Vita Sackville-West

Vita Sackville-West
Lady in a Red Hat – Vita Sackville-West. Gemälde von William Strang, 1918

Victoria Mary Sackville-West, The Hon Lady Nicolson, genannt Vita (* 9. März 1892 auf Knole House, Sevenoaks, Kent; † 2. Juni 1962 auf Sissinghurst Castle) war eine englische Schriftstellerin und Gartengestalterin. Sie ist auch durch ihre Beziehung mit der Schriftstellerin Virginia Woolf bekannt geworden, der sie als Vorbild für den Roman Orlando diente.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Philip Alexius de László: Lady Vita Sackville-West, Öl auf Leinwand, 1910

Vita Sackville-West wurde als einziges Kind von Baron Lionel Edward Sackville und Victoria Josepha Dolores Catalina Sackville-West auf dem Familiensitz Knole House in Kent geboren. Ihre Mutter war die illegitime Tochter des 2. Baron Sackville, Lionel Sackville-West. Vitas Vater war der Cousin seiner Ehefrau und als nächster legitimer männlicher Verwandter seines Schwiegervaters, erbte er dessen Titel und Besitz.[1] Im Alter von elf Jahren schrieb das auffallend große, schlaksige und burschikose Mädchen seine erste Ballade. Allein zwischen 1906 und 1910 folgten acht Novellen und fünf Theaterstücke.

Knole House im Jahr 1880

1913 heiratete Vita den Diplomaten und Kritiker Harold Nicolson, mit dem sie zwei Kinder, Benedict und Nigel, hatte. Im Jahr 1928 starb ihr Vater, sie konnte jedoch Knole House nicht erben, da die männliche Erbfolge galt. Lange Zeit lebte das Ehepaar in Persien, bevor sie nach England zurückkehrten, um sich zunächst auf dem Anwesen Long Barn in der Nähe von Sevenoaks in Kent und 1930 auf Sissinghurst Castle in Kent niederzulassen. Das Ehepaar restaurierte Sissinghurst liebevoll. Schon zuvor hatte Vita ihr Talent für die Gartengestaltung entdeckt, der sie einige Bücher widmete und die den Garten von Sissinghurst bis heute zu einer besonderen Sehenswürdigkeit werden ließ.

Die Ehe der Nicolsons war dauerhaft, und es stellte für Vita keine Behinderung für echte Nähe zu ihrem Mann dar, dass beide mehrere aufeinanderfolgende gleichgeschlechtliche Beziehungen hatten und keinen Hehl daraus machten. Eine Beziehung mit tiefen und lang anhaltenden Auswirkungen war die zu der Schriftstellerin Violet Trefusis. Von 1918 an flüchtete sie mit ihr mehrmals – meistens nach Frankreich, wo sie sich als Mann verkleidete, wenn sie ausgingen. Vita schrieb einen autobiografischen Bericht über diese Zeit, der später von ihrem Sohn Nigel Nicolson als Portrait einer Ehe 1973 herausgegeben wurde. Auch Vitas Novelle Challenge bezeugt diese Affäre. Vita und Violet hatten dieses Buch als gemeinschaftliches Unterfangen zu schreiben begonnen.

Sissinghurst Castle

Eine große Bedeutung hatte auch ihre tiefe Freundschaft mit der zehn Jahre älteren Virginia Woolf, die Mitte der 1920er Jahre begann und bis zu Virginia Woolfs Selbstmord im Jahr 1941 andauerte. Die Freundschaft war von großer Zuneigung und gegenseitiger Bewunderung geprägt, und zumindest zeitweise auch sexueller Natur. Virginia Woolfs Roman Orlando, der 1928 erschien, gilt als deren Liebeserklärung an Vita. Für die Hauptfigur Orlando war Vita Inspiration und Vorlage.

Nach langem Krebsleiden starb Vita am 2. Juni 1962 auf Sissinghurst Castle. Sie schrieb in ihrem Leben über 50 Bücher, am bekanntesten aber sind ihre Novellen The Edwardians, ein einfühlsames Porträt einer Gesellschaft, und All Passion Spent, eine Beschreibung einer normalen Ehe und des Älterwerdens.

Sissinghurst Castle befindet sich heute im Besitz des National Trust. Der Garten ist mit jährlich ca. 160.000 Besuchern einer der am häufigsten besichtigten Gärten Englands.

Werke

Gedichte

  • Poems of West and East, 1917
  • Orchard and Vineyard, 1921

Novellen

Sonstige Arbeiten

  • Knole and the Sackvilles, 1922 (Drummond, London 1948)
  • Tochter Frankreichs - Das abenteuerliche Leben der Anne Marie Louise d'Orleans, Herzogin von Montpensier, übersetzt von Franziska Meister, Christian Wegner Verlag, Hamburg 1960
  • Jeanne d'Arc, die Jungfrau von Orleans (1412-1431), mit einem Nachwort von Rita Hortmann, übers. von Hans Wagenseil, Ullstein, Frankfurt am Main 1992
  • Adler und Taube - eine Studie in Gegensätzen (die Heilige Theresa von Avila und die Heilige Thérèse de Lisieux), mit einem Nachwort von Ingrid von Rosenberg, Ullstein, Berlin 1997
  • Die Ostergesellschaft, Ullstein, Berlin 1996
  • Schloss Chevron, übersetzt von Käthe Rosenberg und Hans B. Wagenseil, Berlin 1931
  • Verführer in Ecuador, Limes Verlag, Wiesbaden 1946

Literatur

  • Susanne Amrain: So geheim und vertraut. Virginia Woolf und Vita Sackville-West. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1998. ISBN 3-518-39311-1
  • David Cannadine: Portrait of More Than a Marriage: Harold Nicolson and Vita Sackville-West; from: Aspects of Aristocracy, pp. 210-242. Yale University Press, 1994. ISBN 0-3000-5981-7
  • Victoria Glendinning: Vita Sackville-West: eine Biographie, Frankfurt am Main 1994, Fischer, ISBN 3-596-13552-4
  • Nigel Nicolson: Portrait einer Ehe : Harold Nicolson und Vita Sackville-West; ungekürzte Ausgabe in deutscher Übersetzung, Ullstein 1996, ISBN 3-548-30387-0
  • Peggy Wolf: Sternenlieder und Grabgesänge. Vita Sackville-West: Eine kommentierte Bibliographie der deutschsprachigen Veröffentlichungen von ihr und über sie 1930-2005. Daphne, Göttingen 2006. ISBN 3-89137-041-5
  • Geliebtes Wesen.... Briefe von Vita Sackville-West an Virginia Woolf. Herausgegeben von Louise DeSalvo und Mitchell A. Leaska, S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 1995. ISBN 3-10-011414-0
  • Hermione Lee: Virginia Woolf. Fischer Verlag, Frankfurt a. M. 1999. Als Taschenbuch 2006: ISBN 3-596-17374-4

Siehe auch

Weblinks

 Commons: Vita Sackville-West – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Nigel Nicholson: Portrait of a Marriage, ISBN 1-85799-060-9, S. 14 f, 19

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