Vulkane in Island

Vulkane in Island
Aktive Vulkanzone und Vulkansysteme in Island
Schlackenkegel-Eruption im System der Krafla, 1984
Die Kraterreihe Leirhnjúkur gehört zum Kraflasystem in Nordisland
Surtsey: eine Insel entsteht, 1963
Historischer Stich aus dem 16. Jahrhundert
Schildvulkan Skjaldbreiður
Hekla und die Seelen der Verdammten, 1585
Effusive Phase der Eruptionsserie Kraflafeuer: Lavaströme und -fontainen, 1984
Blick vom Tuffring Hverfjall am Mývatn auf verschiedene weitere Vulkantypen: die Kraterreihe der Lúdentsborgir, einen Palagonitrücken und einen Tafelvulkan; in der Ferne links sieht man auf ein weiteres Vulkansystem: die Dyngjufjöll mit der Askja
Heiße Quelle am Hengill
Die Kraterreihe der Laki-Krater
Eruptionssäule des explosiven Ausbruchs im Eyjafjallajökull, April 2010
Ausbruchsäule des Grímsvötn, 22. Mai 2011

Die zahlreichen Vulkane Islands haben die Insel im Nordatlantik geschaffen und nachhaltig geprägt.

Inhaltsverzeichnis

Geologische Bedingungen

Auf Island befinden sich etwa 31 aktive Vulkansysteme, wobei für Geologen jeder Vulkan als aktiv gilt, der innerhalb der letzten 10.000 Jahre ausgebrochen ist[1]. Allerdings hat jeder Vulkan seinen eigenen Rhythmus und innerhalb dessen seine eigenen Phasen intensiverer und weniger intensiver Ausbruchstätigkeit, und es gibt somit auch Vulkane wie zum Beispiel die Hekla oder die Krafla, die ungefähr alle vier bzw. zehn Jahre ausbrechen. Die besondere Dichte von Vulkanen auf Island erklärt sich durch die Lage auf dem Mittelatlantischen Rücken, einer Grabenbruchzone, und durch einen vermuteten Plume im Erdmantel unter der Insel, dem Island-Plume. Der Mittelatlantische Rücken ist ein zumeist unterseeisches Gebirge und besteht aus zwei annähernd parallel verlaufenden Gebirgsketten mit einem tiefen Graben dazwischen. Er ragt nur an wenigen Stellen über die Meeresoberfläche hinaus. Eine dieser Stellen ist Island. Die Linie der vulkanisch aktiven Zone folgt dem Verlauf des Mittelatlantischen Rückens. Magma gelangt durch die Risse zwischen den auseinanderdriftenden Platten, der nordamerikanischen und der eurasischen, an die Erdoberfläche.

Diese Zone, an der die meisten aktiven Vulkane der Insel liegen, verläuft etwa diagonal über diese von Südwesten nach Nordosten: von Reykjanes bis zum Langjökull im Westen, von den Westmännerinseln über den Mýrdalsjökull und Vatnajökull bis Þeistareykir im Osten. Ungefähr in der Mitte des Landes erkennt man eine Abweichung nach Osten. Zwischen diesen beiden aktiven Gebirgsketten liegt die Zone der meisten Spalten und Spannungen und daher finden dort auch die stärksten Erdbeben statt, vgl. dasjenige mit Epizentrum bei Selfoss im Jahre 2000.

Viele der bereits im Pleistozän aktiven Vulkane waren auch im Holozän aktiv. Durchschnittlich alle fünf Jahre kommt es bei einem der aktiven Vulkane zum Ausbruch. Nach dem Abschmelzen des Schildes der letzten Eiszeit scheinen sehr große effusive Eruptionen stattgefunden zu haben, bei denen bis zu 15 km³ Lava gefördert wurden. Die Schildvulkane wie Skjaldbreiður, Trölladyngja und Ketildyngja sind Zeugen davon. Später traten wieder mehr explosive Eruptionen auf, wie z. B. vor 2800 Jahren der Ausbruch der Hekla, der 3 km³ Tephra auswarf. Es gab aber auch vorher schon mächtige explosive Eruptionen, z. B. bei der Entstehung von Jökulsárgljúfur vor ca. 300.000 Jahren.

Der Gürtel aktiver Vulkane befand sich nicht immer an derselben Stelle. Vor einigen Millionen Jahren lag der Gürtel nicht über der Reykjanes-Halbinsel, sondern weiter draußen in der Bucht Faxaflói, führte von da über die Halbinsel Snæfellsnes und in einem Bogen nach Norden in den heutigen Bezirk Húnavatnssýsla und lag dann nördlich des Landes. Als das Feuer dieses Vulkangürtels versiegte, verschob sich die Lage der vulkanischen Aktivität an die heutigen Stellen.

Die Halbinsel Snæfellsnes bildet eine Ausnahme von der Regel. Dort begann nach einer Pause von etlichen Millionen Jahren vor etwa vier Millionen Jahren eine weitere Phase der Aktivität, so dass man hier von einer vulkanisch aktiven Zone außerhalb der Riftzone sprechen muss. Immerhin liegen auf Snæfellsnes drei aktive Vulkansysteme, von denen das des Snæfellsjökull das bekannteste ist.

