Westgermanen

Westgermanen

Als Germanen wird eine Anzahl von Stämmen in Mitteleuropa und im südlichen Skandinavien bezeichnet, deren ethnische Identität in der Forschung traditionell über die Sprache bestimmt wird. Kennzeichen sind bestimmte Lautwandel gegenüber der rekonstruierten indogermanischen Ursprache, die als germanische oder Erste Lautverschiebung zusammengefasst werden.

Ab der Zeitenwende prägte der Kontakt mit den Römern die germanische Welt, wie auch die Entwicklung des Römischen Reiches sich zunehmend mit der germanischen Welt verband. In der Spätantike kam es im Verlauf der Völkerwanderung zu weitreichenden Zügen mehrerer germanischer Stämme (gentes), die teilweise größere Verbände bildeten (siehe Ethnogenese), und schließlich zu deren Einfall in das Römische Reich. Einige dieser Gruppen gründeten Reiche nach antikem römischen Vorbild auf dem Boden des Westreiches, das 476/80 unterging. Elemente der germanischen Religion und des religiösen Brauchtums wurden unter anderem durch Akkommodation in das angenommene Christentum übertragen.

Dieser Artikel beschreibt die allgemeine Geschichte der germanischen Völker, beginnend vor der Zeitenwende bis in die Spätantike. In der Forschung wird auch die Geschichte Skandinaviens bis ins Mittelalter im germanischen Kontext gesehen. Die Geschichte einzelner Stämme, die germanische Mythologie und die germanischen Stammesrechte sind Thema weiterer Artikel.

Inhaltsverzeichnis

Begriff

Die Herkunft des Begriffs Germane ist bis heute nicht zweifelsfrei geklärt. Älteste historische Berichte über germanische Kulturen stammen von Begegnungen mit den Griechen und dem Römischen Reich; eigene Schriftzeugnisse wie z. B. die Runen finden sich erst nach der Zeitenwende.

Der Germanenbegriff ist eine völkerkundliche Einteilung in antiker Tradition für eine Großgruppe zwischen Kelten und Skyten. Er ist zum geringen Teil eine Selbstbezeichnung, im übrigen aber eine Fremdbenennung von außen. Auch eine Selbstbenennung lässt keinen Schluss auf ein Bewusstsein gesamtgermanischer Identität zu, schon gar nicht im Sinne moderner Vorstellungen von Ethnizität, da die gentes, die Stämme, auch sehr unterschiedlich zusammengesetzt waren.

Der namengebende Kern wird nach Poseidonios in den Stämmen am Niederrhein und am Nordseeküstengebiet gesehen. Die Ausweitung des Namens wird den Kelten und Römern zugeschrieben, ist aber des näheren nicht mehr zu erhellen. Auch eine Selbstzuordnung von Stämmen zu den Germanen ist möglich, wie es nach Tacitus die Marsi, Gambrivii, Suebi und Vandilii taten, indem sie behaupteten, zur Mannus-Genealogie zu gehören.[1] Als das wichtigste Ereignis der Ethnogenese wird die Ausbreitung der Sueben angesehen. Nach Wenskus waren es die Sueben, die die ethnische Einigung der Germanen in die Wege leiteten.[2] Dass, obwohl sich der Suebenname immer weiter ausbreitete, sich nicht der Suebenname, sondern die Germanenbezeichnung durchsetzte, ist nach ihm auf die Konfrontation der Sueben mit den Römern zurückzuführen, die die politische Kraft des Suebentums zerbrochen habe.

Das Wachsen eines Einheitsgefühls ging von verschiedenen Zentren aus und war mehr von außen als von innen her stimuliert. Dabei spielte auch die Infiltration von geografischen Randgruppen an der Elbe und in Jütland sowie in Südskandinavien und die damit einhergehende Selbstkeltisierung eine Rolle. Die Ausweitung des Germanenbegriffs auf Skandinavien ist eine späte Entwicklung. Der früheste bekannte Vertreter dieser Erweiterung ist der schwedische Reformator und Historiker Olaus Petri im 16. Jahrhundert, der Schweden und Deutschen eine gemeinsame Herkunft unterstellte.[3] Im 18. Jahrhundert war die historische und sprachliche Zusammengehörigkeit der nordischen Länder mit Deutschland unter den Gelehrten allgemeine Überzeugung geworden.[4]

Historische Quellen

Bereits der griechische Reisende Pytheas aus Massalia berichtete um 330 v. Chr. über die Länder um die Nordsee und die dort lebenden Völker. Die ostgermanischen Bastarnen drangen ab ca. 200 v. Chr. nach Südosten in das heutige Ostrumänien vor und wurden ab 179 v. Chr. in Kämpfe der Makedonen und anderer Völker auf dem Balkan verwickelt.

Als ältester Beleg für das Wort „Germanen“ gelten die fasti triumphales zum Jahre 222 v. Chr. Dort wird der Sieg des Marcus Claudius Marcellus bei Clastidium „de Galleis et Germaneis“ genannt. Damals belegte man offenbar die Gallier nördlich der Alpen mit dem Germanenbegriff. Plinius der Ältere nennt in seiner Naturalis historia (3. Buch) 25 Germanen in den Alpen. In Rom wurden also noch lange die in Mitteleuropa lebenden Völkerschaften nicht als Germanen bezeichnet. Erst in der späteren römischen Literatur wurde der Beginn der römisch-germanischen Konfrontation mit dem Kimberneinfall verbunden. Zur Zeit ihres Auftretens wurden die Kimbern noch nicht als Germanen identifiziert.[5] Plutarch selbst trat dann für die Bezeichnung „Germanen“ für die Kimbern ein. Überwiegend wurden die Kimbern aber für Kelten gehalten.

Die historischen Überlieferungen über auch so bezeichnete Germanen beginnen in den Berichten antiker Schriftsteller im 1. Jh. v. Chr. Der älteste Hinweis findet sich um das Jahr 80 v. Chr. bei Poseidonios von Apameia im 30. Buch. Dort schildert er, dass die Germanen als Hauptmahlzeit Glieder gebratenen Fleischs zu sich nähmen, Milch tränken und unvermischten Wein. Für die Leser der damaligen Zeit beschreibt diese Charakterisierung Barbaren. Poseidonios kannte die Germanen offenbar nur als ein in der Nähe des Rheins lebendes, den Kelten (siehe auch Gallier) nahestehendes Volk, zu denen die Kimbern am Nordrand der bekannten Welt (Oikoumene) nicht gehörten. Auch Strabon hielt die Germanen für ein den Galliern verwandtes Volk.

Büste von Gaius Julius Caesar im Archäologischen Nationalmuseum, Neapel

Kurze Zeit später prägte Julius Caesar in seinem Buch „Der gallische Krieg“ 51 v. Chr. den Begriff, indem er Gallien am Rhein enden ließ und alles Land östlich davon als Germanien bezeichnete (Germanenexkurs). Bis dahin glaubte man, nördlich der Alpen würden im Westen die Kelten und im Osten durch den Fluss Tanaïs (Don) getrennt die Skythen leben. Caesar definierte die Gruppe der Germani cisrhenani nach der militärischen Aufgebotsordnung und Wehrgenossenschaft der Belger: Er rechnete die Condrusi, Eburones, Caerosi, Caemani, Ambivariti und die Segni dazu, nicht aber die benachbarten Atuatucer, obgleich er sie für Abkömmlinge der Kimbern hielt, weil sie nicht zu dieser Aufgebotsordnung gehörten. Sie haben sich auch selbst gegenüber Caesar als „Germani“ bezeichnet.[6] Die Bezeichnung cisrhenani (linksrheinisch) legt aber nahe, dass man sie schon damals von rechtsrheinischen Germani unterschied. Wie Caesar dazu kam, alle östlich des Rheins lebenden Völkerschaften mit Germanen zu identifizieren, ist umstritten. Der Germanenbegriff wird im Laufe seines Kriegsberichts inhaltlich weiter aufgefüllt bis hin zu seinen Erläuterungen in 6, 11 ff. Eine Erklärung könnte sich aus einem politischen Ziel ergeben, den Rhein als Völkergrenze anzusehen und eine tiefe Kluft zwischen Galliern und Germanen zu beschreiben und so sein Werk als „Eroberung Galliens“ darzustellen.[7].

Für Pomponius Mela waren die südliche Grenze des Germanengebietes die Alpen, die westliche Grenze der Rhein, die östliche die Weichsel und das Gebiet der Sarmaten, die nördliche die Meeresküste.[8]

Eine tatsächliche Kulturscheide stellte der Rhein jedoch nicht dar, da sowohl östlich davon keltische als auch westlich davon germanische Gruppierungen siedelten und Caesar dies auch bekannt war. Archäologisch lässt sich lediglich das Gebiet der oppida in nördlicher und östlicher Richtung abgrenzen. Diese Festschreibung Caesars wirkte sich jedoch fortan in ethnografischer Hinsicht differenzierend aus.

Der römische Historiker Tacitus schreibt in seiner EthnografieGermania“ im Jahre 98:

Die ersten, die den Rhein überschritten und die Gallier vertrieben hätten, die jetzigen Tungrer, seien damals Germanen genannt worden. So habe der Name eines Stammes, nicht eines ganzen Volkes, allmählich weite Geltung erlangt: zuerst wurden alle nach dem Sieger, aus Furcht vor ihm, als Ger-manen bezeichnet, bald aber nannten auch sie selbst sich so, nachdem der Name einmal aufgekommen war.

Tacitus zufolge wurden alle rechtsrheinischen Stämme zuerst von den Galliern als Germanen im umfassenden Sinn bezeichnet. Cicero kannte den Germanenbegriff Caesars noch nicht.[9] Von Tacitus stammt die Überlieferung der mythischen Genealogie, die die Germanen auf Tuisto, Mannus und dessen drei Söhne, zurückführte und die den Stammesgruppen der Ingaevonen, Hermionen und Istaevonen ihren Namen gegeben hätten. Eine Variante habe noch die Marsi, Gambrivii, Suebi und Vandilii hinzugefügt.[10] Der Germanenname galt zunächst für kleine Völker im belgisch-niederrheinischen Bereich beiderseits des Rheins. Diese Völker befanden sich vor Caesar noch außerhalb des Horizonts der antiken Beobachter und wurden, als man von ihnen erfuhr, zunächst für Kelten gehalten.

Die Ausbreitung des Germanennamens wird heute meist darauf zurückgeführt, dass die Gallier die östlichen Invasoren als Fremde empfanden, sich von ihnen abgrenzten und für die Invasoren den Germanennamen verwendeten. Die Römer hätten ihn dann von den Galliern übernommen.[11] Das Wort Germanen ist nicht, wie häufig versucht, auf den Ger (von germ. *gaizaz), einen Wurfspeer, zurückzuführen. Es wird jedoch Verwandtschaft mit lat. germānus ‘leiblich, echt, wahr’, air. gairm ‘Schrei’ oder air. gair ‘Nachbar’ erwogen.[12]

Anfänglich waren es die Sueben, deren Tradition und Erscheinung bestimmend für die ethnografische Wahrnehmung und Beschreibung zahlreicher germanischer Stämme in der antiken Welt wurden. Später lag diese Dominanz bei den gotischen Stämmen.[13] In der Spätantike wurde der Germanenbegriff weiterhin nur für die auf germanischem Gebiet siedelnden Stämme gebraucht, die wandernden (ostgermanischen) Großstämme traten unter einer eigenen Identität auf (Goten, Vandalen usw.). Die Skandinavier wurden schon nicht mehr zu den Germanen gezählt.[14]

Moderner Germanenbegriff

Der moderne Germanenbegiff setzt auf der Begriffsbildung Caesars auf. Im 19. und 20 Jahrhundert wurden die Germanen weithin als „Volk“ verstanden, das Volkstum wurde an der Sprachentwicklung wie der Lautverschiebung festgemacht. Diese Identifizierung führte zu der These, dass die in der antiken Überlieferung genannten westgermanischen Stämme nach modernen sprachlichen Kriterien im wesentlichen Kelten gewesen seien.[15] Auch der archäologische Germanenbegriff ging vom sprachwissenschaftlichen Germanenbegriff aus: Weil sich der „Volksgeist“ auch in seinen materiellen Schöpfungen ausdrücke, wurden archäologische Fundtypen beständigen Kulturgruppen dann zugeordnet, wenn eine durchgehende Besiedlung nachgewiesen werden konnte und diese mit den antiken Quellen vereinbar war. So setzte der archäologische Germanenbegriff den sprachwissenschaftlichen voraus und dieser den in der antiken Literatur. Der antike Germanenbegriff umfasste schon aus geografischer Unkenntnis heraus den skandinavischen Raum nicht, schloss aber die im Ostseeraum siedelnden Suebenstämme ein. Er wurde in der Zeit des Humanismus beherrschend. Der humanistische Germanenbegriff wurde im 19. Jahrhundert mit dem romantischen Volksbegriff zusammengebracht und fand über die „Volksgeistlehre“ Eingang in die Germanenideologie.[16]

Dieser einheitliche Germanenbegriff ist heute in verschiedene Germanenbegriffe aufgelöst. Dafür gibt es mehrere Ursachen: Zum einen ist die Identifizierung von archäologischen Fundtypen mit einheitlichen Volksgruppen nicht mehr aufrecht zu erhalten. Auch der durchaus berechtigte Sprachstammbaum rechtfertigt nicht eine wesensmäßige Einheit „germanischer Völker“. Die den unterschiedlichen Fachrichtungen (Archäologie, historische Forschung, Linguistik) eigentümlichen Germanenbegriffe sind nicht mehr deckungsgleich. Wenn auf der einen Seite die Fundtypen keinen Völkern zugeordnet werden können, die historischen Germanen nicht eine Sprachfamilie bilden und diejenigen, welche germanische Sprachen redeten, nicht unbedingt Germanen sind, dann handeln die Einzelwissenschaften nicht mehr von einem identischen Gegenstand „Germanen“. Ein besonderes Beispiel ist, dass das einzige Volk, das sich nach antiker Überlieferung selbst als Germanen bezeichnete, nämlich die caesarischen Germani cisrhenani, nach heutiger Erkenntnis keine Germanen, sondern keltisch assimilierte Belger waren.[17]

Der in dem einen wissenschaftlichen Bereich vorherrschende Germanenbegriff gilt nicht notwendig in einem anderen. Die Skandinavier sind nur im Bereich der Germanischen Philologie Germanen, die Vertreter der Jastorfkultur nur bei den Prähistorikern und die historischen Franken ihrem eigenen Verständnis nach gar keine Germanen.[18] So wurde der Germanenbegriff auf Zeiträume übertragen, in denen es ein germanisches Identitätsbewusstsein nicht gab. In der Reaktion gegen den Gedanken einer Substanz des Germanentums, die in einer geschichtsbiologistischen Ideologie gipfelte, wurde nunmehr das ethnische Selbstbewusstsein zum Kern des Volks- oder Stammesbegriffs. Diese Sichtweise wird auch dem häufig zu beobachtenden Wechsel in der Zuordnung der Stämme, der geringen Beständigkeit der Stämme und Stammesgesellschaften sowie ihren Wanderungen eher gerecht.

