Walter Krämer (Kommunist)

Walter Krämer (Kommunist)

Walter Krämer (* 21. Juni 1892 in Siegen; † 6. November 1941 bei Goslar) war ein kommunistischer Widerstandskämpfer gegen die Gewalt- und Willkürherrschaft des Nationalsozialismus.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Krämer war von Beruf Schlosser, dann ab 1910 freiwilliger Soldat bei der Kriegsmarine. Ende des Ersten Weltkriegs wurde er wegen eines Einbruchs in ein Lebensmitteldepot der Offiziere, später wegen seiner Beteiligung in Kiel an den Aufständen der revolutionären Matrosen inhaftiert. Befreit durch die Novemberrevolution, kehrte Krämer 1918 nach Siegen zurück, wo er sich im Siegener Arbeiter- und Soldatenrat engagierte. Er war Mitglied, später Parteisekretär der Kommunistischen Partei Deutschlands, 1931 und 1932 ein Mitarbeiter Ernst Thälmanns im Zentralkomitee und schließlich Mitglied des Preußischen Landtags.

Nach dem Reichstagsbrand 1933 wurde Krämer am 28. Februar in Hannover verhaftet, wegen Hochverrats zu dreieinhalb Jahren Zuchthaus verurteilt, weil er „an leitender Stelle mit einem unverkennbaren Intellekt als Verführer“ tätig gewesen sei und im Anschluss an seine Haft im Gefängnis Hameln (22. Januar 1935 bis 17. Oktober 1935), Hannover und Hildesheim am 15. Januar 1937 von der Gestapo ins KZ Lichtenburg, dann im August 1937 ins KZ Buchenwald verschleppt.

Krämer eignete sich im Lager Buchenwald medizinische Kenntnisse im Selbststudium an, organisierte den Bau eines Krankenreviers und die Krankenversorgung und führte sogar selbst Operationen durch, um zum Beispiel durch Misshandlungen der SS verletzten oder von erfrorenen Gliedmaßen betroffenen Mithäftlingen das Leben zu retten. Er weigerte sich schließlich, über sowjetische Kriegsgefangene das Todesurteil „Tbc-krank“ zu verhängen. Seine Tätigkeit im Krankenrevier des Lagers führte zu dem Beinamen „Arzt von Buchenwald“.

Am 3. November 1941 wurde Krämer zusammen mit Karl Peix in das Außenkommando Goslar überstellt. In einem Steinbruch bei Hahndorf wurde Krämer im Alter von 49 Jahren mit Peix am Vormittag des 6. November von der SS "auf der Flucht erschossen". Diese von dem Lagerkommandanten Karl Otto Koch angeordneten Morde standen im Zusammenhang mit der buchenwalder Korruptionsaffäre. Koch, wie sich nach späteren Ermittlungen herausstellte, ließ sich aufgrund einer Syphilis von Krämer behandeln, da er wie viele andere SS-Führer eine Behandlung durch Häftlingspfleger den SS-Ärzten vorzog. Krämer und Peix waren daher unliebsame Zeugen, zudem wusste Krämer auch von Kochs Unterschlagungen.[1] Diese von Koch befohlenen Morde, sollten ihm später nachgewiesen werden und waren letztlich der wesentliche Grund für die Mordanklage vor einem SS- und Polizeigericht.[2]

Seine Witwe Liesel Krämer, geb. Lehmann, erhielt von der KZ-Verwaltung eine Urne mit seiner Asche, die im November 1941 auf dem Hermelsbacher Friedhof in Siegen beigesetzt wurde. Elisabeth Krämer verstarb 1963.

Am 11. April 2000, am 55. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Buchenwald, wurde Krämer von der Gedenkstätte Yad Vashem im Beisein der Verwandten Krämers im Gläsersaal der Stadt Siegen der Titel „Gerechter unter den Völkern“ verliehen. Die Anerkennung der Stadt Siegen beschränkte sich bislang darauf, 1999 eine Hinweistafel an seinem Geburtshaus anzubringen, nachdem es bereits seit der zweiten Hälfte der 1940er Jahre immer wieder Forderungen gegeben hatte, eine Straße oder einen Platz nach Walter Krämer zu benennen.

In den letzten Jahren wurden in Siegen am so genannten "Tag der Befreiung", dem 8. Mai (in Erinnerung an die bedingungslose Kapitulation Deutschlands im zweiten Weltkrieg) Gedenkdemonstrationen durchgeführt, welche am Grabmal Walter Krämers mit einer Kundgebung, Kranzniederlegung und Gedenkminute endeten. 2008 kam es dabei zu einer (gewaltlosen) Auseinandersetzung der ca. 70 Demonstranten mit dem Verfassungsschuts, da das betreten des Friedhofs und die Kundgebung am Grab von Walter Krämer angeblich vorher nicht bei der Siegener Polizei angemeldet wurde und somit als Verstoss gegen die Demo Auflagen geahndet wurde.

Einzelnachweis

  1. Eugen Kogon: Der SS-Staat. Das System der deutschen Konzentrationslager, Reinbek bei Hamburg 1974, 304f.
  2. Das Spiel ist aus - Arthur Nebe/Glanz und Elend der deutschen Kriminalpolizei, in: Der Spiegel, Ausgabe vom 23. Februar 1950, Nummer 8, S. 23

Literatur

  • Klaus Dietermann, Karl Prümm: Walter Krämer – von Siegen nach Buchenwald. Verlag der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Siegerland, Siegen 1986.
  • Bodo Ritscher: Arzt für die Häftlinge. Aus dem Leben Walter Krämers. Weimar-Buchenwald 1988.

Weblinks


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