Volkhardinghausen

Volkhardinghausen
Volkhardinghausen
Koordinaten: 51° 20′ N, 9° 3′ O51.3251111111119.0546944444444340Koordinaten: 51° 19′ 30″ N, 9° 3′ 17″ O
Höhe: 340 m ü. NN
Fläche: 6,53 km²
Einwohner: 130 (15. Dez. 2009)
Eingemeindung: 1974
Postleitzahl: 34454
Vorwahl: 05691
Karte

Volkhardinghausen

Volkhardinghausen ist ein Ortsteil von Bad Arolsen mit 130 Einwohnern (Stand: 1. September 2007). Er gehört seit der hessischen Gebietsreform von 1972 zur Stadt Bad Arolsen und liegt an der Straße zwischen Landau und Elleringhausen im Landkreis Waldeck-Frankenberg.

Die Einwohner sind vorwiegend evangelisch und gehören zur Kirchengemeinde Landau. Die katholischen Einwohner gehören kirchlich zur katholischen Gemeinde in Bad Arolsen. Volkhardinghausen hat ein eigenes Dorfgemeinschaftshaus am Ortsausgang nach Landau.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Über die Anfänge des Dorfes ist wenig bekannt. Bereits vor 1221 wird in Volkhardinghausen ein Augustinerinnen-Kloster erwähnt. Besetzt wurde es mit adligen und nichtadligen Töchtern aus der im Umland wohnenden Bevölkerung. Große Bedeutung hat es in dieser ersten Phase nicht erlangt, auch wirtschaftlich war es nicht auf Rosen gebettet, obwohl es mit der Zeit den ganzen Ort in seinen Besitz brachte. Als mögliche Gründer werden die Herren von Gudenberg erwähnt.“[1] Aber auch die Grafen von Schwalenberg, Vorfahren der Grafen von Waldeck, können als Gründer oder Mitbegründer in Frage kommen.

Das Kloster wurde von Papst Honorius III. (1216-1227) und Papst Urban IV. (1261-1264) unter ihren und des Apostels Petrus Schutz gestellt. Die beiden Hauptpatrone waren Johannes der Täufer und der heilige Blasius. Bereits 1283 ist ein Pleban nachweisbar. Die Stiftskirche wurde auch als Parochialkirche genutzt; somit war Volkhardinghausen eine Stiftspfarrei.

Hinweistafel Volkhardinghausen

1465 übernahmen, auf Einladung des Grafen Otto IV. von Waldeck zu Landau, die Augustiner-Chorherren das Kloster. Die ersten vier Ordensbrüder sowie einige Laien kamen aus dem Kloster Möllenbeck im heutigen Rinteln (Grafschaft Schaumburg). Erster Prior wurde Lambert von Büren. Von 1483 bis 1498 gehörte Braunsen und bis 1498 Elleringhausen kirchlich zu Volkhardinghausen. 1498 wurde der Pfarrgottesdienst nach Elleringhausen verlegt. Um 1500 lebten 20 Chorherren und 70 Laienbrüder im Kloster. Es besaß eine große Stiftskirche, eine eigene Ziegelei und ein Sägewerk. Die Stiftskirche muss in ihren Ausmaßen bedeutend gewesen sein. Es ist von ihr kein Bild bekannt, jedoch zeigt ein Stich von Merian, der die Stadt Landau im Jahr 1645 darstellt, an seinem Rand in Richtung Volkhardinghausen eine große Kirche, wahrscheinlich Reste der Stiftskirche. Die Glocken wurden vermutlich, entsprechende Hinweise finden sich in der Landauer Stadtkirche,[2] dorthin verbracht. Das Chorgestühl gelangte in das Kloster Flechtdorf.

Von den Kunstwerken des Klosters blieb ein großes Kruzifix erhalten, das 1492 in der Franziskanerwerkstatt in Meitersdorf, in der Nähe von Frankenberg (Eder), geschnitzt wurde. Es befindet sich heute im Chorraum der Kirche in Landau. Das „Landauer Christkind“, eine Strahlenkranzmadonna aus dem Jahr 1523, stammt aus der gleichen Werkstatt und hing bis 1903 in der Landauer Kirche; seitdem ist sie im Besitz des Landesmuseums in Münster. Die mehr als 400 Werke umfassende Bibliothek des Klosters befindet sich heute zum großen Teil in der „Fürstlich Waldeckischen Hofbibliothek“ in Bad Arolsen.

1525 wurde in der Grafschaft Waldeck die Reformation eingeführt. Das Kloster Volkhardinghausen wurde aufgelöst und in eine gräfliche Meierei umgewandelt. 1526 fand im ehemaligen Stift die Volkhardinghäuser Synode statt, die über die Struktur der lutherisch geprägten Landeskirche von Waldeck entschied. 1576 starb der letzte Chorherr Antonius Huppen, und das Stift wurde endgültig aufgelassen. 1579 lebte der Pfarrer und Liederdichter Philipp Nicolai mit seinem Bruder Jeremias eine Zeitlang im ehemaligen Kloster Volkhardinghausen.

Sehenswürdigkeiten

Als einziges Klostergebäude ist ein spätgotischer Bau mit Staffelgiebel übrig geblieben, der einen restaurierten Rest des ehemaligen Kreuzganges enthält. Dieser wird heute von der Kirchengemeinde Bad Arolsen–Landau, zu der Volkhardinghausen kirchlich gehört, als Klosterkapelle für Gottesdienste und Trauerfeiern genutzt. Der Klosterteich unterhalb der Klosterkapelle diente früher den Mönchen zur Fischzucht und wird noch heute als Fischteich genutzt.

Die Franzoseneiche in der Nähe der Waldschmiede ist ein historischer Grenzpunkt an der Stelle, wo die Gemarkungen von Landau, Braunsen, Elleringhausen und Volkhardinghausen zusammenstoßen.


Literatur

Einzelnachweise

  1. Die Bibliothek des Augustiner-Chorherrenstiftes Volkhardinghausen
  2. Kirche der Bergstadt Landau

Weblinks


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