Wellenanlage

Wellenanlage
Wellenanlage eines Schiffes aus Innenbordmotor, Antriebswelle und Propeller

Die Wellenanlage eines Schiffes oder Boots dient bei direkten Antrieben der Übertragung der Drehleistung des Motors zum Propeller. Die Wellenanlage kann aus einem odere mehreren parallelen Antriebssträngen bestehen. Die einfachste Form der Wellenanlage besteht aus einer elastischen Kupplung, Zwischenwelle, Propellerwelle und Propeller.

Die Eigentliche Welle wird von Lagern gehalten. Außer bei kleinen Booten, kommen hier meist Gleitlager zum Einsatz. Das hintere Lager, das sogenannte Stevenrohrlager und ist gegenüber dem Seewasser durch eine Stevenrohrdichtung abgedichtet, beispielsweise durch eine Stopfbuchse.

Normalerweise besteht ein Wellenstrang aus einer gerade angeordneten Linie vom Schwungrad des Motors bis zum Propeller. Bei begrenzten Raumbedingungen, kann das Getriebe auch dazu dienen, Winkel- und/oder Höhenversatz auszugleichen. (siehe Sportschifffahrt)

Oft sind Getriebe Bestandteil der Wellenanlage. Diese dienen dazu die Motordrehzahl zu untersetzen, da für einen günstigen Antriebswirkungsgrad Drehzahlen unter 200, wenn möglich sogar unter 100, Umdrehungen pro Minuten angestrebt werden. Darüber hinaus haben die Getriebe häufig weitere Abtriebe zum Betreiben von Generatoren oder Pumpen. Bei komplexen Anlagen,insbesondere im Militärschiffbau nehmen die Getriebe der Wellenanlage eine zentrale Rolle ein, da hier mehrere Motoren und evtl. Turbinen mit sehr unterschiedlichen Drehzahlen auf eine oder mehrere Wellen geschaltet werden müssen.

Von außen sichtbarer Teil einer Einwellenanlage an einem Fährschiff.
Schema einer CODOG-Anlage.
Schema eines L-Antriebs einer Segelyacht.

Der Begriff der Wellenanlage kommt im Sprachgebrauch erst zur Anwendung, seitdem auch andere Antriebsarten, wie Jetantriebe, Außenbordmotoren, Propellergondeln oder auch Z-Antriebe in Schiffen und Booten verwendet werden, um die Wellenanlage als „klassische“ Antriebsart sprachlich von den anderen Antriebsarten unterscheiden zu können.

Inhaltsverzeichnis

Sportschifffahrt

In der Sportschifffahrt untergliedert sich die Wellenanlage in drei verschiedene Ausführungsformen:

  • L-Trieb – der Innenbordmotor überträgt seine Leistung direkt nach achtern über die Antriebswelle zum Propeller, gegebenenfalls über ein Getriebe,
  • V-Trieb – der Innenbordmotor überträgt seine Leistung mit einer ersten Antriebswelle nach vorne zu einem Umlenk-Getriebe und von dort nach achtern zum Propeller,
  • Saildrive – eine Kompaktanlage, die bei Motor- und Segelyachten mit geringer Antriebsleistung verwendet wird.

Vor- und Nachteile von Wellenanlagen

Die Mehrzahl aller Schiffe werden auch heute noch mit Wellenanlagen ausgestattet. Das liegt daran, dass die direkte Übertragung der Drehleistung nur sehr wenig Leistungsverluste besitzt. Nur ca. 1% der übertragenen Leistung wird in Form von Lagerwärme "verloren". Bei Einfachgetrieben sind die Verluste mit 2-3% immernoch sehr gering. Im Vergleich dazu hat ein Z-Getriebe wie im Schottel-Ruderpropeller bereits 5% Verlustleistung. Die Verluste eines elektrischen Antriebes liegen nocheinmal darüber, nämlich um 9%.


Die Wellenanlage beinhaltet normalerweise keine Manövrierorgane, wie z.B. Ruder. Andere Antriebssysteme ohne Wellenanlage haben diese mit integriert (siehe Propellergondel,Voith-Schneider-Antrieb).

Weiterer Nachteil von Wellenanlagen ist das Umsteuern und, dass sie teilweise einen sehr ausgeprägten Radeffekt aufweisen. Zum Rückwärtsfahren, dem sogenannten Umsteuern, muß entweder der Motor selbst oder das Getriebe umsteuerbar sein oder der Propeller muss ein Verstellpropeller sein. Das Umsteuern der Motoren ist in der Regel mit hohen Belastungen für den Motor und einem Zeitverzug (durchaus von mehreren Minuten) verbunden. Verstellpropeller und Getriebe zum Umsteuern sind in der Anschaffung teuer.

Insbesondere bei Wellenanlagen mit nur einem Propeller beim Anfahren nach achteraus zu einem starken seitlichen Versatz des Hecks. Diesem muss mit Ruderlegen entgegengewirkt werden. Bei Wellenanlagen mit zwei Propellern wird die Drehrichtung der beiden Propeller so eingestellt, dass nahezu kein Radeffekt auftritt und die Manövrierfähigkeit wesentlich verbessert werden kann.

Literatur

  • Ramon Gliewe (Hrsg.): ’’Seemannschaft’’. 26. Auflage. Delius Klasing Verlag, Bielefeld 2003, ISBN 3-7688-0523-9, Seite 140
  • K. van Dokkum: ’’Ship knowledge’’. 2nd Edition, Dokmar, ISBN 90-806330-6-2

Siehe auch


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