Wahlprüfungsverfahren

Wahlprüfungsverfahren

Die Wahlprüfungsbeschwerde ist im deutschen Recht ein Rechtsmittel im Verfahren zur Prüfung der Gültigkeit einer Wahl. Ist die Wahlprüfungsbeschwerde zulässig und begründet, wird das Ergebnis im Ganzen oder teilweise geändert. Auch die erneute Durchführung der Wahl kann angeordnet werden.

Bundestagswahlen

Gegen die Wahl zum Deutschen Bundestag kann durch einen Antrag beim Bundesverfassungsgericht (BVerfG) eine Wahlprüfungsbeschwerde erhoben werden. Die Zuständigkeit des BVerfG ergibt sich aus Art. 93 Abs. 1 Nr. 5 in Verbindung mit Art. 41 Abs. 1 S. 1, Abs. 2 des Grundgesetzes. Weitere Ausführungsbestimmungen enthalten §§ 13 Nr. 3, 48 des Bundesverfassungsgerichtsgesetzes (BVerfGG).

Damit das Wahlprüfungsverfahren vor dem Bundesverfassungsgericht zulässig ist, muss zunächst Einspruch gegen die Wahl nach § 2 des Wahlprüfungsgesetzes (WahlPrG) erfolgen. Dieser Einspruch muss daraufhin durch Beschluss des Bundestages nach § 13 WahlPrG abgelehnt worden sein. Innerhalb von zwei Monaten nach dem Beschluss muss sodann ein Antrag beim BVerfG gestellt worden sein.

Beteiligungsfähig als Antragssteller sind nach § 48 BVerfGG

  • neben dem Antragssteller weitere 100 Wahlberechtigte als antragsfähiges Quorum
  • eine Fraktion des Bundestages (§ 10 Abs. 1 der Geschäftsordnung des Bundestages)
  • ein Zehntel aller Mitglieder des Deutschen Bundestages (gesetzliche Mitgliederzahl derzeit 598, also mindestens 60)

Der Antrag selbst ist begründet, wenn das Wahlergebnis und die Mandatsverteilung rechtswidrig sind. Dies ist dann der Fall, wenn die gesetzliche Grundlage (§ 6 Abs. 5, Abs. 6 S. 1 Bundeswahlgesetz) ungültig ist oder wenn Verstöße gegen Art. 38 Abs. 1 S. 1 GG im Wahlverfahren vorliegen. Der Verstoß gegen Art. 38 GG muss aber auch „mandatserheblich“ sein. Hätten sich bei einer rechtmäßig durchgeführten Wahl im Wahlkreis andere Mehrheiten ergeben, so muss als Folge die Wahl im Wahlkreis wiederholt werden (§ 83 BWahlO und § 44 BWahlG). Ist dagegen die Wahlrechtsnorm rechtswidrig, so muss eine Neuwahl stattfinden, wenn nicht in den nächsten sechs Monaten ohnehin neugewählt werden würde (so genannte „Begrenzung der Fehlerfolgen durch Grundsatz der Verhältnismäßigkeit“).

Wahlprüfungsbeschwerden tragen als Aktenzeichen die Nummer des zuständigen Zweiten Senats mit dem Registerzeichen BvC, dem die laufende Nummer sowie – durch Schrägstrich abgeteilt – das Jahr folgen.

Bitte beachte den Hinweis zu Rechtsthemen!

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужно решить контрольную?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Bremer Staatsgerichtshof — Der Staatsgerichtshof der Freien Hansestadt Bremen ist das Verfassungsgericht dieses Bundeslandes (Art 140 Abs. 1 Bremische Landesverfassung (BremLV). Er ist – wie Bürgerschaft (das Landesparlament) und Senat – Verfassungsorgan der Freien… …   Deutsch Wikipedia

  • Staatsgerichtshof der Freien Hansestadt Bremen — Der Staatsgerichtshof der Freien Hansestadt Bremen ist das Verfassungsgericht dieses Bundeslandes (Art 140 Abs. 1 Bremische Landesverfassung (BremLV). Er ist – wie Bürgerschaft (das Landesparlament) und Senat – Verfassungsorgan der Freien… …   Deutsch Wikipedia

  • Bäsel — Friedrich Bäsel (* 1. Mai 1907 in Wiebelskirchen; † 17. November 1975) war ein saarländischer Politiker (Kommunistische Partei). Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Politik 3 Literatur 4 …   Deutsch Wikipedia

  • Friedrich Bäsel — (* 1. Mai 1907 in Wiebelskirchen; † 17. November 1975) war ein saarländischer Politiker (Kommunistische Partei). Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Politik 3 Literatur 4 …   Deutsch Wikipedia

  • Graßhof — Karin Graßhof Karin Graßhof (* 25. Juni 1937 in Kiel) war Richterin am Bundesverfassungsgericht. Graßhof studierte zunächst an den Universitäten in Kiel und Lausanne Rechtswissenschaften …   Deutsch Wikipedia

  • Karin Graßhof — (* 25. Juni 1937 in Kiel) war Richterin am Bundesverfassungsgericht. Graßhof studierte zunächst an den Universitäten in …   Deutsch Wikipedia

  • Kommunistische Partei, Bezirk Saar-Nahe — Die Kommunistische Partei, Landesverband Saar (KP, auch KPS) war eine kommunistische Partei im Saarland, die von 1946 bis 1957 existierte. Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Verbot 3 Landtagswahlergebnisse 4 Literatur 5 …   Deutsch Wikipedia

  • Kommunistische Partei, Landesverband Saar — Die Kommunistische Partei, Landesverband Saar (KP, auch KPS) war eine kommunistische Partei im Saarland, die von 1946 bis 1957 existierte. Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Verbot 3 Landtagswahlergebnisse 4 Literatur 5 …   Deutsch Wikipedia

  • Negatives Stimmgewicht bei Wahlen — Dieser Artikel oder Absatz stellt die Situation in Deutschland dar. Hilf mit, die Situation in anderen Ländern zu schildern. Negatives Stimmgewicht (auch inverser Erfolgswert) bezeichnet einen Effekt bei Wahlen, bei dem sich Stimmen gegen den… …   Deutsch Wikipedia

  • Walter Truckenbrodt — (* 19. Dezember 1914 in Hermsdorf; † 1. Mai 1999 in Bonn) war ein deutscher Jurist in der NS Zeit und Diplomat in der Bundesrepublik Deutschland. Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Einzelnachweise 3 …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”