Vaslav Nijinski

Vaslav Nijinski
Dieser Artikel bezieht sich auf den Tänzer Vaslav Nijinsky. Weitere Bedeutungen von Nijinsky und Nijinski unter Nijinsky (Begriffsklärung)
Nijinsky als Windgott Vayou in Marius Petipas Ballett Der Talisman, um 1910

Vaslav Nijinsky (französische Transkription, in ursprünglicher polnischer Schreibweise Wacław Niżyński, russisch Вацлав Фомич Нижинский / Wazlaw Fomitsch Nischinski, auch Vaclav Nijinski oder Vatslav Nizhinski transkribiert; * 17. Dezember 1889, nach anderen Quellen 12. März 1888 oder 1889 oder 1890 in Kiew; † 8. April 1950 in London) war ein polnischstämmiger, russischer Balletttänzer und Choreograf.

Seine Zeitgenossen, die ihn tanzen sahen, waren von seiner Verwandlungsfähigkeit, seiner Virtuosität, seiner Grazie und Sprungtechnik beeindruckt. Als vollkommen galt seine Fähigkeit, einen Sprung scheinbar in der Luft anzuhalten (Ballon). Seine Sprünge gelten aus heutiger Sicht nicht als gewaltig in ihrem Raummaß, aber durch ihre zeitliche Arretierung beeindruckend. Für den Zuschauer blieb die dafür notwendige Kraftanstrengung nicht sichtbar. Der Eindruck schwereloser Sprünge wurde noch durch seine Fähigkeit zu lautlosen und sanften Landungen verstärkt. Bis heute ist der Name Nijinsky daher ein Synonym für perfekte Tanzkunst.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Léon Bakst: Nijinsky in L'Après-midi d'un Faune, 1912
Nijinskys Grab auf dem Cimetière Montmartre in Paris

Sowohl sein Vater Tomasz Niżyński wie auch seine Mutter Eleonora Bereda waren Tänzer. Nijinsky besuchte ab 1900 die kaiserliche Tanzakademie in Sankt Petersburg und wurde für seine außerordentliche Virtuosität und Sprungkraft berühmt. Einen Wendepunkt in seinem Leben markierte 1908 das Zusammentreffen mit dem Impresario Sergei Djagilew, einem bekennenden Homosexuellen aus der Sankt Petersburger Oberschicht, dessen Liebhaber er bis zum Jahr 1913 war.

Als Sergei Djagilew 1909 die Ballets Russes in Paris gründete, übernahmen Nijinsky und Anna Pawlowa die führenden Rollen. Die Ballets Russes wurden zu einer der berühmtesten und erfolgreichsten Ballettkompanien ihrer Zeit.

Nijinsky arbeitete auch als Choreograf. Von ihm produzierte Ballette sind: L’Après-midi d’un faune, Jeux und Le Sacre du Printemps zu der gleichnamigen Musik von Igor Strawinski. Bei der Premiere von L’Après-midi d’un faune kam es wegen Nijinskys revolutionären Bewegungsabläufen und der sexuellen Anspielungen zu Tumulten.

1913 verliebte er sich in die ungarische Tänzerin Romola de Pulszky, und die beiden heirateten noch im gleichen Jahr. In einem Anfall von Eifersucht entließ Sergei Djagilew beide fristlos.

Während des Ersten Weltkrieges war Nijinsky als russischer Staatsbürger in ungarischer Gefangenschaft. Nach einer Tournee durch Nordamerika im Jahr 1916 wurden die Anzeichen einer psychischen Erkrankung immer deutlicher. 1919 erlitt er einen Nervenzusammenbruch, nachfolgend wurde bei ihm schwere Schizophrenie diagnostiziert. Damit war seine Karriere beendet. Er verbrachte den Rest seines Lebens in verschiedenen psychiatrischen Kliniken und Pflegeheimen.[1] Nijinsky starb 1950 in London, wo er auch beerdigt wurde. Drei Jahre später wurde er auf den Cimetière de Montmartre in Paris umgebettet.

Auch seine Schwester Bronislava Nijinska erlangte als Balletttänzerin Weltruhm.

Verfilmungen

1970 begann der britische Regisseur Tony Richardson mit der Produktion des Films Nijinsky. Das Drehbuch schrieb der Dramatiker Edward Albee. Für die Hauptrollen waren Rudolf Nurejew (als Vaclav), Claude Jade (als Romola) und Paul Scofield (als Diaghilev) engagiert. Doch dann legten die Produzenten Albert R. Broccoli und Harry Saltzman das Projekt auf Eis.

1980 entstand Nijinsky, eine filmische Biographie von Herbert Ross mit Alan Bates (Diaghilev), Pamela Brown (Romola) und George de La Pena (Nijinsky).[2]

Bühne

Tänzer Nijinsky von Georg Kolbe, Berliner Sonderbriefmarke von 1981

2000 brachte John Neumeier in Hamburg sein Ballett Nijinski auf die Bühne. Musik u. a. von Nikolai Rimski-Korsakow und Dmitri Schostakowitsch, besonders dessen 11. Sinfonie, die den gesamten zweiten Teil umfasst. Die Handlung beginnt mit Nijinskis letztem Auftritt bei einer Privatveranstaltung und überlagert in Rückblenden biographische Episoden mit Szenen aus seinen Balletten (teilweise in älteren Choreografien Neumeiers, wobei die Nijinski-Rollen jeweils von anderen Tänzern getanzt werden), um schließlich im zweiten Teil zur Schostakowitsch-Sinfonie in einem zunehmenden Wahnsinnstanz zu münden.

Das Ballett war ein herausragender Erfolg und über Jahre hinweg ausverkauft.

Im April 2008 fand am Theater Aachen die Uraufführung der Oper Nijinskys Tagebuch von Detlev Glanert statt..[3]

Nijinskys Leben, Tagebuch und Werk inspirierten die Filmemacherin, Kamerafrau und Regisseurin Elfi Mikesch zu ihrem Theaterstück , das sie am 03.09.2008 mit dem Theater Thikwa herausbrachte[4].

Weblinks

Fußnoten

  1. Linde, Otfried K.: Pharmakopsychiatrie im Wandel der Zeit. Erlebnisse und Ergebnisse. Tilia-Verlag Klingenmünster 1988; Seite 100 - Textauszug:„Der Patient konnte nicht geheilt werden.“ Nijinsky ist ein bekannter Fall von Anwendung der Insulin-Therapie in der Psychiatrie, vgl. Krampfbehandlung
  2. Daten zum Film Nijinsky auf The Internet Movie Database
  3. WDR 5: Sendung Scala vom 7. April 2008
  4. Brennendes Pferd von Elfi Mikesch im Theater Thikwa

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