Wedeln

Wedeln

Das Wedeln ist eine Kurzschwung-Technik des alpinen Skilaufs, die auf dem gedrifteten Parallelschwung basiert. Dabei werden Schwünge mit hoher Frequenz und ohne Geradeausfahrt dazwischen gefahren, so dass die Schwünge direkt ineinander übergehen und die Bewegung der Ski an das Schwanzwedeln eines Hundes erinnert. Eine (zeitraubende) Vertikalbewegung des Oberkörpers geschieht auf der Skipiste - wenn überhaupt - nur minimal, der Drehimpuls auf die Ski erfolgt durch seitlichen Hüftknick (Drehmomentraktion). Die Übertragung dieses Impulses auf die Ski und die weitere Schwungsteuerung durch Druck auf die rutschenden (driftenden) Skikanten bezeichnet man als Fersenschub. Vor der Carving-Ära gehörte das Wedeln mit enger paralleler Skiführung zur "Hohen Schule" des alpinen Skifahrens. Mit modernen Carving-Ski kann man zwar auch wedeln, jedoch ermöglicht die Carving-Technik eine wesentlich dynamischere Fahrweise mit höheren Geschwindigkeiten bei annähernd vergleichbarer Schwungfrequenz, was allerdings mehr Kraftaufwand erfordert.

Inhaltsverzeichnis

Definition & Technik

Beim Wedeln werden Schwünge gefahren, bei denen der Skifahrer über die Kante der Ski driftet, das heißt rutscht. Ausgangspunkt ist eine neutrale Körperhaltung über dem Ski, wobei Sprung-, Knie- und Hüftgelenk gleichmäßig gestreckt und gebeugt werden. Zentrale Elemente dieser Technik sind seitlicher Hüftknick und Schwungsteuerung über den sog. Fersenschub. Die eigentliche Fahrtrichtung orientiert sich an der Falllinie: der Oberkörper richtet sich direkt hangabwärts zum Tal und bewegt sich entlang der Falllinie, die Beine und Ski vollführen darunter eine Pendelbewegung. Der Stockeinsatz wird auf der präparierten Piste vor allem als Rhythmusgeber zur Schwungeinleitung genutzt.

Im Tiefschnee erfolgt eine deutlich stärkere Vertikalbewegung des Oberkörpers als beim Wedeln auf der Piste, um durch Hochentlastung und aktiven Stockeinsatz die Schwungeinleitung zu erleichtern.

Geschichte

Basierend auf dem in den 1930er Jahren von Anton Seelos aus Seefeld in Tirol entwickelten Parallelschwung, wurde die Wedeltechnik in den 1950er-Jahren in Österreich kreiert. Stilbildender Vertreter war Stefan Kruckenhauser aus St. Christoph am Arlberg (Österreich).

Wedeln ging aus der Verwindungstechnik hervor, die Stefan Kruckenhauser von Slalomläufern in den Skilehrplan übernommen hat. Die Rennläufer fuhren diesen Stil, um den schmerzhaften und zumeist stark bremsenden Kontakt mit Torstangen aus massivem Holz zu vermeiden und mit den Ski trotzdem eine möglichst nahe an den Toren liegende Linie zu fahren. Um mit solch einer Verwindung des Oberkörpers auch einigermaßen schnell und sicher zu fahren, musste der Schwung durch den Hüftknick ausgelöst und den Fersenschub ausgesteuert werden, wobei gleichzeitig der Oberkörper talwärts seitlich nach außen (relativ zur Richtung der Ski) geneigt wurde.

Bei einem kaum bis gar nicht taillierten Ski wird der Radius eines gedrifteten Schwungs über Aufkantwinkel, Kantendruck und Fersenschub gesteuert. Anders als im Rennsport, wo hohe Geschwindigkeiten einen stärkeren Kantendruck und größeren Aufkantwinkel verlangen, ermöglicht bei untaillierten Ski erst ein geringer Kantendruck und Aufkantwinkel ein ansatzloses Aneinanderreihen von Kurzschwüngen. In den 1970er Jahren wurde das Wedeln im Rennlauf durch den Umsteigeschwung abgelöst, bei dem der kurveninnere Ski angehoben wird, so dass auch ohne Hüftknick eine seitliche schwungauslösende Kraft auf den (Außen-)Ski wirkt und der Schwung schneller eingeleitet werden kann, gewedelt wurde nur noch in Vertikalkombinationen[1]. In den 1990er Jahren setzte sich dann mit der Entwicklung des taillierten Skis die Carving-Technik durch.

