Von Pfuel

Von Pfuel
Stammwappen der von Pfuel

Pfuel (auch Pfuhl oder Phull) ist der Name eines alten Adelsgeschlechts aus dem Barnim und dem Kreis Lebus in Brandenburg). Die Schreibweise wechselte auch zwischen Pula, Pul, Pule, Pfule, Puel und Phul. Ein mit den im 13. Jahrhundert in der Grafschaft Mansfeld und im Fürstentum Anhalt auftretenden Strucz von Pfuhl ist möglich, jedoch nicht nachweisbar. Die bis heute bestehenden Zweige des Geschlechts führen den Namen von Pfuel.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Ursprung

Vorfahren der Familie sollen schon nach der Vertreibung der Wenden im Jahr 926 in die Mark gekommen sein.[1] Das Geschlecht erscheint dann erstmals im Jahr 1267 mit Henricus de Stagno als Zeuge in einer Urkunde der Markgrafen von Brandenburg [2] und dann urkundlich in den Jahren 1288 bis 1306 mit Henricus de Pula bzw. Ritter Heino de Pule, markgräflich brandenburgischer Vogt.[3] Schon im Jahr 1267 kam der Name „Pfuel“ in märkischen Urkunden vor.

Die sicheren Stammreihen der drei Familienstämme beginnen mit den Brüdern Heine, urkundlich 1429–1460, Bertram, urkundlich 1440–1477, und Werner Pule, urkundlich 1441–1482.

Ausbreitung und Besitzungen

Die Pfuel weiteten ihren Machtbereich weit aus und kamen im laufe der Zeit an zahlreiche Besitztümer in der Mark Brandenburg, Sachsen, Pommern, Osteuropa und Schweden.

Urkundlich belegt befindet sich um 1480 ein pfuelsches Rittergut in Quilitz, seit 1815 in Neu Hardenberg umbenannt. Jahnsfelde (bei Müncheberg im Landkreis Märkisch-Oderland) war fast ein halbes Jahrtausend im pfuelschem Besitz, bis der letzte Herr auf Jahnsfelde, Dr. Curt-Christoph Graf Bruges von Pfuel (1907-2000) 1945 enteignet wurde. Jahnsfelde gilt als Stammschloss der Familie. Im Band Oderland seiner Wanderungen durch die Mark Brandenburg zählt Theodor Fontane 23 Orte als ehemals im Besitz der Familie auf, wobei er sich nur auf das eigentliche Pfuelenland bezieht. Im heutigen Stadtgebiet von Berlin war Biesdorf pfuelisch. Im Jahr 1655 erwarb Georg Adam von Pfuel für 3.300 Taler das Gut Dahlem. Von einem Struzze von Pfuele soll Strausberg, heute ein Vorort des östlichen Berlins, seinen Namen bekommen haben. Das Geschlecht blüht heute noch in Süddeutschland. Vertreter der uradligen Familie wohnen unter anderem in München und auf Schloss Tüßling.

Der Feudalzeit entsprechend waren die Pfuels vornehmlich Offiziere der brandenburgischen Kurfürsten und der preußischen Könige. Der Dreißigjährige Krieg fand 21 Pfuels unter den Offizieren der brandenburgischen und schwedischen Armeen, unter dem Großen Kurfürsten dienten 25, ebensoviele unter Friedrich II.. Acht kämpften noch in den Befreiungskriegen von 1812 bis 1815.

Aber ebenso waren die Pfuels in hohen Staatsstellungen oder als Geistliche anzutreffen. Kurfürstliche Räte, Doktoren der Rechte und namhafte Generäle sind dem Pfuel'schen Geschlecht entsprungen. Allein 34 von ihnen studierten bis zum Ende des 18. Jahrhunderts an der Universität Frankfurt (Oder). Den Doktor der Rechte zu erwerben, war Familientradition. Der wohl Bekannteste unter ihnen dürfte der 1779 geborene Ernst von Pfuel gewesen sein, Jugendfreund von Kleist und guter Bekannter von Bettina und Achim von Arnim und Karl August und Rahel Varnhagen. Auch Körner, Scharnhorst, Gneisenau und der Freiherr vom Stein gehörten zu dem Freundeskreis Ernst von Pfuels, der als junger Offizier in der Schlacht bei Jena und Auerstädt gegen Napoleon kämpfte, später in russische Dienste trat und dort zum Chef des Generalstabes des Generals Friedrich Karl von Tettenborn avancierte, den preußischen Angriff bei Waterloo plante und schließlich Stadtkommandant von Paris, sowie preußischer Gouverneur des Schweizer Kantons Neuchâtel wurde. In seinem späteren Leben wurde Pfuel das Amt des preußischen Ministerpräsidenten und Kriegsministers übergeben. In seinem bewegten Leben lernte er sowohl den „Dichterfürsten“ Johann Wolfgang von Goethe als auch den Philosophen Karl Marx kennen.

