- Weisel (Rhein-Lahn-Kreis)
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Wappen Deutschlandkarte 50.127.8013888888889395Koordinaten: 50° 7′ N, 7° 48′ OBasisdaten Bundesland: Rheinland-Pfalz Landkreis: Rhein-Lahn-Kreis Verbandsgemeinde: Loreley Höhe: 395 m ü. NN Fläche: 13,06 km² Einwohner: 1.069 (31. Dez. 2010)[1]
Bevölkerungsdichte: 82 Einwohner je km² Postleitzahl: 56348 Vorwahl: 06774 Kfz-Kennzeichen: EMS Gemeindeschlüssel: 07 1 41 136 Adresse der Verbandsverwaltung: Dolkstraße 3
56346 St. GoarshausenWebpräsenz: Ortsbürgermeister: Ottmar Kappus (SPD) Lage der Ortsgemeinde Weisel im Rhein-Lahn-Kreis Weisel ist eine Ortsgemeinde im Rhein-Lahn-Kreis in Rheinland-Pfalz. Sie gehört der Verbandsgemeinde Loreley an.
Inhaltsverzeichnis
Geographie
Geographische Lage
Weisel liegt auf den Taunushöhen, in 400 Meter Höhe auf einem Höhenrücken, der sich hier teilt, in südwestlicher Richtung über den Nachbarort Dörscheid auf kürzestem Weg zum Mittelrheintal zielt und in nordwestlicher Richtung über den Nachbarort Bornich zum Loreleyplateau führt, das fünf Kilometer entfernt liegt. Das Gebiet von Weisel gehört zur naturräumlichen Untereinheit Mittelrheintaunus.[2]
Der Höhenrücken um Weisel ist unbewaldet und wird überwiegend landwirtschaftlich genutzt. Der Gemeindewald liegt größtenteils im Norden und Nordosten jenseits des Harbachs. Im Norden wird die Gemarkung begrenzt von dem Krummebach, einem linken Zufluss des Forstbachs, der bei Sankt Goarshausen in den Rhein mündet. Im Südosten reicht sie bis zur ehemaligen Schiefergrube Glückauf im oberen Tiefenbachtal, das über Sauerthal zur Wisper bei Lorch (Rheingau) führt. Im Süden endet die Gemarkung, zwei Kilometer vom Rhein entfernt, im oberen Blüchertal und schließt noch den Victoriastollen, der dem Schieferabbau diente, und den Heiligenberg mit ein.[3]
Die tiefsten Lagen des Gemeindegebietes sind im Süden das Holzbachtal unterhalb des Victoriastollens mit 280 Meter und im Norden das Forstbachtal vor der Heppenhofmühle mit 290 Meter. Die höchste Stelle ist im Osten mit 444 Meter dort, wo der Gemeindewald den Weiseler Höhenrücken bedeckt.[3]
Nachbargemeinden
Bornich, die Loreleygemeinde, liegt zwei Kilometer weiter westlich, Dörscheid und Kaub liegen im Südwesten in jeweils drei Kilometer Entfernung, Rettershain liegt drei Kilometer weiter im Nordosten. Mit Lipporn im Nordosten und Reitzenhain im Norden, beide etwa vier Kilometer entfernt, bestehen zwar kurze gemeinsame Grenzen, jedoch keine direkte Straßenverbindung.[3]
Klima
„Der Ort ist etwas winterisch und rauh, jedoch ziemlicher Maßen gesund“, so beschreibt ein Konventsprotokoll der reformierten Klasse Bacharach im Jahre 1607 das Dorf Weisel. (Lit.: Gemeinde Weisel (Hrsg.) et al., 1985)
Geschichte
An der Grenze des ehemaligen Kurpfälzer Gebietes lag früher die Burg Heppenheft. Die Urahnen dieses Rittergeschlechtes, das von 1123 bis 1453 bestand, waren die Herren von Wisilo, die möglicherweise dem Dorf Weisel den Namen gegeben haben.
Weisel wurde erstmals 1275 erwähnt. Es gehörte gemeinsam mit Dörscheid und Kaub zum Besitz der Herren von Falkenstein, bis ihnen Ludwig der II. von der Pfalz 1277 und 1289 diesen abkaufte. Weisel erhielt am 23. März 1324 zusammen mit Caub von Kaiser Ludwig dem Bayer die Stadtrechte. 1372 brannte Kurfürst Ruprecht I. das Dorf in einer Fehde nieder.
Die im Jahre 1613 wütende Pest rottete fast das gesamte Dorf aus. Anschließend brachte der Dreißigjährige Krieg großes Leid und Verwüstung über die Region. Von 1620 bis 1649 wechselten mehrfach die Besitzer. Spanien, Schweden und Frankreich übernahmen die Herrschaft. Im Jahr 1650 lebten hier noch 37 Familien. Das Dorf bestand aus 31 Häusern und 23 Scheunen. Als Viehbestand zählte man 1 Pferd, 61 Ochsen und 45 Kühe.
