Urraca von Kastilien (Kastilien)

Urraca von Kastilien (Kastilien)

Urraca I. von Kastilien (* um 1080; † 8. März 1126) war von 1109 bis zu ihrem Tode Königin von León, Galicien und Kastilien. Anlässlich ihrer ersten Eheschließung erhielt sie den Titel einer Gräfin von Galicien und Portugal, während ihrer zweiten Ehe mit Alfons I. von Aragón war sie auch Königin von Aragonien und Navarra. Neben Melisande von Jerusalem war Urraca eine der wenigen selbstständig regierenden Frauen des Mittelalters.

Statue Urracas im Retiro-Park von Madrid

Urraca war die legitime Tochter Alfons VI. von Kastilien und Léon und seiner zweiten Frau Konstanze von Burgund. Sie wurde noch als Kind mit dem französischen Adligen Raimund von Burgund verheiratet, der nach der Schlacht bei Zallaqa in León geblieben war. Alfons VI. übertrug seiner Tochter und ihrem Mann die Grafschaften Galizien und Portugal. Portugal erhielt jedoch später die illegitime Tochter Alfons VI., Theresia von Kastilien, als Mitgift in ihre Ehe mit Heinrich von Burgund. Mit ihrem ersten Mann hatte Urraca zwei Kinder: eine Tochter Sancha (* vor 1095) und Alfonso Raimúndez (* 1104), den späteren Alfons VII. Raimund von Burgund starb im September 1107.

Als König Alfons VI. zwei Jahre später starb, wurde seine Tochter Urraca zur Königin gekrönt. Es war das erste Mal, dass die Thronfolge in Kastilien oder León an eine Frau fiel. Der Adel forderte, dass sich die Königin wieder verheiraten müsse. Die Wahl fiel auf König Alfons I. von Aragón, genannt der Schlachtengewinner, der auch König von Navarra war. Diese Verbindung war von Anfang an durch Konflikte und Streitereien geprägt. Der Erzbischof von Toledo bezeichnete die Verbindung als Blutschande, da Urraca und Alfons I. eng verwandt waren. Die Ehe wurde dennoch im Oktober 1109 geschlossen. Beide Herrscher wurden als Könige von León und Kastilien ausgerufen. Während dessen hielt sich der junge Thronfolger Alfons in Galicien auf, wo er die Rechte eines Königs beanspruchte.

Die unterschiedlichen Charaktere Urracas und Alfonsos, ihre ständigen Streitereien und gegenseitige Abneigung lösten nicht nur eine Reihe familiärer sondern auch politischer Konflikte aus. Die Chroniken erwähnen mehrere Seitensprünge der Königin. Dies scheint für Alfons I. der Anlass gewesen zu sein, seine Frau auf einer Burg bei Zamora einzusperren. Urraca ihrerseits warf Alfons vor, sie körperlich misshandelt zu haben. Die Eheleute trennten sich bereits 1111.

Da Alfons I. öffentliche Ämter, vor allem die Burgvogteien, ausschließlich an Adelige aus Aragón und Navarra vergab, war der kastilische und leonesische Adel mit seiner Regentschaft zunehmend unzufrieden. Im Interesse aller Beteiligten wurde die Eheannullierung betrieben. Der Papst erklärte die Ehe schließlich 1114 wegen zu naher Verwandtschaft der Ehegatten für nichtig. Der Klerus von León und Kastilien akzeptierte diesen Schiedsspruch größtenteils.

Die Regentschaft Urracas ist durch verworrene und endlose innere Kämpfe gekennzeichnet. Nach der Trennung von Alfons I. erklärte die Königin ihm die Feindschaft. Alfons I. versuchte seinerseits ein ums andere Mal, die Herrschaft über León und Kastilien zurückzuerlangen. Urracas Halbschwester Theresia und ihr Gatte Heinrich intrigierten von Portugal aus und erklärten Urraca mehrmals den Krieg. Diego Gelmírez, der Bischof von Santiago de Compostela nutzte die Situation um in seinem Interesse zu intrigieren. Dabei gab er vor, im Interesse des zukünftigen Königs Alfons VII. zu handeln. Dies gipfelte im Versuch seiner vorzeitigen Krönung in Toledo.

All diesen Intrigen zum Trotz brachten Urraca und ihren Sohn Alfons nicht auseinander, sie hielten gegen alle Feinde zusammen. Über die letzten Jahre von Urracas Regentschaft ist wenig bekannt. Die Bürgerkriege gingen bis zu ihrem Tod 1126 weiter.

Folgt man dem Chronicon Compostellanum starb Urraca 1126 im Kindbett auf einer Burg bei Saldana, Provinz Palencia, wobei der Vater wohl ihr Geliebter - Graf Pedro González von Lara - war. Ihr Grab befindet sich in der Kathedrale von Palencia. Noch in ihrem Sterbejahr wurde ihr Sohn als Alfons VII. von León und Kastilien zum König gekrönt. Neben ihren Kindern aus der Ehe mit Raimund hinterließ sie aus ihrer Beziehung zum Grafen Lara einen unehelichen Sohn Fernán Perez mit dem Beinamen Hurtado, den sie 1123 offiziell anerkannt hatte.

[1] [2]

Quellen

  1. spanische Wikipedia - Artikel „Urraca de León y Castilla“
  2. englische Wikipedia - Artikel „Urraca of Castile“

Literatur


Vorgänger Amt Nachfolger
Alfons VI. Königin von Kastilien
1109–1126
Alfons VII.
Königin von León
1109–1126

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