Versunkenes Kloster

Versunkenes Kloster

Der Burgus Asperden ist eine spätrömischer Burgus in Asperden, einem Stadtteil von Goch am Niederrhein. Im Volksmund wird der Burgus das „Versunkene Kloster“ genannt. So benannt taucht er auch immer wieder in der Heimatliteratur auf. Der Burgus stammt aus der Zeit Valentinians I., was anhand von Münzfunden, es wurden 76 Münzen gefunden, davon 70 aus der Zeit nach 367 n. Chr., bewiesen ist[1]. Bei dem Burgus von Asperden handelt es sich um ein Römisches Militärlager zur Sicherung einer Nebenstrasse zur römischen Rheintalstrasse des Niedergermanischer Limes. Im Jahr 396 wurde die Provinz Germania Secunda zuletzt von Flavius Stilicho besucht. Die römischen Truppen am Niederrhein standen vermutlich zu dieser Zeit auch noch in Asperden[2]. Wenn der Burgus nicht schon früher verlassen wurde, so wurde er spätestens im Jahr 413 mit dem Einfall der Franken aufgegeben.

Auf ungefähr halber Strecke zwischen Asperden und Kessel lag der Burgus auf der rechten Seite der Niers, am südlichen Rand des Reichswaldes. Hier bildete ein Steilhang das Ufer, heute verläuft die Niers durch Flussbegradigung ungefähr 20 Meter weiter südlich. Von dem Burgus ist heute nichts mehr zu sehen, die Reste eines Glasofens wurden nach der letzten Grabung wieder zugeschüttet um ihn vor Raubgrabungen zu schützen.

Inhaltsverzeichnis

Forschungsgeschichte

Aufgrund der volkstümlichen Namensgebung und der Beschreibung in der Heimatliteratur, fanden erste Grabungen in den Jahren 1871 und 1877 statt. Hierbei handelte es sich nicht um wissenschaftliche Ausgrabungen, auch die Ergebnisse wurden nicht entsprechend publiziert. Es ist aber überliefert, dass neben verschiedenen Kleinfunden wie Scherben, kleinen Ton- und Glasgefäßen, auch noch die Hälfte eines Mühlsteines, vermutlich von einer Handmühle gefunden wurde.[3]

In den Jahren 1964 und 1965 wurde der Burgus durch Hermann Hinz und Ilse Hömberg-Stade vom Rheinischen Landesmuseum Bonn ausgegraben. Damals wurde erstmals klar, dass es sich um einen spätrömischen Burgus handelt. Außerdem wurde noch Reste eines Glasofens gefunden.[4]

Das Rheinische Amt für Bodendenkmalpflege, Außenstelle Xanten veranlasste in den Jahren 2006 und 2007 erneute Grabungen um Lage und Ausdehnung genauer zu ermitteln.[5]

Burgus

Steinraub, Raubgrabungen und die Spuren des Zweiten Weltkrieges haben dafür gesorgt, dass von dem Burgus heute oberirdisch nichts mehr zu sehen ist. Bei diesem Burgus handelte es sich um eine fast quadratische Anlage mit einem quadratischen Innengebäude von 15,6 Metern Mauerlänge in dessen Mitte. Die Außenmauern waren 1,4 Meter dick. Die Anordnung des Fundamentes im Innenraum des Gebäudes deutet auf ein mehrstöckigen Turm hin[6]. Im Abstand von elf Metern war der Turm von einer Mauer umgeben. An der südlichen Seite lässt sich die Mauer nicht mehr nachweisen, da hier die Erosion am Hang sämtliche Spuren vernichtet hat[7]. Ihre Existenz ist aber aufgrund der Gesteinsfunde am Hang sehr wahrscheinlich.

Die Umfassungsmauer war mit vier vorstehenden Ecktürmen ausgestattet, die einen Außendurchmesser von bis zu 4,25 Metern hatten. Bis auf die Mauer an der Ostseite waren alle Mauern mit einem zusätzlichen Mittelturm versehen, der in seiner Größe den Ecktürmen glich. Neben gebrannten Ziegeln wurden auch Kalkstein-, Sandstein- und Tuffstein-Quader verwendet. Bis auf die Hangseite waren alle drei Seiten zusätzlich durch einen, auf der Westseite zwei Spitzgräben gesichert[8]. Neben der militärischen Nutzung als Wachturm und Fliehburg ist anzunehmen, das der Burgus noch als Kornspeicher gedient hat, worauf Getreidefunde in anderen, baugleichen Burgi hindeuten[9].

