VDI-Richtlinie

VDI-Richtlinie
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VDI-Richtlinien sind Regeln des Verein Deutscher Ingenieure. Derzeit gibt es über 1800 gültige VDI-Richtlinien für Ingenieurwissenschaften. Entsprechend den technischen Entwicklungen werden die bestehenden VDI-Richtlinien regelmäßig aktualisiert. Jährlich kommen etwa 180 neue VDI-Richtlinien zum VDI-Regelwerk hinzu.

VDI-Richtlinien werden von Experten aus Industrie und Wissenschaft in ehrenamtlicher Arbeit zusammen mit hauptamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der jeweiligen VDI-Fachgesellschaft in VDI-Richtlinienausschüssen erstellt. Durch das Einspruchsverfahren wird der interessierten Öffentlichkeit die Möglichkeit zur Einflussnahme gegeben.

Inhaltsverzeichnis

Rechtliche Bedeutung von VDI-Richtlinien

Eine VDI-Richtlinie ist eine richtungsweisende, praktische Arbeitsunterlage. Mit ihren Beurteilungs- und Bewertungskriterien gibt sie fundierte Entscheidungshilfen und bildet einen Maßstab für einwandfreies technisches Vorgehen. VDI-Richtlinien geben Fachleuten die Sicherheit, sich an einer anerkannten Regel der Technik zu orientieren und danach zu handeln. Grundsätzlich haben VDI-Richtlinien den Charakter von Empfehlungen. Ihre Anwendung steht jedem frei, das heißt, man kann sie anwenden, darf aber die Einhaltung des Stands der Technik auch auf andere Weise sicherstellen. Die Anwendung einer VDI-Richtlinie entbindet den Nutzer nicht von der Verantwortung für eigenes Handeln und sie geschieht damit rechtlich auf eigene Gefahr.

Besondere rechtliche Bedeutung erlangen VDI-Richtlinien national zum Beispiel durch die Aufnahme in Gesetze, Rechtsverordnungen (hier sei beispielhaft die Richtlinienreihe VDI 2700 „Ladungssicherung“ erwähnt), Erlasse oder Vorschriften und in privaten Verträgen. Die Bezugnahme in Gesetzen und Verordnungen entlastet den Staat von rechtlichen Detailregelungen. Auch in den Fällen, in denen VDI-Richtlinien von Vertragsparteien nicht zum Inhalt eines Vertrages gemacht worden sind, dienen sie im Streitfall als Entscheidungshilfe, wenn es im Kauf- und Werkvertragsrecht um Sachmängel geht. Hierbei besteht grundsätzlich die Vermutung, dass die VDI-Richtlinien dem anerkannten Stand der Technik entsprechen.

Ziele von VDI-Richtlinien

VDI-Richtlinien verfolgen insbesondere die nachfolgend aufgelisteten Ziele:

  • Bereitstellung von richtungsweisenden technisch-wissenschaftlichen Arbeitsunterlagen und Entscheidungshilfen
  • Beschreibung des Standes von Technik, Forschung und Wissenschaft
  • Publikation als allgemein anerkannte Regeln der Technik
  • Konkretisierung unbestimmter Rechtsbegriffe für bestimmte Bereiche im Sinne der jeweiligen Legaldefinition
  • Behandlung technisch-wissenschaftlicher und technisch-wirtschaftlicher Fragen
  • Aufstellung von Beurteilungs- und Bewertungskriterien
  • Förderung von Erfahrungsaustausch und Technologietransfer
  • Hilfe bei der Umsetzung von technischen Entwicklungen in die Praxis und Einleiten von technisch-wissenschaftlichen Entwicklungen
  • Unterstützung entwicklungsbegleitender Regelsetzung
  • Schaffung von Ordnungsprinzipien
  • Schaffung einer Grundlage von Geschäftsbedingungen und Verträgen
  • praxisnahe Erläuterung und Ergänzung nationaler, europäischer und internationaler technischer Regeln

Die Arbeit an VDI-Richtlinien dient auch der Findung eines konsolidierten nationalen Standpunkts mit dem Ziel, diesen in die europäische und internationale technische Regelsetzung einzubringen. Der VDI unterstützt gemeinsam mit anderen technischen Regelsetzern, insbesondere dem Deutschen Institut für Normung, das Ziel, ein einheitliches, alle Gebiete der Technik umfassendes Regelwerk zu erstellen und es in den europäischen und internationalen Gremien zu vertreten.

Erarbeitung von VDI-Richtlinien

Ein Thema für eine VDI-Richtlinie kann jeder vorschlagen. Wird nach Prüfung der zuständigen VDI-Fachgesellschaft ein Ausschuss gebildet, setzt dieser sich aus ehrenamtlichen Fachleuten aus den Bereichen Forschung und Lehre, Industrie, technischer Überwachung und öffentliche Hand zusammen. Anders als im DIN wird hier nicht eine Firma zum Ausschuss berufen, sondern eine Person.

Zunächst erscheint dann als Ergebnis dieses fachlichen Erfahrungsaustauschs ein VDI-Richtlinien-Entwurf (Gründruck), welcher einem öffentlichen Einspruchsverfahren unterzogen wird. Erst nach der Prüfung von eingegangenen Einsprüchen wird die endgültige Fassung (Weißdruck) einer VDI-Richtlinie verabschiedet. Dieses Vorgehen soll Neutralität gegenüber wirtschaftlichen Einzelinteressen sowie Akzeptanz und Praxisnähe gewährleisten.

Wichtige oder bekannte VDI-Richtlinien

  • VDI 2035 Blatt 1 Vermeidung von Schäden in Warmwasser-Heizungsanlagen - Steinbildung in Trinkwassererwärmungs- und Warmwasser-Heizungsanlagen
  • VDI 2067 Wirtschaftlichkeit gebäudetechnischer Anlagen
  • VDI 2077 Verbrauchskostenabrechnung
  • VDI 2222 Konstruktionsmethodik
  • VDI 2223 Methodisches Entwerfen technischer Produkte
  • VDI 2225 Konstruktionsmethodik
  • VDI 2242 Konstruieren ergonomischer Erzeugnisse
  • VDI 2244 Konstruieren sicherheitsgerechter Erzeugnisse
  • VDI 2249 Informationsverarbeitung in der Produktentwicklung
  • VDI 2343 Recycling von elektr(on)ischen Geräten
  • VDI 2700 Ladungssicherung auf Straßenfahrzeugen
  • VDI 3808 Energetische Bewertung von Gebäuden und der Gebäudetechnik; Anwendung bestehender Verfahren
  • VDI 6022 Blatt 1 Hygiene-Anforderungen an Raumlufttechnische Anlagen und Geräte
  • VDI 6023 Hygiene in Trinkwasser-Installationen - Anforderungen an Planung, Ausführung, Betrieb und Instandhaltung

Weblinks


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