Untergimpern

Untergimpern
Wappen von Untergimpern

Untergimpern ist ein Dorf im Rhein-Neckar-Kreis im nördlichen Baden-Württemberg, das seit 1971 nach Neckarbischofsheim eingemeindet ist, wohin schon lange geschichtliche Beziehungen bestehen.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Blick über Untergimpern
Straßenszene in Untergimpern
Triebwagen der Krebsbachtalbahn in Untergimpern (Juli 2009)

Untergimpern liegt wie das benachbarte Obergimpern im Tal des Krebsbachs, wobei die Vorsilben Ober- und Unter- sich jeweils gegenseitig auf die Lage im Tal beziehen. Der bedeutendere Ort war Obergimpern, das 1355 erstmals erwähnt wurde und wo sich auch die Pfarrkirche der Filiale Untergimpern befand. Untergimpern wurde erstmals 1359 beim Verkauf von Gütern zu obern Guntbure und zu nidern Guntbure des Edelknechts Rafen von Fürfeld an Engelhard von Hirschhorn erwähnt. Die Hirschhorner Güter umfassten höchstens ein Viertel des Ortes und waren Pfälzer Lehen. Der restliche Ort gehörte den Herren von Strahlenberg, die 1368 Burg und Dorf an Pfalzgraf Ruprecht I. verkauften, der damit die Herren von Helmstatt belehnte.

In Untergimpern bestand im 15. Jahrhundert bereits eine Kapelle. Die Herren von Helmstatt führten in Ober- und Untergimpern 1527 die Reformation durch. Der Ort war nicht ummauert, und so flohen die Bürger im Dreißigjährigen Krieg und während den Franzoseneinfällen im Pfälzischen Erbfolgekrieg am Ende des 17. Jahrhunderts ins talabwärts am Krebsbach gelegene Neckarbischofsheim, dem zur Stadt ausgebauten Sitz der Hauptlinie der Helmstatt.

Nach dem Aussterben des Obergimperner Linie der von Helmstatt im Jahr 1685 belehnte Kurfürst Johann Wilhelm im Jahr 1685 den katholischen Geheimrat und Hofkanzler Johann Ferdinand Yrsch mit dem ehemals helmstattschen Anteil. Die Freiherren und späteren Grafen von Yrsch betrieben eine Rekatholisierung ihres Besitzes und ließen die Kirche in Obergimpern als Simultankirche nutzen. Das Hirschhorner Lehen wurde nach dem Aussterben der Herren von Hirschhorn 1632 vom Kurfürsten eingezogen und 1698 an die Freiherren von Wiser vergeben. Ein 1793 über die Gerichtsbarkeit in den Dörfern entbrannter Streit zwischen den Grafen von Wiser und den Grafen von Yrsch wurde nicht mehr geschlichtet, da Ober- und Untergimpern in Folge der napoleonischen Kriege 1803 an das Fürstentum Leiningen und 1806 an das Großherzogtum Baden kamen.

Ab 1807 gehörte Untergimpern zum Oberamt Waibstadt, ab 1810 zum Bezirksamt Neckarbischofsheim. Die Gemarkung von Untergimpern, die vor allem die westlich des Ortes gelegenen Äcker und das östlich gelegene Gewann Eulenberg zum Wagenbacher Hof umfasst, betrug 1888 rund 230 Hektar. 1847 hatte der Ort einen Bevölkerungshöchststand von etwa 560 Einwohnern, der sich in den kommenden hundert Jahren durch stete Abwanderung um über 100 Personen verringern würde.

1902 wurde Untergimpern über die Krebsbachtalbahn an das Eisenbahnnetz angeschlossen, der Ort blieb jedoch weiterhin landwirtschaftlich geprägt. Außerdem war bis zur beginnenden Schließung der Brüche in den 1950er Jahren lediglich der Abbau von Kalkstein und Sandstein wirtschaftlich bedeutend. 1939 hatte Untergimpern noch 442 Einwohner, Ende 1945 waren es 496.[1] 1971 wurde der Ort nach Neckarbischofsheim eingemeindet.

Die im Jahr 1974 gegründete Firma Tele-Quarz schuf bis 1988 rund 320 Arbeitsplätze in Untergimpern, gleichzeitig wuchs die Bevölkerungszahl auf 570 an.

