Vennbahntrasse

Vennbahntrasse
Vennbahn Aachen–St.Vith
Strecke der Vennbahn
Streckennummer: 2563 Aachen-Rothe Erde – Hahn
2572 Stolberg – Walheim Grenze
Spurweite: 1435 mm (Normalspur)
Legende
Strecke – geradeaus
nach Aachen Hbf
Bahnhof, Station
0,0 Aachen-Rothe Erde
nach Köln
0,6 Philips (Anst)
0,7 Aachen-Rothe Erde Eifelanschluß (Anst)
5,2 Brand (Rheinl)
7,4 Niederforstbach
Rollefbachviadukt
9,3 Kornelimünster
Itertalviadukt
von Stolberg
12,2 Hahn
13,2 Walheim (b Aachen)
15,1 Schmithof
Grenze
17,3 Walheim (b Aachen) Grenze Grenze D / B
19,7 Raeren
Abzweig – in Fahrtrichtung: nach rechts
nach Eupen
Grenze
Grenze B / D
ca. 27 ab hier Gleise teilweise abgebaut
27,8 Roetgen
Bundesstraße 258
30,4 Roetgen Süd
36,6 Lammersdorf
41,2 Konzen
45,4 Monschau
Viadukt Reichenstein
ca. 47 ab hier Gleise wieder vorhanden
52,3 Kalterherberg
Grenze D / B
59,4 Sourbrodt
Robertville
Viadukt Weywertz
64,7 Weywertz-Nidrum
Kyllbahn von Bütgenbach/Jünkerath
66,5 Weywertz
71,1 Faymonville
71,8 Waimes
nach Stavelot
74,3 Ondenval
79,3 Montenau
nach Vielsalm
82,9 Born (Eifel)
88,9 St. Vith
nach Gouvy
Tunnel Lommersweiler 120 m/1.Röhre
Tunnel Lommersweiler 166 m/ 2.Röhre
95,1 Lommersweiler
zur Westeifelbahn
Elcherather Tunnel 385 m
Ourtalviadukt
Grenze B / D
Grenze D / B
Auel
Reuland
99,9 Burg-Reuland
104,9 Oudler
108,4 Lengeler
Tunnel Wilwerdingen 790 m
111,4 Grenze B / L
114,5 Wilwerdingen
Luxemburger Nordstrecke
Bahnhof, Station
Ulflingen
Stolberg–Eupen
euregiobahn im Bahnhof Breinig
euregiobahn im Bahnhof Breinig
Streckennummer: 2572
Spurweite: 1435 mm (Normalspur)
Legende
Strecke – geradeaus
von Köln
Bahnhof ohne Personenverkehr – Dienststation, Betriebs- oder Güterbahnhof
0,0 Stolberg (Rheinl) Gbf
Abzweig – in Fahrtrichtung: nach rechts
nach Stolberg (Rheinl) Pbf und Aachen
0,9 Stolberg (Rheinl) Ss nach Münsterbusch
Blockstelle, Awanst, Anst, etc.
0,9 Stolberg (Rheinl) Vegla (Anst)
Haltepunkt, Haltestelle
1,2 Stolberg Schneidmühle
Haltepunkt, Haltestelle
2,5 Stolberg Mühlener Bahnhof
früher Bf Stolberg Mühle
Haltepunkt, Haltestelle
3,2 Stolberg Rathaus
Bahnhof, Station
3,7 Stolberg Altstadt früher Stolberg Hammer
Brücke (groß)
Viadukt Rüst
Blockstelle, Awanst, Anst, etc.
5,7 Stolberg (Rheinl) Zur Mühlen (Awanst)
5,9 Stolberg (Rheinl) Kalkwerke (Anst)
Haltepunkt, Haltestelle
8,9 Breinig saisonale Bedienung
Brücke (groß)
Viadukt Schlausermühle
Kilometer-Wechsel
11,2
11,4
Kilometrierungs-Sprung
von Aachen
11,7 Hahn
13,2 Walheim (b Aachen)
14,6 Schmithof
Grenze
Walheim (b Aachen) Grenze Grenze D / B
Bahnhof ohne Personenverkehr – Dienststation, Betriebs- oder Güterbahnhof
19,7 Raeren Betriebsbahnhof Rails & Traction
von Monschau–Bütgenbach
20,3 Raeren-Rott
Bahnhof, Station
26,8 Eupen IC
Strecke – geradeaus
nach Oostende