Der Charakter der Stämme reduziert sich damit auf Abstammungsgemeinschaften, die sich in Traditionskernen und genealogischen Überlieferungen niederschlagen. Diese Unterschiede im Germanenbegriff sind noch Gegenstand der wissenschaftlichen Diskussion.

Die frühgermanischen Kulturen

Für die Forschung zur frühen Entwicklung der germanischen Stämme werden archäologische, linguistische und historische Erkenntnisse genutzt. Für die Zeit vor 100 v. Chr. existieren nur wenige historische Zeugnisse. Konsequenterweise kann von Germanen auch erst ab dieser Zeit die Rede sein.

Archäologische Untersuchungen

Jüngere Bronzezeit ab 1200 v. Chr.:
██ Nordische Bronzezeit
██ Nördliche Urnenfelderkultur
██ Zentrale Urnenfelderkultur
██ Lausitzer Kultur
██ Westeuropäische Bronzezeit
██ Terramarekultur
██ Knowitzkultur
██ Donaukultur
Frühe Eisenzeit:
██ keltische Gruppen
██ ostbaltische Waldzonenkulturen
██ westbaltische Hügelgräberkultur
██ Milogrady-Kultur
██ estnische Gruppe
Späte vorrömische Eisenzeit: [19]
██ Keltische Gruppen
██ Ostbaltische Waldzonen-Kulturen
██ Westbaltische Hügelgräberkultur
██ Zarubincy-Kultur
██ Estländische Gruppe
██ Gubener Gruppe der Jastorfkultur
██ Getische und thrakische Gruppen
██ Poieneşti-Lukaševka Kultur (von Przeworsker und Jastorf-Kultur beeinflusst)

Die Archäologie kann von sich aus die Frage, was unter dem Begriff Germanen zu verstehen ist, nicht beantworten. Sie stellt Kulturgruppen fest, die einander mehr gleichen als den Nachbarn, muss aber für ihre Einordnung auf die historische Namensgebung zurückgreifen. Die Fundgruppen weisen Beziehungen zu historischen Stämmen auf, decken sich aber nicht mit diesen.

Eine indogermanische Ethnizität früher nord- und mitteleuropäischer Kulturen wie der Ackerbau betreibenden Trichterbecherkultur ab ca. 4000 v. Chr., die zwischen (ca. 3500–2800 v. Chr.), zu einer sekundären Megalithkultur wurde, ist kaum begründbar. Auch die Identität der Kultur mit Schnurkeramik (ca. 2800–2200 v. Chr.), auch Streitaxtkultur genannt, mit späteren als germanischen nachweisbaren Kulturen ist umstritten. Am ehesten waren die Träger dieser Kultur jedoch die Vorfahren indogermanischer Sprechergemeinschaften. Die Zugehörigkeit des Nordischen Kreises (Nordische Bronzezeit, ca. 1800–500 v. Chr.) zu vorgermanischen Kulturen gilt als relativ sicher. Der Norden der Mark Brandenburg lässt sich dieser Kultur zuordnen, Südbrandenburg, Sachsen und Polen dagegen der Lausitzer Kultur, von einigen Autoren als slawisch angesehen. Die westlich daran anschließende Jastorfkultur scheint die Expansion einer frühen germanischen Kultur und ihre Vermischung mit der einheimischen Bevölkerung widerzuspiegeln; z. B. geht die im Nordwesten Deutschlands gelegene früheisenzeitliche Nienburger Kultur in der Jastorfkultur auf. Da eine Einwanderung in das Gebiet des Nordischen Kreises seit der Bronzezeit nicht nachweisbar ist, wird angenommen, dass dort bereits zu dieser Zeit (zumindest teilweise) germanisch gesprochen wurde. Nebenbei – eine Abwanderung in der Eisenzeit ist nachgewiesen.

Die Gruppierungen zwischen Nordsee und Weichsel waren Bauernkulturen der Urnenfelderkultur mit oft großen Friedhöfen. Nördlich des keltischen Gebiets der oppida lassen sich archäologisch mehrere frühgermanische Gruppen unterscheiden:

  • im Westen die Harpstedter Gruppe – deren charakteristisches Merkmal die auch als Urnen genutzten Rauhtöpfe sind.
  • in der Mitte die Jastorfer Gruppe
  • die pomerellische oder pommersche Gesichtsurnengruppe im östlichen Gebiet – benannt nach ihren Urnen mit einem Gesichtsrelief

Obwohl in den Stammessagen germanischer Völker oft Skandinavien als mythische Urheimat angegeben wird, lässt sich eine entsprechende von Skandinavien ausgehende Siedlungsbewegung archäologisch nicht nachweisen (zu den Herkunftsgeschichten siehe auch Origo gentis).

Nach ihrem Herkunftsmythos – von Jordanes in der Getica niedergeschrieben – entstammen beispielsweise die Goten der Insel Scandza. Noch nach der älteren Forschung verließen die Goten um das Ende des 2. Jahrhunderts v. Chr. ihre vorgebliche Heimat in Südschweden und/oder auf der Insel Gotland (da „Scandza“ eben nicht genau zu lokalisieren ist). Sie zogen über das Meer und ließen sich auf dem Gebiet des heutigen Polen nieder. Archäologisch lässt sich jedoch eine Herkunft aus Schweden oder Gotland nicht bestätigen und in der neueren Forschung wird von dieser These Abstand genommen.[20] Möglich ist auch eine Bildung der Goten als polyethnischer Verband erst auf dem Boden des heutigen Polen.

Es wird als Zentrum der frühgermanischen Kulturen das Gebiet des heutigen Dänemark sowie Südschweden und Norddeutschland angenommen. Von hier aus haben sie sich seit Mitte/Ende des 2. Jahrtausends v. Chr. vor allem nach Süden und Südosten ausgebreitet. Begründet wird diese Hypothese:

  • mit dem Fehlen einer frühgermanischen Schicht an Toponymen (Ortsnamen) in diesem Gebiet
  • mit der archäologisch nachweisbaren Ausbreitung typisch germanischer Funde im späten 2. und im 1. Jahrtausend v. Chr. in Richtung Süden

Der Schwerpunkt germanisch einzuordnender Gewässer- und Ortsbezeichnungen liegt nach dem Onomasten Prof. Jürgen Udolph im südniedersächsischen Raum und am Nordrand der deutschen Mittelgebirge. Dies bedeutet zumindest eine seitdem ungestörte germanische Besiedlung. Die Deutung als Urheimat hat in letzter Zeit an Zustimmung gewonnen, erscheint aber nicht zwingend.

Die 1920 entwickelte „siedlungsarchäologische Methode“ Gustaf Kossinnas zur Suche nach frühgeschichtlichen germanischen Ethnien der Kupfer- und Bronze- und frühen Eisenzeit wurde – durch ihre Gleichsetzung von archäologischer Kultur und Ethnie – von den Nationalsozialisten missbraucht und hält wissenschaftlicher Kritik nicht stand. Die moderne Siedlungsarchäologie versucht heutzutage unter anderen Grundannahmen, archäologische und linguistische Befunde der prähistorischen Zeit zu einem widerspruchslosen Gesamtbild zusammenzuführen.

Siehe auch: Germanengrab (Itzehoe)

Sprache

Hauptartikel: Gemeingermanisch und Germanische Sprachen

Die germanischen Sprachen zählen zur indogermanischen Sprachfamilie. Die germanische Tochtersprache bildete sich durch die (erste =)germanische Lautverschiebung (siehe Grimmsches Gesetz und Vernersches Gesetz) heraus. Zwei Beispiele für die Verschiebung: lat. pater → dt. Vater bzw. lat. kentum → dt. hundert. Die zunächst angenommene Datierung um ca. 500 v. Chr. ist noch strittig.

Heute geht man davon aus, dass das frühe Germanische mit den Vorläufern der baltischen und slawischen Sprachen eine Dialektgruppe innerhalb der indogermanischen Sprachen bildet. Die germanischen Sprachen lösten sich dann aus dieser Gruppe, wobei sie vielleicht von uralischen Sprachen beeinflusst wurden.

Die älteste umfassend belegte germanische Einzelprache ist die Gotische Sprache. Die teilweise zeitlich früher festsetzbaren sprachlichen Zeugnisse aus den sehr kurzen und teilweise schwer deutbaren Runeninschriften, oder Personennamen sowie anderen Begrifflichkeiten in römisch-grichischen Quellen festgehalten, bestehen im Gegensatz zum gotischen aus einzelen nicht in Zusammenhang stehenden Wortnennungen.

Schrift

Das ältere Futhark, die ersten germanischen Schriftzeichen
Hauptartikel: Runen

Eigenschriftliche germanische Zeugnisse setzen um 200 n. Chr. mit den ältesten urnordischen Runeninschriften ein. Die Runen wurden hauptsächlich als kultische Zeichen benutzt, was die sehr kurzen und formelartigen Gestaltungen und Lautungen in Waffen (Lanzenspitzen, Schwerter) oder Fibeln bezeugen.[21] Die bekanntesten Schriftträger sind die monumentalen skandinavischen Runensteine. Die namentlichen Bezeichnungen der einzelnen Runen sind durch Runengedichte überliefert.

Die wesentliche frühzeitliche Übermittlung von beispielsweise historischen Informationen, seien es Dinge der Abstammung oder andere, erfolgte mündlich, und in diesem Bezug durch das Preislied. Aus diesem hat sich die spätere Tradition der Heldensage entwickelt, als sich ein an das lateinische angelehnte Schriftsystem für die Ermöglichung einer nennenswerten Literatur herausformte (Altnordische Schrift).[22] Bei den von Tacitus in Kapitel 10. der Germania beschriebenen „Zeichen“, im Zusammenhang der Losorakel, handelte es sich vermutlich eher um sonstig verwendete Symbole, als um Runen im Sinne von Schriftzeichen. Gleichwohl sind einige Dieser in die Runenalphabete integriert wurden.[23]

Die erste eigentliche Form einer entwickelten germanischen Schriftsprache sind die gotischen Schriften. Die Goten nutzten, ursprünglich wie andere Stämme und Völker, die gemeinsame Runenschrift und ritzten diese ebenso in Gegenstände aus Holz und anderen Materialien (Goldring von Pietroassa). Der gotische Bischof Wulfila entwickelte für die christliche Mission der Goten ein Alphabet, das sich aus griechischen, lateinischen und runischen Schriftzeichen zusammensetze. Er nahm zeitlich gesehen die Entwicklung des nordischen Schriftsystems vorweg, aus denselben bedingen Umständen. Die Runenschrift als Monumentalschrift ist unzulänglich für eine Schriftsprache die literarisch umfassende Textinhalte nachhaltig und sinnschlüssig für eine lokale wie überregionale Gruppe von Rezipienten lesbar und begreifbar macht. Seine volkssprachige Übersetzung des Neuen Testamentes bildet, neben anderen gotischen Quellen, die Grundlage der vergleichenden Forschung zur germanischen Schriftlichkeit und Sprachlichkeit, durch den dargestellten umfangreichen gotischen Wortschatz. Die einzelnen Namen der gotischen Buchstaben sind durch die sogenannte Salzburg-Wiener Handschrift überliefert.[24]

Siehe auch: Samnordisk runtextdatabas

Lebensweise der Germanen

Germanische Ratsversammlung – Zeichnung eines Reliefabschnitts der Mark-Aurel-Säule zu Rom.

Generalisierende Beschreibungen über die soziale, wirtschaftliche und politische Struktur sind notwendigerweise undifferenziert und der sehr komplexen Wirklichkeit kaum angemessen. Sie speisen sich meist aus den Texten Caesars und der Germania des Tacitus, die jedoch in die Zeit und in den Kontext der Absichten der Verfasser zu stellen sind.[25] Aber einige Züge haben in der Wissenschaft eine allgemeine Anerkennung gefunden. Dies ist für die folgenden Ausführungen zu beachten.

Siedlung

Die Germanen wohnten in verhältnismäßig kleinen Siedlungen. Aus den Bestattungsplätzen der Germanen schließen Archäologen, dass die Größe von Siedlungen bei etwa zweihundert Menschen lag. Die Siedlungen entwickelten sich selten planmäßig: Dort, wo bereits ein Germane siedelte, kamen bald weitere hinzu. Ein Erbe dieser Siedlungsweise sind bis heute die so genannten Haufendörfer in Deutschland und anderen Ländern des germanischen Kulturkreises. Häufig wurden die Dörfer von einer Art Zaun, selten durch eine richtige Palisade umgeben. Nur in den Grenzregionen zum Römischen Reich wurden mit Beginn der Feindseligkeiten und gegenseitigen Übergriffe die Dörfer mit Wällen oder Palisaden geschützt und bewacht.

Rekonstruiertes germanisches Dorf in Fritzlar-Geismar, basierend auf an dieser Stelle getätigten Ausgrabungen
Jernalderhus – Rekonstruktion eines eisenzeitlichen Hauses um 400 im Moesgaard-Museum bei Århus (Dänemark)

Aus Ausgrabungen ist bekannt, dass die Germanen in Holzhäusern in Skelettbauweise wohnten. Da im Gegensatz zu Steinhäusern das Holz mit der Zeit verrottet, geben lediglich die archäologisch nachweisbaren Pfostenlöcher einen Aufschluss über den genauen Aufbau der Häuser. Die verbreitetste Art war das dreischiffige Langhaus, 6–8 m breit und oft mehr als doppelt so lang, in Einzelfällen über 60 m. Unter seinem Dach beherbergte es sowohl die Familie als auch alle Halbfreien und Sklaven sowie die Tiere, die lediglich durch eine Wand getrennt waren. Dies hatte vor allem den Vorteil, dass die Tiere dazu beitrugen, das Haus in den kalten Wintermonaten mitzuheizen. Der Wohnraum besaß keine weiteren Trennwände, in seiner Mitte befand sich eine Feuerstelle. Der Rauch konnte über eine Öffnung im Dach abziehen. Fenster besaßen die germanischen Häuser wohl nicht.

Obwohl die wichtigste Bestattungsmethode zur Zeitenwende die Verbrennung mit anschließender Urnenbestattung war, sind auch zahlreiche Moorleichen bekannt, die mit sehr unterschiedlichen Todesumständen verknüpft sind. Ab etwa 300 nimmt der Anteil der Körpergräber stark zu, wenn auch die Verbrennung bei einigen Stämmen weiterhin üblich bleibt.

Gesellschaft

Prinzipien

Das Volk war in die Stände Freie, Halbfreie (Knechte) und Rechtlose (Kriegsgefangene, Sklaven) gegliedert. Zu bestimmten Zeitpunkten fanden die Versammlungen der freien Männer (Volksthing) statt, bei denen wichtige Entscheidungen besprochen und getroffen wurden, so z. B. die Wahl des Königs. König und Gaufürsten hatten beim Volksthing nur das Vorschlagsrecht. Die Gesellschaft war patriarchalisch organisiert und die Hausgemeinschaft hatte eine besondere Stellung in ihr. Die Macht des Königs reichte nur bis zum Hausherrn, aber alle im Haus Lebenden unterstanden diesem, wobei die Aufsicht der Sippe einen Schutz vor Willkür bot.

Nach Tacitus war die Einehe verbreitet. Damit bildeten die Germanen eine Ausnahme unter den barbarischen Stämmen der Antike.

