Vebacom GmbH

Vebacom GmbH
o.tel.o communications
Unternehmensform GmbH & Co.
Gründung 1997
Unternehmenssitz Düsseldorf
Unternehmensleitung

ab Juni 1999

  • Christian Ulrich Ehrentraut (CFO, Sprecher)
  • Siegfried Römer (CMO)
  • Heiko Harms (CTO)

bis Mai 1999

Mitarbeiter 3.500 (1998)
Branche Telekommunikation
Produkte

Sprach-, Internet- und Datendienste

o.tel.o (auch Otelo, vollständig: o.tel.o communications GmbH & Co.) ist der Name eines ehemaligen bundesdeutschen Telekommunikationsanbieters, entstanden aus Vebacom und RWE Telliance, der am 1. April 1999 von seinen Konkurrenten Arcor übernommen wurde.

Neben Viag Interkom und Arcor galt o.tel.o Ende der 90er Jahre als einer der drei potentiellen Hauptkonkurrenten der Deutschen Telekom nach der Liberalisierung bzw. Deregulierung des deutschen Telekommunikationsmarktes.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

o.tel.o entstand Ende 1996 aus den beiden Energieversorgertöchtern Vebacom (Tochtergesellschaft von Cable & Wireless) und RWE Telliance, nachdem Verhandlungen zwischen RWE und Viag Interkom (und deren Muttergesellschaft British Telecom) nicht zum Erfolg geführt hatten.

Geschichte der Vebacom

Die Vebacom GmbH war ein bundesdeutsches Telekommunikationsunternehmen und Mobilfunknetzbetreiber mit Sitz in Düsseldorf. Die Firma war ein Tochterunternehmen des Energiekonzerns Veba (55 Prozent) und der britischen Cable & Wireless (45 Prozent). Gegründet wurde die Vebacom 1994 als nach eigenen damaligen Angaben „Unternehmen mit zahlreichen Aktivitäten in den Telekommunikationsmärkten Sprache, Daten, Grafik, TV-Kabel, Video und Audio“. Die Vebacom hat im Jahr 1993 als Hauptgesellschafter zusammen mit der Thyssen Telecom die Lizenz zur Errichtung eines dritten Mobilfunknetzes erhalten. Dieses erste E-Netz (E1) firmiert bis heute unter dem Namen E-Plus, mittlerweile ist die niederländische KPN Mobile N.V. der Hauptanteilseigner.

Im Telekommunikationsmarkt gehörte die Vebacom zu einer Allianz, an der seit Herbst 1996 auch RWE und die britische Cable & Wireless beteiligt waren. Sie strebte an, neben der Deutschen Telekom zu einem führenden Anbieter auf dem deutschen Telekommunikationsmarkt zu werden und sollte bis zum Jahr 2003 acht Milliarden Mark Umsatz bringen. Die Vebacom verfügte über ein Kabelnetz von etwa 5.600 Kilometern Länge, das zunächst nur für die Datenkommunikation konzipiert war. Diese Infrastruktur baut die Vebacom in den 1990er Jahren zu einem Hochgeschwindigkeitsnetz auf ATM-Basis mit einer Datenrate von 155 MBit/s aus. Tochterunternehmen der Vebacom GmbH waren u. a. PreussenElektra (verfügt über regional begrenztes Glasfasernetz) und Meganet (zu 83,3 Prozent im Besitz der Vebacom). Von den 16 Millionen in den 1990er Jahren in Deutschland verkabelten Haushalten wurde laut ANGA bei neun Millionen die letzte Meile (last mile, local loop) bis zur Fernsehbuchse von privaten Betreibern gestellt. Allein die Vebacom verfügte dabei über 1,2 Millionen Anschlüsse. Im Januar 1996 startete die Vebacom ihr Pilotprojekt Infocity NRW, dessen Ziel die Erprobung innovativer Anwendungen auf der Basis eines Glasfasernetzes war und Haushalte, Unternehmen, Kliniken und öffentliche Einrichtungen miteinander verbinden sollte. Dieses Projekt kam nie über den Pilotstatus heraus und wurde an die Tele Columbus Gruppe verkauft.

