Universitätsbibliothek Potsdam

Universitätsbibliothek Potsdam
Universitätsbibliothek Potsdam
Bereichsbibliothek Neues Palais - Haus 9
Gründung 1991
Bibliothekstyp Universitätsbibliothek
Ort Potsdam
ISIL DE-517
Website info.ub.uni-potsdam.de

Die Universitätsbibliothek Potsdam (kurz UB Potsdam) ist die größte wissenschaftliche Bibliothek des Landes Brandenburg und eine zentrale Infrastruktureinrichtung. Sie versorgt Forscher, Dozenten und Studenten der Universität Potsdam mit Literatur und anderen Informationsressourcen. Den Bürgern der Region und den Angehörigen anderer Potsdamer und Berliner Hochschulen sowie außeruniversitärer Einrichtungen steht sie ebenfalls zur Verfügung.

Inhaltsverzeichnis

Struktur und Organisation

Die UB Potsdam ist als „einschichtiges“ Bibliothekssystem organisiert, mit einheitlicher Leitung und zentraler Mittelzuweisung. Die drei Bereichsbibliotheken sind dezentral angesiedelt, entsprechend der Streulage der Universität. Die geisteswissenschaftlichen Bestände befinden sich vorwiegend im Weltkulturerbe Park Sanssouci am Neuen Palais, die Bestände der Rechts-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften auf dem Campus Babelsberg-Griebnitzsee, die human- und naturwissenschaftliche Literatur im Wissenschaftspark Potsdam-Golm.[1] Der Universitätsbibliothek angegliedert sind das Universitätsarchiv und der Universitätsverlag.

Geschichte

Bereichsbibliothek Babelsberg - Haus 5
IKMZ Neubau - Golm

Die Universitätsbibliothek Potsdam wurde im Jahr 1991 gegründet als Bibliothek der im gleichen Jahr neu gegründeten Universität Potsdam. Sie integriert Bestände von Vorgängereinrichtungen wie der Pädagogischen Hochschule Karl Liebknecht am Neuen Palais und der Babelsberger Akademie für Staats- und Rechtswissenschaft der DDR. Seit Jahren in ständig wechselnden Gebäuden angesiedelt, konnte die Bibliothek erst seit kurzem funktional ausgestattete Räume beziehen: 2000 in Babelsberg eine attraktiv umgebaute ehemalige Lagerhalle des Deutschen Roten Kreuzes[2], 2006 am Neuen Palais eine um ein gläsernes Gebäude erweiterte und neu gestaltete Remise am südlichen Wirtschaftsgebäude des Schlosses.[3] Voraussichtlich 2010 wird der erste genuine Bibliotheksbau in der Geschichte der Universität, ein Informations- und Kommunikationszentrum[4] im Wissenschaftspark Golm, fertiggestellt. Der moderne, zurzeit entstehende Zweckbau (6.800 m² HNF, 1 Mio Bände Stellkapazität) wird mit Veranstaltungs-, Einzelarbeits- und Gruppenarbeitsräumen, großzügigen Lesezonen sowie Rara- und Multimediabereich ausgestattet sein.

Bestand und Nutzung[5]

Mit einem Bestand von ca. 1,3 Mio Bänden, rund 2.850 gedruckten und 8.000 elektronischen laufenden Zeitschriften sowie einer Vielzahl von Datenbanken und E-Books gehört die Universitätsbibliothek Potsdam zu den mittelgroßen UBs in Deutschland. Sie ist Mitglied des Kooperativen Bibliotheksverbundes Berlin-Brandenburg (KOBV), der sie im Bereich des elektronischen Publizierens unterstützt und Partner des Gemeinsamen Bibliotheksverbundes (GBV), in dessen Verbunddatenbank GVK sie katalogisiert und an dessen Online-Fernleihe sie sich beteiligt. Das Suchportal DigiBib des Hochschulbibliothekszentrum des Landes Nordrhein-Westfalen (HBZ) ermöglicht die Metasuche über einen großen Teil ihrer gedruckten und digitalen Ressourcen.