Auch heute noch wird der Begriff des Wedelns in den Medien aufgrund seiner Bildsprache und Tradition häufig verwendet - nicht immer in Verbindung mit der tatsächlich so bezeichneten Technik. Im modernen Skilehrwesen wird Wedeln nicht mehr unterrichtet, an seine Stelle ist das Carven mit kurzen Schwungradien getreten.

Im Tiefschnee jedoch gehört Wedeln auch heute noch zu den Techniken für Fortgeschrittene - will man zu zweit Zöpfe flechten (also ganz regelmäßige Spuren versetzt gegen einander in den Schnee setzen), ist die sichere Beherrschung des Wedelns Grundvoraussetzung.

Einzelnachweise

  1. youtube-Video: Sapporo 1972 Fernandez Ochoa

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужно сделать НИР?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Wedeln — Wêdeln, verb. regul neutr. hin und her bewegen, ein nur von dem Schwanze vierfüßiger Thiere übliches Wort. Der Hund wedelt mit dem Schwanze, im gemeinen Leben auch schwänzeln, im Nieders. wemeln. So auch das Wedeln. S. das vorige …   Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart

  • wedeln — [Network (Rating 5600 9600)] Auch: • winken Bsp.: • Sie winkte ihm zum Abschied …   Deutsch Wörterbuch

  • wedeln — V. (Aufbaustufe) etw. schnell hin und herbewegen Beispiele: Als der Hund seinen Herrn bemerkte, bellte er fröhlich und wedelte mit dem Schwanz. Die Fans haben mit Fähnchen gewedelt …   Extremes Deutsch

  • wedeln — [vā′dəln] n. [< Ger, to wag < MHG wedelen < wedel, a tail < OHG wadil (akin to ON vēli, bird s tail), orig., something that moves about < IE * wēt < base * we , * awe , to hover, blow > WIND2] Skiing a series of short… …   English World dictionary

  • wedeln — wackeln (mit) * * * we|deln [ ve:dl̩n]: 1. <itr.; hat (etwas Leichtes) hin und her bewegen: mit der Hand, einem Tuch wedeln; der Hund wedelte mit dem Schwanz. Syn.: ↑ schlenkern, ↑ schwenken. Zus.: herumwedeln, schweifwedeln. 2. <itr.; ist… …   Universal-Lexikon

  • wedeln — 1. a) [hin und her]bewegen, hin und herschwingen, schwenken, schwingen. b) fächeln, fächern, zufächeln, zufachen, zuwedeln, zuwehen. 2. flattern, fliegen, wehen. 3. (Skisport): schwingen. * * * wedeln:1.〈denSchwanzhin… …   Das Wörterbuch der Synonyme

  • wedeln — we̲·deln; wedelte, hat / ist gewedelt; [Vt] (hat) 1 etwas von etwas wedeln etwas von etwas durch schnelles Hin und Herbewegen eines Tuches o.Ä. entfernen: den Staub vom Regal wedeln; [Vi] 2 ein Hund wedelt mit dem Schwanz (hat) ein Hund bewegt… …   Langenscheidt Großwörterbuch Deutsch als Fremdsprache

  • wedeln — ˈvādəl(ə)n also ˈwe noun (plural wedelns or wedeln) Etymology: German, from wedeln, literally, to fan, wag the tail, from Old High German wadalōn, from wadal tail; akin to Old Norse vēli bird s tail : a style of skiing in which the skier moves… …   Useful english dictionary

  • wedeln — noun Etymology: German, from wedeln, literally, to fan, wag the tail, from Wedel fan, tail, from Old High German wadal; akin to Old Norse vēli bird s tail Date: circa 1957 a style of skiing in which a skier rhythmically swings the rear of the… …   New Collegiate Dictionary

  • Wedeln — * S isch g wedelet und putzt. (Solothurn.) – Schild, 96, 433; Sutermeister, 91. Wedelen = Wedeln, Reiswelle, Reisbündel machen. Wenn die Wellen gebunden sind, werden sie mit dem »Gertel«, einem Handbeil, aufgeputzt. Sinn: die Sache ist fertig,… …   Deutsches Sprichwörter-Lexikon

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”