Wettbewerbsintensität

Wettbewerbsintensität

Unter Wettbewerbsintensität versteht man in der Wirtschaft das Maß für die Geschwindigkeit mit der Vorsprünge eines Konkurrenten aufgeholt werden können.

Modell nach A. Phillips

Phillips entwickelte 1966 ein Modell, mit dem er die Wettbewerbsintensität bestimmte. Philipps verneint eine eindeutige Beziehung zwischen Wettbewerbsintensität und Funktionsfähigkeit des Wettbewerbs. Philipps stellte dazu eine Wettbewerbsintensitätsfunktion auf, welche vier entscheidende Variablen enthält.

  • die formelle Strenge der zwischenbetrieblichen Kooperationen. Wenn sie steigt, sinkt die Wettbewerbsintensität
  • die Zahl der Unternehmen im relevanten Markt. Je höher die Anzahl, desto höher ist auch die Wettbewerbsintensität
  • der Grad der Ungleichverteilung der Macht. Je ungleicher die Macht verteilt ist, desto geringer die Wettbewerbsintensität
  • die Fähigkeit Anderer sich unabhängig am Markt zu verhalten. Je größer diese Zahl, desto höher auch die Wettbewersintensität

Modell nach E. Kantzenbach

Kantzenbachs Modell wurde Ende der 1960er Jahre entwickelt. Das Konzept basiert auf der Einsicht, dass Marktunvollkommenheiten unabdingbar sind, da vollständige Konkurrenz in der Realität kaum anzutreffen ist. Außerdem können diese hinsichtlich technischen Fortschritts sogar erwünscht sein, da nur bei Abweichen von der vollständigen Konkurrenz (Nullgewinnannahme) ein Anreiz für Innovationen besteht. Es geht daher nicht um die Beseitigung von Marktunvollkommenheiten, sondern um die Analyse des Zusammenhangs zwischen:

  • Marktstruktur (Anzahl der Anbieter, relative und absolute Größe der Unternehmen, Grad der Marktunvollkommenheiten),
  • Marktverhalten (Preisstrategien, Marktstrategien, Qualität; Marktverhalten kann wettbewerbsbeschränkend sein) und
  • Marktergebnis (am Markt erzielte Preise und Gewinne; abhängig von der Wettbewerbsintensität).

(SCP-Ansatz: structure, conduct, performance)

Zentral für das Konzept ist, dass eine Kausalität zwischen der Marktstruktur und dem Marktergebnis angenommen wird. Unter der Annahme dieser Kausalität ist das gewünschte Marktergebnis durch eine Beeinflussung der Marktstruktur zu erreichen. Das Marktergebnis hängt von der Wettbewerbsintensität ab. Diese wiederum hängt von zwei Faktoren ab: der Anzahl der Konkurrenten und dem Grad der Marktunvollkommenheit.

Die Wettbewerbsintensität spiegelt dabei die Dynamik des Wettbewerbsprozesses wider. Diese kann definiert werden als die Geschwindigkeit, mit der Innovationsvorsprünge von sog. Pionier-Unternehmen durch Imitation von Wettbewerbern eliminiert werden. Es werden unterschieden:

  • die potenzielle Wettbewerbsintensität, die sich einstellen würde, wenn alle Wettbewerber miteinander konkurrieren; sie steigt mit sinkender Anbieterzahl, da bei geringer Anbieterzahl eine schnellere Marktdurchdringung des technischen Fortschritts erfolgt. Sie ist am höchsten im homogenen Duopol.
  • die effektive Wettbewerbsintensität stellt sich unter Berücksichtigung wettbewerbsbeschränkenden Verhaltens ein. Sie steigt bis zu einer bestimmten Anzahl der Wettbewerber (bis 4-6 Wettbewerber), bis die potentielle Wettbewerbsintensität erreicht ist. Mit weiter steigender Anbieterzahl sinkt sie wieder ab, da die Unternehmen keine ausreichende Größe erreichen, um Innovationen hervorzubringen. Die Markttransparenz sinkt und die Marktdurchdringung des technischen Fortschritts wird langsamer.

Nach Kantzenbach ist also im weiten Oligopol mit mäßiger Produktdifferenzierung die optimale Wettbewerbsintensität erreicht. Er geht davon aus, dass der Wettbewerb bei einer mittleren Anzahl von Anbietern am größten ist. Gleichzeitig sind die Unternehmen groß genug, um in Produkt- und Prozessinnovationen zu investieren.

Allerdings fehlt hierbei die Definition wie die optimale Weite eines Oligopols bestimmt werden kann. Problematisch bei Kantzenbach ist aber auch die Einengung auf nur zwei Faktoren, es spielen auch staatliche Rahmenbedingungen, Rivalitätsneigung und Risikoneigung eine Rolle.

Literatur

  • Erhard Kantzenbach: „Die Funktionsfähigkeit des Wettbewerbs“, Göttingen 1966

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