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts haben furchtbare Brände das Dorf heimgesucht. 1810 wurden bei einer solchen Katastrophe 63 Gebäude (dies waren die Hälfte des Dorfes) in Schutt und Asche gelegt.
Ein weiterer Rückschlag für die Bevölkerung war Blüchers Rheinübergang in der Neujahrsnacht 1813/1814, als dieser nach der Völkerschlacht bei Leipzig Napoleon verfolgte, um ihn später bei Waterloo zu besiegen. Ca. 50.000 Soldaten zogen mit 15.000 Pferden plündernd durch Weisel. Der Schaden wurde auf 30.000 Gulden geschätzt. Die dreitägige Belagerung brachte aber nicht nur materielle Schäden, sondern Blüchers Truppen schleppten auch das Fleckfieber ein, an dem in der folgenden Zeit über 70 Menschen starben. Von 1806 bis 1866 gehörte Weisel zum Herzogtum Nassau und zum Amt St. Goarshausen. Im Jahr 1838 zählte man im Dorf 128 Wohnhäuser, und 200 Einwohner. Nach der preußischen Annexion des Herzogtums Nassau kam Weisel zur neuen Provinz Hessen-Nassau
Auch die beiden Weltkriege brachten über Weisel großes Leid. Viele Gebäude wurden durch Bomben und Granaten zerstört. 98 Dorfbewohner mussten hierbei ihr Leben lassen – 17 blieben vermisst. Nach der amerikanischen Besatzung gegen Ende des Zweiten Weltkrieges gehörte Weisel anschließend der französischen Zone an. Versorgungsschwierigkeiten, Wohnungsnot und die Unterbringung zahlreicher Flüchtlinge aus den Ostgebieten stellten die Bevölkerung vor große Probleme. 1946 kam Weisel durch die Verordnung der französischen Militärregierung zum damals neu gebildeten Land Rheinland-Pfalz.
Seit 1972 gehört es mit 16 weiteren Ortschaften der Verbandsgemeinde Loreley mit Verwaltungssitz in St. Goarshausen an.
Politik
Gemeinderat
Der Gemeinderat in Weisel besteht aus 16 Ratsmitgliedern, die bei der Kommunalwahl am 7. Juni 2009 gewählt wurden, und dem ehrenamtlichen Ortsbürgermeister als Vorsitzenden. Bei der vorangegangenen Wahl wurden die Ratsmitglieder in einer Mehrheitswahl gewählt.
Sitzverteilung im gewählten Gemeinderat:[4]
SPD CDU FWG Gesamt 2009 8 4 4 16 Sitze Bürgermeister
Durch Direktwahl wurde, ebenfalls am 7. Juni 2009, Ottmar Kappus (SPD) mit 88,43 % Stimmenanteil zum ehrenamtlichen Ortsbürgermeister gewählt[5].
Wappen
Das Wappen der Gemeinde Weisel zeigt ein silbernes Andreaskreuz auf blauem Grund. Das Andreaskreuz ist das Symbol des Kirchenpatrons St. Andreas und weist auf die Verbindung zur Bacharacher Kirche, ehemals zugehörig zum Kölner St. Andreas-Stift, hin. Die Farben Silber und Blau rühren von der über 500jährigen Zugehörigkeit zur Kurpfalz her. Das aktuelle Wappen der Gemeinde wurde am 18. August 1937 durch den Oberpräsidenten der Provinz Hessen-Nassau verliehen.
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Auf den stark bewaldeten Taunushöhen um Weisel kann man durch die Wiesen und Wälder wandern, dazu sind eine Vielzahl von Wanderwegen ausgewiesen. Die Rekonstruktion eines römischen Hügelgrabes (Tumulus) aus dem 2. Jahrhundert[6] kann besichtigt werden.
Museen
Auf Freunde der Technik aus alten Zeiten warten das Motorradmuseum und das „kleine Feuerwehrmuseum“.
Musik
Mehrere Vereine befassen sich im Dorf mit Musik.
Es gibt den Evangelischen Posaunenchor Weisel, den Spielmannszug Weisel, den Männergesangverein und den Frauenchor. Des Weiteren hat sich über die Grenzen von Weisel hinaus die A-cappella-Gruppe „Die Singenden Feuerwehrmänner“ einen Namen gemacht.Bauwerke
Architektonisch fallen in Weisel vor allem das aus roten Backsteinen errichtete Rathaus, die evangelische Andreaskirche, die katholische Kapelle und die Fachwerkbauten im Ortskern auf. Typisch sind die mit Schiefer verkleideten Fassaden und die mit Schiefer gedeckten Dächer.
Siehe auch: Liste der Kulturdenkmäler in Weisel
Naturdenkmäler
Wahrzeichen der Gemeinde war die „alte Linde“, ein jahrhundertealter Lindenbaum, in Weisel auch Lennebaam genannt. Am 27. Juli 2005 brach in den Abendstunden ein Unwetter über Weisel herein, das der Lindenbaum nicht überstanden hat. Es steht nur noch ein gut 2 Meter hoher Stumpf des einstmals etwa 40 Meter hohen Baums.