Die Vennbahn ist eine Eisenbahnstrecke zwischen Aachen bzw. Stolberg und Luxemburg über Monschau und St. Vith mit Anschlüssen nach Eupen und Malmedy. Durch die Grenzziehung nach dem Ersten Weltkrieg wechselt sie mehrfach von deutschem auf belgisches Staatsgebiet und zurück.

Ursprünglich verband die Vennbahn die Industriezentren von Aachen-Rothe Erde auf dem kürzesten Wege mit Luxemburg. Heute findet nur noch auf dem Abschnitt Stolberg Hauptbahnhof–Stolberg-Altstadt (früher Stolberg-Hammer) Personenverkehr mit Triebwagen der euregiobahn statt.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Seit 1873 wurde von den Städten und Kreisen Malmedy, Monschau, Eupen und Stolberg eine Bahnstrecke gefordert, die die Industrieorte miteinander verbinden und eine Streckenführung bis nach Luxemburg erreichen sollte. Ihre Umsetzung wurde mit Beschluss der preußischen Regierung ab 1882 in Angriff genommen, doch verschiedene Verzögerungen traten im Anschluss der Stolberger Talbahn auf.

Der Gesamtbetrieb wurde am 4. November 1889 von der Preußischen Staatsbahn zunächst eingleisig aufgenommen und diente in erster Linie dem Transport von Kohle Richtung Luxemburg und von Eisenerz in der Gegenrichtung. Weiterhin erschloss die Strecke die strukturschwachen Wirtschaftsräume von Westeifel und Hohem Venn, indem sie den dort lebenden Menschen eine Reisemöglichkeit zu den Arbeitsplätzen in der Aachener Industrie bot. Der angebundene Ort Breinig erhielt ein Bahnhofsgebäude, und weitere Betriebe entlang der Trasse wurden mit eigenen Anschlussgleisen angebunden. In den folgenden Jahren wurde sie fast vollständig auf zwei Gleise erweitert, was in erster Linie mit den engen Kurven mit Radien ab 300 m und den häufigen Steigungen von bis zu 1,7 % zusammenhing.

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde die Vennbahnstrecke von St. Vith bis Stolberg zweigleisig ausgebaut, jedoch bereits 1924 auf Geheiß der alliierten Besatzer wieder zurückgebaut.

Im Ersten Weltkrieg erwuchs der Vennbahn durch ihre Nähe zur Westfront und über den Schlieffenplan eine weitere Bedeutung als Aufmarsch- und Nachschubstrecke. Ab dem 2. August 1914 wurden entlang der Strecke die Truppen für den Handstreich auf den Festungsring Lüttich ausgeladen. Später wurden weitere von ihr ausgehende Eisenbahnstrecken erbaut, so dass die Vennbahn die Kernlinie eines ganzen Netzes von strategischen Bahnen darstellte.

Zug auf dem Bütgenbacher Viadukt
Der einst bedeutende belgische Bahnhof Sourbrodt an der Vennbahn

Aufgrund des Versailler Vertrags musste das Deutsche Reich die seit 1815 preußischen Kreise Eupen, Malmedy und St. Vith an Belgien abtreten. Die Strecke wechselte durch die neue Grenzziehung in ihrem Verlauf nun mehrfach zwischen dem deutschen Reichsgebiet und Belgien. Belgien forderte, die Vennbahn unter belgische Verwaltung zu stellen, da diese für die Städte Malmedy und Eupen von besonderer wirtschaftlicher Bedeutung sei, und konnte sich durchsetzen. Am 27. März 1920 wurde durch eine Grenzfeststellungskommission, der Vertreter Frankreichs, Englands, Italiens und Japans angehörten, festgelegt, dass Eigentümer der gesamten Eisenbahnstrecke mitsamt ihren Bahnhöfen, auch zwischen Raeren und Kalterherberg, der belgische Staat sein sollte. Ab Raeren wurde die Bahnstrecke belgisches Hoheitsgebiet. Den Betrieb auf der Vennbahn führt somit seit dem 1. November 1921 die belgische Staatsbahn NMBS/SNCB. Ein Kuriosum sind fünf deutsche Exklaven, die bei Roetgen und Monschau entstanden sind, da die Eisenbahntrasse belgisches Hoheitsgebiet ist. Allerdings war und ist das Bahngelände ohne belgische Zoll- oder Polizeikontrolle zugänglich.

