Beagle (Hund)

Beagle (Hund)
Beagle
Beagle (Hund)
FCI-Standard Nr. 161
1.3 Kleine Laufhunde
Ursprung:

Vereinigtes Königreich

Widerristhöhe:

33–40 cm

Liste der Haushunde

Der Beagle ist eine von der FCI anerkannte britische Hunderasse (FCI-Gruppe 6, Sektion 1.3, Standard Nr. 161).

Inhaltsverzeichnis

Herkunft und Geschichtliches

Der Ursprung des Wortes Beagle ist nicht eindeutig geklärt. Es ist möglich, dass das Wort vom französischen Begriff begueule abgeleitet wurde, was so viel wie geöffnete Kehle oder lautes Maul bzw. Großmaul bedeutet. Auch wäre der französische Begriff beugler möglich, was zu brüllen bedeutet, oder ein angeblich alter deutscher Begriff begele, was schelten bzw. schimpfen bedeuten soll. Genauso wäre auch die alte englische, französische oder walisische Bezeichnung beag möglich, was so viel wie klein bedeutet.

Der Beagle ist ein Jagdhund, der ursprünglich in England als lauffreudiger Meutehund speziell für die selbstständige Treibjagd auf Feldhasen und Wildkaninchen gezüchtet wurde. Im AKC und KC wird er zur Hound group, also zu den Jagdhunden gezählt. Beagle jagen hauptsächlich in der Meute und werden sowohl zu Fuß als auch zu Pferd geführt, im Gegensatz zu den Foxhounds, die überwiegend zu Pferd auf der Fuchsjagd begleitet werden. Daher wurden die Beagle früher auch als die „Treibhunde der armen Leute“ bezeichnet.

Beaglemeute

Der Ursprung dieser Hunderassen wird teilweise in Frankreich im Bereich der Normandie vermutet. Von dort sollen weiße Hubertushunde (auch als Ardennenbracke bzw. Chien St. Hubert bezeichnet) durch die normannische Familie Talbot im Heer Wilhelms des Eroberers 1066 nach England gelangt sein, deren Ursprung bis ins 9. Jahrhundert auf Züchtungen von Mönchen des nach dem Heiligen St. Hubertus genannten Klosters in den Ardennen zurückgeht. Man nannte diese weißen Jagdhunde auch Talbots[Anm. 1] und dann 600 Jahre später Northern Hounds bzw. Norman Hounds. Die Northern Hounds wurden als schlanke Hunderasse beschrieben, die schnell und sicher auf der Spur war, aber einen schrillen, flachen und unangenehmen Spurlaut von sich gab.

Um 1400 fanden die Briten während des Hundertjährigen Kriegs im Süden Frankreichs, in der Gascogne, weitere, ihnen bis dahin unbekannte Hunderassen. Sie waren von den mittelgroßen, bunt gescheckten und gesprenkelten Hunden beeindruckt, die unermüdlich ihrer Jagdleidenschaft nachgingen und auch den feinsten Fährten noch nach langer Zeit folgen konnten. Dabei konnte man sie durch ihre tiefen Spurlaute weithin hören. Sie wurden aber auch als langsam und schwer, mit viel Hautsubstanz beschrieben. Diese Hunde wurden später als Southern Hounds bezeichnet. Anders als die Northern Hounds waren die Southern Hounds mit schwarzen und braunen Tupfern und Platten auf weißem Grund bedeckt.

Durch die bis zur Ausrottung betriebene Jagd auf Hochwild wie Rehe und Hirsche und wehrhaftes Großwild wie den Bären blieben nur noch jene scheuen Wildarten übrig, die sich tagsüber versteckten und die man nur durch Verfolgen ihrer Fährte jagen konnte. Dazu waren die Northern Hounds nicht mehr feinnasig genug. Damit kann man davon ausgehen, dass der Ursprung der heutigen Hunderassen der Hounds sowohl auf die Northern Hounds als auch auf die Southern Hounds zurückgeht. In erster Linie ging es bei der Züchtung der Hounds um die Brauchbarkeit und nicht um Fragen des Aussehens.

