WHO-Klassifikation der Tumoren des zentralen Nervensystems

WHO-Klassifikation der Tumoren des zentralen Nervensystems

Die WHO-Klassifikation der Tumoren des zentralen Nervensystems ist eine weltweit gebräuchliche und allgemein anerkannte Klassifikation der Hirntumoren der Weltgesundheitsorganisation (WHO).[1]

Inhaltsverzeichnis

Klassifikation

Während es sich bei der eigentlichen WHO-Klassifikation lediglich um eine Auflistung anerkannter Tumorentitäten[2] handelt, stellt die begleitende histologische Definition der verschiedenen Tumoren zusammen mit ihren immunhistochemischen und molekulargenetischen Eigenheiten eine wichtige Ressource für die neuropathologische Diagnostik dar und ermöglicht Konsistenz und weltweite Vergleichbarkeit neuropathologischer Befunde. Der Gradierung der verschiedenen Tumorentitäten[3] kommt auch wegen ihrer prognostischen Aussage besondere klinische Bedeutung zu.

Gradierung

Das histologische Gradierungsschema der WHO-Klassifikation ermöglicht über verschiedene Tumorentitäten hinweg eine gewisse Voraussage über das biologische Verhalten eines Hirntumors. Im klinischen Kontext kommt dem Tumorgrad eine wesentliche Bedeutung bei der Entscheidung zu einer adjuvanten Chemo- oder Strahlentherapie zu.

  • WHO Grad I bezeichnet histologisch gutartige Tumoren, die durch eine operative Entfernung üblicherweise geheilt werden können, zum Beispiel Neurinom oder pilozytisches Astrozytom
  • WHO Grad II bezeichnet histologisch gutartige, jedoch häufig infiltrativ wachsende Tumoren, die zu Rezidiven neigen, ohne jedoch die Überlebenszeit wesentlich einzuschränken (zum Beispiel Astrozytom)
  • WHO Grad III bezeichnet histologisch bösartige Tumoren, die mit einer Reduktion der Überlebenszeit einher gehen (zum Beispiel anaplastisches Astrozytom)
  • WHO Grad IV bezeichnet äußerst bösartige Tumoren, die mit einer deutlichen Reduktion der Überlebenszeit einher gehen, sofern keine effektive Behandlung zur Verfügung steht (zum Beispiel Glioblastom)

Der WHO-Grad stellt lediglich eine Komponente unter einer Vielzahl von Kriterien dar, die letztendlich die Prognose eines Hirntumors beeinflussen. Andere wichtige Faktoren sind unter anderem die Lokalisation des Tumors, die Möglichkeit seiner vollständigen neurochirurgischen Entfernung, das Ansprechen des Tumors auf Chemo- und Strahlentherapie sowie auch das Alter des Patienten.

Geschichte

Die Entscheidung zur Erstellung der WHO-Klassifikation der Tumoren des zentralen Nervensystems geht bis auf das Jahr 1956 zurück, die erste Buchausgabe wurde im Jahre 1979 von Klaus-Joachim Zülch herausgegeben. An der aktuellen 4. Auflage, die 2007 veröffentlicht wurde, wirkten über 70 Autoren aus 19 Ländern mit.

Literatur

  • WHO Classification of Tumours of the Central Nervous System. (Hrsg. Cavenee, Louis, Ohgaki & Wiestler) Lyon, IARC Press, 2007, ISBN 9283224302

Einzelnachweise

  1. Louis et al.:The 2007 WHO Classification of Tumours of the Central Nervous System. Acta Neuropathol. 2007;114(2):97-109 PMID 17618441 Volltext
  2. Die aktuelle WHO-Klassifikation der Hirntumoren 2007
  3. Die aktuelle WHO-Gradierung der Hirntumoren 2007
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