Adelserhebungen

Schwedische Linie: Schwedische Adelsnaturalisation am 3. Mai 1686 und Introduktion bei der Adelsklasse der schwedischen Ritterschaft für den königlich schwedischen Oberstleutnant Jakob von Pfuehl.

Westfälische Linie: Königlich westfälisches Baronat am 31. August 1813 für den königlich westfälischen Oberst und Kommandeur der Artillerie NN. von Pfuehl.

Württembergische Linie: Königlich württembergischer Freiherrnstand am 17. Dezember 1828 für den königlich württembergischen General der Infanterie Friedrich von Phull bzw. am 19. Februar 1834 in Stuttgart für seine Brüder Ernst von Phull, königlich württembergischer Staatsminister, verheiratet mit Friederike von Rieppur, und August von Phull, königlich württembergischer Kammerherr und Oberschlosshauptmann zu Göppingen. - Immatrikulation bei der Freiherrnklasse des ritterschaftlichen Adels im Königreich Württemberg als „Freiherr von Phull-Rieppur“ am 26. Januar 1837 für Eduard Freiherr von Phull, Gutsherr auf Ober Mönsheim (Oberamt Leonberg). - Österreichische Prävalierung des Freiherrnstandes als eines ausländischen durch Ministerialreskript vom 3. Februar 1879 in Wien für den Unternehmer August Freiherr von Phull, Teilhaber der Chemikalienfabrik „Hochstetter & Schickardt“ in Brünn.

Der Name „Graf Bruges-von Pfuel“

Wappen der von Pfuel auf dem Sandsteinepitaph von 1593 in Jahnsfelde

Seit Curt Christoph von Pfuel (1907-2000) führt das Geschlecht den Namen „Graf von Bruges-von Pfuel“. Der Grund dafür ist, dass Curt Christoph von Pfuel diesen Namen seit 1943/ 1944 als Adoptivsohn der Apollonia Gräfin von Bruges (gest. 1944)[4] trug.

Wappen

Das Stammwappen zeigt in Silber (auch oft in Blau) drei rot-gold-blaue Regenbogen übereinander (siehe auch Regenbogen (Heraldik). Auf dem Helm mit blau-silbernen Decken steht ein von dem Regenbogen überhöhter natürlicher Palmbaum (aus einem Spickel mit Hahnenfederbusch entstanden), begleitet von drei (1, 2) goldenen Sternen. Der Wappenspruch bzw. die Devise lautet „Muth und Hoffnung“.

Namensträger

  • Ludwig von Pfuel (1718−1789), königlich-preußischer Generalmajor
  • Karl Ludwig von Phull (1757−1826), Generalstabschef Friedrich Wilhelms III. in der Schlacht von Auerstedt 1806 und anschließend Generalmajor in russischen Diensten
  • Ernst von Pfuel (1779–1866), preußischer General der Infanterie, Ministerpräsident und Kriegsminister
  • Christian von Pfuel (* 1942), Rechtsanwalt, Gründer der CvP-Management-Beratung in München, Identität der Romanfigur [5] aus Sky du Monts Prinz und Paparazzi, Rowohlt 2003, ISBN 3-499-23318-5
  • Stephanie von Pfuel (* 1961), geb. Freiin Michel von Tüßling, Ehrenbotschafterin der SOS-Kinderdörfer und Besitzerin von Schloss Tüßling, bekannt als „Kaffee-Gräfin“ aufgrund eines TV-Werbesports für Eduscho-Kaffee 2001 bis 2004

Einzelnachweise

  1. Eintrag über Pfuel in Neues allgemeines deutsches Adels-Lexicon
  2. Riedel, Codex diplom. Brandenb. A XIII, 212
  3. Riedel, Codex diplom. Brandenb. A XII, 284 u. 413 und B I, 191
  4. Genealogisches Handbuch des Adels Band XX 1988, S. 333
  5. http://de.news.yahoo.com/ap/20080215/ten-sky-du-mont-enthllt-identitt-seines-45cd332_1.html

Literatur

  • Genealogisches Handbuch des Adels, Adelslexikon Band X, Seite 336f., Band 119 der Gesamtreihe, C. A. Starke Verlag, Limburg (Lahn) 1999, ISBN 3-7980-0819-1
  • Bernhard von Gersdorff: Preußische Köpfe Ernst von Pfuel. Stappverlag, 1981, ISBN 3-87776-154-2 (Biografie)
  • Stephanie von Pfuel: Wenn schon, denn schon. LangenMüller, 2007, ISBN 978-3-7844-3115-4 (Autobiografie)
  • Marco Schulz: Jahnsfelde Schlösser und Gärten der Mark. Freundeskreis Schlösser und Gärten der Mark, Sibylle Badstübner-Gröger (Herausgeberin). ISBN 978-3-941675-00-1 (Beschreibung des Stammschlosses derer von Pfuel)

Weblinks

Quellen


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