Walter Kueppers

Walter Kueppers

Walter Küppers (* 5. Juli 1872, war ein alt-katholischer Geistlicher und Bibelforscher.

Küppers wurde 1895 zum Priester geweiht. Vom 22. März 1903 bis zum Oktober 1925 war er Pfarrer der kleinen, 1872 gegründeten, aber bereits stark schrumpfenden altkatholischen Kirchengemeinde in Königsberg, die ganz Ostpreußen, Westpreußen und Danzig umfasste. 1925, die Gemeinde zählte nur noch 40 Mitglieder, trat Kueppers zur evangelischen Kirche über und wurde evangelischer Pfarrer.

Küppers war beeindruckt von den Schriftstudien des Charles Taze Russell. Küppers stand auch in näherem Kontakt zu weiteren christlichen Kreisen, die unter dem Oberbegriff Pietismus zusammengefasst werden. Er publizierte, um einen direkten Affront mit seiner Kirchenleitung zu vermeiden, vielfach unter dem Pseudonym „Johannes Walther“. Küppers, akademisch gebildet, über einen Doktortitel verfügend, sah sich allerdings nicht bloß als Plagiator Russells. Er wollte in seiner Publizistik schon eigene Akzente setzen.

Herausragend war dabei, dass er den von Russell auf 1914 berechneten Zeitpunkt der Wiederkunft Christi glaubte präzisieren zu können: Es sei schon 1912 so weit. Seine Selbständigkeit behielt Küppers auch dadurch bei, dass er sich den Bibelforschern organisatorisch nie anschloss, ansonsten aber großzügig Anleihen ideologischer Art bei Russell entnahm.

Dem Bibelforscher-Organ Wachtturm war dieser Umstand nicht entgangen. Auf eine direkte Konfrontation mit Küppers verzichtete man. Man warf ihm lediglich im Wachtturm vor, er verabsäume es, dem Grundsatz Geltung zu verschaffen: „Ehre, wem Ehre gebührt“.

Auch Küppers erwies sich nach dem Scheitern seiner 1912-Prophezeiungen als unbelehrbar. Ein formales Ultimatum seiner Kirchenleitung überstand er durch „Aussitzen“. bzw. durch Abgabe einer nicht sonderlich ernst gemeinten Erklärung, seine anstößigen Thesen nicht weiter öffentlich vertreten zu wollen.

Es sollte aber noch anders kommen. 1914 brach der Erste Weltkrieg aus. Und schon in den Jahren 1915 bis 1917 wird Küppers wieder zum Stammschreiber in der Zeitschrift Altkatholisches Volksblatt. Seine Thesen passte er nun den Zeitereignissen an. Im Gegensatz zu den Bibelforschern ist Küppers dabei ins chauvinistische deutschnationale Fahrwasser abgedriftet – ein Beispiel dafür, welch unterschiedliche Resultate die Rezeption der Russell-Thesen zeitigen konnte.

Walter Küppers’ Schwiegersohn wurde 1948 der bekannte Orientalist und Koranübersetzer Rudi Paret.

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