Bastard von Orléans

Bastard von Orléans
Jean d'Orléans, Ausschnitt aus einer Miniatur im Stundenbuch des Jean d'Orléans

Johann von Orléans, Graf von Dunois oder Jean d’Orléans, comte de Dunois (* 23. November 1402; † 24. November 1468 auf Schloss Lay) war ein Großkämmerer von Frankreich und Kampfgefährte der Jeanne d’Arc.

Johann wird häufig Bastard von Orléans (le Bâtard d’Orléans) genannt, auch einfach Dunois, zum Beispiel in Schillers Die Jungfrau von Orleans, obwohl er diesen Titel erst 1439, also Jahre nach dem Tod Johannas, zugesprochen bekam.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Dunois war der außereheliche Sohn von Herzog Louis de Valois und Yolande d’Enghien, deren Lebensdaten nicht bekannt sind. Er wurde in der Familie seines Vaters erzogen, in seinen ersten Lebensjahren von dessen Ehefrau, Valentina Visconti, Gräfin von Vertus – ein Vorgehen, das zu jener Zeit im Adel üblich war. Er war zunächst zum geistlichen Stand bestimmt, entlief aber als Jüngling seinen Lehrern und trat in die Dienste des Dauphins, des späteren Karl VII., der in der Folge des Friedens von Troyes sein Königreich weitgehend verloren hatte und nach Bourges geflohen war. Seine erste Waffentat war ein Sieg über die bis dahin stets erfolgreichen Engländer, die er 1427 vor Montargis zum Abzug zwang.

Als die Engländer 1429 Orléans belagerten, stieß er mit einer Schar zu den Verteidigern und behauptete die Stadt, bis sie von Jeanne d'Arc entsetzt wurde. Jean de Dunois war ab ihrem Auftreten ein treuer Waffengefährte der Jeanne d’Arc in Chinon und nahm an vielen ihrer militärischen Aktionen teil. Nach der Schlacht bei Patay am 18. Juni 1429 durchzog er die Gebiete der Engländer Auch nach Jeannes Gefangennahme 1430 zeichnete er sich weiterhin im Kampf gegen die Engländer aus. 1433 nahm er Chartres, 1436 zog er in Paris ein und wurde mit der Grafschaft Dunois belehnt. 1442 vertrieb er den gefürchteten Talbot von Dieppe, wofür er mit der Grafschaft Longueville belehnt wurde. 1448 übernahm er den Befehl in der Normandie und entriss diese Provinz bis 1455 sowie Guyenne den Engländern. Ludwig XI. schickte ihn 1462 als Gouverneur nach Genua, das sich für Frankreich entschieden hatte. Kurze Zeit später beraubte der König Dunois aus Argwohn und Eifersucht aber wieder seiner Ämter.

Gegen Ende des Hundertjährigen Krieges, als die Gefahr durch die Engländer weitgehend gebannt war, nahm Jean 1440 an dem Praguerie genannten Aufstand des französischen Adels teil sowie gegen Ende seines Lebens an der Ligue du Bien public, nachdem er von Ludwig XI. seiner Ämter enthoben worden war. Im Vertrag von Saint-Maur erhielt Jean de Dunois seine eingezogenen Güter wieder zurück.

Jean de Dunois starb am 24. November 1468 auf Schloss L’Haÿ. Er wurde in der Kirche Notre-Dame de Cléry bestattet.

Titel

Ehen und Nachkommen

Er heiratete im April 1422 in Bourges Marie Louvet († 1426), Tochter des Ministers Jean Louvet. Nachkommen aus dieser Ehe sind nicht bekannt.

Seine zweite Ehe schloss er am 26. Oktober 1439 mit Marie d’Harcourt († 1464), Dame de Parthenay, mit der er zwei Kinder hatte:

  • François I. d’Orléans-Longueville (1447–1491), Graf von Dunois, Tancarville, Longueville und Montgommery, Baron von Varenguebec, Vizegraf von Melun, Großkämmerer von Frankreich, Statthalter der Normandie und der Dauphiné, Connétable und Kämmerer der Normandie, ∞ 2. Juli 1466 Agnes von Savoyen (1445–1508)
  • Catherine d’Orléans (1449-1501) ∞ 14. Mai 1468 Johann VII. von Saarbrücken (um 1430–1492), Graf von Roucy

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