen Fakultät (1734-1805) (Quellen und Abhandlungen zur Geschichte der Abtei und der Diözese Fulda 20), Fulda 1961, S. 20.
  3. Vgl. Werner August Mühl: Die Aufklärung an der Universität Fulda mit besonderer Berücksichtigung der philosophischen und juristischen Fakultät (1734-1805) (Quellen und Abhandlungen zur Geschichte der Abtei und der Diözese Fulda 20), Fulda 1961, S. 53 ff.
  4. Vgl. Werner Kathrein / Dieter Wagner: Erbe und Sendung, II. Das Hochstift Fulda - Vom Mittelalter zum Barock, Straßburg 1999, S. 12 f.
  5. Um dieses hat sich besonders der dritte Ordensgeneral der Jesuiten, Franz von Borgia, verdient gemacht.
  6. Vgl. Werner Kathrein / Dieter Wagner: Erbe und Sendung, II. Das Hochstift Fulda - Vom Mittelalter zum Barock, Straßburg 1999, S. 30 f.
  7. Heute sind hier die Räumlichkeiten des Vonderau Museums untergebracht.
  8. HStAM Best. Urk. 75 Nr. 1733 März 13.
  9. C. Laverrenz: Die Medaillen und Gedächtniszeichen der deutschen Hochschulen. Ein Beitrag zur Geschichte der Universitäten Deutschlands. Teil 2, S. 125.
  10. Vgl. HStAM Best. Urk. 75 Nr. 2221 vom 19. September 1734.
  11. Universitäten Wien, Salzburg, Ingolstadt, Freiburg im Breisgau, Dillingen an der Donau, Bamberg, Würzburg, Köln und weitere.
  12. Vgl. HStAM Best. Urk. 75 Nr. 2210 vom 13. März 1733.
  13. Seinen Namen hat der heutige Universitätsplatz in Fulda von dem namengebenden Universitätsgebäude, das unmittelbar an den Platz anschließt.
  14. Vgl. HStAM Best. Urk. 75 Nr. 2221 vom 19. September 1734.
  15. Vgl. C. Laverrenz: Die Medaillen und Gedächtniszeichen der deutschen Hochschulen. Ein Beitrag zur Geschichte der Universitäten Deutschlands. Teil 2, S. 126.
  16. DigAM - digitales archiv marburg / Hessisches Staatsarchiv Marburg: Matrikelbuch der Universität Fulda. Titelblatt mit Bildnis des Fürstabts Adolph von Dalberg, 1734-1805, abgerufen am 10. August 2010.
  17. DigAM - digitales archiv marburg / Hessisches Staatsarchiv Marburg: Matrikelbuch der Universität Fulda. Titelblatt mit Bildnis des Fürstabts Adolph von Dalberg, 1734-1805, abgerufen am 10. August 2010.
  18. Vgl. HStAM Best. Urk. 75 Nr. 2210 vom 13. März 1733.
  19. Vgl. C. Laverrenz: Die Medaillen und Gedächtniszeichen der deutschen Hochschulen. Ein Beitrag zur Geschichte der Universitäten Deutschlands. Teil 2, S. 126.
  20. HStAM Best. Urk. 75 Nr. 2414 vom 22. Oktober 1805.
  21. Hans Rudolf Schneider: Giovanni Antonio Marcacci (1769-1854): ein Tessiner als schweizerischer Politiker und Diplomat zwischen Ancien Régime und Regeneration. Basel, 1975, S. 28.
  22. Vgl. Hans Rudolf Schneider: Marcacci, Giovanni Antonio, in: Historisches Lexikon der Schweiz, abgerufen am 10. August 2010.
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