Religionen

Untergimpern war ursprünglich Filialkirche von Obergimpern. Beide Orte wurden 1527 durch die Herren von Helmstatt reformiert. Unter den Herren Yrsch wurde der Ort ab dem späten 17. Jahrhundert teilweise rekatholisiert. In der Mitte des 19. Jahrhunderts gab es nur noch rund 100 Protestanten, während die katholische Einwohnerschaft knapp vier Mal so groß war. Eine katholische Kirche bestand am Ort bereits seit der Mitte des 18. Jahrhunderts, wurde 1887 abgerissen und ab 1894 durch einen Neubau an anderer Stelle ersetzt. 1869 wurde eine erste evangelische Kirche erbaut, die 1897 erneuert wurde. Eine jüdische Gemeinde am Ort bestand spätestens ab 1800 und errichtete 1807 eine Synagoge. Bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts wuchs die Gemeinde auf 55 Personen, die jedoch bereits bis 1900 alle verstorben oder abgewandert waren.

Bauwerke

Katholische Kirche
  • Beim Alten Rathaus befindet sich eine Gedenktafel für die 1887 abgerissene erste katholische Kirche des Ortes.
  • Die katholische Kirche wurde ab 1894 erbaut.
  • Die evangelische Kirche wurde 1897 anstelle eines Vorgängerbauwerks von 1869 erbaut und erhielt 1987 ein neues Türmchen.
  • Die ehemalige Synagoge wurde 1807 eröffnet, 1883/84 wegen Auflösung der Gemeinde verkauft und wird heute als Scheune genutzt.

Einzelnachweise

  1. Mitteilungen des Württ. und Bad. Statistischen Landesamtes Nr. 2: Ergebnisse der Einwohnerzählung am 31. Dezember 1945 in Nordbaden

Literatur

  • Peter Beisel: Nidern Guntbure - Untergimpern in Neckarbischofsheim 988-1988, hrsg. vom Verein für Heimatpflege, Neckarbischofsheim 1988

Weblinks

 Commons: Untergimpern – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
49.26869.0116

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать реферат

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Jüdische Gemeinde Untergimpern — Eine Jüdische Gemeinde in Untergimpern, einem Ortsteil von Neckarbischofsheim im Rhein Neckar Kreis im nördlichen Baden Württemberg, bestand bereits im 17./18. Jahrhundert. Die jüdische Gemeinde löste sich 1883/84 auf. Inhaltsverzeichnis 1… …   Deutsch Wikipedia

  • Neckarbischofsheim — Wappen Deutschlandkarte …   Deutsch Wikipedia

  • Bahnstrecke Neckarbischofsheim-Hüffenhardt — Krebsbachtalbahn Kursbuchstrecke (DB): 707 Streckennummer: 9410 Streckenlänge: 17,0 km Maximale Neigung: 22  …   Deutsch Wikipedia

  • Bahnstrecke Neckarbischofsheim–Hüffenhardt — Krebsbachtalbahn Kursbuchstrecke (DB): 707 Streckennummer: 9410 Streckenlänge: 17,0 km Maximale Neigung: 22  …   Deutsch Wikipedia

  • Grafen von Wiser — Die Grafen von Wiser waren ein Adelsgeschlecht, das ursprünglich aus Niederösterreich stammend ab dem 17. Jahrhundert in Diensten der Kurpfalz stand und mit Franz Melchior von Wiser 1702 in den Reichsgrafenstand erhoben wurde. Die Familie hatte… …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Orte im Rhein-Neckar-Kreis — Die Liste der Orte im Rhein Neckar Kreis listet die geographisch getrennten Orte (Ortsteile, Stadtteile, Dörfer, Weiler, Höfe, (Einzel )Häuser) im Rhein Neckar Kreis auf.[1] Systematische Liste Alphabet der Städte und Gemeinden mit den… …   Deutsch Wikipedia

  • Obergimpern — Stadt Bad Rappenau Koordinaten …   Deutsch Wikipedia

  • Wiser (Adelsgeschlecht) — Wappen der Reichsgrafen von Wiser Steinwappen der Grafen von …   Deutsch Wikipedia

  • Grafen von Yrsch — Wappen der Grafen von Yrsch in der seit 1792 verwendeten Form am Schloss Obergimpern Die Grafen von Yrsch waren ein Adelsgeschlecht, das im 17. Jahrhundert in Diensten der Herzöge von Pfalz Neuburg und der Kurfürsten von der Pfalz (Kurpfalz),… …   Deutsch Wikipedia

  • Krebsbachtalbahn — Kursbuchstrecke (DB): 707 Streckennummer: 9410 Streckenlänge: 16,9 km Spurweite …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”