Sport
Der Turnverein Weisel ist der Verein mit der größten Mitgliederzahl in Weisel. Es wird eine Vielzahl verschiedener Sportarten angeboten. Der Turnverein verfügt über eine erfolgreiche Leichtathletikabteilung und eine große Faustballabteilung mit einer Herrenmannschaft, die in der Faustballbundesliga spielt.
Regelmäßige Veranstaltungen
Jährlich finden zwei große Feste statt: der Weiseler Markt (letztes Wochenende im Mai) und die Oktoberkerb (drittes Wochenende im Oktober).
Wirtschaft und Infrastruktur
Bis vor wenigen Jahren noch lebten die Menschen hier von der Landwirtschaft und dem Schieferbergbau. Die Forstwirtschaft im Gemeindewald ist für die Gemeinde eine wichtige Einnahmequelle.
Verkehr
Weisel ist aus drei Richtung über Landstraßen erreichbar. Die L 339 führt von Südwesten, von der Bundesstraße 42 ausgehend, vom Rhein durch Kaub und das Blüchertal nach Weisel und über den Höhenrücken weiter nach Osten zur L 337, die über Rettershain die Verbindung nach Nastätten im Norden und über Ransel nach Lorch im Süden herstellt. Ferner bietet die L 338 von Weisel aus eine Verbindung nach Nordwesten über Bornich zur Loreley und nach Sankt Goarshausen. Schließlich ist noch Dörscheid im Südwesten über die K 99 erreichbar. Die nächste Bahnstation ist der Bahnhof Kaub auf der Rechten Rheinstrecke.[3]
Ansässige Unternehmen
Mehrere Betriebe sind im Bereich Forsttechnik und Holzverwertung tätig. Neben größeren Betrieben im Bereich Maschinenbau und Elektrotechnik, deren Erzeugnisse und Entwicklungen auch international von Bedeutung sind, gibt es in Weisel auch kleinere Handwerksbetriebe, darunter Dachdecker, Bauunternehmen und Maler. Mehrere Gewerbebetriebe, Bäcker, Metzger und Gemischtwaren sorgen für eine Grundversorgung der Einwohner. Auch im Bereich Gastronomie gibt es mehrere Angebote.
Öffentliche Einrichtungen
Die Gemeindebücherei bietet allen Bürgerinnen und Bürgern aus Weisel und der Region etwa 2000 Bücher, Audio-, Video- und Datenmedien, sowie Zeitschriften, zur Ausleihe. Die Bücherei ist im Rathaus untergebracht.
Bevölkerungsstruktur
In Weisel leben zur Zeit Menschen aus 20 verschiedenen Nationen. In den 37 Straßen gibt es 366 Häuser. 68,3 % der Einwohner sind Protestanten, knappe 18 % Katholiken. 38,8 % der Bürger sind ledig (davon 19,6 % männlich, und 19,2 % weiblich). Verheiratet sind 50 %. Es gibt 565 Familien.
Literatur
- Renate Knecht, Hermann Knecht, Theo Bernhard; Gemeinde Weisel (Hrsg.): Weisel eine historische Bilddokumentation. Gemeinde Weisel (Eigenverlag), Weisel 1985.
- Theo Dillenberger: „Der Krieg war für jeden die Hölle, der ihn miterleben musste...“. Die Notlandung eines amerikanischen B17-Bombers in Weisel 1945. In: Forschungsgruppe Weiseler Geschichte (Hrsg.): Weiseler Geschichte(n). Bd. 1, Forschungsgruppe Weiseler Geschichte (Eigenverlag), Weisel 2008.
- Forschungsgruppe Weiseler Geschichte (Hrsg.): „Hoschde, kannschde, willschde was“. Weiseler Mundart, Lieder und Gedichte. In: Weiseler Geschichte(n). Bd. 2, Forschungsgruppe Weiseler Geschichte (Eigenverlag), Weisel 2009 (mit Hör-CD).
Weblinks
Commons: Weisel (Rhein-Lahn-Kreis) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- Website der Ortsgemeinde Weisel
- Weisel auf der Website der Verbandsgemeinde Loreley
- Website der Forschungsgruppe Weiseler Geschichte(n)
Einzelnachweise
- ↑ Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz – Bevölkerung der Gemeinden am 31. Dezember 2010 (PDF; 727 KB) (Hilfe dazu)
- ↑ Bundesamt für Naturschutz: Landschaftssteckbrief 30403 Mittelrheintaunus
- ↑ a b c d Topografische Karte 1:25.000
- ↑ Kommunalwahl Rheinland-Pfalz 2009, Gemeinderat
- ↑ Kommunalwahl Rheinland-Pfalz 2009, Ehrenamtliche Bürgermeister und Ortsvorsteher [1]
- ↑ Horst Fehr: Ein Tumulus des 2. Jh. in der Gemarkung Weisel, Rhein-Lahn-Kreis. In: Archäologie in Deutschland. 8, 4, 1992, S. 52–53
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