Entwicklung

Grabfunde weisen auf eine zunehmende soziale Differenzierung in den ersten Jahrhunderten n. Chr. hin. Angehörige der Adelsschicht wurden zunehmend unverbrannt mit reichen Beigaben bestattet, während sonst die Urnenbestattung weiterhin üblich blieb. Die Aristokratien beruhten auf Gefolgschaft und überdauerten politische Bündnisse und Heerkönige. Die halbnomadische Lebensweise ließ ein stabiles Königtum nicht zu.

Im Laufe der Zeit bildete sich bei den germanischen Stämmen eine aristokratische Führungsschicht heraus – erkennbar auch an den sich verbreitenden Erdbestattungen mit Grabbeilagen – und die Kultgemeinschaften der früheren Kaiserzeit wurden durch Gefolgschaftsverbände abgelöst, die mehrere Stämme umfassen konnten. Der Aristokratie entstammten die Heerkönige, deren Herrschaft oft auf die einzelne Person beschränkt blieb. Es handelte sich um die faktische Stellung durch Leistung und selbsterrungener Macht. Es gab im Osten auch geteiltes Königtum[26], entweder bei mehreren Stämmen im Gesamtverband, oder neben dem politischen ein sakrales Königtum.[27] Ein monarchisches Königtum bildete sich erst im frühen Mittelalter mit der Entstehung germanischer Königreiche heraus. Die erste Erwähnung eines Königs Maelo für die Sugambrer bei Augustus gilt als unsicher.[28] Der erste historisch bekannte Heerkönig germanischer Völker ist Ariovist. Seine Herrschaft war nicht auf einen einzelnen Stamm beschränkt. Zur Zeitenwende bildeten bereits die Sueben einen Großverband, der so auch von Tacitus beschrieben wurde.[29] Über die mit der germanischen Großstammbildung verbundenen sozialen Konflikte ist wenig bekannt und der Gegensatz von Arminius und Marbod kann hier lediglich als ein Beispiel dienen:

Arminius und Marbod
Der Cherusker Arminius (†21 n. Chr.) und der Markomanne Marbod (†36 n. Chr.) waren beide adliger Abstammung und verfolgten in Bezug auf Rom die gleichen Ziele – die Unabhängigkeit ihrer Stämme. Beide hatten die römische Kultur intensiv kennengelernt. Marbod war einige Jahre in Rom und stand in der Gunst Augustus. Nach seiner Rückkehr wurde er Stammesführer der Markomannen. Arminius und sein Bruder Flavus standen als Befehlshaber cheruskischer Einheiten in römischen Diensten und besaßen das römische Bürgerrecht. Arminius besaß den römischen Ritterstand; die Cherusker hatten sich freiwillig den Römern unterworfen. In der folgenden Zeit spaltete der Konflikt mit den Römern auch die cheruskische Führungsschicht. Arminius heiratete Thusnelda gegen den Willen ihres Vaters Segestes. Es kam zu gegenseitigen Belagerungen. Segestes paktierte mit Varus und Germanicus, Arminius' Onkel namens „Inguimer“ mit Marbod.
Für beide Heerführer war die adlige Abstammung notwendige Voraussetzung für den Aufstieg zum Heerkönig, jedoch allein nicht ausreichend. In der gegebenen historischen Situation waren auch militärische Erfolge gegen die Römer erforderlich und beide besaßen die nötige Kenntnis römischer Militärorganisation. Arminius errang den militärischen Erfolg 9 n. Chr. durch einen Sieg über die drei römischen Legionen des Varus und konnte sich auch gegenüber den Angriffen des Germanicus 14–16 n. Chr. behaupten. Auch Marbod verfügte über ein Heer von vermutlich 70000 Fußsoldaten und 4000 Reitern gegen das Tiberius 6 n. Chr. zwölf Legionen aufbot. Lediglich ein pannonischer Aufstand verhinderte die direkte Konfrontation. Nach Verhandlungen wurden ein Frieden „unter gleichen Bedingungen“ geschlossen, der das militärische Prestige Marbods ungemein stärkte.[30] Vor allem Arminius konnte nach Ende der römischen Bedrohung die monarchische Gewalt nur aufrechterhalten, wenn er gegen Marbod kämpfte.[31] Im Jahre 17 n. Chr. kam es zur Schlacht, Marbod zog sich zurück, verlor sein militärisches Prestige, zwei Jahre später sein Königreich durch Katwalda und musste bei den alten Feinden um Asyl bitten. Dass es kein Konflikt zwischen Stämmen war, zeigt auch, dass Inguimer auf der Seite Marbods kämpfte. Arminius schließlich, dessen Macht zu groß wurde, brachten seine eigenen Verwandten um. [32]

Wirtschaft

Die Germanen waren hauptsächlich sesshafte Bauern und gingen, im Gegensatz zu einer weit verbreiteten Vorstellung, nur selten zur Jagd. Sie waren vor allem Selbstversorger. Aber neben der Landwirtschaft gab es auch Handwerker wie Schmiede, Töpfer und Tischler. Das Rad war bereits seit indoeuropäischer Zeit bekannt. Es gab in den germanischen Dialekten sogar zwei Wörter dafür. Geld kannten die Germanen nicht, ihr Handel beschränkte sich auf reine Naturalienwirtschaft. Hauptwertgegenstand war wie bei den Römern das Vieh. Davon zeugt bis heute die Bedeutung des englischen Wortes fee = Gebühr (ursprünglich eben: Vieh!).

Unter den Feldfrüchten kam der Gerste eine besondere Rolle zu. Verschiedene Weizenarten, Roggen, Hafer und Hirse kamen – regional unterschiedlich – hinzu. Vor allem im Nordseeküstengebiet wurde die Ackerbohne angebaut. Ansonsten auch die Erbse, der Flachs und etwas Nutzhanf. Gartenbau wurde ebenso betrieben; Obstbau wahrscheinlich nicht. Auch Wildfrüchte wurden gesammelt, zum Beispiel Eicheln [33], verschiedene Beeren (Brombeeren, Himbeeren, Wald-Erdbeeren) Schlehen und Wildkräuter wie Spörgel, der in den Mägen einiger germanischer Moorleichen nachgewiesen werden konnte. Bienenhonig wurde von wildlebenden oder eingefangenen Wildbienen-Völkern gesammelt, [34] Bienenzucht im heutigen Sinne gab es noch nicht.

Gezüchtet wurden hauptsächlich Rinder, ebenso Schafe, Schweine, Ziegen und Geflügel sowie Pferde, Hund und Katze. Ebenfalls wussten die Germanen, wie Käse zubereitet wird. Die germanische Sprachen kannten ein eigenes Wort für Weichkäse, das in den skandinavischen Sprachen im Wort „Ost“ (= Käse) fortlebt. Für Hartkäse entlehnten sie das lateinische Wort caseus (= „Käse“).

Der einfache Pflug war lange bekannt, vereinzelt wurde auch ein Scharpflug genutzt. Ebenso war die Egge bekannt, sowie der Spaten, die Hacke, die Harke, die Sichel und die Sense. Die Äcker ließen sie regelmäßig brach liegen, und sie wussten um den Nutzen der Düngung. Getreide wurde hauptsächlich in Form von Brei gegessen, Brot konnte sich bis ins Mittelalter nur die Oberschicht leisten.

Nydam-Schiff aus dem 4. Jahrhundert

Die ländlichen Siedlungen waren ebenso der Raum handwerklicher Tätigkeiten. Die Verarbeitung von Leder oblag den Männern, während Textilien (Spinnen und Weben) von Frauen produziert wurden. Spezialisierte Personen – die immer auch noch Bauern waren – waren als Zimmerer, Tischler, Drechsler oder Schnitzer tätig. Ebenso wurde Eisen, Buntmetall, Bein sowie Ton verarbeitet. Überörtliche Manufakturen bzw. Handwerksbetriebe waren selten. Es gibt keine Hinweise auf ein ausgebautes Straßennetz, Warenverkehr auf Rädern oder mit Schiffen. Jedoch sind römische Luxusgüter überall auf germanischem Gebiet zu finden. Umgekehrt wurden vermutlich Bernstein, Pelze und von Römerinnen sehr geschätztes blondes Frauenhaar exportiert. Römisches Geld war in Besitz von vielen, diente jedoch nicht dem Geldverkehr. Eine eigene Münzprägung ist erst aus nachantiker Zeit bekannt.

Nach neuesten Erkenntnissen soll sich in der Nähe des heutigen Berlin bereits eine Art Hütten-„Industrie“ entwickelt haben. Der dort hergestellte Stahl soll von hoher Qualität gewesen und vor allem in das Römische Reich exportiert worden sein. Auch der Schiffbau (Hjortspringboot, Nydam-Schiff) war bereits hoch entwickelt.

Die Produktivität war wesentlich geringer als bei den Römern. Es gab Hungersnöte und viele Germanen litten an Unternährung, was zu einer deutlich verringerten Lebenserwartung führte. Der Gesundheitszustand der Germanen war oft schlecht; Gelenkerkrankungen und Bandscheibenschäden waren verbreitet.

Pagane Religion und der Wechsel zum Christentum

Artikel:

Germanische Religion

Die Religion der Germanen ist insgesamt betrachtet, über die Zeit- und Kulturräume der einzelnen germanischen Völker und Stammesgruppen hinweg, eine dezentral auf lokale Kultzentren bezogene polytheistische Religion. Dies hat zur Folge, das man eher von germanischen Religionen, als von einem vereinheitlichendem Begriffsmuster ausgehen muss.[35]

Die religionswissenschaftliche Klassifizierung in den nordgermanischen, südgermanischen und gesonderten angelsächsischen Kultus erschließt sich aus der allgemeinen Quellenlage der schriftlichen und archäologischen Zeugnisse und bedingt durch die historischen Entwicklungen und Ereignisse.[36] Der religiöse Kult und der damit verbundene Ritus war nie konstant, sondern muss immer auch unter den gesamtpolitisch-kulturellen Verhältnissen betrachtet werden, welchen die einzelnen Gruppen ausgesetzt waren und welchen die jeweiligen Zeugnisse zugeordnet sind (Völkerwanderung).

Grundlegende Merkmale der germanischen Religion sind durch Vergleiche mit anderen europäischen historischen Religionen (Rom, Griechenland, Kelten) aus einer anfänglich erschlossenen indogermanischen Urreligion vermutlich ererbt (siehe Artikel Indogermanische Religion). Eine Beeinflussung hat sich durch den kulturellen und wirtschaftlichen Kontakt schon vor der Zeit der beginnenden Auseinandersetzungen mit Rom ergeben, auch zu den Kelten und Slawen.

Grundsätzlich prägend für die germanische Geschichte –und folglich auch für die germanische Religionskultur– war der Übergang von der Jagdgesellschaft zur agrarisch bäuerlichen Kultur und der Übertritt zur christlichen Religion. In der ca. 2000-jährigen Periode, zwischen diesen epochalen Zäsuren, war die germanische Religion als solche mit ihren regionalen Unterschieden in ihren Grundzügen relativ homogen. Aus der vorhistorischen Zeit ist aus Funden in Opfermooren und bronze- und eisenzeitlichen Grabhügeln ein ausgeprägter Toten- und Ahnenkult durch die Deponierung von Urnen, oder Keramiken mit Resten von organischen Inhalten. Andere Votivgaben sind Schmuckgegenstände und Güter des alltäglichen Gebrauchs. Zu diesen Funden kommen die Anthropomorphe Pfahlgötter, Figuren aus grob bearbeiteten Holzbalken, wie zum Beispiel das Götterpaar von Braak. Diese Figuren wurden deutlich erkennbar als männlich oder weiblich durch die Herausarbeitung der primären Geschlechtsmerkmale gestaltet. Ein Begriff für Gott, Gottheit aus späteren Perioden, Ase, geht auf das gemeingermanische Wort *Ansuz zurück mit der Bedeutung von Pfahl, Balken. Die Zuordnung zu einer bestimmten namentlich aus späterer Zeit bekannten Gottheit beiderlei Geschlechts ist nicht möglich, außer eines gewissen Fruchtbarkeitkultes durch die Geschlechtstypisierungen im Zusammenhang mit der Hierogamie.

Brakteat mit Runeninschrift. Dargestellt ist Odin als göttlicher Heiler

Der Zusammenhalt der germanischen Stämme in historischer Zeit wurde vor allem durch einen gemeinsamen Götter- und Ahnenkult und gemeinsame Opferhandlungen begründet. Teilweise kamen auch verschiedene Stämme zu gemeinsamen Riten zusammen und bekräftigten so ihr Bündnis (Nerthuskult). Allgemein waren die religiösen Handlungen der germanischen Kulturen jedoch sehr vielfältig. Unter den Göttern sind Odin (Wodan), Thor (Donar) und Freyja die bekanntesten Namen, die sich auch in unseren heutigen Wochentagsnamen widerspiegeln. Aus dem südgermanischen „Nerthus“ (= sprachlich Neutrum, bei Tacitus als „Terra Mater“ = Mutter Erde) umschrieben, wurde vermutlich in Skandinavien zum männlichen „Njörd“. Ein transzendentes Gottesverständnis war den Germanen fremd und entwickelte sich erst spät in der Auseinandersetzung mit dem Christentum, nachweislich durch nordwestnordische Quellen (siehe Artikel Gott # Begriffs- und Bedeutungsherkunft – Der germanische Raum).

Tempelbauten wie bei den Römern sind nicht bekannt. Die Götter wurden auf Waldlichtungen, in heiligen Hainen und an heiligen Gewässern bzw. Mooren verehrt – teilweise mit Menschen- und in der Regel mit Tieropfern. Diese sakralen Orte wurden durch Einhegungen von der profanen Umwelt separiert, dementsprechend gilt bei natürlichen Örtlichkeiten wie Haine, dass diese Waldungen kultiviert wurden und so eine sichtbare Trennung bewirkt wurde (Flechtwerkzäune aus Gehölzruten). Im angelsächsischen Siedlungsbereich, und in den römerzeitlichen süddeutschen germanischen Einwanderungsgebieten wurden durch die Germanen Kultstätten der verdrängten, beziehungsweise aufgenommenen keltischen Vor- und Restbevölkerung, nachweislich zumindest teilweise übernommen. Für die Völkerwanderungszeit und den kontinentalen Bereich, sowie zur Wikingerzeit für Skandinavien lassen schriftliche Quellen und durch den Wortschatz Tempelbauten, beziehungsweise Kultorte mit einer gewissen konstruktiven Substanz bestätigen oder rückschließen.