Im Jahr 1515 tauchte in den Haushaltsbüchern von König Heinrich VIII. erstmals Buchungen an den Keper of the Begles auf. Im Jahr 1615 erwähnte L.R. Jackson, alias Gervase Markham in seiner allgemeinen Beschreibung aller wichtigen Jagdhunderassen den little Beagle (kleinen Beagle), der in der Satteltasche des Jägers Platz findet und der begierig einer Wildspur nachging, es aber nur selten selber tötete, sondern nur ermüden konnte. Er berichtete auch von einer Meute Beagles, die so klein waren, dass sie in einer Satteltasche Platz finden würden. Tatsächlich wurde eine Beaglemeute der Königin Viktoria auf dem Bild Mr. Maynard and her Majesty's Beagles von William und Henry Barraud, etwa so groß wie Schuhe dargestellt.

Damals wurde auch der Begriff beagling[Anm. 2] als eine Form der Hundejagd in einer Meute geprägt. Als wirklich eigenständige Hunderasse existiert der Beagle erst seit 1890 durch die Anerkennung des Kennel Club Großbritanniens.

Beschreibung

Beagle in der Farbe "tan-white"

Der Beagle gehört zu der Gruppe der Bracken. Gemäß der Beschreibung der FCI ist er ein robuster, kompakter Jagdhund, der den Eindruck von Qualität vermittelt, ohne grob zu wirken. Beagles werden zwischen 33 und 40 cm hoch (Widerristhöhe) und bis zu 18 kg schwer. Bei dem kurzen, anliegenden und wetterfesten Fell sind alle bekannten Hound-Farben außer "Leber" zulässig. Die hauptsächlich vorkommenden Farbvarianten sind: zweifarbig braun/weiß ("tan and white"), rot-weiß ("red and white"), zitronengelb-weiß ("lemon and white") oder dreifarbig schwarz/braun/weiß ("tricoloured"); bei durchbrochener Flanke spricht man auch von "tricoloured broken". Außerdem existieren noch 3 verschiedene "Paid"-Varianten.[1]

Der Kopf ist von mäßiger Länge, kraftvoll ohne grob zu sein, mit ausgeprägtem Stop. Die kurzen Beine sind sehr kräftig und muskulös, aber nicht dick. Die Augen sind dunkel- oder haselnußbraun, ziemlich groß mit sanftem, gewinnendem Ausdruck. Das Gebiss hat kräftige Kiefer mit einem perfekten, regelmäßigen und vollständigen Scherengebiss. Die tief angesetzten Ohren sind lang und am Ende abgerundet; nach vorne gelegt reichen sie fast bis zur Nasenspitze. Das Ohrleder ist dünn und liegt an der Backe an. Die Rute ist dick, hoch angesetzt und wird über der Rückenlinie fröhlich getragen, aber nicht über den Rücken gerollt oder vom Ansatz nach vorne geneigt. Die Rutenspitze ist weiß.

Wesen

Der Beagle ist ein fröhlicher und bewegungsfreudiger Hund. Sein Wesen ist liebenswürdig und aufgeweckt, ohne Anzeichen von Angriffslust oder Ängstlichkeit; bei der Jagd beweist er Zähigkeit und Zielstrebigkeit.

Beagles sind Meutehunde und damit ausgesprochene Rudeltiere. Sie benötigen die Gesellschaft anderer Hunde oder vertrauter Menschen. Sie sollten daher nicht alleine im Zwinger gehalten werden. Wie alle Bracken haben sie eine hervorragende Nase. Sie sind bis ins 20. Jahrhundert hauptsächlich für die Jagd in der Meute gezüchtet worden und brauchen daher viel Auslauf und Bewegung. Beagle neigen als Meutehunde dazu, übermäßig zu fressen.

Verwendung

Jagdeinsatz

Kaninchen apportierender Beagle

Der Beagle wird in Deutschland selten jagdlich geführt. Die gesetzlichen Bestimmungen über die mindest erforderliche Reviergröße von 1000 Hektar für die Brackenjagd schränken die Möglichkeiten stark ein. Ein an die Jagd herangeführter Beagle verfolgt den Hasen spurlaut mit ausgeprägter Beharrlichkeit. Ist die Jagd einmal begonnen, ist es nahezu unmöglich den Hund abzurufen. Der ausgeprägte Jagdtrieb lässt nur zwei Möglichkeiten, die Jagd zu beenden: durch Beutemachen oder aufgrund Ermattung.