Zusammenschluss

Der offizielle Zusammenschluss fand am 27. Februar 1997 statt. Das Unternehmen war organisatorisch in zwei Teile aufgeteilt, die Servicegesellschaft Servco und die Netzgesellschaft Netco. Vorsitzender der Geschäftsführung wurde der Vebacom-Manager Ulf Bohla, CFO Georg Kellinghusen, CTO Ian Boatman und COO Alex Stadler. Ulf Bohla wurde wegen Erfolglosigkeit und ihm angelasteten Vorteilsnahmen (er besaß als Aufsichtsratsmitglied der LHS Optionen dieses Unternehmens, gleichzeitig erhielt LHS große Aufträge von o.tel.o) im Juli 1998 durch den RWE-Manager Thomas Geitner ersetzt.

Verkauf

Die Firma erfüllte nach Einschätzung von Analysten die hochfliegenden Erwartungen der Muttergesellschaften an die wirtschaftliche Entwicklung durch Öffnung des Marktes für Telefondienstleistungen in Deutschland nicht. Daneben wollten sich RWE und Veba auf das vermeintlich profitablere Geschäfts mit dem Mobilfunk bei E-Plus konzentrieren, daher wurde der Festnetzbereich von o.tel.o am 1. April 1999 für 2,25 Milliarden DM (1,15 Milliarden Euro) von Mannesmann Arcor übernommen.[1]

Die o.tel.o war zu diesem Zeitpunkt mit über einer Million Pre-Selection-Kunden der erfolgreichste private Anbieter. Zusätzlich hatte die Tochtergesellschaft germany.net (Callisto) bereits 600.000 Onlinekunden. Nach Medienberichten hatte o.tel.o in drei Jahren einen Verlust von 5,8 Milliarden Mark angehäuft.[2] Die denselben Gesellschaftern gehörende E-Plus, die an der Gewinnschwelle stand und die profitable Kabelfernsehgesellschaft Tele Columbus wurden im Jahre 1999 an die Deutsche Bank verkauft. Die Marke o.tel.o wurde durch Arcor noch bis November 2001 weitergeführt und dann endgültig beerdigt. Die ehemaligen o.tel.o-Kunden wurden in die Arcor-Systeme überführt und erhielten seither die Rechnungen unter der Firmierung Arcor.

Das ehemalige Online-Portal „neXgo.de“ – Next Generation Online wird seit dem Untergang der Marke o.tel.o durch die Arcor-Tochter Arcor Online GmbH betrieben und beinhaltet heute neben dem Nexgo-Unified-Messaging-Dienst PIA zusätzlich das Arcor-Online-Kundenservice-Center.

Eine Wiederbelebung erfuhr o.tel.o im Dezember 2006, da nun unter diesem Namen ein Onlineshop von vodafone firmierte, der Muttergesellschaft von Arcor. Dieser wurde allerdings im Januar 2008 wieder eingestellt.

Produkte

Das erste marktreife Produkt der o.tel.o war Mitte 1997 eine Callingcard (o.tel.o card), mit der über eine kostenfreie 0800er Nummer besonders ins Ausland verbilligt telefoniert werden konnte. o.tel.o bot ab April 1998, aus technischen Gründen erst vier Monate nach der Marktöffnung, Call-by-Call und Preselection an.

Im Oktober 2000 nahm o.tel.o als Service Provider noch ein Mobilfunkprodukt unter dem Namen „o.tel.o mobil“ in das Portfolio auf. Ein Konvergenzprodukt aus Festnetz und Mobilfunk mit dem Namen „o.tel.o take 2“ kam zeitgleich in die Vermarktung. Netzpartner beider Produkte war D2 Privat/Vodafone (vodafone ist der Mutterkonzern von Arcor).

Produktspektrum

o.tel.o nutzte nach eigenen Angaben folgende vier Technologien zur Überwindung der letzten Meile (local loop):

Die Netzbetreibervorwahl für o.tel.o lautete 01011. Unter dieser Vorwahl werden heute noch Gespräche der Arcor abgewickelt.