Das Opfermoor bei Niederdorla mit stilisierter Göttergestalt

Der besondere Begriff für die Opferhandlung lautet altnordisch blót (in Variation in der altenglischen- und althochdeutschen Sprache belegt) mit der Bedeutung von stärken, anschwellen – eine sprachliche Verbindung zum Begriff Blut und im übertragenen Sinn eines blutigen Opfers besteht nicht. Im wesentlichen Sinn war das Opfer von der Bestimmung her als Bitt- und Dankopfer gestaltet. Geopfert wurde individuell im privaten Kult, aber auch gemeinschaftlich organisiert, dann auch zu Festen unterjährigen Anlässen wie im Frühjahr, im Mittsommer oder zum Herbst und Mittwinter. Beim Opfer, das konkret einer Gottheit bestimmt war, wurde zu einem das Idol symbolisch „gespeist“, und zum anderen hatte durch den Verzehr des Opfermahls –bestehend aus den zuvor geopferten und anschließend gegarten Tieren – die Opfergemeinschaft Anteil. Auch Waffen und andere militärische Ausrüstung (vermutlich von besiegten Feinden) wurden an diesen Orten dargebracht. Auffällig ist, dass geopferte Waffen zuvor unbrauchbar gemacht wurden. Teilweise sind diese Gegenstände von hohem materiellen wie ideellen Wert (Schwerter, aber auch Schmuck, Fibeln) wodurch der kultisch-rituelle Bezug ersichtlich ist (Brunnenopfer von Bad Pyrmont). Menschenopfer sind seit historischer Zeit schriftlich belegt, wie beispielsweise die Opferung eines Sklaven beim Nerthuskult, so beschrieben von Tacitus. Die archäologischen Fundauswertungen zeigen, dass Menschenopfer statistisch gesehen sehr selten praktiziert wurden. Auch für die in Norddeutschland und Dänemark gefunden Moorleichen, die oft mit Menschenopfern in Verbindung gebracht werden gilt: lediglich nur ein kleiner Teil der etwa 500 Funde weisen sicher auf einen kultischen Hintergrund hin (siehe Grauballe-Mann). Im Zusammenhang mit Menschenopfer ist eine bedingte kultische Anthropophagie nachgewiesen, die auch die animistischen Züge der germanischen Religion anzeigen.[37]

Ein weiterer Begriff für Opfer, beziehungsweise die Opferhandlung, auf altenglisch *lāc zu althochdeutsch *laikaz mit der Bedeutung Tanz, hüpfen, oder eine rhythmische geordnete Bewegung, zeigt, das die Kulthandlungen durch rituelle Tänze, sowie durch Umzüge begleitet oder initiiert wurden. Ein organisierter oder besonders kenntlich gemachter Priesterstand ist für die frühe historische Zeit generell nicht bezeugt. Zu dieser Zeit wurden sakrale Handlungen durch die Familien- und Sippenhäupter durchgeführt. Im Laufe der römischen Kaiserzeit und in der Zeit der Völkerwanderung sind priesterliche Strukturen erkennbar, aber immer noch sehr stark geprägt durch den privaten Charakter. Diesbezüglich dienen vor allem angelsächsische und isländische Belege als Nachweise, wie zum Beispiel für den isländischen Goden. Entsprechend den weiblichen Gottheiten gab es weibliches Kultpersonal. Zu diesen zählen auch Seherinnen.[38]

Zum kultisch-rituellen religiösen Spektrum gehört ebenfalls die Magie, der Zauber durch Losorakel, wie schon durch Tacitus beschrieben, mit der Nutzung von Runen als Medium, sowie der Runenzauber an sich welcher sich in den Runengedichten und Runenalphabeten zeigt (Abecedarium Nordmannicum, Tiwaz). Erhaltene Zaubersprüche wie die Merseburger Zaubersprüche oder altenglische Zaubersprüche wie den Canterbury Charm zeigen noch die alten Schichten oder Nachklänge der germanischen Religiosität an. Wie bei ornamentalen Symbolen, oder Sinnzeichen wie das Swastika haben Magie und Zaubersprüche eine apotropäische, schadenabwehrende und heils,- heilbringende Funktion inne, jedoch auch die einer Verfluchung, Schaden- und Unheilbringung. Weihesprüche, Ansprachen innerhalb der Zaubersprüche oder in Runeninschriften haben im Norden oft einen Bezug zu Thor, auf den Kontinent wird beispielsweise im Merseburger Spruch II und auf der Nordendorfer Runenspange zuzüglich oder singulär Wodan genannt. Die Deutungen der unterschiedlichen Textzeugnisse unterliegt jedoch gerade in Hinschicht des Zaubers, und der germanischen Religion an sich, fachgelehrter Spreizungen.

Neben den Aufzeichnungen der antiken- und spätantiken Historiker, sind die hochmittelalterlichen Literaturen Nordwestskandinaviens, Islands und Norwegens, die schriftlichen Hauptquellen, vor allem die Sagas und die Sammlung der Lieder-Edda sowie der Prosa-Edda. Weitere Quellen sind Missionsberichte und kirchliche Verbots- und Bußschriften wie das Christenrecht in der Gulathingslov, die Indiculien, Rechtsfragmente wie z. B. die Lex Salica und Zusätze wie bei dem Lex Frisionum, und kurze Versfragmente wie die Merseburger Zaubersprüche, oder das Sächsisches Taufgelöbnis.

Archäologische Funde wie etwa die sogenannte Runenfibel von Nordendorf, die Brakteaten und Runensteine sowie Gotländische Bildsteine aus Skandinavien und Westeuropa stellen die dritte Quellengruppe dar. Besonders die Funde aus Grabungen an ehemaligen Opfermooren- und Seen, können Aufschluss geben, wo schriftliche Quellen schweigen, oder wenn je vorhanden, schlicht verloren gegangen sind (Thorsberger Moor, Opfermoor von Oberdorla/Niederdorla, Nydam-Moor, Moorfund von Vimose).

Christianisierung

Eine monographische Gesamtdarstellung der Christianisierungsgeschichte der Germanen fehlt bisher. Diese Geschichte muss in drei großen, in Raum und Zeit unterschiedlichen Verläufen gesehen werden:

  1. die Verbreitung des gotischen arianischen Christentums im 4. bis 6. Jahrhundert
  2. die Christianisierung des fränkischen Reiches vom Ende des 5. bis zum frühen 9. Jahrhundert und die der Angelsachsen vom Ende des 6. bis zum 7. Jahrhundert
  3. die Christianisierung des Nordens Europas im 10. und 11. Jahrhundert

Die Goten waren die ersten, die an der unteren Donau und auf der Krim mit dem Christentum in Form des Arianismus in Berührung kamen. Die abwertende Fremdbezeichnung arianisch – nach dem alexandrischen Presbyter Arius († 336) – bezeichnet eine um 350 entstandene Position, die in den Streitigkeiten um die Trinitätslehre vermitteln sollte und die in der römischen Staatskirche zeitweilig (im Ostteil des Reiches bis 378) offizielle Geltung besaß. So wurde sie einerseits von den reichsansässigen sogenannten Kleingoten Wulfilas, für den allerdings Jesus Christus im Widerspruch zu der Lehre des reinen Arianismus „Gott und Herr“ war, und auch von den Terwingen (Westgoten) aufgenommen. Kurz vor dem Hunneneinfall im Jahre 375 wurde bei den Terwingen noch mit römischer Unterstützung eine rudimentäre kirchliche Organisation aufgebaut. Wulfila wurde einer der ersten Bischöfe der Westgoten.

Seite aus dem Codex Argenteus – der Abschnitte aus der Wulfilabibel enthält und vermutlich um 500 in Italien entstanden ist

In einem ähnlichen Kontext ist auch die Wulfilabibel zu sehen. Im Gegensatz zu westlichen Kirche, die den Gottesdienst an die lateinische Sprache band, war die östliche Kirche bereit, die Volkssprache in der Liturgie zu verwenden. Die Übersetzung der Bibel ins Gotische ist nicht gleichzusetzen mit mittelalterlichen Übersetzungen biblischer Texte, die der Erbauung und Unterweisung dienten. Die gotische Bibel war ein liturgisches Buch, dessen Sprache eng mit der Vorlage verbunden blieb. Ein im Westen provokantes Merkmal des östlichen Ursprungs der gotischen arianischen Kirche war die erneute Taufe übertretender nichtarianischer Christen.[39]

Die Verdrängung der heidnischen Religion wurde auch als Bedrohung der sozialen Ordnung gesehen und es kam 350 bzw. 370 zu Christenverfolgungen. Mit der Westwanderung christianisierter Germanen (Goten, Vandalen, Burgunden, Langobarden) und den Reichsgründungen verbreitete sich der Arianismus auch in der – im übrigen katholischen – westlichen Hälfte des römischen Reiches. Jedoch wurden längst nicht alle Germanen christianisiert, so dass mit dem Zusammenbruch des römischen Reiches auch die Verbreitung des Christentums einen Rückschlag erlitt.

Das Frankenreich wurde von dem kulturellen Überlagerungsbereich zwischen Rhein und Loire aus christianisiert. Bereits Chlodwig I. hatte sich taufen lassen, um sich den Einfluss auf die katholische Kirche zu sichern. Ab dem 7. Jahrhundert griff die Christianisierung auch auf die Randzonen und Nachbarländer des Fränkischen Reiches über und fand ihren Abschluss mit der Eroberung und Eingliederung der Friesen und Sachsen. Ab dem Ende des 7. Jahrhunderts waren auch angelsächsische Kräfte an der Mission beteiligt. Die Missionierung des angelsächsischen Englands ging mit unterschiedlichen Traditionen vom Kontinent und von Irland aus. Die Christianisierung des Nordens erfolgte durch deutsche und englische Kräfte und hatte entscheidenden Anteil an der Ausbildung der Königsmacht ab dem Ende der Wikingerzeit.

Die Missionierung setzte bei den politischen Führungsspitzen an. Für diese ergaben sich durch die Annahme des Christentums neue Möglichkeiten der religiösen Legitimierung, die sich voll ausgebildet zuerst im Westgotenreich in der zweiten Hälfte des 7. Jahrhunderts in Form der Königssalbung zeigen. Die neuartige Verbindung königlicher Kirchenherrschaft führte zur räumlichen Abgrenzung der kirchlichen Bezirke durch politische Herrschaft und trug zur spätrömischen Partikularisierung der westlichen Kirche bei. Diese Entwicklung wurde ab dem letzten Drittel des 7. Jahrhunderts u.a. durch das „Leitbild der romorientierten Partikularkirche“ [40] umgekehrt.

Kreuzanhänger gefunden in einem Frauengrab in Birka.

Die Religion der Germanen galt für die christliche Mission, wie auch vorher schon die hellenistisch-römischen Religionen, als dämonische Verblendung, die die Menschen hinderte, zu ihrer gottgegebenen Bestimmung zu finden. Die Missionierung verfolgte einerseits das Ziel der Integration des ganzen politischen Verbandes in die heilsanstaltliche Kirchenorganisation und andererseits die Beseitigung der heidnischen Kulte. Massenhaft vollzogene Taufen ohne ausreichende Vorbereitung dienten der Aufnahme in die Kirche, und die christliche Religion ersetzte als neuer einzuhaltender Kult den alten. In der Karolingerzeit wurde die dem Taufgelöbnis vorangehende Absage an den Teufel um das Abschwören der heidnischen Götter und Kulte erweitert. Im Lex Saxonum Karls des Großen wurden bestimmte heidnische Bräuche (Hexenverbrennung, Leichenverbrennung, Menschenopfer u.a.) mit der Todesstrafe bedroht. Private heidnische Kultausübung wurde mit Geldstrafen belegt.[41] Der Alleingeltungsanspruch wurde zuerst im öffentlichen Raum durchgesetzt und die politisch-sozialen Funktionen der heidnischen Kulte übernommen. Diese funktionale Kontinuität hatte auch Auswirkungen auf die Entwicklung des Christentums. In der Forschung wurde in diesem Zusammenhang der Begriff der Germanisierung des Christentums diskutiert.[42]

Siehe auch: Germanenmission, Geschichte Norwegens von Harald Hårfagre bis zur Reichseinigung#Die Christianisierung

Darstellende Kunst

Germanischer Schmuck

Die germanische Kulturwelt war arm an Bildern. Erst ab dem 5. Jahrhundert n. Chr. wurden Szenen und Gestalten der Mythologie auf goldenen Schmuckscheiben abgebildet. In der jüngeren Kaiserzeit wurden von römischen Vorbildern nach Tierformen gestaltete Fibeln übernommen. Besonders beliebt waren Eber und Hirsch. Bronzene vollplastische Rinderfiguren waren ebenso bekannt, wenn auch selten. Über die Holzschnitzerei kann natürlich wenig gesagt werden. Die Nachahmungen römischer Tierbilder wurden mit der Zeit zu einer eigenständigen germanischen Tierornamentik weiterentwickelt.

Die germanischen Stämme

Bedeutung der Stämme

Wesentliches Element der politischen und gesellschaftlichen Ordnung auf germanischem Gebiet waren die Stämme. Ein Stamm verfügte als Siedlungsgemeinschaft über ein bestimmtes Siedlungsgebiet, auf dem auch Angehörige anderer ethnischer Gruppierungen leben konnten, wie beispielsweise in eroberten Gebieten. Der Stamm besaß eine einheitliche politische Führung und stellte eine Rechtegemeinschaft dar. Ebenso gab es natürlich eine gemeinsame Sprache, religiöse Riten und ein Identitätsbewusstsein, dessen deutlichster Ausdruck ein Mythos der gemeinsamen Abstammung war. Tatsächlich waren jedoch auch Stämme keine einheitlichen und stabilen Gebilde, sondern immer von Durchmischung, Neubildung, Abwanderung, Untergang und dergleichen betroffen.

Erstmals detaillierte Beschreibungen der Germanen finden sich bei Tacitus. Er beschreibt eine recht einheitliche germanische Kultur auf einem Gebiet ungefähr vom Rhein im Westen bis zur Weichsel im Osten und von der Nordsee im Norden bis zu Donau und Moldau im Süden. Hinzu kommen die – von Tacitus nicht beschriebenen – germanischen Siedlungsgebiete in Skandinavien. Tacitus legt dar, dass sich die germanischen Stämme in drei Gruppen gliedern und dass es zahlreiche Stämme gibt, die nicht in diese Gliederung passen. Nach Tacitus unterscheiden sich die einzelnen Stämme nach ihren Kultorten. Die germanischen Stämme zur Zeitenwende waren also vermutlich vor allem Kultgemeinschaften. Dieser Unterteilung lassen sich auch archäologischen Gruppierungen zuordnen.

Seit dem 2. Jahrhundert traten Großstämme als bedeutendste Akteure in der germanischen Welt auf. Sie wurden aggressive Gegner des römischen Imperiums und Träger der Völkerwanderungsreiche. Sie verflochten sich in unterschiedlicher Weise mit der mediterranen Hochkultur und beendeten die relative Einheit der Germanen zu Gunsten gesonderter Entwicklungen. Der Germanenname verschwand aus den antiken Quellen und wurde durch die Namen der Großstämme mit eigenen Traditionen ersetzt. Sie bestimmten das Geschehen der Völkerwanderungszeit und bildeten die Grundlage der europäischen Völker- und Nationalstaatengeschichte. Die diesen Vorgang analysierenden Untersuchungen von Wenskus[43] stellen den heutigen Forschungsstand zu diesem Thema dar. Es handelte sich um einen aus Bündnissen entstehenden Konzentrationsprozess, der politische und militärische Durchschlagskraft zum Ziel hatte. Gleichzeitig setzte eine zunehmende Differenzierung der sozialen Schichtung ein. Herrschaftsbildung auf personaler Grundlage, Land-, Menschen- und Beutegewinn auf der einen Seite und Instabilität der Ergebnisse auf der anderen Seite war auf engen Austausch mit imperialen und kulturellen Gegebenheiten im römischen Machtbereich angewiesen. Tiefgreifende politische und soziale Veränderungen waren Voraussetzung für stabile politische Formen.[44]

Dabei ist ein fundamentaler Unterschied zwischen den Großstämmen des Westens (Franken, Alamannen) und den gentes des Ostens (Goten, Vandalen, Heruler, Gepiden) festzustellen. Die Großstämme des Westens sind erst im 3. Jahrhundert bezeugt, während sich die gentes des Ostens zunächst der antiken Wahrnehmung entzogen. Deren Wanderungsverbände bildeten sich nicht an der Peripherie des Reiches, sondern weit im Hinterland. Die Grenznachbarn des römischen Reiches wurden dann auf diesen Zügen integriert.

