Wassili Iwanowitsch Tschuikow

Wassili Iwanowitsch Tschuikow
General Tschuikow gratuliert Wilhelm Pieck, 1953

Wassili Iwanowitsch Tschuikow (russisch Василий Иванович Чуйков, wiss. Transliteration Vasilij Ivanovič Čujkov, engl. Schreibweise Vasily Chuikov, * 31. Januarjul./ 12. Februar 1900greg. in Serebrjanyje Prudy, Gouvernement Tula, Russisches Kaiserreich; † 18. März 1982 in Moskau) war ein sowjetischer Militärführer und Politiker. Er erhielt 1944 und 1945 die Auszeichnung Held der Sowjetunion und wurde 1955 zum Marschall der Sowjetunion ernannt.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Gedenktafel am Haus Schulenburgring 2, in Berlin-Tempelhof

Tschuikow war seit 1918 Soldat der Roten Armee, seit 1919 Mitglied der KPdSU; während des russischen Bürgerkriegs wurde er Regimentskommandeur. 1925 schloss er die Frunse-Militärkademie in Moskau ab. Beim sowjetischen Einmarsch 1939 in Polen war er Oberbefehlshaber der 4. sowjetischen Armee. Während des sowjetisch-finnischen Winterkriegs 1939/1940 kommandierte er die 9. sowjetische Armee und musste in der Schlacht von Suomussalmi eine Niederlage hinnehmen. Von Dezember 1940 bis März 1942 war er daraufhin als Militärattaché in der Republik China eingesetzt. Im Juni 1942 wurde er zum Generalleutnant befördert. Am 10. September 1942 wurde er Oberbefehlshaber der 62. Armee (später 8. Gardearmee), die er von der Schlacht von Stalingrad bis zur Schlacht um Berlin im April/Mai 1945 als Generaloberst befehligte.

1945/1946 besetzte er den Posten des Chefs der Sowjetischen Militäradministration in Thüringen (SMAT), von 1946 bis März 1949 den des stellvertretenden Chefs der Sowjetischen Militäradministration in Deutschland (SMAD) und von März 1949 bis November 1949 war er deren Kommandeur. Tschuikow war es, der in Berlin-Karlshorst, auf Beschluss der sowjetischen Regierung, die Regierungsgeschäfte offiziell der Regierung der DDR übertrug. 1949 bis 1953 war Armeegeneral Tschuikow Chef der Sowjetischen Kontrollkommission (SKK) und Oberkommandierender der Gruppe der Sowjetischen Streitkräfte in Deutschland.

Von 1952 bis 1961 war er Kandidat des Zentralkomitees der KPdSU und wurde 1961 Vollmitglied. Nach dem Tode Stalins machte man Tschuikow (1953 bis 1960) zum Chef des Kiewer Militärbezirks, was für ihn zunächst einen Abstieg bedeutete. 1955 erhielt er jedoch den Rang eines Marschalls der Sowjetunion. Von 1960 bis 1964 war er Inspekteur der Landstreitkräfte und stellvertretender Verteidigungsminister der Sowjetunion. 1964 bis 1972 war er Chef der Zivilverteidigung und seit 1972 Generalinspekteur des Verteidigungsministeriums.

Tschuikow schrieb acht Bücher, in denen er seine Erlebnisse als Befehlshaber im Zweiten Weltkrieg schilderte. Er ist als einziger Marschall der Sowjetunion in Wolgograd auf dem Mamajew-Hügel und damit als erster außerhalb Moskaus beerdigt, um seine Leistungen während der Schlacht von Stalingrad zu würdigen.

Zitate

Tschuikow beschrieb die Härte der Häuserkämpfe von Stalingrad und die besondere Lage der sowjetischen Verteidiger in folgenden Zitaten:

„Der Boden an der Wolga, auf den Straßen, der Stadt, in Gärten und Parks wurde schlüpfrig von Blut, und die Faschisten glitten darauf, wie auf einer schiefen Ebene, ihrem Untergang entgegen.“[1]

„Die Amerikaner sagen: Zeit ist Geld: aber in Stalingrad war Zeit Blut.“[2]

„Wir müssen jedem deutschen Soldaten das Gefühl geben, daß er in die Mündung eines russischen Gewehrs blickt.“[3]

Werke

  • Stalingrad – Anfang des Weges, Berlin 1961
  • Das Ende des Dritten Reiches, München 1966
  • Das Ende des Dritten Reiches (Конец третьего рейха,) Verlag Sowjetskaja Rossija, 1973
  • Die Schlacht des Jahrhunderts (Сражение века) Verlag Sowjetskaja Rossija, 1975
  • Stalingrad: Lehren der Geschichte, Frankfurt am Main 1979
  • Die Schlacht des Jahrhunderts, Berlin 1980
  • Gardisten auf dem Weg nach Berlin, Berlin 1980
  • Mission in China (Миссия в Китае) Verlag Wojenisdat, 1983

Literatur

  • D. N. Filippow und M. Heinemann (Herausgeber): Wer war wer in der sowjetischen Militäradministration 1945-1949. Kurzes Biografisches Handbuch (Кто был кто в Советской военной администрации в Германии 1945-1949 гг., (Центральные органы СВАГ). Краткий биографический справочник). Ohne Verlag, Moskau 1999/2000.
  • Norman M. Naimark: Die Russen in Deutschland. Die sowjetische Besatzungszone 1945 bis 1949. Propyläen, Berlin 1997.

Weblinks

 Commons: Vasily Chuikov – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Wassili Iwanowitsch Tschuikow: Die Schlacht des Jahrhunderts. 3. Auflage. Militärverlag der DDR, Berlin (Ost) 1988, ISBN 3-327-00637-7, S. 130.
  2. Wassili Iwanowitsch Tschuikow: Die Schlacht des Jahrhunderts. 3. Auflage. Militärverlag der DDR, Berlin (Ost) 1988, ISBN 3-327-00637-7, S. 109.
  3. Guido Knopp: Stalingrad. Das Drama. Goldmann, München 2006, ISBN 3-442-15372-7, S. 143.

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