In den Aufbaujahren der Hochschule erstellte die UB einen Kernbestand an Literatur für Forschung und Lehre auf der Grundlage der im Rahmen des Hochschulbauförderungsgesetzes (HBFG) bundes- und landesseitigen Büchergrundbestandsförderung (1991–2002). Dieser Bestand wird weiter vervollständigt. Er umfasst Literatur aller Wissenschaftsgebiete gemäß der Ausrichtung der Universität als Hochschule mit vollem Fächerspektrum (außer Medizin) und interdisziplinärem Anspruch. Besondere Schwerpunkte bilden dabei die im Hochschulentwicklungsplan 2008 definierten Exzellenz- und Profilbereiche (Kognitionswissenschaften, Empirische Bildungswissenschaften, Kulturelle Begegnungsräume, Public Policy and Management, Komplexe Systeme, Erdwissenschaften, Functional Ecology and Evolution, Plant Genomics/Systems Biology, Functional Soft Matter) sowie der Bereich der Jüdischen Studien.[6]

Die Bestände der UB Potsdam sind etwa zur Hälfte im Freihandbereich aufgestellt, nach der in Deutschland weit verbreiteten Regensburger Verbundklassifikation (RVK). Ein kostenloser interner Leihverkehr ermöglicht die Bestellung von Literatur von einem Bibliotheksstandort zum anderen. Mehr als 22.000 aktive Nutzer tätigen insgesamt rund 670.000 Entleihungen jährlich.

Eine Effizienzsteigerung und optimierte Frequentierung verspricht man sich von der begonnenen Einführung von RFID (Radio Frequency Identification). Bis 2011 sollen die Freihandbestände aller Standorte mit Transpondern ausgestattet sein, die den Nutzern die beschleunigte Verbuchung bei der Selbstausleihe sowie die vollautomatische Medienrückgabe ermöglichen sollen.

Den Lesern stehen insgesamt 740 Arbeitsplätze im Rahmen des Bibliothekssystems zur Verfügung, davon 160 mit PC und Katalog- und/oder Internetzugang.

Sondersammlungen

Die Universitätsbibliothek Potsdam besitzt wertvolle Judaica- und Hebraica-Sammlungen [7], insbesondere:

  • den Nachlass (Findbuch[8]) von Israil Bercovici (1921-1988), einem Chefdramaturgen des Jüdischen Staatstheaters Bukarest und bedeutenden Historiker des jiddischen Theaters.
  • die Sammlung Prof. Yehuda Aschkenasy mit den Beständen der ehemals Berliner Veitel Heine Ephraimschen Lehranstalt, Quellenwerken zu allen wichtigen Gebieten der hebräisch-rabbinischen Literatur (u.a. kostbaren Bibelausgaben), sowie 58 hebräischen Handschriften aus dem Jemen (17. Jahrhundert/18. Jahrhundert).
  • die mit äußerst seltenen Werken bestückte Sammlung Dr. Israel Mehlmann, deren inhaltliche Schwerpunkte im Bereich der Kabbala, des Chassidismus, der Liturgie sowie der jiddischen und hebräischen Volkserzählung liegen.
  • das digitalisierte Musikarchiv jiddischer Lieder und Klezmermusik des Jiddisten, Chassan (Vorbeter) und Musikwissenschaftlers David Kohan, das zurzeit für eine Publikation auf dem universitären Multimediaserver vorbereitet wird.
  • die Sammlung historischer Tonaufnahmen von jiddischen Liedern, Klezmermusik und Purimspielen der Ethnologen Moishe Beregowski und Sofia Magid aus Kiew und Sankt Petersburg.

Weiterhin sind im Bestand der Bibliothek historische Werke aller Wissenschaftsdisziplinen aus dem 17. und 18. Jahrhundert vertreten, die mittelfristig und in Auswahl einer Digitalisierung zugeführt werden sollen.

Seit 2009 integriert die UB Potsdam die Spezialbibliothek des ehemaligen Forschungszentrums Europäische Aufklärung (F.E.A.). Sie bietet in digitaler Form den Gesamttext der „Neuen Bibliothek der schönen Wissenschaften und der freyen Künste“[9] an, einer der wichtigsten deutschsprachigen Zeitschriften der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts, die das ehemalige F.E.A. im Rahmen eines Projekts der Deutschen Forschungsgemeinschaft erschlossen hatte.

Als Dauerleihgabe betreut die Universitätsbibliothek die Bibliothek der Deutschen Gesellschaft für Geowissenschaften, zu deren Bestand eine bedeutende geologische Kartensammlung gehört.[10]

Die UB Potsdam ist Depotbibliothek der Vereinten Nationen.

