Vehe

Vehe
Michael Vehe als Kratzmalereitechnik am katholischen Pfarrhaus in Heilbronn-Biberach

Michael Vehe (* 1485 in Biberach bei Heilbronn; † April 1539 in Halle) war ein Mönch, Kirchenlehrer, Weihbischof und Herausgeber des ersten katholischen Gesangbuches mit Noten.

Inhaltsverzeichnis

Kirchengeschichtliche Zeitumstände

Zur Zeit der Reformation war Michael Vehe ein glühender Verteidiger der katholischen Lehre. Martin Luther lebte von 1483 bis 1546, seine Publikation der 95 Thesen in Wittenberg im Jahr 1517, in denen er den Ablasshandel und die Bußpraxis angriff, markieren den Beginn der Reformation. Michal Vehe erlebte die aufregende erste Zeit der Reformation mit. Sie war gekennzeichnet von einer intensiven, harten, aber auch sachlich und argumentativ geführten Auseinandersetzung zwischen den Anhängern der alten Kirche und den Befürwortern der Gedanken der Reformation. Auf katholischer Seite nahm Michael Vehe an allen wichtigen Begegnungen und Streitgesprächen jener Zeit teil. Etwa 1528 erhielt er von einem der damals mächtigsten Herrscher im Deutschen Reich einen Ruf: Kardinal Albrecht, Markgraf von Brandenburg, Erzbischof von Mainz und Magdeburg berief Vehe zu seinem persönlichen Ratgeber und Theologen. Vehe war damit im Zentrum der Macht in Deutschland und nahm auf katholischer Seite an allen wichtigen Ereignissen der Reformationszeit teil, wo er versuchen sollte, die Lehren und Bräuche der katholischen Kirche gegen Luther und dessen Anhänger zu verteidigen. 1530 nahm Vehe am Augsburger Reichstag teil. Er hatte von Kaiser Karl V. den Auftrag erhalten, die "Augsburger Konfession", die grundlegende Bekenntnisschrift der Protestanten, zu widerlegen. In einem Streitgespräch am 29. und 30. April 1534 in Leipzig, an dem auch Melanchthon beteiligt war, versuchte Michael Vehe erneut, die katholische Lehre zu verteidigen. Auch in zahlreichen Schriften wendete er sich intellektuell und argumentativ gegen den Abfall der alten Kirche.

1537 gab Vehe das erste katholische Gesangbuch mit Noten heraus. Unter dem Titel "Ein new gesangbüchlin für alle guten christen nach der ordenung christlicher Kirchen" sind 56 deutschsprachige Lieder zu finden. Nachdem jahrhundertelang fast nur lateinische Lieder im Gottesdienst erklangen, die hauptsächlich von Priestern und Mönchen gesungen wurden, führte Luther deutsche Lieder in die Liturgie ein. Diese Lieder (z.B. "Ein feste Burg - 1528) wurden schnell populär und verbreiteten sich rasch, sie fanden im Volk begeisterte Aufnahme. Vehe erkannte die Bedeutung der Lieder, sein Gesangbuch ist eine Antwort auf die reformatorischen Bemühungen.

Bis in die heutige Zeit ist Vehes Sammlung eine Quelle für kirchliche Gesangbücher. Am bekanntesten sind die Lieder:

  • Christ ist erstanden
  • In Gottes Namen fahren wir
  • Mitten in dem Leben
  • Nun bitten wir den heiligen Geist
  • Aus hartem Weh die Menschheit klagt

Leben

Michael Vehe wurde 1485 in Biberach (bei Heilbronn) geboren. Mit 15 Jahren trat er in das Dominikanerkloster in Wimpfen ein. Er studierte in Heidelberg, in den Universitätsakten ist am 29. Juli 1506 verzeichnet, dass Vehe dort Dozent und am 18. Januar 1513 zum Doktor der Theologie promovierte. Nach seiner Rückkehr ins Kloster übte er dort das Amt des Priors aus. 1515 kehrte er nach Heidelberg zurück, wo er zum Regens der Heidelberger Ordensschule ernannt wurde. In der Ordenschronik steht über ihn: "Ein Mann, der sich durch Pflichtgefühl, Frömmigkeit, Bildung und Redegewandtheit und durch glühenden Eifer für den katholischen Glauben auszeichnete".

Ab 1528 war Halle Vehes Amtssitz. Dort hatte der Mainzer Kardinal in der Nähe der Reformatoren in Wittenberg ein Stift bauen lassen, in dem der katholische Glaube gelehrt werden sollte. "Vehe entwickelte hier eine ungemeine Tätigkeit, um das neue Stift zu Ehren und Ansehen zu bringen. Vehe, ein ebenso gelehrter wie frommer Theologe, hält täglich Vorlesungen über die Paulinischen Briefe." Am 21. Februar 1539 ernannte Papst Paul III. Vehe zum Weihbischof in Halberstadt. Er starb allerdings noch vor Antritt dieses Amtes im April desselben Jahres in Halle, wo er in der Stiftskirche begraben wurde.

Werke

  • Ein New Gesangbüchlin Geystlicher Lieder, Leipzig 1537; Hannover 1853
  • Von dem Gesatz der Niessung des h. hochw. Sacraments, Leipzig 1531
  • Errettung der beschuldigten kelchdieb, Leipzig 1535
  • Wie unterschiedlicher wiess Gott und seine heiligen sollen geehret werden, Leipzig 1532
  • Assertio sacrorum quorumdam axiomatum, Leipzig 1537

Literatur

  • Walther Lipphardt : Ein New Gesangbüchlin Geystlicher Lieder. Faksimile der ersten Ausgabe Leipzig 1537 mit einem Geleitwort: Mainz 1970

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