Wanfrieder Abkommen

Wanfrieder Abkommen

Das Wanfrieder Abkommen bezeichnet einen Vertrag über einen Gebietstausch zwischen US-amerikanischer und sowjetischer Besatzungszone vom 17. September 1945. Verhandelt und unterzeichnet wurde der Vertrag auf dem „Kalkhof“ (an heutiger B 249 etwas außerhalb Wanfrieds gelegen). Wanfried selbst ist nicht Teil der getauschten Gebiete.

Inhaltsverzeichnis

Hintergrund

Nach der Festlegung der Grenzen der Besatzungszonen Ende Juli 1945 verlief die Nachschublinie der US-Amerikaner, die Bahnstrecke Bebra – Göttingen, im Raum Neuseesen bis Werleshausen etwa 5,6 Kilometer durch die sowjetische Besatzungszone.[1] Dadurch kam es zu Störungen auf der wichtigen Verbindung zwischen der US-amerikanischen Besatzungszone in Hessen und der US-amerikanischen Exklave Bremerhaven. Daher wurde am 17. September 1945 in Wanfried zwischen den Besatzungsmächten eine Grenzkorrektur vereinbart.

Da im Anschluss der Vertragsunterzeichnung je eine Flasche Whisky und Wodka als Symbol der beteiligten Länder den Besitzer wechselten, wurde die Bahnlinie scherzhaft Whisky-Wodka-Linie genannt.

Verhandlungsführer waren Brigadegeneral William Thaddeus Sexton auf US-amerikanischer Seite und Generalmajor Vasili S. Askalepov[2] auf sowjetischer Seite.

Die hessischen Dörfer Sickenberg, Asbach, Vatterode, Weidenbach und Hennigerode (Landkreis Witzenhausen) mit insgesamt 429 Einwohnern und einer Fläche von 761 ha wurden Teil der sowjetischen Besatzungszone. Die Eichsfelder Dörfer Neuseesen und Werleshausen (damals im Landkreis Worbis mit Sitz in Heiligenstadt) mit 560 Einwohnern und einer Fläche von 845 ha wurden der US-amerikanischen Besatzungszone zugeschlagen.

Zwar fanden noch an anderen Grenzabschnitten Vereinbarungen zum Austausch von Gebieten statt, jedoch hat einzig das Wanfrieder Abkommen den Status eines Vertrags zwischen den betreffenden Siegermächten und ist somit dem Potsdamer Abkommen gleichgestellt.

Der Gebietstausch wurde im Zuge der Deutschen Einheit nach 1989/90 nicht rückgängig gemacht.

Siehe auch

  • Barber-Ljaschtschenko-Abkommen
  • Eine umfangreiche und ausführliche Ausstellung zum Wanfrieder Abkommen, teilweise untermauert mit Originaldokumenten, findet sich im nahegelegenen Grenzmuseum „Schifflersgrund“.
  • Auch im Dokumentationszentrum und Heimatmuseum in Wanfried ist das Wanfrieder Abkommen ein Thema, hier wird die Schreibmaschine ausgestellt, mit der die sowjetische Version des Abkommens getippt wurde [3].

Literatur

  • Ansbert Baumann: Thüringische Hessen und hessische Thüringer. Das Wanfrieder Abkommen vom 17. September 1945 wirkt bis heute nach. In: Deutschland-Archiv. Zeitschrift für das vereinigte Deutschland. Bertelsmann, Bielefeld 37.2004, Heft 6, S. 1000–1005. ISSN 0012-1428
  • Artur Künzel: Beiträge zur jüngsten Geschichte der Stadt Witzenhausen. In: Schriften des Werratalvereins Witzenhausen. Witzenhausen 1981, 4, S. 28–36
  • Anbert Baumann: Das Wanfrieder Abkommen vom 17. September 1945 (= Thüringen. Blätter zur Landeskunde, Nr. 55). Erfurt: Landeszentrale für politische Bildung Thüringen, 2005, 8 Seiten.

Einzelnachweise

  1. The Whisky-Vodka-Line „Kurz nach Abschluss der Potsdamer Konferenz im Juni 1945, entdeckten die Amerikaner, das 5,6 Km ihrer Nachschubline, sowjetisch kontrolliertes Gebiet durchliefen.“
  2. Ergebnis einer Vornamensrecherche im Heimatmuseum Wanfried und Dokumentationszentrum zur deutschen Nachkriegsgeschichte, http://www.museen-in-hessen.de/museum/?id=122
  3. http://www.nordhessen.de/de/dokumentationszentrum-und-heimatmuseum-wanfried

Weblinks


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