Wallfahrtskirche Maria Kappel (Schmiechen)

Wallfahrtskirche Maria Kappel (Schmiechen)

Die katholische Wallfahrtskirche Maria Kappel liegt einige hundert Meter westlich von Schmiechen im Landkreis Aichach-Friedberg in Schwaben im freien Gelände. Das ursprünglich gotische Gotteshaus wurde im 17. Jahrhundert umgebaut und im 18. Jahrhundert in Rokokoformen ausgestaltet.

Geschichte

Gesamtansicht
Der Innenraum
Schrägblick ins Langhaus
Das Gnadenbild im Hochaltar
Ausschnitt aus dem Deckenfresco von Franz Martin Kuen

Der heutige Kirchenbau entstand als Nachfolger einer spätgotischen Kirche, deren Chor als Gruftkapelle der Fugger übernommen wurde. Die Familie Fugger hatte im frühen 16. Jahrhundert das Schloss Schmiechen von Kaiser Maximilian I. erworben.

Beim Neubau im frühen 17. Jahrhundert gab man die östliche Ausrichtung auf und legte die neue Kirche in Nord-Süd-Richtung an. 1710/11 wurde der Turm durch Michael Natter neu gebaut. 1754–1756 gestalteten Franz Xaver Schmuzer und Franz Martin Kuen den Innenraum im Sinne des Rokoko um. Gleichzeitig wurde am Chorschluss eine Sakristei angefügt. 1777 erhöhte man die Gruftkapelle und setzte ovale Fenster ein.

Seit 1655 wird jährlich am ersten Sonntag im Juli das „Kappelfest“ gefeiert, das die Gläubigen der Umgebung mit einem Bittgang in die Kirche verbinden. 1985 wurde eine Außenrenovierung der Wallfahrtskirche durchgeführt. Am 3. Juli 2011 wird am Kappelfest der angelegte Kreuzweg von H. H. Dr. Dr. Anton Weihbischof Losinger eingeweiht. Der Kreuzweg endet an der Wallfahrtskirche Maria Kappel mit der 15. Station.

Beschreibung

Der Außenbau ist schlicht gehalten und wird nur durch die Fensteröffnungen mit ihren Rundbogenabschlüssen gegliedert. Der Chor (Gruftkapelle) der Vorgängerkirche springt nach Osten aus. Im Winkel zwischen Gruftkapelle und Langhaus steht der schlanke Turm. Auf einem quadratischen Unterteil sitzt ein Oktogon mit Pilastergliederung und Zwiebelhaube.

Der Chor ist eingezogen, also schmäler als das Langhaus. Den Abschluss bildet der niedrige Sakristeianbau. An die mittelalterliche Kapelle erinnern noch die einfachen Strebepfeiler am alten Chor.

Den festlichen Innenraum schmückte Franz Xaver Schmuzer ab 1754 mit einer dezenten Stuckdekoration. Die Fresken stammen von Franz Martin Kuen. 1754 malte der Meister das Chorfresko mit Maria als Fürbitterin der Christenheit. Auf dem großen Langhausfresko von 1755 erkennt man Esther vor Ahasver. Die Kartuschen zeigen die hilfreiche Muttergottes nach den Anrufungen der Lauretanischen Litanei.

Der Hochaltar aus Stuckmarmor wurde wieder vom Franz Xaver Schmuzer unter Mitwirkung von Maximilian Grueber (Schnitzereien) und Jakob Gerstens (Antependium und Tabernakel) geschaffen. Das Gnadenbild ist eine gotische Pietà des „Weichen Stils“ (um 1430). Auf dem Stuckrelief im Auszug (Aufsatz) erscheint Christus der Maria Magdalena.

Die Seitenaltäre (1770) stammen von Maximilian Grueber und tragen Skulpturen von Johann Leithner und Altarblätter von Franz Anton Anwander. Auf dem linken Blatt malte Anwander Maria als Himmelskönigin mit dem hl. Franziskus, rechts ist die Heilige Familie dargestellt.

Der Kapellenaltar und die Kanzel sind ebenfalls Werke Gruebers (1773 bzw. um 1770), der bereits um 1755 das Chorgestühl und die Kommuniongitter geschnitzt hatte. Zwei Figuren der hll. Antonius von Padua und Leonhard werden Lorenz Luidl zugeschrieben.

Die Rokokoausstattung wird durch die Ölbilder der Kreuzwegstationen (Franz Anton Anwander, 1773) ergänzt.

Literatur

  • Georg Dehio: Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler. Bayern III: Schwaben (Bearb. von Bruno Bushart und Georg Paula). München, 1989
  • Hubert Raab, Gabriele Raab: Wallfahrtskirche Maria Kappel bei Schmiechen. Schmiechen, 1996
  • Fritz Zimmermann, Johannes Steiner: Wallfahrtskirche Maria Kappel bei Schmiechen Obb., über Mering, Landkreis Friedberg, Bistum Augsburg ... (Schnell & Steiner Kunstführer, 572). München, 1952
  • Klaus Kolberg, Bewohner des Mesnerhaus der "Wallfahrtskirche Maria Kappel" bei Schmiechen, http://www.maria-kappel.de
48.20694444444410.955

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем сделать НИР

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Schmiechen — Wappen Deutschlandkarte …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Baudenkmäler in Schmiechen — In der Liste der Baudenkmäler in Schmiechen sind alle Baudenkmäler der schwäbischen Gemeinde Schmiechen und deren Ortsteile aufgelistet. Grundlage ist die Veröffentlichung der Bayerischen Denkmalliste, die auf Basis des Denkmalschutzgesetzes vom… …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Gemeinden im Landkreis Aichach-Friedberg — Karte des Landkreises Aichach Friedberg Die Liste der Gemeinden im Landkreis Aichach Friedberg gibt einen Überblick über die 24 kleinsten Verwaltungseinheiten des Landkreises Aichach Friedberg. Fünf der Gemeinden sind Märkte und zwei sind Städte; …   Deutsch Wikipedia

  • Franz Martin Kuen — Kreuzabnahme (Hochaltar der Wallfahrtskirche Steinhausen), 1750 Franz Martin Kuen (* 8. November 1719 in Weißenhorn; † 30. Januar 1771 in Weißenhorn) war ein deutscher Maler des Rokoko. Die Ausbildung erhielt der Maler …   Deutsch Wikipedia

  • Franz Xaver Schmuzer — (* 1713; † 1775) war ein deutscher Maler und Stuckateur der Wessobrunner Schule. Er war der Sohn von Joseph Schmuzer und gehörte zur Künstlerfamilie Schmuzer, die neben den Familien Feichtmayr und Zimmermann die bedeutendsten Künstler der… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”