Stämme zur Zeitenwende

Die Siedlungsgebiete der Germanen im ersten Jahrhundert (siehe Karte) lassen sich unterteilen in (keine vollständige Auflistung):

Karte der Germanischen Stämme um 100 n. Chr. (ohne Skandinavien)


Nordseegermanen

Die Nordseegermanen (bei Tacitus Ingaevonen) – Angeln, Chauken, Friesen, Sachsen, Warnen: Sie bildeten später den Großstamm der Sachsen.

Rhein-Weser-Germanen

Die Rhein-Weser-GermanenAngrivarier, Bataver, Brukterer, Chamaven, Chatten, Chattuarier, Cherusker, Sigambrer, Sugambrer, Tenkterer, Ubier, Usipeter: Aus ihnen ging im 3. Jahrhundert der Großstamm der Franken hervor. (siehe auch Nordwestblock)

Sueben

Siehe Hauptartikel Sueben.

Die suebischen (auch swebischen) bzw. elbgermanischen Gruppen – bestehend aus Hermunduren, Langobarden, Markomannen, Quaden, Semnonen und vielleicht (umstritten) die Bastarnen: Aus ihnen ging im 3. Jahrhundert vor allem der Großstamm der Alamannen hervor, dazu bildeten v.a. die Markomannen durch Vermischung mit anderen Stämmen und Volksgruppen den Großstamm der Bayern, die Hermunduren den der Thüringer. Ein Teil der Sueben überquerte zusammen mit Alanen und Vandalen 406 den Rhein (siehe Rheinübergang von 406) und wanderte mit diesen 409 nach Hispanien ein. Dort bildeten sie im Nordwesten das Reich der Sueben, das die Grundlage des späteren Staates Portugal bildete. Die Langobarden, nach denen die Lombardei benannt ist, nahmen ebenfalls andere germanische Gruppen in ihren Stamm auf, gründeten zuerst in Pannonien und 568 nach Eroberung in Italien ein Reich.

Nordgermanen

Die Nordgermanen bzw. Ostseegermanen auf der jütischen Halbinsel und im südlichen SkandinavienÄstier, Suionen (Schweden) – Zu den Nordgermanen werden auf Grund sprachlicher Indizien die skandinavischen Stämme gerechnet. Einen Übergangsbereich zu den Nordseegermanen bilden die Angeln und die Jüten. Aus ihnen gingen später die Dänen, die Schweden und die südlichen Norweger hervor. Wie weit die übrigen Norweger und Isländer hinzuzurechnen sind, hängt vom Germanenbegriff ab, wie er im Kapitel Begiffskritik dargestellt ist. (siehe auch: Skandinavier). Archäologisch werden die Nordgermanen in die Ost- und Westnordische Gruppe aufgeteilt.

Oder-Warthe-Germanen

Die Oder-Warthe-GermanenBurgunden, Lugier, Vandalen: Archäologisch wird die Przeworsker Kultur (im südlichen Polen) zugeordnet.

Weichselgermanen

Die WeichselgermanenBastarnen, Gepiden, Gotonen, Rugier, Skiren: Archäologisch wird die Wielbark-Kultur (Willenbergkultur) zugeordnet, deren Vorgänger die Oksywie-Kultur (Oxhöftkultur) war. Nachdem die Wielbark-Kultur in den Raum südlich der Ostsee expandierte, hat sie sich nach Südosten verlagert, wo sie in die Cernjachov-Kultur des 2. bis 5. Jahrhunderts übergeht. Diese archäologischen Funde spiegeln sicherlich die Wanderung der Goten wider.

Spätantike – Völkerwanderung

Die Stämme, unter deren Namen germanischen Völker in der Spätantike bekannt wurden, existierten zur Zeit Tacitus noch nicht oder waren vage Bezeichnungen. Franken, Goten, Burgunden u.a. bildeten sich als Großstämme erst in den Jahrhunderten nach der Zeitenwende heraus. Diese Entwicklung blieb den römischen und griechischen Ethnographen lange verborgen, sodass sich in den historischen Aufzeichnungen kaum Beschreibungen finden. Die Vielfalt von über 40 Stämmen bei Tacitus reduzierte sich auf einige wenige, die in der Antike als „neue“ Völker zu den bisherigen dazugezählt wurden. Als kleinere Verbände oder als Volksgruppen, die sich den Großstämmen anschlossen oder Teilstämme bildeten, wurden noch in der Spätantike u. a. folgende Stammesnamen genannt: Warnen, Angeln, Jüten, Juthungen, Rugier, Heruler.

Zu den neugebildeten Großverbänden zählen in der Spätantike u. a. Alamannen, Burgunden, Franken, Goten, Gepiden, Langobarden, Markomannen, Sachsen, Thüringer, Angelsachsen und Vandalen. Anstelle der Markomannen werden ab dem 6. Jahrhundert die Bajuwaren genannt.

Alamannen

Die Alamannen/Alemannen werden das erste Mal unter den Stämmen erwähnt, die nach 260 das von den Römern aufgegebene rechtsrheinische Dekumatland (Agri decumates) besetzen. Zu diesen Zeitpunkt waren die Alemannen eine Mischung aus Stammesgruppen der Semnonen, Burgundionen, Rätovariern, Brisigaviern u.a. Entsprechend bedeutete der Name ursprünglich „zusammengespülte und vermengte Menschen“. Die Alemannen wurden von den Römern geduldet, da sie den Rhein als Grenze anerkannten. Erst ab der Mitte des 5. Jh. dehnten sie ihr Siedlungsgebiet auch auf linksrheinische Gebiete aus – bis in die Champagne. Damit kam es zum Konflikt mit den Franken und die nördlichen Territorien gingen nach der Schlacht von Zülpich (lat. Tolbiacum) 496 an diese verloren. Im 7. Jh. expandierten die Alemannen in die Nordschweiz.[45]

Burgunden

Die ostgermanischen Burgunden siedelten zur Zeitenwende nach Plinius im Gebiet zwischen Oder und Weichsel. Ab dem 2. Jh. bewegten sie sich nach Westen und besiedelten die Lausitz und östliche Teile Brandenburgs. Ein Jahrhundert später erreichten Stammesgruppen das Maintal und zu Beginn des 5. Jh. kam es zur ersten Reichsgründung in der Region von Worms und Speyer. Die Burgunden kamen in intensiveren Kontakt mit dem Römischen Reich und traten auch zum Christentum über.[46]

Franken

Die Franken bildeten sich aus einem lockeren Kampfverband der Chamaven, Salier, Chattuarier, Ampsivarier, Brukterer und anderer Stammesgruppen. Raubzüge in Gallien werden ab der Mitte des 3. Jh. erwähnt. Im Norden Galliens wurden fränkische Söldner in römischen Diensten angesiedelt. Die salischen Franken erhielten als foederati Siedlungsgebiet in Toxandrien. Diese Besiedlung expandierte und umfasste im 5. Jh. die Region zwischen Lüttich und Tournai. Am Niederrhein gründeten ripuarische Franken ein Fürstentum mit Köln als Zentrum.[47]

Goten

Die Goten entwickelten sich wahrscheinlich als Stammesverband im Gebiet der Weichselmündung. Dort sind sie jedenfalls zur Zeitenwende belegt. Aussagen über die Herkunft der Goten sind jedoch sehr problematisch: Die von Jordanes überlieferte Stammeslegende, wonach die Goten aus Skandza (Skandinavien oder Gotland) stammen sollen, ist archäologisch nicht zu beweisen,[48] zumal die Goten wohl polyethnisch zusammengesetzt waren. Nach 150 verschob sich ihr Siedlungsraum langsam in Richtung Schwarzes Meer.

Langobarden

Die Vorfahren der Langobarden siedelten zunächst im Bereich der Niederelbe. Später zogen erste Gruppen entlang der Elbe nach Böhmen und in angrenzende Gebiete. Zur Zeit der Markomannenkriege in der zweiten Hälfte des 2. Jh. gelangten Langobarden über die Donau bis nach Pannonien. Dort schlossen sich ihnen weitere elbgermanische Stammesgruppen an. Ebenso erhielten sie Zuzug von germanischen Populationen aus Thüringen. Bis zur Mitte des 5. Jh. bildeten diese Gruppen ein ethisches Eigenprofil aus und werden 488 erstmals als Langobarden erwähnt.[49]

Markomannen

Die Markomannen treten erstmals im Heer des Ariovist in Erscheinung. Ihr ursprüngliches Gebiet war am Main, jedoch wanderten sie unter dem Druck der Römer kurz vor der Zeitenwende unter dem Heerführer Marbod nach Böhmen. Dort bildeten sie das Zentrum eines Stämmebundes. In den Markomannenkriegen konnten die Römer die Nordgrenze ihres Reiches nur unter großen Anstrengungen stabilisieren. Auch in den folgenden Jahrhunderten stießen die Markomannen immer wieder nach Süden vor. Im 4. Jh. erwähnte man sie das letzte Mal.[50]

Sachsen

Die Sachsen waren zunächst ein einzelner Stamm der Nordseegermanen, deren gemeinschaftliche Organisation sich im 2. Jh. zur Stammesgruppe bzw. zum Großstamm erweiterte. Der Name wird zuerst wohl bei dem griechischen Geographen Claudius Ptolemäus in der Mitte des 2. Jh. genannt.[51] Im 5. Jh. teilten sich die Sachsen in die nach England abwandernden Angelsachsen und die auf dem Festland verbleibenden Altsachsen. Ein Jahrhundert später beherrschten die Altsachsen weite Gebiete an der Nordseeküste. Gleichzeitig verstärkte sich im Westen der Druck des Frankenreichs und im Osten der in den Elbraum expandierenden Slawen. Der Konflikt mit dem Frankenreich führte unter Karl dem Großen zu den Sachsenkriegen (772-804). In dieser Zeit waren sie organisatorisch in auch Heerschaften genannten Teilstämme Westfalen, Engern und Ostfalen gegliedert. Nach der Zwangschristianisierung wurde diese Einteilung durch Grafschaften ersetzt. Erst im 13. Jh. wurde das inzwischen weiterentwickelte Stammesrecht „Lex Saxonum“ im „Sachsenspiegel“ niedergeschrieben. Dagegen existiert keine Kontinuität zwischen den „heutigen Sachsen“ im Freistaat und den „historischen Sachsen[52], da die heute so genannten Sachsen ursprünglich eine durch Kolonisation und Assimilation entstandene kulturelle Mischbevölkerung hauptsächlich süd-, mitteldeutschen und slawischen Ursprungs waren.

Thüringer

Nach dem Abzug der Hunnen etablierten die Thüringer ein Königreich, welches 531 n. Chr. von den Franken unterworfen wurde. Nordthüringen (ungefähr das heutige Sachsen-Anhalt links der Elbe) wurde danach teilweise von den Sachsen besiedelt, ebenso wurden Hessen, Schwaben und Friesen angesiedelt. Die vermutlich eher dünn besiedelte Gegend zwischen Saale und Elbe im heutigen Freistaat Sachsen hingegen konnte gegen die eindringenden Slawen nicht gehalten werden. Die slawische Landnahme in diesen Gebieten erfolgt im ausgehenden 6. Jahrhundert.

Vandalen

Die Vandalen hatten ihr ursprüngliches Siedlungsgebiet in der Region zwischen Oder und Warthe im Bereich der Przeworsker Kultur. Die Stammesgruppe war in die Teilverbände der Hasdingen und der Silingen – die der Region möglicherweise den Namen „Schlesien“ gaben – gegliedert. Im 2. Jh. migrierten einige Stammesgruppen bis zum Karpatenbogen und in die Theißebene.[53]

Kriege und germanische Reichsbildungen

Germane. Römisches Triumphalrelief im Vatikanischen Museum zu Rom.

Die den Germanen benachbarten keltischen Kulturen hatte der Kontakt mit den Römern an die Schwelle zur Hochkultur geführt, bevor sie erobert und romanisiert wurden. Die Romanisierung war z.T. so umfassend, dass z. B. die keltischen Sprachen auf dem Gebiet des heutigen Frankreichs verschwanden.

Die Germanen bildeten keine gemeinsame kulturelle Einheit zu dem Zeitpunkt, als sie die Kelten bzw. Gallier in der Rolle der nördlichen Nachbarn des römischen Reichs beerbten. Sie bewahrten ihre Eigenständigkeit, obwohl es auch zwischen Römern und Germanen einen intensiven Austausch gab.

Die Konfrontation mit den Römern verhalf den Germanen zu „germanischer“ Identität. In der Folgezeit gab es unterschiedliche Bestrebungen, an der römischen Kultur teilzuhaben. Oft ging es nur um den Erwerb materieller Güter, die friedlich durch Handel oder Geschenke oder kriegerisch durch Raub und Plünderung angeeignet wurden. Später kam die Teilhabe an der Macht und die Aneignung römischen Territoriums hinzu. Diese Bestrebungen waren von Stamm zu Stamm unterschiedlich, jedoch waren alle germanischen Kulturen bestrebt, ihre ursprüngliche barbarische Existenz hinter sich lassen und eine höhere Stufe der gesellschaftlichen und staatlichen Ordnung zu erreichen. Dies lief in der konkreten historischen Situation auf eine beständige Auseinandersetzung zwischen Römern und Germanen hinaus und sie endete im Westen mit einem Erfolg der Germanen, während der Osten des römischen Reiches diese Bedrohung abwenden konnte.[54]

Der Marsch der Kimbern, Teutonen und Ambronen

Wanderzüge der Kimbern und Teutonen

Um 120 v. Chr. brachen Kimbern, Teutonen und Ambronen in Richtung Süden auf. Die Ursache ist nicht eindeutig geklärt: Die historischen Quellen berichten von einer Sturmflut in Jütland, aufgrund derer die Einwohner ihre Heimat verließen. Allerdings vermutet man heute, dass vielmehr Hungersnöte aufgrund klimatischer Veränderungen dafür verantwortlich waren.

Um 113 v. Chr. trafen die Germanenstämme auf die Römer. Bei der folgenden Schlacht (auch als „Schlacht bei Noreia“ bezeichnet) entgingen die Römer der völligen Vernichtung ihrer Truppen nur durch ein plötzlich einsetzendes Gewitter, welches die Germanen als ein warnendes Omen (Grollen) ihres Wettergottes Donar deuteten.

Um 109 v. Chr., 107 v. Chr. und 105 v. Chr. kam es noch weitere Male zu Kämpfen zwischen den Römern und den Germanen, bei denen die Römer jedes Mal eine Niederlage erlitten. Erst nachdem sich die germanischen Stämme in zwei Gruppen aufgeteilt hatten, gelang es den Römern 102 v. Chr., die Teutonen und Ambronen zu besiegen, 101 v. Chr. die Kimbern.