Sein starker Wille zum Stück zu finden macht ihn auf der Schweissfährte etwas ungestüm. Doch bei regelmäßigem Training bleibt er auch auf der 40 Stunden alten Schweissfährte beharrlich.

Der Beagle ist ein beliebter Meutenhund für Schleppjagden in Deutschland[2]

Der Beagle ist kein Apportierhund. Ein ausgewachsener Hase ist zu schwer für ihn. Doch sein Drang nach Beschäftigung vor allem für die Nase macht ihn insbesondere für die Arbeit auf der Schleppe geeignet. Dafür trägt er ein Kaninchen auch über weite Strecken dem Jäger zu. Der Hund ist wasserfreudig und auch an Federwild heranzuführen. Der Beagle ist durchaus Kandidat für die jagdliche Gebrauchsprüfung und die Schweißprüfung.[3]

Haltung als Familienhund

Diese Hunderasse wurde jahrhundertelang nur auf die Jagd in der Meute gezüchtet. Jeder Beagle, der nicht optimal der Spurensuche und Treibjagd nachging, aber auch solche, die Aggressionen innerhalb der Meute zeigten, wurde gnadenlos aussortiert. Daher stammen auch seine besonderen Fähigkeiten und sein Äußeres. Der Beagle war ursprünglich ein Funktionshund und bis ins 20. Jahrhundert jedenfalls nicht als Familienhund gezüchtet. Dieses Erbe trägt diese Hunderasse heute noch in sich. Der Halter braucht Erfahrung, eine feste Hand, sehr viel Geduld und viel Liebe bei der Aufzucht eines Beagles. Verfressenheit und der Hang zur Jagd bestimmen heute noch das Wesen vieler Beagles.

Sonstige Verwendung

In der biomedizinischen Forschung am Hund werden oft Beagles als Versuchstiere verwendet.

In den USA werden die so genannten Beagle-Brigades durch das Agrarministerium (USDA) und die Zoll- und Grenzschutzbehörde (USCBP) insbesondere an Grenzübergängen, Häfen und Flughäfen zur Suche nach illegal eingeführten Lebensmitteln, Pflanzen- und Tierteilen eingesetzt.[4]

Spezielle Erkrankungen

Beagle haben eine Prädisposition für die Hound-Ataxie.

Anmerkungen

  1. s. en:Talbot (dog)
  2. s. en:Beagling

Quellen und weiterführende Links

Einzelnachweise

  1. Übersicht der Fellfarben
  2. http://www.drfv-jagdreiten.de/hunde.html
  3. http://www.jagd-beagle.de/pruefungswesen.php
  4. United States Department of Agriculture: Animal and Plant Health Inspection Service Miscellaneous Publication No.1557 Plant Protection and Quarantine: Safeguarding American Agriculture, Fighting Invasive Species, and Facilitating Trade (1999) S. 6

Literatur

  • Jochen H. Eberhardt: Der Beagle: Praktische Ratschläge für Haltung, Pflege und Erziehung. Parey Buchverlag, Berlin 1997, ISBN 3-8263-8426-1.
  • Jochen H. Eberhardt: Beagle: Das Rasse-Portrait. Kynos Verlag, Mürlenbach/Eifel 1996, ISBN 3-924008-41-8.
  • Andrew H. Brace: Beagle heute. Kynos Verlag, Mürlenbach/Eifel 1999, ISBN 3-933228-10-7.
  • Bärbel Kronz: Ratgeber für ein glückliches Beagle-Leben. Cadmos, Brunsbek 2004, ISBN 3-86127-777-8.
  • Jürgen Herbst, Hans Stark: Der Beagle. Neumann-Neudamm, Melsungen 2007, ISBN 3-7888-1137-4.
  • Dan Rice: The Beagle Handbook. Hauppauge, New York 2000, ISBN 0-7641-1464-6. (englisch)

Weblinks

 Commons: Beagle – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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