Wald-Test

Wald-Test

Der Wald-Test ist ein statistischer Test, der 1943 von Abraham Wald vorgestellt worden ist. Ist θ ein unbekannter Parameter in der Grundgesamtheit und θ0 ein vorgegebener Wert, so prüft er die Hypothesen:

H_0: \theta=\theta_0\, vs. H_1: \theta\neq\theta_0.

Das Problem ist, die Verteilung einer geeigneten Teststatistik unter Gültigkeit der Nullhypothese zu bestimmen. Der Wald-Test basiert auf der Tatsache, dass der Maximum-Likelihood-Schätzer \hat{\theta} für den unbekannten Parameter für große Beobachtungszahlen in Verteilung gegen eine Normalverteilung strebt. Viele Tests lassen sich daher als Spezialfälle des Wald-Tests auffassen.

Inhaltsverzeichnis

Beispiele

Einstichproben Gauß-Test als Spezialfall des Wald-Tests

Wenn ein Variable in einer Grundgesamtheit normalverteilt ist mit X\sim N(\mu_X; \sigma_X^2) mit unbekannten Parameter μX und bekannten σX, dann ist der Stichprobenmittelwert

\bar{X}=\tfrac1n \sum_{i=1}^n X_i \sim N(\mu_X, \sigma_X^2/n)

auch der Maximum-Likelihoodschätzer für μX. Eine der Hypothesen für den Einstichproben Gauß-Test lautet:

H_0: \mu_X=\mu_0\, vs. H_1: \mu_X\neq\mu_0

und die Teststatistik nach Wald wäre

T=\frac{\bar{X}-\mu_0}{\sigma_X/\sqrt{n}}\approx N(0,1).

Somit kann der Einstichproben Gauß-Test als Spezialfall des Wald-Tests aufgefasst werden.

Anwendung in der Regressionsanalyse

Mit dem Wald-Test kann z.B. geprüft werden, ob eine oder alle unabhängigen Variablen einen signifikanten Beitrag zu einem generalisierten linearen Regressionsmodell liefern:

y = G0 + β1x1 + ... + βpxp).

Sowohl die abhängige Variable als auch die unabhängige Variablen können binär (kategoriell) oder metrisch sein, der Wald-Test kann dann die Hypothesen testen:

  • H0i = 0 vs. H_1: \beta_i\neq0 bzw.
  • H00 = β1 = ... = βp = 0 vs. H1: mindestens ein \beta_i\neq0.

Wenn der Wald Test für eine oder mehrere unabhängige Variablen die Nullhypothese ablehnt, dann können wir davon ausgehen, dass die zugehörigen Parameter ungleich Null sind, so dass die Variable(n) in das Modell mit einbezogen werden sollten. Wenn es nur um eine unabhängige Variable geht, dann wird ein T-Test benutzt, um zu überprüfen, ob der Parameter signifikant ist. Für einen einzelnen Parameter stimmt das Ergebnis Wald-Statistik mit dem Ergebnis des Quadrates der T-Statistik überein.

Im klassischen linearen Regressionsmodell (G(η) = η) ist jedoch z.B. der F-Test ist auch bei kleinen (endlichen) Stichproben exakt und daher bei bekannter Verteilung des Schätzers vorzuziehen (so z.B. im klassischen linearen Regressionsmodell oder bei der Paneldatenanalyse mit festen Effekten – fixed effects).

Mathematischer Hintergrund

Univariater Fall

Aus der Maximum-Likelihoodtheorie weiss man, dass der Maximum-Likelihood-Schätzer des unbekannten Parameters in Verteilung für große Beobachtungszahlen gegen eine Normalverteilung strebt:

\lim_{n\rightarrow \infty} \hat{\theta} \longrightarrow N(\theta, \sigma^2_{\hat{\theta}}).

Im univariaten Fall ergibt sich die Wald-Teststatistik für die Hypothesen H_0: \theta=\theta_0\, vs. H_1: \theta\neq\theta_0 zu

T_W = \frac{\hat{\theta}-\theta_0}{\sigma_{\hat{\theta}}} \approx N(0, 1).

\sigma_{\hat{\theta}} wird auch als der Standardfehler des Maximum-Likelihood-Schätzers bezeichnet. Betrachtet man die quadrierte Teststatistik, so gilt:

T_W^2 = \frac{(\hat{\theta}-\theta_0)^2}{\operatorname{Var}({\hat{\theta}})} \approx \chi^2_1,

d.h. sie ist bei großen Stichproben asymptotisch Chi-Quadrat-verteilt.

Multivariater Fall

Im multivariaten Fall gilt

\lim_{n\rightarrow \infty} \hat{\theta} \longrightarrow N(\theta, \Sigma_{\hat{\theta}})

wobei \hat{\theta}=(\hat{\theta_1},\hat{\theta_2}, ..., \hat{\theta_k}) der Vektor der Schätzfunktionen ist und \Sigma_{\hat{\theta}} die asymptotisch nichtsinguläre Kovarianzmatrix des ML-Schätzers bezeichnet. Die Teststatistik

T_W^2 = (\hat{\theta}-\theta_0) \Sigma_{\hat{\theta}}^{-1} (\hat{\theta}-\theta_0) \approx \chi^2_k

ist dann asymptotisch Chi-Quadrat-verteilt mit k Freiheitsgraden. Die Restriktionsfunktion r(\hat{\theta})=( \hat{\theta}-\theta_0 ) muss hierzu unter H0 vollständig differenzierbar sein und vollen Rang haben.

Alternativen

Eine Alternative zum Wald-Test bietet der Likelihood-Ratio-Test. Dieser ist zwar rechenaufwändiger, dafür zeigt er in kleinen Stichproben jedoch auch bessere Eigenschaften. Eine weitere Alternative ist der sogenannte Lagrange-Multiplikator-Tests (LM-Tests, siehe auch Lagrange-Multiplikator). Asymptotisch sind diese drei Tests jedoch identisch.

Literatur

  • Wald, Abraham: Tests of Statistical Hypotheses Concerning Several Parameters When the Number of Observations is Large; in: Transactions of the American Mathematical Society, Vol. 54, No. 3 (Nov., 1943), Seiten 426-482.
  • Liao, Tim F. (2004): Comparing Social Groups: Wald Statistics for Testing Equality Among Multiple Logit Models, in: International Journal of Comparative Sociology, Vol. 45, No. 1-2, 2004, Seite 3-16.
  • Davidson, Russell/MacKinnon, James G. (2004): Econometric Theory and Methods, 1. Aufl., New York: Oxford University Press, 2004, Seite 422ff. Siehe hier: [1]
  • Engle, Robert F. (1984): Wald, Likelihood Ratio and Lagrange Multiplier Tests in Econometrics, in: Griliches, Zvi/Intriligator, Michael D. (Hrsg.): Handbook of Econometrics Vol. 2, Amsterdam et al.: Elsevier, 1984, Seite 775-826.

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