Ausführliche Beschreibung: Kimbern

Ariovist und Caesar

Der Durchbruch der Kimbern und Teutonen durch das damals noch keltische Mittelgebirge führte zur Erschütterung der keltischen Macht in Mittel- und Süddeutschland, sodass später auch andere Germanen, insbesondere suebische Stämme, in Hessen und das Maingebiet eindringen konnten. Unter ihrem Führer Ariovist ließen sie sich ab 71 v. Chr. teilweise am Oberrhein nieder. Andere Gruppen drangen in Gallien ein, wurden jedoch durch Caesar 58 v. Chr. geschlagen und hinter den Rhein zurückgeworfen.

Im 1. Jahrhundert v. Chr. machte die römische Eroberung Galliens durch Caesar die Germanen zu direkten Nachbarn des Römischen Reiches. Dieser Kontakt führte in der darauffolgenden Zeit zu ständigen Konflikten: Immer wieder kam es zu Übergriffen der Germanen auf die Römer. Im Gegenzug führte Caesar in den Jahren 55 und 53 v. Chr. Strafexpeditionen gegen die Germanen durch, bei denen er in spektakulärer Weise eine Rheinbrücke in nur zehn Tagen errichten ließ. Diese Expeditionen hatten vor allem demonstrativen Charakter und führten zu keiner dauerhaften rechtsrheinischen Präsenz der Römer. Caesar erkannte den Rhein als Grenzlinie zwischen Germanen und Römern an.

Drusus und Tiberius – Vorstoß bis zur Elbe

Auch in der Folgezeit kam die Rheingrenze nicht zur Ruhe. Der römische Kaiser Augustus beschloss deshalb die Verlagerung von Truppen an den Rhein, die bisher in Gallien stationiert waren.

Die Rheingrenze blieb dennoch unsicher, woraufhin Augustus seine Taktik änderte: Er beabsichtigte, das Römische Reich bis an die Elbe auszudehnen (siehe auch Geschichte der Römer in Germanien). Zwischen 12 v. Chr. und 9 v. Chr. führte Drusus, Stiefsohn von Augustus, mehrere Feldzüge gegen die Germanen durch und unterwarf die Friesen, Chauken, Brukterer, Marser und Chatten. Trotz der Feldzüge des Drusus gerieten aber die wenigsten Germanenstämme wirklich in dauerhafte römische Abhängigkeit. Nachdem Drusus beim Rückzug bei einem Sturz von seinem Pferd gestorben war, setzte sein Bruder Tiberius 8 v. Chr. die Feldzüge fort. Im Jahre 4 n. Chr. gelang es ihm, die bis dahin aufständischen Cherusker zu unterwerfen. Die Römer begannen repräsentative römische Städte östlich des späteren Limes zu gründen, beispielsweise im heutigen Waldgirmes in Hessen. Der lateinische Name dieser Siedlung ist so wenig bekannt wie etwa die lateinischen Namen der Kastelle in Haltern, Anreppen oder Marktbreit am Main.

Ein letzter großer Feldzug im Jahre 6 n. Chr. sollte das Reich des Markomannenkönigs Marbod in Böhmen zerschlagen. Er war kein Gegner Roms, legte jedoch Wert auf seine Unabhängigkeit. Eine Zerschlagung seines Reiches wäre wahrscheinlich der Schlussstein der römischen Unterwerfung der Germanen gewesen. Von Mogontiacum mainaufwärts und dem Raum Wien Richtung Nordwesten bewegten sich zwei große römische Marschsäulen. Doch die Operation musste wegen eines überraschenden, großen Aufstandes in Pannonien, dem heutigen Ungarn, abgebrochen werden.

Die Varusschlacht

Hauptartikel: Varusschlacht

Nachdem der Widerstand der Germanen gebrochen schien, wurde Publius Quinctilius Varus damit beauftragt, in den Gebieten rechts des Rheins römisches Recht einzuführen und Steuern zu erheben. Als Statthalter war er gleichzeitig Oberbefehlshaber über die rheinischen Legionen. Varus, der sich zuvor in der römischen Provinz Syrien den Ruf eines brutalen und korrupten Verwaltungsfachmanns erworben hatte, brachte die Germanen bald gegen sich auf. Gegner der Besatzung ließ er mit aller Härte des römischen Rechts bestrafen. Die von ihm eingeführten Steuern wurden von den Germanen zudem als zutiefst ungerecht empfunden, da sie eine solche Abgabe nur für Unfreie kannten.

Unter diesen Umständen gelang es dem Cheruskerfürst Arminius, der die römischen Bürgerrechte und Ritterwürden besaß, mehrere germanische Stämme zu einen. Arminius nutzte das Vertrauen, das ihm Varus entgegenbrachte aus und lockte diesen in einen Hinterhalt. In der darauffolgenden Schlacht („Varusschlacht“ oder „Schlacht im Teutoburger Wald“ genannt) verloren die Römer drei Legionen (etwa 18.000 Legionäre, plus etwa 2.000 bis 3.000 zusätzliche Truppen). Laut den Überlieferungen des Sueton soll Augustus daraufhin ausgerufen haben: „Quinctili Vare, legiones redde!“ („Quintilius Varus, gib mir die Legionen zurück!“). Der römische Eroberungsversuch scheiterte damit im Jahre 9 n. Chr. Germanien blieb danach bis zur Völkerwanderung von der römischen Kultur wenig beeinflusst.

Die Römisch-Germanischen Beziehungen nach der Varusschlacht

Unter Germanicus unternahmen die Römer zwischen 14 und 16 n. Chr. weitere Vorstöße über die Rheingrenze hinweg. Ob es sich dabei um Strafexpeditionen oder die Fortsetzung der römischen Expansionspläne handelte, ist umstritten.

In den Folgejahren kam es immer wieder zu kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen Germanen und Römern: Im Jahr 29 schlugen die Römer einen Aufstand der bis dahin römerfreundlichen Friesen nieder. Im Jahr 69 mussten sogar Truppen aus Spanien und Britannien für Verstärkung herangezogen werden, um die Revolte der Bataver (Bataveraufstand) unter Führung des Julius Civilis niederzuschlagen.

Im Jahre 83 entschloss sich Kaiser Domitian, die römische Grenze zwischen Rhein und Donau weiter gegen Norden zu verschieben. Nach Beendigung der Chattenkriege begannen die Römer mit dem Bau des Limes, der im Süden durch die so genannte Sibyllenspur, den Lautertal-Limes, mit dem Alblimes verbunden war, um die Grenzen zwischen Germanien und dem römischen Reich zu sichern. Im selben Zeitraum entstanden die Provinzen Germania Superior (Obergermanien) und Germania Inferior (Untergermanien).

Neueste Forschungen (ab etwa 1995) deuten allerdings darauf hin, dass der Neckar-Odenwald-Limes nicht schon um 83/85 unter Domitian, sondern erst um das Jahr 98 unter Kaiser Trajan angelegt wurde. Vor allem fehlt bis heute auch nach über hundertjähriger Forschung ein zuverlässig datierter römischer Fund von der Neckar-Odenwald-Linie vor dem Jahre 98, sei es eine Inschrift, ein Militärdiplom oder ein dendrochronologisch datierbarer Holzfund. Außerdem passt der Neckar-Odenwald-Limes militärtechnisch zu anderen Anlagen aus der Zeit Kaiser Trajans, während für die Zeit Domitians ähnliche Parallelen fehlen.

Um das Jahr 122 wurde die römisch-germanische Grenze unter Kaiser Hadrian zwischen dem mittleren Neckar und der Donau bei Eining um etwa 20 bis 40 Kilometer nach Norden verschoben. Die letzte römische Expansion in Germanien, die Verschiebung des Neckar-Odenwald-Limes um rund 25 Kilometer nach Osten unter Kaiser Antoninus Pius, ist inzwischen recht sicher auf das Jahr 159 datierbar.

Die Markomannenkriege

Hauptartikel: Markomannenkriege
Germanische Gesandtschaft an Kaiser Mark Aurel. Relief der Mark-Aurel-Säule zu Rom.

Im 2. und 3. Jahrhundert n. Chr. fanden zwei entscheidende Veränderungen rechts des Rheins statt: Zum einen schlossen sich die germanischen Stämme zu Großstämmen zusammen, zum anderen nahm der Druck verschiedener Stämme auf die römischen Grenzen immer mehr zu.

Im Jahre 167 fielen die Markomannen, Quaden, Langobarden, Vandalen, Jazygen und weitere Stämme in die römische Provinz Pannonien ein und lösten damit die Markomannenkriege (167 bis 180) aus. In insgesamt vier Feldzügen schlug der römische Kaiser Mark Aurel unter Aufbietung aller Kräfte des Imperiums die Germanen. In der sehr unzuverlässigen Historia Augusta wird erwähnt, dass die Römer planten, zwei neue Provinzen einzurichten; ob dies den Tatsachen entspricht, ist ungewiss. Damit wäre jedenfalls das Vorfeld der italienischen Halbinsel auch in nordöstlicher Richtung nach gallischem Vorbild gesichert worden.

Viele Historiker sehen die Markomannenkriege als die Vorboten der großen Völkerwanderung. Ausgelöst wurde der zunehmende Bevölkerungsdruck auf die römischen Grenzen wohl durch die Wanderungen der Goten zum Schwarzen Meer und der Vandalen in Richtung Donau. Die Ursachen für diese aufkommende Wanderbewegung germanischer Stämme konnten bisher nicht geklärt werden, denkbar wären z. B. Hungersnöte.

Zwischen Markomannenkriegen und Völkerwanderung

Mit den Markomannenkriegen 166–180 unter Mark Aurel hatten die Konflikte zwischen Germanen und Römern eine neue Qualität bekommen. Als Mark Aurel 180 starb, waren die Germanen zwar geschlagen, aber nicht endgültig besiegt; der Erfolg war nur vorübergehender Natur. Mark Aurels Sohn Commodus kehrte jedoch zur Defensivpolitik des Augustus zurück und schloss Friedensverträge mit den Germanen. Auch die Kräfte des Römischen Reiches waren erschöpft und die verwüsteten Provinzen mussten restauriert werden.

Der Verzicht auf eine expansive Politik gegen Germanien unter Augustus, die sich auf die Grenzsicherung des Römisches Reiches konzentrierte, war den neuen Anforderungen nicht mehr gewachsen. Die Bündnisse mit einzelnen Stämmen waren nicht von Bestand, da ein stabiles Königtum als zuverlässiger Ansprechpartner noch nicht existierte. Auch der Limes reichte als Kontrollinstrument nicht aus, um die sich oft jährlich wiederholenden Einfälle gewaltiger Völkermassen zu stoppen. Zudem geriet das Imperium in eine schwere Krise, die von der modernen Forschung als Reichskrise des 3. Jahrhunderts bezeichnet wird: Die meisten dieser Soldatenkaiser hielten sich nur für kurze Zeit auf dem Thron, während der Druck durch die gentilen Großverbände an Rhein und Donau auf der einen, am Euphrat durch das Sassanidenreich auf der anderen Seite stetig zunahm. Die nötige Trennung des Heeres in einen Teil zur Grenzsicherung und eine weitere mobile Eingreiftruppe erfolgte erst um 260 unter Kaiser Gallienus. Hauptmotiv der Germaneneinfälle war Ansiedlung im Römischen Reich, doch das Imperium konnte bzw. wollte diesen Wunsch nicht erfüllen. Es kam zum Wechselspiel von Einfällen, Plünderungen, Landnahme und später Usurpationen.

Im Dezember 2008 wurde öffentlich bekannt gegeben, dass bei der Gemeinde Kalefeld in Süd-Niedersachsen ein römisches Schlachtfeld aus dem 3. Jahrhundert nach Christus entdeckt worden war. Die genaue Auswertung steht noch aus, doch könnte dies ein archäologischer Beweis für die (der Fachwissenschaft schon lange Zeit bekannte) Berichte in den literarischen Quellen sein, wonach es im 3. Jahrhundert zu römischen Militäroperationen im vorgelagerten Grenzgebiet kam.

Wanderungen und Reichsgründungen

Karte Europas mit Siedlungsräumen und Stammesbewegungen zur Völkerwanderungszeit
Hauptartikel: Völkerwanderung und Spätantike

Die zur Zeit der Völkerwanderung weit wandernden germanischen Stämme gehörten vor allem zu den Ostgermanen – z. B. die Burgunden, Gepiden, Goten, Langobarden und Vandalen. Ihre Reichsgründungen hatten jedoch keinen dauerhaften Bestand; die ostgermanischen Sprachen sind heute ausgestorben. Die westlich der Elbe lebenden Stämme – z. B. die Franken, Sachsen und Angeln – waren vergleichsweise sesshaft. Ebenso die Nordgermanen, die erst im Mittelalter zur Zeit der Wikinger unter anderen Bedingungen ausgedehnte Wanderungstätigkeiten entwickelten. Ihre Sprachen (westgermanische Sprachen und nordgermanische Sprachen) haben sich bis heute erhalten und weiterentwickelt.

In der Zeit der Völkerwanderung gründeten Germanenstämme Reiche in Nordafrika, im heutigen Frankreich, in Italien, auf der iberischen Halbinsel und wanderten nach Britannien. Die Germanen kannten meist kein Verwaltungsstaatswesen im römischen oder heutigen Sinne. Die Reiche der germanischen Stämme waren ähnlich dem Personenverbandsstaat organisiert, oft wurden aber römische Verwaltungsmuster übernommen. Die Angehörigen eines Stammes oder Stammesverband schworen ihrem König Treue und waren damit an das Reich gebunden. Der „Staat“ (wobei nicht der moderne Terminus von Staatlichkeit zugrunde gelegt werden darf) wurde nicht über eine räumliche Ausdehnung definiert, sondern über seine Menschen und deren Stellung zum Herrscher. Deshalb waren die Reiche stark mit dem jeweiligen König verbunden, und der Tod des Königs bedeutete oft auch den Untergang des Reiches.

Allerdings traten auch zahlreiche Germanen (einzeln oder in Gruppen) in römische Dienste und kämpften anschließend auch gegen ihre alten Stammesgenossen. Viele dieser Germanen stiegen im römischen Militär auf, wobei die germanischen Heermeister teils eine unrühmliche Rolle spielten, vor allem im Weströmischen Reich. Andere wiederum standen aber durchaus loyal zum Kaiser (wie etwa Stilicho, Bauto oder Fravitta). Während im Oströmischen Reich der Kaiser schließlich die Kontrolle über die Germanen gewinnen konnte, konnte im Westen nur noch mit ihnen regiert werden. Spätestens nach dem Tod des Aëtius entglitt den Römern die Kontrolle über die auf dem Boden des Imperiums siedelnde Germanen vollends.

