Verlag am Galgenberg

Verlag am Galgenberg

Der Verlag am Galgenberg, auch Kurzform Galgenberg, war ein kleiner deutscher Buchverlag in Hamburg. Der 1985 von Peter Lohmann gegründete und seitdem geleitete Verlag ging 1993 in Konkurs.[1] Bei Galgenberg erschien eine Reihe bedeutender Erstveröffentlichungen, die später von größeren Verlagen übernommen wurden.

Geschichte

Erstveröffentlichungen bei Galgenberg: Doris Gercke liest aus ihrer Reihe Bella Block

Der Verlag am Galgenberg wurde vor allem durch seine Belletristik-Titel bekannt. Von 1988 bis 1991 veröffentlichte der Verlag beispielsweise die ersten sechs Bella-Block-Romane von Doris Gercke. Auch Übersetzungen bedeutender ausländischer Literatur erschienen hier zum ersten Mal, etwa 1987 Honigberg von Latife Tekin, bevor Großverlage sie später erneut herausbrachten. Der Verlag veröffentlichte außerdem Werke von zum Beispiel folgenden Autoren: Ales Adamowitsch, Maria Bachmann, Annette Berr, Douglas Coupland, Norberto Fuentes, Almudena Grandes, Ernst Kahl, Jörg Schröder, Gerd Spiekermann, Kurt Tucholsky, Najem Wali, Tom Wittgen, Gabriele Wolff. Daneben gab der „renommierte Hamburger Verlag“ (Hamburger Abendblatt[1]) auch regionale, Frauen- und Männerthemen und Publikationen zur Sexualität heraus.[2] Ein früher Schwerpunkt waren auch türkische Autoren: vor Latife Tekin erschienen im Verlagsprogramm noch Werke Nazlı Erays, Yusuf Atılgans und Aysel Özakıns.

Der Verlag hatte zuletzt sieben feste Mitarbeiter, brachte ein Halbjahresangebot von etwa zehn Titeln heraus und machte einen Jahresumsatz von 2 Millionen DM.[3]

Durch den härter werdenden Verdrängungsprozess auf dem Buchmarkt geriet der Kleinverlag Ende 1992 in eine existentielle Krise und litt unter Umsatzrückgang, mangelnder Kapitalrücklage und Remissionen. Eine bereits verabredete Büro- und Vertriebsgemeinschaft mit dem Hamburger Verlag Rasch und Röhring, der vor allem für sein Sachbuchprogramm bekannt war, kam nicht mehr zustande. Der Verleger Peter Lohmann musste Anfang 1993 den Konkurs seines Verlags am Galgenberg anmelden.[1][3]

Das Verlagsprogramm wurde von 1994 bis 1996 bei dem Hamburger Verlag Rasch und Röhring als Edition Galgenberg fortgeführt und dann endgültig eingestellt.[4] In der Edition Galgenberg erschienen unter anderem Werke von folgenden Autoren: Ingvar Ambjørnsen, Anke Gebert, Anne Holt, José Ángel Mañas, Peter Schmidt.

Der Galgenberg-Gründer Peter Lohmann war von 1980 bis 1985 Verleger des Buntbuch-Verlags in Hamburg gewesen. Nach dem Konkurs des Verlags am Galgenberg betreute er von 1994 bis 1996 die Edition Galgenberg. Seit 1997 war er Geschäftsführer des Scherz–Verlages in Bern, von 2002 bis 2008 leitete er bei S. Fischer Verlag die Programme Scherz, Krüger, O.W. Barth und Fischer Taschenbuch.[5]

Verlagsprogramm (Auswahl)

Einzelnachweise

  1. a b c Galgenberg ist am Ende, Artikel im Hamburger Abendblatt vom 4. Februar 1993, S. 8 (Letzter Aufruf: 22. April 2009)
  2. Sandra Uschtrin: Handbuch für Autoren, 1985, S. 26
  3. a b „Existenzielle Krise in der deutschen Verlagsbranche“, Artikel im Hamburger Abendblatt vom 14. November 1992, S. 6 (Letzter Aufruf: 22. April 2009)
  4. Neue Edition Galgenberg, Artikel im Hamburger Abendblatt vom 26. Februar 1994, S. 6 (Letzter Aufruf: 22. April 2009)
  5. Bösenblatt: Peter Lohmann geht neue Wege, 18. Juni 2008

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