Die wichtigsten Vulkane

Die wichtigsten Vulkane auf Island sind:

Im Süden bzw. Westen des Landes: Hekla, Mýrdalsjökull mit Katla, Eldgjá und den Laki-Kratern, Hvannadalshnjúkur (oder Öræfajökull), Esja, Snæfellsjökull, Ljósufjöll und Baula.

Im Norden des Landes und im Isländischen Hochland: der Gletscher Vatnajökull mit Bárðarbunga, Grímsvötn und den Kverkfjöll (siehe auch: Gletscherlauf) sowie die Vulkane Krafla, Hverfjall, Askja und Herðubreið sowie die Kerlingarfjöll beim Hofsjökull. Im Südosten befindet sich außerdem auch der Snæfell, der höchste Berg und Vulkan Islands außerhalb des Vatnajökull.

Außerdem befinden sich einige sehr aktive Vulkane auf den Vestmannaeyjar (Westmännerinseln) wie z. B. auf Surtsey oder der Eldfell auf Heimaey. Deren System ist vermutlich mit dem Mýrdalsjökull verknüpft, wie man bei Forschungsarbeiten bezüglich eines eventuellen Tunnelprojektes zwischen den Westmännerinseln und dem Festland enttäuscht feststellen musste: Für einen Tunnel ist der Meeresboden dort viel zu heiß.

Zu den vulkanisch sehr aktiven Hochtemperaturgebieten gehören außerdem das Gebiet des Hengill-Zentralvulkans mit Hveragerði und das Haukadalur in Südisland mit den bekannten Geysiren.

Aktive Vulkansysteme und ihre Zentralvulkane

Unter "aktiv" werden hier Vulkane verstanden, die innerhalb der letzten 10.000 Jahre ihren letzten Ausbruch hatten, teilweise also als schlafend gelten können (wie etwa der Snæfellsjökull):

höchste Erhebung – Zentralvulkan Höhe in m Gebirgsmassiv – Vulkansystem
Hvannadalshnúkur 2110 Öræfajökull
Bárðarbunga 2010 Bárðarbunga, Vatnajökull
Austur-Kverkfjöll 1933 Kverkfjöll
Snæfell (Ostisland) 1833 Snæfell
Hofsjökull 1765 Hofsjökull
Grímsvötn 1720 Grímsvötn, Vatnajökull
Eyjafjallajökull (siehe auch: Ausbruch des Eyjafjallajökull 2010) 1666 Eyjafjallajökull
Tungnafellsjökull 1535 Tungnafellsjökull
Esja, Esjufjöll 1522 Esjufjöll, Vatnajökull
Askja 1510 Dyngjufjöll
Hekla 1491 Hekla
Snækollur 1482 Kerlingarfjöll
Breiðabunga 1482 Breiðabunga, Vatnajökull
Ýmir 1462 Tindfjallajökull
Skaftárkatlar 1460 Grímsvötn
Katla 1450 Mýrdalsjökull
Snæfellsjökull 1446 Snæfellsjökull
Hveravellir 1355 Langjökull
Prestahnúkur 1220 Prestahnúkur, Langjökull
Torfajökull 1190 Torfajökull
Askja 1180 Dyngjufjöll
Ljósufjöll 1063 Ljósufjöll
Kaldnasi, Helgrindurmassiv 0988 Lýsuskarð
Ketildyngja 0939 Fremri-Námur
Krafla 0818 Krafla
Skeggi 0803 Hengill
Hrafnabjörg 0763 Hrafnabjörg / Þingvellir
Vífilsfell 0655 Brennisteinsfjöll
Þeistareykjabunga 0564 Þeistareykir
Hrómundartindur 0561 Hrómundartindur
Þorbjörn 0243 Svartsengi
Eldfell, Heimaey 0200 Westmännerinseln
Gunnuhver 0040 Reykjanesvulkansystem
Seyðishóll 0214 Grímsnes-Vulkansystem
Kolbeinsey 0005 submarines Vulkansystem, Kolbeinseyrücken
Njörður 0-400 submarines Vulkansystem, Reykjanesrücken
Álútur 0471 Grensdalur
Laugarfjall 0700 Geysir
Trölladyngja (Reykjanesskagi) 0275 Krýsuvík

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. vgl. z. B. H. U. Schmincke oder die amerikanische Geologin Elisabeth Cotrell vom Smithsonian Institute: "...we call any volcano “active” if it has erupted in the last 10,000 years" [1] Zugriff: 7. Mai 2010

Literatur

  • Ari Trausti Guðmundsson: Lebende Erde. Facetten der Geologie Islands. Mál og Menning, Reykjavík 2007, ISBN 978-9979-3-2778-3.
  • Ari Trausti Guðmundsson, Halldór Kjartansson: Land im Werden. Ein Abriss der Geologie Islands. Vaka-Helgafell, Reykjavík 1996, ISBN 9979-2-0347-1.
  • Christof Hug-Fleck: Islands Naturwunder. 4. komplett überarbeitete Auflage, C!H!F Verlag, Au 2010, ISBN 978-3-00-030427-9.
  • Thor Thordarson, Armann Hoskuldsson: Classic Geology in Europe, 3 - Iceland. Terra, Harpenden 2002, ISBN 1-90354-406-8.

Weblinks

Fotos und Videos

 Commons: Vulkane in Island – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Vulkanüberwachung, u.a. Webcams

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