Burgundenreich

Hauptartikel: Burgunden

Nach dem Rückzug der Römer überschreiten ab 406 die Burgunden zusammen mit den Vandalen den Rhein und lassen sich als römische Bundesgenossen in Mogontiacum (Mainz), Vicani Altiaienses (Alzey) und Borbetomagus (Worms) nieder. Das Gebiet wird ihnen vertraglich zugesichert. Nach einem Einfall in die römische Provinz Belgica 435 wird im darauffolgenden Jahr das Burgundenreich durch den weströmischen Heermeister Aëtius mit Hilfe hunnischer Hilfstruppen zerstört – bis ins Spätmittelalter wird die Erinnerung an dieses Ereignis in der Nibelungensage bewahrt. Die verbliebenen Burgunden werden durch Rom ins Gebiet des Rhône-Tals umgesiedelt und gründen dort später ein neues Reich, das 532 im Fränkischen Reich aufgeht und dort neben Austrien und Neustrien einen eigenen Reichsteil bildet.

England

Hauptartikel: Die Angelsachsen, Anfang der Besiedelung Britanniens und Siedlungsgeschichte in England

Nach dem Zusammenbruch der Rheingrenze 406/407 wurden die Legionen aus Britannien abgezogen und die römische Präsenz auf der Insel erlosch vollständig. Die romano-britische Bevölkerung warb zum Schutz angelsächsische Söldner an. Gruppierungen der Angeln, Sachsen und Jüten siedelten sich im östlichen Teil der Insel an und vertrieben teilweise die keltische Bevölkerung, die im Laufe der Zeit immer weiter nach Westen abgedrängt wurde. Bis zum Ende des 7. Jahrhunderts hatten die Angelsachsen den größten Teil der Insel unterworfen und konnten ihre Herrschaft auch gegen die späteren Wikingereinfälle behaupten, bis England 1066 durch die Normannen erobert wurde.

Frankenreich

Hauptartikel: Fränkisches Reich

Bereits seit Beginn des 4. Jahrhunderts waren am nordöstlichen Ende Galliens Franken (später auch Salfranken) als Föderaten angesiedelt worden. Ende des 4. Jahrhunderts kam es wiederholt zu Kampfhandlungen zwischen Franken und Römern (siehe Marcomer). Nach dem Tode des weströmischen Heermeisters Aëtius, der 436 das Burgundenreich zerstörte und 451 in der Schlacht auf den Katalaunischen Feldern die Hunnen stoppte, wurde das Gebiet durch Westrom praktisch nicht mehr kontrolliert. Nach dem Zusammenbruch 476 existierte im Norden Galliens im Gebiet um Soissons ein römisches Restreich unter dem Statthalter Syagrius, dem Sohn des Heermeisters Aegidius. 486/487 besiegten die Salfranken unter dem Merowinger Chlodwig I. Syagrius in der Schlacht von Soissons. Dadurch verschob sich die Grenze des durch die Franken kontrollierten Gebiets bis an die Loire; das Salfränkische Reich wird nun Reich von Soissons genannt. Chlodwig, der zuerst nur einer von mehreren fränkischen Kleinkönigen war, beseitigte die anderen Teilkönigreiche. Er sah sich selbst in der Kontinuität römischer Herrschaft, übernahm die römischen Verwaltungsinstitutionen, trat zum katholischen Glauben über und sicherte sich seinen Einfluss auf die Kirche. Militärische Siege 496 und 506 gegen die Alamannen sowie 507 gegen die Westgoten in der Schlacht von Vouillé trugen zur weiteren Expansion fränkischer Herrschaft bei. Die Politik des Frankenreichs blieb auch weiterhin feindlich gegen die letzten unabhängigen germanischen Gentes. Aus der Verschenkung eroberten Grundbesitzes durch den König entwickelte sich das Lehnswesen. Im frühen 6. Jahrhundert (nach 507) entstand die lateinische Sammlung des Volksrechts der Franken Lex Salica. Das Reich von Soissons wird als Neustrien Bestandteil des Fränkischen Reichs, das bis zu seiner Teilung 843 im Vertrag von Verdun die bestimmende Großmacht in Mittel- und Westeuropa war.

Gotenreiche

Artikel: Theoderich der Große, Westgotische Besiedlungen und Tolosanisches Reich

Um 150 bis zur Mitte des 3. Jahrhunderts dehnten sich die Goten entlang Weichsel und Dnister bis zum Schwarzen Meer aus. Um 290 kam es zur Trennung der Goten in Terwingen und Greutungen; beide sind nicht völlig deckungsgleich mit den späteren West- und Ostgoten. In Südrussland errichteten die Greutungen ein Reich, über dessen Größe und inneren Aufbau wenig bekannt ist. Die Terwingen rückten in das von den Römern unter Aurelian aufgegebene Dakien ein und ließen sich dort nieder.

Die Goten lagen häufig mit den Römern im Konflikt, wurden jedoch nie unterworfen und besiegten 252 n. Chr. sogar ein ganzes römisches Heer. Durch den Einfall der Hunnen aus den asiatischen Steppen um 375 n. Chr. wurde das Reich der Greutungen zerstört bzw. fiel an die Hunnen. Die Greutungen zogen nach Westen und siedelten im Raum des heutigen Ungarn. Fortan standen sie unter Waffengefolgschaft der Hunnen und zogen 451 n. Chr. bei der Schlacht auf den Katalaunischen Feldern gegen die Westgoten (u.a. Burgunder) zu Felde.

488 n. Chr. zog der ostgotische König Theoderich mit den sich nun formierten Ostgoten nach Italien und besiegte den dortigen germanischen Herrscher Odoaker. Theoderich gründete daraufhin ein neues ostgotisches Reich in Italien, welches aber bald nach seinem Tod unterging.

Die Terwingen hingegen hatten sich dem hunnischen Zugriff entzogen und sich 376 über die Donau ins römische Reich abgesetzt. Dort wurden sie angesiedelt, rebellierten aber bald darauf, was zur Schlacht von Adrianopel 378 führte, in der Kaiser Valens und der Großteil des römischen Bewegungsheeres im Osten untergingen. Erst Theodosius I. schloss 382 einen Vertrag, der ihnen weitgehende Rechte einräumte. Nach dem Tod des Theodosius im Jahre 395, plünderte der Gote Alarich I. mit seinem Heer die römischen Provinzen; 410 eroberte er sogar Rom. Im Jahre 418 wurden die Terwingen, die sich nun endgültig zu den Westgoten formiert hatten, in Aquitanien angesiedelt, wo sie das Tolosanische Reich – begründeten, das später als Toledanisches Reich bis zur Eroberung durch die Mauren im Jahre 711 bestand.

Die Langobarden

Hauptartikel: Langobarden und Langobardenfeldzug

Nach der Eroberung des Gepidenreichs 567 wurden die Langobarden durch die Awaren verdrängt und eroberten unter König Alboin Norditalien mit der Hauptstadt Pavia und weitere Gebiete in Mittel- und Süditalien. Die anderen Regionen blieben unter Kontrolle des oströmischen Reiches. Diese Landnahme gilt als Abschluss der spätantiken Völkerwanderung. König Authari (584-590) trat vom arianischen zum katholischen Glauben über. Erst 662 verdrängt der Katholizismus den Arianismus offiziell – gleichzeitig mit dem Vordringen des Islam. Karl der Große eroberte 774 Pavia unter dem letzten Langobardenkönig Desiderius und ließ sich selbst zum König der Langobarden krönen. Im Süden blieb das Herzogtum Benevent bis zur Eroberung durch die Normannen im 11. Jahrhundert selbstständig. Der Name „Langobarden“ ist in der Bezeichnung Lombardei (ital. Lombardia), für eine norditalienische Region, bis heute erhalten geblieben.

Nordeuropa

Skandinavien um 550 n. Chr. nach Jordanes
Hauptartikel: Geschichte Skandinaviens
Artikel: Geschichte Norwegens und Geschichte Schwedens

Reich der Vandalen

Hauptartikel: Das Reich der Vandalen in Nordafrika

Im Jahre 406 fallen die Vandalen gemeinsam mit anderen germanischen Stämmen nach Gallien ein. Drei Jahre später haben sie die iberische Halbinsel erreicht. Unter König Geiserich dringen sie 429 zusammen mit Alanen nach Nordafrika vor und erobern die dortigen römischen Provinzen. Hippo Regius – während der Belagerung stirbt Augustinus von Hippo – ist bis 439 Hauptstadt. Mit der Eroberung von Africa Proconsularis wird Karthago Hauptstadt und die dortige römische Flotte wird erbeutet. In der Folgezeit werden zahlreiche Mittelmeerinseln erobert und 455 Rom geplündert und besetzt. Der oströmische Kaiser Zenon erkennt die Herrschaft der Vandalen 474 an. Im Jahre 477 wird Hunerich der Nachfolger von Geiserich und es kommt ab 483 zu Verfolgungen der Katholiken durch die arianischen Vandalen. Erst 523 wird für kurze Zeit unter Hilderich die katholische Religion wieder zugelassen. 534 erobert der oströmische Feldherr Belisar im Auftrag Justinians das Vandalenreich und beendet deren Herrschaft.

Das Ende der kaiserzeitlichen archäologischen Kulturen östlich der Elbe

Über den Niedergang der germanischen Besiedlung des ostelbischen Raums gibt es wenig historische Quellen. Es muss auf archäologische Untersuchungen zurückgegriffen werden. In der ersten Hälfte des 5. Jahrhundert ist auf polnischem Gebiet noch eine intensive Besiedlung durch die letzte Entwicklungsphase der Przeworsker Kultur nachweisbar. Das Gebiet stand in regen Beziehungen zum Reich von Attila (mittlerer Donauraum) und hatte wahrscheinlich auch eine gewisse politische Bedeutung („Fürstengrab“ von Jakuszowice). Das Ende dieser Kultur lässt sich um die späte Mitte des 5. Jahrhundert datieren. Bereits davor brechen die kaiserzeitlichen Spuren auf ukrainischem Gebiet ab. Die Gebiete der Slowakei, Mährens, Niederösterreichs, Böhmens und Ungarns weisen für das 5. Jahrhundert eine intensive germanische Besiedlung auf. Spätere Funde germanischer Kulturen sind in der Slowakei nicht mehr zu finden. Bereits die frühen donauländischen Bügelfibeln sind dort selten zu finden. Die Goldmünzfunde aus dem 6. Jahrhundert fehlen bis auf eine Ausnahme ganz. Die gepidische Besiedlung ist für das 6. Jh. auf dem Gebiet Ostungarns nachweisbar, jedoch nicht in der Ostslowakei. Im nordöstlichen Teil Mährens enden die germanischen Funde zu Beginn des 6. Jahrhunderts. In den anderen Regionen, in Niederösterreich und der Südslowakei westlich der Kleinen Karpaten ist die langobardische Besiedlung nachweisbar. Diese Besiedlung nimmt zur Mitte des 6. Jahrhunderts hin ab, als die Langobarden Pannonien besetzten. Für Böhmen wird bis nach der Mitte des 6. Jahrhunderts eine germanische Besiedlung vermutet. Über diese Besiedlungsbrücke könnten die Kontakte des mitteldeutschen Raums mit dem mittleren Donauraum verlaufen sein.

Die genannten Gebiete werden nachfolgend von den Slawen besiedelt. Der Charakter dieser Landnahme ist nicht zweifelsfrei zu klären. Die Kämpfe mit den Bayern (593 und 595) oder die Einfälle in Thüringen im 7. Jh. legen verheerende Einfälle mit anschließender Eroberung nahe. Jedoch waren auch Gebiete (Schlesien, Slowakei) möglicherweise einige Zeit unbewohnt, bevor sie durch die Slawen besetzt wurden. Die geräumten Gebiete sind oft sehr fruchtbar gewesen und die Motive für die Aufgabe der germanischen Besiedlung bleiben unklar. Mit dem Abzug der Langobarden nach Italien im Jahre 568 und dem Erscheinen der Awaren ergaben sich dann für die slawische Landnahme neue Möglichkeiten.[55]

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Tacitus Germania 2, 2
  2. Wenskus, Stammesbildung S. 267
  3. Wiwjorra S. 66.
  4. Leibnitz schrieb in seinen "Unvorgreiflichen Gedanken, betreffend die Ausübung und Verbesserung der Deutschen Sprache (postum 1717, Neudruck 1995 S. 22), dass alles, was die Schweden, Norweger und Isländer von ihren Goten rühmen, auch unser sei. Diese Völker müssten für nichts anderes als Norddeutsche gehalten werden. Auch Herder teilte 1765 diese Auffassung in einer Rezension zu der "Einführung in die Geschichte Dänemarks" des Historikers Paul Henri Mallet.
  5. Plutach, Marius 11, 4
  6. D. Timpe S. 184, v. Petrikovits S. 89.
  7. Walser; dagegen Wiegels Sp. 955.
  8. De chorographia 3, 3, 25
  9. De provinciis consularibus 32 f.
  10. Tacitus Germania 2,2.
  11. Wenskus (1986) S. 13
  12. Pfeifer, Wolfgang (2000): Etymologisches Wörterbuch des Deutschen, München, S. 434.
  13. Herwig Wolfram (2005): Die Germanen, München, 8. überarb. Auflage, S. 23
  14. Jordanes, Getica 24
  15. Feist S. 26 f.
  16. Timpe S. 191.
  17. Timpe S. 192.
  18. Jordanes Getica 67
  19. H. Steuer, S. 324. Schraffur im Original durch Farben ersetzt
  20. Peter J. Heather (1996): The Goths, Oxford, S. 11ff. Siehe auch Artikel Goten, in: Reallexikon der Germanischen Altertumskunde, 2. Aufl., Bd. 12 (1998), S. 402–443, speziell S. 412.
  21. Klaus Düwel: Runenkunde. Metzler, Stuttgart 2003. S. 1–11
  22. Heiko Uecker: Germanische Heldensage. Metzler, Stuttgart 1972. S. 16
  23. Düwel: a.a.O. S. 178, 203
  24. Wilhelm Streitberg: Gotisches Elementarbuch. Carl Winter, Heidelberg 1909. S. 21–39
  25. Wiegels Sp. 956.
  26. Kimbern, Alamannen.
  27. Wohl bei den Lugiern. Siehe zum frühesten Königtum auch Schlesinger, Verfassungsgeschichte.
  28. Res gestae 32, 1. Strabon nennt ihn in 7, 1, 4 ἠγεμῴν.
  29. Herwig Wolfram (2005): Die Germanen, München, 8. überarb. Aufl., S. 77
  30. Tacitus, Annalen II 46
  31. Herwig Wolfram (2005): Die Germanen, München, 8. überarb. Aufl., S. 41
  32. Tacitus, Annalen II 88
  33. Bergmann, Swantje: „Eicheln als Nahrungsmittel – Alltägliches Nahrungsmittel oder Indikator für Nahrungsknappheit?“ in: Andraschko, F. et. al (Hrsg.): Archäologie zwischen Befund und Rekonstruktion – Ansprache und Anschaulichkeit. Hamburg 2007.
  34. Crane, Eva: The archaeology of beekeeping. Duckworth, London 1983.
  35. Zitate nach Rudolf Simek: „Man vergleiche nur beispielsweise die Unterschiede zwischen den urban-romanisierten Ubiern am Mittelrhein im 2. Jahrhundert u. den […] archaischen Sachsen und Friesen im 8. Jahrhundert oder etwa die enormen zivilisatorischen Unterschiede zwischen den oberitalienischen Langobarden u. den Isländern im 9. Jahrhundert.“(Götter und Kulte der Germanen. Beck Verlag, 2006 S.8, 9) [als Fazit folgt] „Sowohl die Archäologie als auch neuerdings die Literaturwissenschaften haben zeigen können, daß uns die Quellen deswegen ein so uneinheitliches, nur schwer zu homogenisierendes Bild geben, weil die germanische Religion regional, sozial und chronologisch außerordentlich stark differenziert war, so daß wir eigentlich eher von ‚germanischen Religionen‘ sprechen müßten. Die Quellen müssen daher heute ganz anders und viel kritischer verwendet werden, als man das damals, bald nach der erstmaligen Herausgabe vieler literarischer mittelalterlicher Texte konnte“ (Mittelerde – Tolkien und die germanische Mythologie; München: C.H. Beck, 2005, S. 11.)
  36. Ström, Biezais: S. 79, zuzüglich Fußnoten.
  37. Behm-Blancke S. 363ff. Simek: Religion und Mythologie der Germanen, S. 42ff.
  38. Walter Baetke: Wörterbuch zur Altnordischen Prosaliteratur, Berlin 19762, S. 59 blót, blótan. Philippson S. 192.
  39. K. Schäferdiek: S. 391.
  40. Schäferdiek S. 392.
  41. Schäferdiek S. 393.
  42. ebd.
  43. Wenskus, Stammesbildung und Verfassung
  44. Pohl 2002
  45. Harald Haarmann (2005): Lexikon der untergegangenen Völker, München, S. 37f.
  46. Harald Haarmann (2005): Lexikon der untergegangenen Völker, München, S. 74
  47. Harald Haarmann (2005): Lexikon der untergegangenen Völker, München, S. 106
  48. Vgl. Artikel Goten, in: RGA, Bd. 12, S. 412f.
  49. Harald Haarmann (2005): Lexikon der untergegangenen Völker, München, S. 171
  50. Harald Haarmann (2005): Lexikon der untergegangenen Völker, München, S. 183
  51. Herwig Wolfram (2005): Die Germanen, München, 8. überarb. Aufl., S. 80
  52. Harald Haarmann (2005): Lexikon der untergegangenen Völker, München, S. 238
  53. Harald Haarmann (2005): Lexikon der untergegangenen Völker, München, S. 267
  54. Hermann Ament (2006): Die Germanen, in: Die Zeit. Welt- und Kulturgeschichte, Hamburg, Bd. 3, S. 371f.
  55. Kazimierz Godłowski: Das Aufhören der germanischen Kulturen an der mittleren Donau. In: Jan Bemmann, Michał Parczewski (Hrsg.): Frühe Slawen in Mitteleuropa. Wachholtz-Verlag, Neumünster, 2005, S. 141–148