Das ursprüngliche hohe Verkehrsaufkommen ging nach dem Krieg zurück, da im Zusammenhang mit der Weltwirtschaftskrise vor allem Luxemburg seine Märkte für sein Eisenerz in Richtung Frankreich verlagerte. Hinzu kam der neu eingeführte Zoll, der die luxemburgischen Erze im Deutschen Reich verteuerte. Ab dem 1. Januar 1932 fuhren keine Kokstransporte mehr auf der Strecke.

Im Zweiten Weltkrieg wurde die Vennbahn während der Ardennenoffensive Kriegsschauplatz. Dabei wurden viele Brücken und Tunnel zerstört. Der Wiederaufbau zog sich lange hin, zwischen Lommersweiler und Burg Reuland unterblieb er aufgrund des Umfangs der Zerstörungen ganz. Das nördliche Reststück konnte daher trotz der sich anbahnenden europäischen Einigung nicht weiter für seinen ursprünglichen Zweck genutzt werden und wurde nach und nach ebenfalls stillgelegt.

Nach dem Zweiten Weltkrieg sank die Auslastung stetig, so dass die Strecke schließlich bis 1989 vollständig stillgelegt und teilweise rückgebaut wurde. Die letzten Güterzüge bedienten den belgischen Bahnhof Sourbrodt mit militärischem Material für den nahe gelegenen Truppenübungsplatz Elsenborn. Nach der Gesamtstilllegung der Strecke wurde der Versuch unternommen, die landschaftlich reizvolle Vennbahn als Museumsbahn für den Tourismus zu verwenden. Nach zwölf Jahren musste Ende 2001 auch diese Form der Nutzung eingestellt werden.

Heutige Nutzung

Vennbahnradweg in Kornelimünster
Der Haltepunkt Robertville heute
Bahnsteig des Bahnhofs Stolberg Altstadt, Blick Richtung Stolberger Hauptbahnhof

Im Dezember 2007 wurde damit begonnen, die Gleise bis etwa Kalterherberg abzubauen, im Mai 2008 wurde ein Bahnübergang der Bundesstraße 258 in Roetgen im Zuge von Straßenbauarbeiten aufgehoben. Eine Wiederaufnahme des Betriebes für den Schienenverkehr zwischen Deutschland und Belgien wäre nur nach einer umfangreichen Sanierung möglich gewesen. Mittelfristig soll über der gesamten Vennbahntrasse ein Radweg gebaut werden. Die Gelder sind teilweise zugesagt, die Fertigstellung ist für das Jahr 2011 geplant [1].

Heute findet nur auf einem kleinen Abschnitt Personenverkehr mit Triebwagen der euregiobahn statt. Dazu wurde im Juni 2001 der Streckenabschnitt Stolberg (Rheinl) Hbf–Stolberg-Altstadt für den Personenverkehr reaktiviert. Die Halte Stolberg Altstadt (bis 2001 Stolberg Hammer), Stolberg Rathaus, Stolberg Mühlener Bf und Stolberg Schneidmühle entstanden neu. Außerdem verkehren weiterhin regelmäßig Güterzüge zwischen Stolberg (Rheinl) Gbf und Rüst.[2] Die Strecke nach Eupen ist auch darüber hinaus noch benutzbar und wird teilweise für Sonderfahrten der euregiobahn benutzt. Die belgischen Eisenbahnen ziehen daher in Betracht, diese Strecke im Güterverkehr nach Köln zur Umgehung des Knotens Aachen zu nutzen.[2] Im Januar 2009 wurden von Raeren bis zur Grenze Richtung Walheim die Schwellen ausgetauscht und die Gleise neu eingeschottert.