Glasofen

Am Steilhang zur Niers befand sich ein technischer Ofen, der zur Glasherstellung gedient hat. Es handelt sich um eine Glasofen mit vier Öffnungen, zwei Arbeitsöffnungen, eine Schuröffnung und eine Öffnung in einen Kanal zum Kühlofen. Anhand der Glasfunde, flache Trinkschalen (Isings 117), halbkugelige Becher (Isings 96) und Trinkschalen mit Nuppen und Fadenzier (Typ Helle), kann der Ofen datiert werden. Der Fund der Trinkschalen mit Nuppen und Fadenzier (Typ Helle), weist auf eine Benutzung des Ofens bis nach 400 n. Chr. hin[10]. Wie Burgus und Glasofen zusammenhängen ist nicht geklärt.

Literatur

  • Tilmann Bechert: Wachturm oder Kornspeicher? Zur Bauweise der spätrömischen Burgi in Archäologisches Korrespondenzblatt 8, Mainz 1978
  • Tilmann Bechert: Der Stand der Asciburgium-Forschung in Beiträge zur Archäologie des römischen Rheinlandes III, Band 12, Düsseldorf 1972, ISBN 3-7927-0153-7
  • Clive Bridger: Nachweis von Glasherstellung beim Burgus Asperden in Archäologie im Rheinland 2003, Stuttgart 2004, ISBN 978-3-8062-1911-1
  • Marion Brüggler: Burgus und Glashütte bei Goch-Asperden in Archäologie im Rheinland 2007, Stuttgart 2008, ISBN 978-3-8062-2217-3
  • Marion Brüggler: Wiedergefunden - ein spätantiker Glasofen am burgus von Goch-Asperden in Archäologie im Rheinland 2006 Stuttgart 2007, ISBN 978-3-8062-2128-2
  • Hermann Hinz, Ilse Hömberg: Ausgrabung eines spätrömischen Burgus in Asperden, Kreis Kleve in Beiträge zur Archäologie des römischen Rheinlandes III, Band 3, Düsseldorf 1968, ISBN 3-7927-0003-4
  • Harald von Petrikovits: Fortifikations in the north-western Roman Empire from the 3. to 5. centuries in Beiträge zur römischen Geschichte und Archäologie, Bonn 1976, ISBN 978-3-7927-1222-1
  • Harald von Petrikovits: Die Innenbauten römischer Legionslager während der Prinzipatenzeit, Opladen 1975, ISBN 3-5310-9056-9
  • Harald von Petrikovits: Die römischen Streitkräfte am Niederrhein, Düsseldorf 1967
  • Huyskens, v.: Die Geburtsstätte Kaiser Otto III. in Annalen des historischen Vereins für den Niederrhein 33, 1879

Einzelnachweise

  1. Hermann Hinz, Ilse Hömberg: Ausgrabung eines spätrömischen Burgus in Asperden, Kreis Kleve in Beiträge zur Archäologie des römischen Rheinlandes III, Düsseldorf 1968, S. 167 - 212
  2. Harald von Petrikovits: Die römischen Streitkräfte am Niederrhein, Düsseldorf 1967, S. 9ff
  3. Huyskens, v.: Die Geburtsstätte Kaiser Otto III. in Annalen des historischen Vereins für den Niederrhein 33, 1879, S. 96
  4. Hermann Hinz, Ilse Hömberg: Ausgrabung eines spätrömischen Burgus in Asperden, Kreis Kleve in Beiträge zur Archäologie des römischen Rheinlandes III, Düsseldorf 1968, S. 167 - 212
  5. Marion Brüggler: Burgus und Glashütte bei Goch-Asperden in Archäologie im Rheinland 2007, Stuttgart 2008, S. 109 - 111
  6. Tilmann Bechert: Der Stand der Asciburgium-Forschung in Beiträge zur Archäologie des römischen Rheinlandes III, Düsseldorf 1968, S. 168
  7. Marion Brüggler: Burgus und Glashütte bei Goch-Asperden in Archäologie im Rheinland 2007, Stuttgart 2008, S. 111f
  8. Hermann Hinz, Ilse Hömberg: Ausgrabung eines spätrömischen Burgus in Asperden, Kreis Kleve in Beiträge zur Archäologie des römischen Rheinlandes III, Düsseldorf 1968, S. 167 - 212
  9. Tilmann Bechert: Wachturm oder Kornspeicher? Zur Bauweise der spätrömischen Burgi in Archäologisches Korrespondenzblatt 8, Mainz 1978, S. 131
  10. Marion Brüggler: Burgus und Glashütte bei Goch-Asperden in Archäologie im Rheinland 2007, Stuttgart 2008, S. 111

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