Literatur

Quellen

Antike Autoren

  • Caesar (Gallischer Krieg 6,21),
  • Plutarch (Caesar c. 19),
  • Appian (Römische Geschichte 1,4,3),
  • Strabon (Geographie 7,2),
  • Plinius (in den verlorenen Bellis Germaniae),
  • Tacitus (Germania 9,39,40,43; Annalen I,51; II,12; XIII, 55,57; Historien IV, 14,22,61,65,73; V, 22ff.),
  • Sueton (Vitellius c. 14, Domitian c.16),
  • Sozomenos (Kirchengeschichte 6,37),
  • Claudian (Panegyrici Consul. Stilichonis 1, 288; Bell. get. 528, 542),
  • Orosius (Historiae adversum Paganos 5, 16),
  • Ammianus Marcellinus (Res Gestae 14,9; 25, 5, 17),
  • Agathias (2, 6; 28, 5),
  • Prokopios (Gotenkrieg 2, 4 ff.; 15, 25).

Übersetzungen

  • Res Gestae Divi Augusti. (Augustus. Meine Taten) Lateinisch-Griechisch-Deutsch1999 Düsseldorf/Zürich, ISBN 3-7608-1511-1.
  • Julius Caesar: Der Gallische Krieg. Reclam, Stuttgart 2004, ISBN 3-15-009960-9
  • Beda Venerabilis: Ecclesiastica gentis Anglorum (Kirchengeschichte des englischen Volkes), Hrsg. und übers. von G Spitzbart, 2. Aufl. Darmstadt 1997.
  • Ammianus Marcellinus: Römische Geschichte. Bde. I-IV, Übers. u. komm. W.Seyfahrt, 2. Aufl. Darmstadt 1978.
  • Velleius Paterculus: Historia Romana. Römische Geschichte. Lateinisch/deutsch. Übersetzt und hrsg. von Marion Giebel. 1989; bibliogr. erg. Ausg. Stuttgart, Reclam 1998, ISBN 3-15-008566-7
  • Publius Cornelius Tacitus: Germania (De origine et situ Germanorum liber), Reclam, Stuttgart 2000, Lateinisch/Deutsch ISBN 3-15-009391-0
  • Publius Cornelius Tacitus: Annalen. Lateinisch-Deutsch. Hg. von Erich Heller. Mit einer Einführung von Manfred Fuhrmann (Sammlung Tusculum). Düsseldorf/Zürich 3. Aufl. 1997.
  • Jordanes: Gotengeschichte nebst Auszügen aus seiner Römischen Geschichte. übersetzt von Wilhelm Martens, herausgegeben von Alexander Heine, Essen-Stuttgart 1985 (orig. 1914).
  • Hans-Werner Goetz, Karl-Wilhelm Welwei (Hrsg.): Altes Germanien. Auszüge aus den antiken Quellen über Germanen und ihre Beziehungen zum römischen Reich. Quellen der Alten Geschichte bis zum Jahre 238 n. Chr. Teil I. und II. Darmstadt 1995. Latein/griechisch/Deutsch.
  • Hans-Werner Goetz, Steffen Patzold, Karl Wilhelm Welwei: Die Germanen in der Völkerwanderung. Auszüge aus den antiken Quellen über die Germanen von der Mitte des 3. Jahrhunderts bis zum Jahre 453 n. Chr. Teil I. Darmstadt 2006, Teil II Darmstadt 2007. Latein/griechisch/Deutsch.

Sekundärliteratur

  • Hermann Ament: Die Germanen. In: Die Zeit. Welt- und Kulturgeschichte, Hamburg, 2006, Bd. 3, S. 321-372 (leicht verständlicher Text über die Epoche vor der Völkerwanderung auf aktuellem Stand der Forschung)
  • Heinrich Beck/Dieter Geuenich/Heiko Steuer/Dietrich Hakelberg (Hrsg.): Zur Geschichte der Gleichung „germanisch-deutsch“. Sprache und Namen, Geschichte und Institutionen. Ergänzungsbände zum Reallexikon der germanischen Altertumskunde 34, Berlin u.a., 2004, ISBN 3-11-017536-3. Inhaltsverzeichnis, Rezension von Gregor Hufenreuter in H-Soz-u-Kult, 22.07.2004.
  • Heinrich Beck (Hrsg.) unter Mitwirkung zahlreicher Fachgelehrter und red. Leitung von Rosemarie Müller: Germanen, Germania, germanische Altertumskunde. Ungekürzte Studienausgabe des Artikels aus dem Reallexikon der Germanischen Altertumskunde. Berlin 1998, ISBN 3-11-016383-7.
  • Günter Behm-Blancke: Kult und Ideologie. In: Bruno Krüger (Hrsg.): Die Germanen – Geschichte und Kultur der germanischen Stämme in Mitteleuropa. 4. Auflage Bd. 1, Akademie-Verlag, Berlin 1983.
  • Helmut Birkhan: Germanen und Kelten bis zum Ausgang der Römerzeit. In: Sitzungsberichte Österreichische Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse. Bd. 272, Bd. 1. Der Aussagewert von Wörtern und Sachen für die frühesten keltisch-germanischen Kulturbeziehungen, Böhlau, Wien 1970. 
  • Dieter Bischop u. a.: Siedler, Söldner und Piraten – Chauken und Sachsen im Bremer Raum, Begleitpbl. einer Ausstellung, 130 S., Bremer Archäologische Blätter 2/200, ISSN 0068-0907
  • Bruno Bleckmann: Die Germanen. Von Ariovist zu den Wikingern. C.H. Beck Verlag, München 2009. ISBN 978-3-406-58476-3
  • Maureen Carroll-Spillecke: Römer, Kelten und Germanen. Leben in den germanischen Provinzen Roms. Darmstadt 2003, ISBN 3-534-17426-7.
  • Sigmund Feist: Germanen und Kelten in der antiken Überlieferung. Halle 1927.
  • Uta von Freeden / Siegmar von Schnurbein (Hrsg.): Spuren der Jahrtausende. Archäologie und Geschichte in Deutschland. Stuttgart 2002, ISBN 3-8062-1337-2
  • Patrick Geary (1996): Die Merowinger. Europa vor Karl dem Großen. München 1996.
  • Vilhelm Grønbech: Vor folkeæt i oldtiden, Bd. I-IV (1. Lykkemand og Niding. 2. Midgård og Menneskelivet. 3. Hellighed og Helligdom. 4. Menneskelivet og Guderne). [1909–1912] Kopenhagen ²1955. (Dt. u. d. T. Kultur und Religion der Germanen, Darmstadt: Wiss. Buchgesellschaft 1954, 2 Bde.)
  • T.E. Karsten: Die Germanen, eine Einführung in die Geschichte ihrer Sprache und Kultur. Marix-Verlag, Wiesbaden 2004, nach der Ausgabe Berlin / Leipzig 1928, ISBN 3-937715-65-7
  • Arnulf Krause: Die Geschichte der Germanen. Frankfurt/Main 2002, ISBN 3-593-36885-4.
  • Karl R. Krierer: Antike Germanenbilder, Archäologische Forschungen 11, Denkschr. phil.-hist. Kl. 318, Wien: Österreichische Akademie der Wissenschaften, 2004, ISBN 3-7001-3239-5. [1]
  • Ernst Künzl: Die Germanen (Theiss WissenKompakt). Konrad Theiss Verlag, Stuttgart 2006, ISBN 3-8062-2036-0
  • Bruno Krüger (Hrsg.): Die Germanen – Geschichte und Kultur der germanischen Stämme in Mitteleuropa. 4. Auflage, 2 Bände, Akademie-Verlag, Berlin 1983.
  • Allan A. Lund: Die ersten Germanen. Ethnizität und Ethnogenese. Heidelberg 1998, ISBN 3-8253-0685-2.
  • Wilfried Menghin / Dieter Planck (Hrsg.): Menschen, Zeiten, Räume. Archäologie in Deutschland. Stuttgart 2002, ISBN 3-88609-467-7.
  • Rudolf Much/Herbert Jankuhn/Wolfgang Lange: Die Germania des Tacitus; Carl Winter Heidelberg, 1967.
  • Harald v. Petrikovits: Germani Cisrhenani. In: H. Beck (Hrsg.) Germanenprobleme aus heutiger Sicht. Berlin 1986. S. 88–106.
  • Ernst Alfred Philippson: Germanisches Heidentum bei den Angelsachsen (Kölner anglistische Arbeiten Bd.4). Verlag Bernh. Tauchnitz, Leipzig 1929.
  • Walter Pohl: Die Germanen. Enzyklopädie deutscher Geschichte Bd. 57. München 2000, ISBN 3-486-55705-X.
  • Walter Pohl: Die Völkerwanderung. Eroberung und Integration. Stuttgart – Berlin – Köln 2002.
  • Knut Schäferdiek: Germanen, Germania, Germanische Altertumskunde. IV. B. § 46: Christianisierung. In: Reallexikon der Germanischen Altertumskunde Bd. 11. Berlin/New York 1998. S. 388-395.
  • Walter Schlesinger: Beiträge zur deutschen Verfassungsgeschichte des Mittelalters I. Göttingen 1963.
  • Rudolf Simek: Die Germanen (UB Band 17051). Reclam Verlag, Stuttgart 2006
  • Rudolf Simek: Religion und Mythologie der Germanen. WBG, Darmstadt 2003. ISBN 3-534-16910-7
  • Heiko Steuer: Germanen, Germania, Germanische Altertumskunde. III B. Ursprung und Ausbreitung der Germanen. In: Reallexikon der Germanischen Altertumskunde Bd. 11. Berlin/New York 1998. S. 318-327.
  • Ake V. Ström, Haralds Biezais: Germanische und Baltische Religion. W. Kohlhammer Verlag, Stuttgart 1975, ISBN 3-17-001157-X.. 
  • Dieter Timpe: Germanen, Germania, Germanische Altertumskunde. I. Geschichte In: Reallexikon der Germanischen Altertumskunde Bd. 11. Berlin/New York 1998. S. 181-245.
  • Jürgen Udolph: Namenkundliche Studien zum Germanenproblem. Berlin 1994, ISBN 3-11-014138-8 (In dieser namenkundlichen Untersuchung über Gewässer-, Flur- und Ortsnamen auf mehr als 1000 Seiten versucht der Autor sich der Urheimat und Ethnogenese der Germanen zu nähern.)
  • Georg Walser: Caesar und die Germanen. Studien zur politischen Tendenz römischer Feldzugsberichte. Stuttgart 1956.
  • Reinhard Wenskus: Stammesbildung und Verfassung. Köln/Wien 1977, ISBN 3-412-00177-5
  • Reinhard Wenskus: Über die Möglichkeit eines allgemeinen interdisziplinären Germanenbegriffs. In: Germanenprobleme in heutiger Sicht. H. Beck (Hrsg.). Berlin/New York 1986. 1-21.
  • Rainer Wiegels: Rechtsrheinische Germanen. In: Der Neue Pauly Bd. 4. Stuttgart 1989. Sp. 955-957.
  • Herwig Wolfram: Die Germanen. Beck'sche Reihe, 8. überarb. Aufl., München 2004 (leicht verständlicher Überblick über den aktuellen Stand der Forschung und Begriffsdiskussion mit etwas eigenwilliger Systematik).
  • Reinhard Wolters: Römische Eroberung und Herrschaftsorganisation in Gallien und Germanien. Zur Entstehung und Bedeutung der sogenannten Klientel-Randstaaten. Universitätsverlag Dr. Norbert Brockmeyer, Bochum 1990. (Bochumer Historische Studien, Alte Geschichte Nr. 8)
  • Reinhard Wolters: „Tam diu Germania vincitur“: Römische Germanensiege und Germanensieg-Propaganda bis zum Ende des 1. Jahrhunderts n. Chr. Universitätsverlag Dr. Norbert Brockmeyer, Bochum 1989. (Kleine Hefte der Münzsammlung an der Ruhr-Universität Bochum, Nr. 10/11)

Moderner Film

Kultur und Lebensweise germanischer Stämme wurden auch zur Grundlage verschiedener moderner filmischer Darstellungen.

Dokumentarfilm

Einige Dokumentarfilme bemühen sich um eine differenzierte und historisch korrekte Darstellung unter Zuhilfenahme historischen Materials und Interviews mit interdisziplinären Wissenschaftlern.

  • Die Germanen, vierteilige ARD-Dokumentation über Kultur und Lebensweise der Germanen. Regisseure: Christian Twente, Stephan Koester, Schoko Okroy, Alexander Hogh; Erschienen: 2008
  • Kampf um Germanien - Die Varusschlacht, zweiteilige ZDF-Dokumentation über die Schlacht im Teutoburger Wald. Regisseur: Christian Twente, 2009

Weblinks


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