Auf dem Abschnitt vom Bahnhof Aachen-Rothe Erde in Aachen bis zum Ortsteil Kornelimünster liegen keine Schienen mehr, die Trasse dient heute als Radwanderweg, der seit Sommer 2005 entlang der ungenutzten Schienen bis zum Freizeitgelände in Walheim fortgesetzt ist. Auf der Teilstrecke von Kornelimünster bis kurz hinter die Autobahn in Brand ist ein sechs Kilometer langer Planetenlehrpfad entstanden. An den auf der Strecke verteilten Planetenstationen befinden sich ein Halbrelief und einige Informationen des jeweiligen Planeten. Die Sonne bildet eine 1,5 Meter große Betonkugel.

Zwischen den Bahnhöfen von Kalterherberg und Sourbrodt wurde von einem belgischen Unternehmer im Jahr 2004 ein Verkehr mit Fahrraddraisinen unter der Bezeichnung RailBike errichtet.

RAVeL (französisch: Réseau Autonome de Voies Lentes) bezeichnet ein Radwegenetz in der belgischen Wallonie, welches im Oktober 1995 ins Leben gerufen wurde. Das Wegenetz wird auf stillgelegten Treidelpfaden an Kanälen und Flüssen sowie auf Bahntrassen eingerichtet. Diese Routen für die langsame Fortbewegung sind nur für Fußgänger, Radfahrer, Skater, Behinderte und Reiter zugänglich. Die maximale Steigung beträgt 2 %. Die RAVeL-Linien 1 bis 5 in der Wallonie sind zwischen 45 und 330 km lang. Im deutsch-belgischen Grenzgebiet wird auf der Trasse der stillgelegten Vennbahn die RAVeL-Linie 48 vorbereitet. Schwellen und Gleise sind meist schon entfernt. Die Teilstrecke von Weismes nach St. Vith wird bereits touristisch genutzt und hat seit Herbst 2007 einen Anschluss nach Prüm in der deutschen Eifel.

Abbau der Trasse und Folgen für die Grenze

Im Januar 2008 verkündete der belgische Regierungskommissar Marcel Lejoy, dass der geplante Abbau der Schienen „internationale Konsequenzen“ nach sich ziehen könnte. Es sei nicht ausgeschlossen, dass die Gebiete an Deutschland zurückzugeben seien.[3] Jedoch erklärten sowohl das belgische Außenministerium als auch das Auswärtige Amt in Deutschland, dass die Grenzen abschließend vertraglich geregelt seien und somit keine Änderung stattfinden werde.[4] Der deutsch-belgische Grenzvertrag von 1956, auf den sich das Auswärtige Amt beruft, enthält aber keinen Hinweis, was geschehen soll, wenn die im Vertrag erwähnten Bahnanlagen nicht mehr existieren. Die Option auf den Bahnverkehr ist zudem nicht aufgegeben worden, der geplante Radweg verhindert das nicht.

Literatur

  • Heinrich Arenz: Kohle aus dem Norden, Erz aus dem Süden. Erinnerungen an die Vennbahn. In: Eisenbahn Geschichte Nr. 24 (Oktober/November 2007), S. 42 - 47.
  • Hans Schweers, Henning Wall: Eisenbahnen rund um Aachen: 150 Jahre internationale Strecke Köln - Aachen - Antwerpen. Verlag Schweers + Wall, Aachen 1993, ISBN 3-921679-91-5
  • Vennbahn: Damals und Heute / Hier et aujourd'hui / Vroeger en nu, Herausgeber: Verkehrsamt der belgischen Ostkantone 1991

Weblinks

Quellen

  1. Kreis Aachen, Beschlussvorlage vom 2.9.2008
  2. a b Bahnhof Breinig bleibt auf der Wunschliste, Aachener Zeitung vom 20. Mai 2008
  3. Belgien könnte Staatsgebiet an Deutschland verlieren – Große Fragen zum Ende einer kleinen Eisenbahn. tagesschau.de am 9. Januar 2008
  4. Belgien behält seine Exklaven in Deutschland. wdr.de am 10. Januar 2008 (im Internet Archive)

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