Innovative Produkte

  • Als einer der ersten deutschen alternativen Netzbetreiber bot o.tel.o einen ISDN-Ortsanschluss.
  • Kostenlose Servicenummer: ‘o.tel.o 0800 contact’

Jeder o.tel.o Preselection- und ISDN-Kunde erhielt auf Wunsch eine kostenlose und einfach zu merkende 0800-Rufnummer. Diese „o.tel.o 0800 contact“-Nummer konnten Familien oder kleinere Unternehmen an einen von ihnen ausgewählten Anruferkreis, beispielsweise an die eigenen Kinder oder ihre Mitarbeiter, weitergeben. Für die Anrufer war das Gespräch damit kostenlos, der Angerufene übernahm die Gesprächsentgelte, die ähnlich aufgebaut waren wie die o.tel.o Preselectiontarife.

  • Werbefinanzierte Telefonie („Gratistelefon“)
  • Telefonkonferenz ohne Anmeldung: ‘o.tel.o Telefonkonferenz’

Mit der ‘o.tel.o Telefonkonferenz’ bot o.tel.o spontane Telefonkonferenzen mit bis zu 15 Teilnehmern an.

  • „o.tel.o internet for free“

Unternehmen hatten mit „o.tel.o internet for free“ die Möglichkeit, ihren Kunden einen kostenlosen Zugang zu ihrer Website anzubieten. Die Kunden konnten damit ohne Zeit- und Kostendruck beispielsweise das Shopping-Angebot des Unternehmens nutzen und in Ruhe auswählen.

  • Internet und Telefonie via Coax-Breitbandkabel, Projekt „Infocity-NRW“
  • Bereits zum 1. Juni 2001 hatte o.tel.o Flatrates angeboten: den breitbandigen Internet-Zugang „Otelo DSL-Flat“ und die ISDN-Flatrate „Otelo flat“.

Werbung

o.tel.o startete mit einem sehr hohen Werbeaufwand (weit über 50 Millionen Mark pro Jahr) in das erste Jahr. Dabei wurde insbesondere der ungewöhnliche Markenname o.tel.o bekanntgemacht. Schon Ende 1998 war o.tel.o einer der bekanntesten Markennamen in der bundesdeutschen TK- und IT-Branche. Da die Marke bekannter und vor allem beliebter war als der neue Eigentümer Arcor, kam das Ende der aufwendig bekanntgemachten Marke Ende 2001 sehr überraschend.

Im Oktober eröffnete in Köln der erste „o.tel.o world“-Shop. Das neue, einzigartige Konzept arbeitete mit innovativen Licht-und Gestaltungsideen wie einem „Produkttunnel“, der die „Welten“ Mobilfunk und Festnetz räumlich verband.

Ein zweiter Shop in Mönchengladbach, betrieben durch einen Vertriebspartner, setzte dann den Endpunkt. Die Expansion wurde unter anderem durch das nahende Ende der Marke o.tel.o gestoppt.

o.tel.o nutzte unter anderem als Vertriebsweg den Direktvertrieb der Firma „Ranger Marketing und Vertriebsgesellschaft mbH“. Diese war für bundesweit tätige Haustürwerber bekannt: Sie machten o.tel.o innerhalb von kurzer Zeit zur Telefongesellschaft mit der höchsten Zahl von Preselection-Kunden in Deutschland.

o.tel.o war in der Zeit von 1997 bis 2000 Hauptsponsor des SV Werder Bremen.

Erwähnenswertes

Der Name o.tel.o war ein Kunstname, der von der Hamburger Agentur KNSK entwickelt worden war. Er gab Anlass zu einigen humorvollen Deutungen wie z.B. o.tel.o – zwei Nullen jagen die Telekom.

Quellen

  1. Manager-Magazin: Mannesmann Arcor kauft Otelo-Festnetz, vom 02.04.1999, abgerufen am 06.08.2008
  2. Focus: Schrumpfkur verordnet vom 15.03.1999, abgerufen am 06.08.2008

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