Universitätsarchiv

Das Universitätsarchiv ist 1991 hervorgegangen aus dem Archiv der Brandenburgischen Landeshochschule, dessen unmittelbare Vorgängereinrichtung das Archiv der Pädagogischen Hochschule „Karl Liebknecht“ in Potsdam war. Dieses Hochschularchiv wurde im Jahre 1966 eingerichtet und war sowohl Verwaltungs- als auch Endarchiv. Die heute im Universitätsarchiv vorliegenden Archivalien umfassen ca. 1.800 laufende Meter und reichen zurück bis in das Jahr 1948, dem Gründungsjahr der ersten Brandenburgischen Landeshochschule. Das Archiv verwahrt u.a. die Akten folgender ehemaliger Einrichtungen:

  • Brandenburgische Landeshochschule, Potsdam
  • Pädagogische Hochschule „Karl Liebknecht“, Potsdam
  • Institut für Lehrerbildung „Rosa Luxemburg“, Potsdam
  • Institut für Lehrerbildung „Clara Zetkin“, Cottbus
  • Akademie für Staats- und Rechtswissenschaft, Potsdam-Babelsberg

Das Universitätsarchiv ist ein öffentliches Archiv. Es hat die Aufgabe, die an der Universität entstehenden Unterlagen von bleibendem Wert zu erschließen, zu erhalten und zwecks Einsichtnahme zur Verfügung zu stellen bzw. zu veröffentlichen.

Universitätsverlag

Die Publikationsstelle der Universitätsbibliothek Potsdam, 1998 gegründet, ist ein integrierter Servicebereich für Print- und E-Publishing. Sie bündelt die Zuständigkeiten für Universitätsverlag, Dokumentenserver, Universitätsbibliographie und Tauschstelle. Der Universitätsverlag steht mit seinem gedruckten und elektronischen Angebot für die uneingeschränkte und nachhaltige Zugänglichkeit von Forschungsergebnissen der Wissenschaftler der Universität Potsdam gemäß den Grundsätzen von Open Access, die der Senat der Universität in seiner Resolution vom 17. Mai 2006[11] bestätigt hat. Mit der Veröffentlichung und Verbreitung von qualitätsgeprüften Inhalten hat er sich als Plattform für wissenschaftliches Publizieren etabliert, die die Sichtbarkeit der hochschuleigenen Forschung erhöht. Neben Veröffentlichungen in Textform treten nun auch verstärkt multimediale Publikationen wie Aufzeichnungen von Antrittsvorlesungen, digitale Musikarchive unter anderem in den Vordergrund, die auf dem von der UB betriebenen universitären Multimediaserver[12] angeboten werden.

Der Universitätsverlag ist Mitglied der Arbeitsgemeinschaft der Universitätsverlage.[13] Im Jahr 2008 hatte er über 400 lieferbare Titel im Programm, bestellbar über den eigenen Webshop[14] und den Buchhandel. 80% seiner Produktion liegen parallel online im Volltext auf dem Publikationsserver für Textdokumente, der 2008 insgesamt ca. 2.500 frei zugängliche Publikationen von Universitätsangehörigen archiviert. Die Universitätsbibliographie weist über 16.000 Veröffentlichungen von Potsdamer Wissenschaftlern nach und wächst jährlich um ca. 1.200 neue Publikationen an.

Siehe auch

Quellenangaben

  1. Wissenschaftspark Potsdam-Golm
  2. Bereichsbibliothek Babelsberg Haus 5
  3. Bibliotheksneubau am Neuen Palais
  4. IKMZ
  5. Deutsche Bibliotheksstatistik
  6. Institut für Jüdische Studien/Jewish Studies
  7. Riemer, Nathanael: Die Judaica- und Hebraica-Bestände der Universitätsbibliothek Potsdam. In: Zeitschrift für Bibliothekswesen und Bibliographie. 53 (Mai-August 2006) 3-4, S. 165-168
  8. Findbuch
  9. Neue Bibliothek der schönen Wissenschaften und der freyen Künste, hrsg. Christian Felix Weisse, Johann Gottfried Dyk, Bd. 1-72 (1765-1806)
  10. Handbuch_der_historischen_Buchbestände
  11. Open Access Resolution
  12. Multimediaserver
  13. Arbeitsgemeinschaft der Universitätsverlage
  14. Webshop

Literatur

  • Manfred Görtemaker (Hrsg.), Die Universität Potsdam: Geschichte – Bauten – Umgebung, Berlin 2001. ISBN 3-8305-0230-3.
  • Nathanael Riemer, Die Judaica- und Hebraica-Bestände der Universitätsbibliothek Potsdam, In: Zeitschrift für Bibliothekswesen und Bibliographie, Heft ¾, 2006, S. 165-168.
  • Deutsche Bibliotheksstatistik

Weblinks

52.407612.9734

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